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Eine Warn n n g.
(Illustration nebenstehend.)
Nun Bäurin. hast Du meinen Zchuß gehört?
Zein Lcho rollte lange fort im Walde.
Nein Dackel hat den Burschen aufgestört
In dem Gebüsch an steinbedeckter Halde.
lUit seinen Zchlichen war ich längst bekannt.
Und als der Hund des Zchlauen Zpur entdeckte.
Hab' ich gar bald ihm eins aufs Fell gebrannt.
Daß alle vier er lautlos von sich streckte.
Die längste Zeit hat er den Grund gefegt
Nit busch'gem Zchweif. auf Nord erpicht und Rauben;
Nun ist sein schlimmes Handwerk ihm gelegt —
Der holt Dir keine Hühner mehr und Tauben!
Den andern freilich, der den Hof umschleicht
Auf weichen Zahlen lüstern und verstohlen.
Dem abzuthun ist — leider — nicht so leicht,
Den kann kein Dackel aus dem Baue holen.
Väterliche Belehrung.
Seppel (in der Zeitung (efeub): Vater, wie ist denn
das gemeint, die „wirthschaftlich Schwachen"?
Krüglhnber: Woast, Sepp, dös sag halt arme
Kerls, die net ins Wirthshaus gehn können, wanns
durstig sind.
A.: Weißt Du, welcher Unterschied ist zwischen So-
krates und unserem hiesigen Polizeikommissär?
33.°. Nein, das weiß ich nicht.
A.: Sokrates ivar ein alter Grieche, unser Polizei-
kommissär ist ein junger Kriecher.
Das Wichtigste.
Äedenk', o Nensch, bei Tag und Nacht.
Bedenk', zu allen Ztunden:
Durch Nehrung uns'rer Leemacht nur
Wird Deutschlands Heil gefunden.
Bist brotlos du und arbeitslos.
Zo last' es dich nicht scheeren.
Dein Lorgen sei dem plan geweiht.
Die Flotte zu vermehren.
Trag' ins versatzhaus deinen Bock.
Die Betten auch daneben.
Und gieb das letzte Zcherflei» her.
Der Flotte Nacht zu hebeu.
Tuält manchmal um die Nittagszeit
Lin Hunger dich, ein böser.
Zo seufze nur: all) wäre doch
Die deutsche Flotte größer.
Was braucht man deine Zage auch.
Du Armer, zu verbessern.
Ist Deutschlands Flotte mächtig nur
In sämmtlichen Gewässern.
Und wenn du auch zu Grunde gehst,
Lin Trost dich stets begleitet:
Die Ztärkung uns'rer Flotte wird
Jetzt ernstlich vorbereitet.
Ein Stündchen in der Hölle.
Von unserem eigenen Mark Twain.
„Gehen Sie zum Teufel!" hatte mein Chef,
der wirkliche geheime Legationsrath von und zu
Schulze, ärgerlich zu mir gesagt, weil ich in,
Diensteifer ihm einige Hühneraugen abgetreten
hatte, während er zur Inspektion kam, um meine
Leistungen als Diplomateu-Lehrliug zu prüfen.
Gehorsam legte ich die Feder aus der Hand
und machte mich auf den Weg. Was ich beim
Teufel eigentlich verrichten sollte, wußte ich nicht,
aber ich hatte die Zuversicht, daß sich das im
Laufe meiner Sendung schon Herausstellen werde,
und ich kannte den Sitz des Teufels als ein uns
befreundetes Ressort, denn wir hatten außer-
ordentlich oft mit Teufeleien zu thuu.
Ich bestieg also einen Wagen der großen
Berliner Pferdebahn-Gesellschaft und nahm ein
Billet zum Höllenthor, wo sich eine Haltestelle
befindet.
Als ich in den Vorhof der Hölle cintrat, staunte
ich über den ungeheuren Güterverkehr, welcher
dort vorhanden ist. Zahlreiche Lastwagen mit allen
möglichen Waarcu, Lebensmitteln, Gebrauchs- und
Luxusgegenständeu wurden dort abgeladeu. Da
sieht man erst, wie viele nützliche Produkte bei
der heutigen planlosen Produktionsweise zum
Teufel gehen.
Ich hielt mich aber mit volkswirthschaftlichen
Erwägungen nicht auf, da sich um solche ein
Diplomat nicht gu kümmern braucht, sondern
legitimirte mich beinr Portier einfach mit meinem
Passepartout, welches jedes Mitglied des diplo-
matischen Ressorts besitzt; dann bestieg ich den
eleganten Fahrstuhl und fuhr zur Hölle.
Diese Fahrt, zu welcher die Leute früher drei
Tage gebraucht haben sollen, legt man mittels
des elektrischen Betriebs jetzt in wenigen Minuten
zurück. Das ist auch nothwendig, denn die Freqrienz
ist außerordentlich gestiegen, seil Männer >vic
Stöcker und Hammerstein für Religion und Sitte
gekämpft haben.
Die Hölle selbst macht auf den Ankommenden
einen überaus freundlichen und ivohlthuendcn Ein-
druck. Hier herrscht nicht der sinnverwirrende
Straßenlärm der Weltstadt, sondern eine gewisse
vornehme Ruhe, denn es wohnen hier nur die
sogenannten besseren Leute, die den besitzenden und
gebildeten Klassen entstammen - kurz, die Hölle
. ist das eigentliche Geheimrathsviertel von Berlin.
Ich schleuderte das breite Asphalt-Trottoir
entlang, betrachtete in der Ringpromenade das
sehr geschmackvoll ausgeführte Denkmal Wiudt-
horst's, der „Perle von Meppen", welcher hier
warme Verehrung genießt, und bog in eine der
großen Verkehrs- und Geschäftsstraßen ein.
Im Schaufenster einer Buchhandlung sah ich
das „Buch vom Fürsten Bismarck", welches in
der Hölle zu Studienzwecken viel gelesen wird,
ferner Porträts des Kaisers von Rußland, des
Emirs von Afghanistan und sonstiger asiatischer
Potentaten, die den Höllenbemohnern imponiren.
Auch eine Broschüre: „Das sächsische Dreiklassen-
mahlsystem, die neueste Teufelei in Mitteleuropa",
war mehrfach ausgestellt.
Da die Bureaus seiner Exzellenz des Teufels
erst Nachmittags drei Uhr eröffnet werden, trat
ich in ein Bayrisch-Bierlokal und genehmigte, alter
Gewohnheit gemäß, einen Schoppen. Die frühere
Klage über schlechtes Bier in der Hölle, „Teufeis-
gesöff", „Höllenbräu." oder wie man es nannte,
sind gänzlich verstummt, seit die alten Münchener
Großbräuer — trotz ihrer bei Lebzeiten zur Schau
getragenen Frömmigkeit — ziemlich vollzählig in
der Hölle angekommen sind. Sie kamen hierher,
weil sie das Publikum durch schlechtes Einschänken
um Millionen von Litern betrogen halten. Anfangs
wollten sie dieses Geschäft hier fortsctzeu, aber dag
gelang ihnen nicht, denn unter den überaus zahl-
reichen Juristen in der Hölle giebt es auch sehr
aufmerksame Staatsanwälte, die solchen Betrug
nicht durchgehen lassen.
Als die für den Besuch geeignete Zeit heran-
gekomnien war, bestieg ich eine Taxameter-Droschke
und fuhr nach dem Regierungspalaste Seiner
Exzellenz.
Viele Teufel, theils mit Aktenbündelu unterm
Arm, gingen dort geschäftig ein und aus. Wer
noch nicht die Ehre hatte, der Hölle einen Besuch
abzustatten, macht sich auch von den Teufeln meist
ganz falsche Begriffe. Es ist ein altes Ammeu-
märchcu, daß die Teufel je einen Pferdefuß uud
einen Ochseuschwanz tragen. Sie schreiten vicl-
I mehr ganz militärisch stramm einher, wie es sich
Eine Warn n n g.
(Illustration nebenstehend.)
Nun Bäurin. hast Du meinen Zchuß gehört?
Zein Lcho rollte lange fort im Walde.
Nein Dackel hat den Burschen aufgestört
In dem Gebüsch an steinbedeckter Halde.
lUit seinen Zchlichen war ich längst bekannt.
Und als der Hund des Zchlauen Zpur entdeckte.
Hab' ich gar bald ihm eins aufs Fell gebrannt.
Daß alle vier er lautlos von sich streckte.
Die längste Zeit hat er den Grund gefegt
Nit busch'gem Zchweif. auf Nord erpicht und Rauben;
Nun ist sein schlimmes Handwerk ihm gelegt —
Der holt Dir keine Hühner mehr und Tauben!
Den andern freilich, der den Hof umschleicht
Auf weichen Zahlen lüstern und verstohlen.
Dem abzuthun ist — leider — nicht so leicht,
Den kann kein Dackel aus dem Baue holen.
Väterliche Belehrung.
Seppel (in der Zeitung (efeub): Vater, wie ist denn
das gemeint, die „wirthschaftlich Schwachen"?
Krüglhnber: Woast, Sepp, dös sag halt arme
Kerls, die net ins Wirthshaus gehn können, wanns
durstig sind.
A.: Weißt Du, welcher Unterschied ist zwischen So-
krates und unserem hiesigen Polizeikommissär?
33.°. Nein, das weiß ich nicht.
A.: Sokrates ivar ein alter Grieche, unser Polizei-
kommissär ist ein junger Kriecher.
Das Wichtigste.
Äedenk', o Nensch, bei Tag und Nacht.
Bedenk', zu allen Ztunden:
Durch Nehrung uns'rer Leemacht nur
Wird Deutschlands Heil gefunden.
Bist brotlos du und arbeitslos.
Zo last' es dich nicht scheeren.
Dein Lorgen sei dem plan geweiht.
Die Flotte zu vermehren.
Trag' ins versatzhaus deinen Bock.
Die Betten auch daneben.
Und gieb das letzte Zcherflei» her.
Der Flotte Nacht zu hebeu.
Tuält manchmal um die Nittagszeit
Lin Hunger dich, ein böser.
Zo seufze nur: all) wäre doch
Die deutsche Flotte größer.
Was braucht man deine Zage auch.
Du Armer, zu verbessern.
Ist Deutschlands Flotte mächtig nur
In sämmtlichen Gewässern.
Und wenn du auch zu Grunde gehst,
Lin Trost dich stets begleitet:
Die Ztärkung uns'rer Flotte wird
Jetzt ernstlich vorbereitet.
Ein Stündchen in der Hölle.
Von unserem eigenen Mark Twain.
„Gehen Sie zum Teufel!" hatte mein Chef,
der wirkliche geheime Legationsrath von und zu
Schulze, ärgerlich zu mir gesagt, weil ich in,
Diensteifer ihm einige Hühneraugen abgetreten
hatte, während er zur Inspektion kam, um meine
Leistungen als Diplomateu-Lehrliug zu prüfen.
Gehorsam legte ich die Feder aus der Hand
und machte mich auf den Weg. Was ich beim
Teufel eigentlich verrichten sollte, wußte ich nicht,
aber ich hatte die Zuversicht, daß sich das im
Laufe meiner Sendung schon Herausstellen werde,
und ich kannte den Sitz des Teufels als ein uns
befreundetes Ressort, denn wir hatten außer-
ordentlich oft mit Teufeleien zu thuu.
Ich bestieg also einen Wagen der großen
Berliner Pferdebahn-Gesellschaft und nahm ein
Billet zum Höllenthor, wo sich eine Haltestelle
befindet.
Als ich in den Vorhof der Hölle cintrat, staunte
ich über den ungeheuren Güterverkehr, welcher
dort vorhanden ist. Zahlreiche Lastwagen mit allen
möglichen Waarcu, Lebensmitteln, Gebrauchs- und
Luxusgegenständeu wurden dort abgeladeu. Da
sieht man erst, wie viele nützliche Produkte bei
der heutigen planlosen Produktionsweise zum
Teufel gehen.
Ich hielt mich aber mit volkswirthschaftlichen
Erwägungen nicht auf, da sich um solche ein
Diplomat nicht gu kümmern braucht, sondern
legitimirte mich beinr Portier einfach mit meinem
Passepartout, welches jedes Mitglied des diplo-
matischen Ressorts besitzt; dann bestieg ich den
eleganten Fahrstuhl und fuhr zur Hölle.
Diese Fahrt, zu welcher die Leute früher drei
Tage gebraucht haben sollen, legt man mittels
des elektrischen Betriebs jetzt in wenigen Minuten
zurück. Das ist auch nothwendig, denn die Freqrienz
ist außerordentlich gestiegen, seil Männer >vic
Stöcker und Hammerstein für Religion und Sitte
gekämpft haben.
Die Hölle selbst macht auf den Ankommenden
einen überaus freundlichen und ivohlthuendcn Ein-
druck. Hier herrscht nicht der sinnverwirrende
Straßenlärm der Weltstadt, sondern eine gewisse
vornehme Ruhe, denn es wohnen hier nur die
sogenannten besseren Leute, die den besitzenden und
gebildeten Klassen entstammen - kurz, die Hölle
. ist das eigentliche Geheimrathsviertel von Berlin.
Ich schleuderte das breite Asphalt-Trottoir
entlang, betrachtete in der Ringpromenade das
sehr geschmackvoll ausgeführte Denkmal Wiudt-
horst's, der „Perle von Meppen", welcher hier
warme Verehrung genießt, und bog in eine der
großen Verkehrs- und Geschäftsstraßen ein.
Im Schaufenster einer Buchhandlung sah ich
das „Buch vom Fürsten Bismarck", welches in
der Hölle zu Studienzwecken viel gelesen wird,
ferner Porträts des Kaisers von Rußland, des
Emirs von Afghanistan und sonstiger asiatischer
Potentaten, die den Höllenbemohnern imponiren.
Auch eine Broschüre: „Das sächsische Dreiklassen-
mahlsystem, die neueste Teufelei in Mitteleuropa",
war mehrfach ausgestellt.
Da die Bureaus seiner Exzellenz des Teufels
erst Nachmittags drei Uhr eröffnet werden, trat
ich in ein Bayrisch-Bierlokal und genehmigte, alter
Gewohnheit gemäß, einen Schoppen. Die frühere
Klage über schlechtes Bier in der Hölle, „Teufeis-
gesöff", „Höllenbräu." oder wie man es nannte,
sind gänzlich verstummt, seit die alten Münchener
Großbräuer — trotz ihrer bei Lebzeiten zur Schau
getragenen Frömmigkeit — ziemlich vollzählig in
der Hölle angekommen sind. Sie kamen hierher,
weil sie das Publikum durch schlechtes Einschänken
um Millionen von Litern betrogen halten. Anfangs
wollten sie dieses Geschäft hier fortsctzeu, aber dag
gelang ihnen nicht, denn unter den überaus zahl-
reichen Juristen in der Hölle giebt es auch sehr
aufmerksame Staatsanwälte, die solchen Betrug
nicht durchgehen lassen.
Als die für den Besuch geeignete Zeit heran-
gekomnien war, bestieg ich eine Taxameter-Droschke
und fuhr nach dem Regierungspalaste Seiner
Exzellenz.
Viele Teufel, theils mit Aktenbündelu unterm
Arm, gingen dort geschäftig ein und aus. Wer
noch nicht die Ehre hatte, der Hölle einen Besuch
abzustatten, macht sich auch von den Teufeln meist
ganz falsche Begriffe. Es ist ein altes Ammeu-
märchcu, daß die Teufel je einen Pferdefuß uud
einen Ochseuschwanz tragen. Sie schreiten vicl-
I mehr ganz militärisch stramm einher, wie es sich