Georg Löerwegb.
Herwegh, du eiserne Lerche,
Mit klirrendem Jubel steigst du empor
Zum heiligen Sonnenlichte! Heine,
Solchen Willkomm rief der sonst so „ungezogene Liebling der
Grazien" im Jahre 1841 dem jungen Dichter entgegen, als dessen
„Gedichte eines Lebendigen" wie Orgelton und Glockeilklaug durch
die politische Atmosphäre schollen.
preßten und bekümmerten Herzen aber athmeten auf bei diesem sieges-
trunkenen Evangelium der Freiheit. Der Dichter ward seinem Volke
ein Seher.
Und dieser Dichter, der in Millionen Herzen die kühnsten Hoff-
nungen aufflannnen machte, war ein junger Mann voir vierundzwanzig
Jahren und saß als Flüchtling in der Schweiz. Dort, beim literarischen
Die politische Dichtung war in jener Epoche, da Deutschland
seiner bürgerlichen Revolution entgegen lebte, nicht mehr neu, aber sie
hatte noch niemals eine solche Bewegung der Geister bewirkt. Der
etwas philiströse Spruch des alten Goethe: „Politisch Lied ein garstig
Lied!" — fcer sich wohl auf die franzosenfresserischen Gedichte aus der
Jeit des Fürstenfreiheitskrieges bezog — schien vollständig Lügen gestraft
durch jene herrlichen Verse, in denen alle jene Zeit bctvegcndcn Gefühle
und Gedanken, Tyrannenhaß rmd Freiheitsliebe, Weltschmerz r>»d
ebeneluft, Hoffnung und Verzweiflung ju einem gewaltigen Akkord
zusammeirflossen, der den Mächtigen rmd Unterdrückern jener Tage
wie der Posaunenton von Jericho' an die Ohren schlug, Alle ge-
^-Uage zum „Wahren Jacob" Nr. 252.
Komptoir zu Zürich und Winterthur, hatte er seine gesammelten Verse
drucken lassen. Die erste Ausgabe der „Gedichte eines Lebendigen"
liegt dem, der dies schreibt, vor. Ein zierliches Oktavbändchcn, 170
Seiten stark.
Man kann sich denke», wie das gewaltige zürnende uird strafende
Pathos, die beißende Satire und der kecke Witz dieses Büchleins in
die schwüle und beängstigende Stille jener Tage hinein platzten. Gleich.
in dem ersten Gedicht ward ein hochmüthiger Junker uicdergerannt,
zu dein seine meisten Zeitgenossen, auch der Spötter Heine, mit fast
abergläubischer Verehrung emporsahcn, Fürst Pückler-Muskau, der Ver-
fasser der „Briefe eines Verstorbenen". Kühn griff der „Lebendige"
Herwegh, du eiserne Lerche,
Mit klirrendem Jubel steigst du empor
Zum heiligen Sonnenlichte! Heine,
Solchen Willkomm rief der sonst so „ungezogene Liebling der
Grazien" im Jahre 1841 dem jungen Dichter entgegen, als dessen
„Gedichte eines Lebendigen" wie Orgelton und Glockeilklaug durch
die politische Atmosphäre schollen.
preßten und bekümmerten Herzen aber athmeten auf bei diesem sieges-
trunkenen Evangelium der Freiheit. Der Dichter ward seinem Volke
ein Seher.
Und dieser Dichter, der in Millionen Herzen die kühnsten Hoff-
nungen aufflannnen machte, war ein junger Mann voir vierundzwanzig
Jahren und saß als Flüchtling in der Schweiz. Dort, beim literarischen
Die politische Dichtung war in jener Epoche, da Deutschland
seiner bürgerlichen Revolution entgegen lebte, nicht mehr neu, aber sie
hatte noch niemals eine solche Bewegung der Geister bewirkt. Der
etwas philiströse Spruch des alten Goethe: „Politisch Lied ein garstig
Lied!" — fcer sich wohl auf die franzosenfresserischen Gedichte aus der
Jeit des Fürstenfreiheitskrieges bezog — schien vollständig Lügen gestraft
durch jene herrlichen Verse, in denen alle jene Zeit bctvegcndcn Gefühle
und Gedanken, Tyrannenhaß rmd Freiheitsliebe, Weltschmerz r>»d
ebeneluft, Hoffnung und Verzweiflung ju einem gewaltigen Akkord
zusammeirflossen, der den Mächtigen rmd Unterdrückern jener Tage
wie der Posaunenton von Jericho' an die Ohren schlug, Alle ge-
^-Uage zum „Wahren Jacob" Nr. 252.
Komptoir zu Zürich und Winterthur, hatte er seine gesammelten Verse
drucken lassen. Die erste Ausgabe der „Gedichte eines Lebendigen"
liegt dem, der dies schreibt, vor. Ein zierliches Oktavbändchcn, 170
Seiten stark.
Man kann sich denke», wie das gewaltige zürnende uird strafende
Pathos, die beißende Satire und der kecke Witz dieses Büchleins in
die schwüle und beängstigende Stille jener Tage hinein platzten. Gleich.
in dem ersten Gedicht ward ein hochmüthiger Junker uicdergerannt,
zu dein seine meisten Zeitgenossen, auch der Spötter Heine, mit fast
abergläubischer Verehrung emporsahcn, Fürst Pückler-Muskau, der Ver-
fasser der „Briefe eines Verstorbenen". Kühn griff der „Lebendige"