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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0073
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215?

Herr Bendel, ein KurzwaarenlMdlcr, hat sein Haus günstig
verlaust; in der sreudigcn Erregung fragt er den Käufer: „Darf
ich cs Ihnen vielleicht zusendcn?"

Sfatij ~ TTocat

' vorv

k.Kalbow^

H.J.noirK flo. f k

Na, wenn tut eener von die Herren schlau ist, denn spendirt er mir jetzt
»>->t denn bin ick nachher bei't Ransschmcißen ooch een anderer Mensch!

für diese berufenen Hüter der öffentlichen Ordnung
tticht anders schickt. Schwänze haben sie höchstens
in früheren Zeiten getragen, als dieselben auch
beim preußischen Militär — in Gestalt von Haar-
zöpsen - noch zur vorschriftsmäßigen Uniform
gehörten. Auch die Behauptung, daß jeder Teufel,
Hörner habe, ist übertrieben, denn cs kommen j

solche Feier die Hölle doch gar zu sehr diskredi- | „Er ist noch nicht an der Reihe", antwortete
tiren würde. Attch der Teufel müsse heutzutage der Teufel, „es stehen noch Viele vor ihm auf
auf die öffentliche Meinung Rücksicht nehmen, j der Rangliste"

mid

war betont worden.

Es waren noch allerlei Leute im Vorzimmer, -- „

anwesend, z. B. ein Werkführer eines sehr be- ! kommt noch lange nicht daran: beit will ich erst

kannten Großindustriellen mit dein Entwurf einer noch irgendwo zum Kultusminister machen."

.„Und warum verzichten Sie so lange mtf die

ausgezeichnete Kraft Sr. Durchlaucht des Fürsten

Bismarck?" fragte ich.

„Etwa auch Stöcker?" fragte ich etivas vorlaut.
Der Teufel schüttelte den Kopf. „Der Stöcker

. ^.urr t* „,.ft

yuum yaoe, i,t uvertrteven, denn es kommen' ranmen isrogmomiricuc» ‘»“ v"'”

üörner nur noch vereinzelt hier und da bei ver-' neuen Fabrikordnung, ferner ein Reporter oer
jeiratheten Teufeln vor. Die gegenwärtige Uni- „Hamburger Nachrichten", cm Arbeitshau^m
iorm der in Dienst befindlichen Teufel besteht in j spektor aus der Gegend von Köln ms.w., aocr

' Wer sagt Ihnen, daß ich darauf verzichte,
erwiderte der Teufel lebhaft. „Ich kann 'hn
oben besser brauchen, ivie hier; er hat mrr schon
unschätzbare Dienste geleistet und förmlich Schu r
gemacht in der nrodcrnen Technik der Teufeleien.
Am liebsten sähe ich es, wenn er noch emma
Reichskanzler würde tind seine Plane gegen die
Sozialdemokraten ansführen könnte. Aber das
erreicht er nicht mehr, denn er fangt cs gar zu
ungeschickt an; er ist eben auch alt seworden^cS

russtsm-sranzos,sehen Bündnisses und zu H!riner! die Spmche'dimt''für dkDiploinaten bekanntlich ! ^ 'chadc mn ,h>>. Schlleßli^^ wrr
Ueberra chung auch d,e Akten des Dreibundes;! dazu, die Gedanken zu verbergen, oder - um ubug vnw E ^ ^ der hohen Politik reden",
de, letzteren befanden sich Oriainalb,!«.- .....! dieses alte Wort modern zu präzisiren: die Sprache| ^ darf ich wohl fragen, ob die

ist oft dazu da, um zu verbergen, daß man tiber- i bm r ch, 'Sab.net§ unt„ dem gegen-

vltr'1 "X- 'ülen't befindlichen Teufel besteht IN sperror ans m w>i owi» ». ,. ..., .....

t Km SBaffenro(f, Pickelhaube und Seitengewehr, als Vertreter der Diplomatie hatte ich den Vor-
n° ^ bsebt es auch Teufel in Zivil, ivelche in tritt vor allen und stand alsbald dem Teufel

herumschleichen, um gegenüber. .

" ° .. ' ~' ‘ 1 Der Teufel, ein freundlicher Herr in den

besten Jahren, mit einem gewöhnlichen Offiziers- '
dienstrock der Infanterie angethan, lud mich zmn
Sitzeil ein und fragte, was ich ivüirsche.

„Etwas sehr wichtiges", erwiderte ich ge-
heimnißooll.

Eigentlich ivünschtc ich überhaupt nichts, aber

..ui «uutiuungen hcrumsaiietaien, um

Alajestätsbeleidigungcn und sonstige Schandthatcn
zu ermitteln r>nd zu dcnunziren.

Seine Exzellenz der Teufel ivar für mich nicht
gleich zu sprechen, ich ließ mich deshalb ein ivenig
in den höllischen Artwus.»,- | “

... .... nrveitsraumen und Archiven

herumführen, um meine staatsmännifchen Kennt-
nisse zu bereichern. Ich fand hier die Akten des
russisch-französischen Bündnisses und zu meiner

vei icgieren vcfanoen sich Originalbriefe vo>> dieses alte Wort modern zu präzisiren: die Sprache
Ermpi, welcher xersona grntn beim Chef der ist oft dazu da, um zu verbergen, daß man übcr-
Holle zu sein scheint, denn er redet den Teufel
„Lieber Bruder!" an. Welche Teufeleien in be-
sagten Akten enthalten sein mögen, konnte ich

utrfcf övkrtvfA«,* ..-

Haupt keine Gedanken hat.

nicht erforschen, denn sie liegen noch unter Amls-
gcheimniß. Unter den ältere» Teufelswerken nahm
besonders die Entstehungsgeschichte des deutsch-
französischen Krieges und das Sozialistengesetz
einen großen Raum ein. Die Namen der hervor-
ragendsten Mitarbeiter sind auf einer höllischen
Ehrentafel verzeichnet; die Mehrzahl dieser Namen
>var mir bekannt.

und fragte »eitev, i» »eifert «»>«»« ich i,r»d<>. und »Me^ »>-»»-»

^ lUCUCl, lll ltn:||Ul *AU|tluy ivv — - ' -

„Mein Chef, der Legationsrath von und zu i zu geben geneigt wären?"

Schulze, schickt mich zu Eurer Exzellenz", be-> Aber da schüttelte der Gefragte ganz energ,,ch

Achtete ich der Wahrheit gemäß und log hinzu: i den Kopf.

„Er wünscht verschiedene wichtige Aufschlüsse". | „Bleiben Sie mir mit Ihrem neuen Kurs
Ein wenig muß man als Diplomat auch den ', vom Leibe", ries er fast grob, „denn dann kennt
Teufel belügen können. Er fiel wirklich darauf! sich der Teufel selbst nicht aus!"
hinein. ~"° ' ' . K-a-*-*-

"Wir tauschten noch einige Höflichkeitsphrasen

. „uu.uu, , „mn Diplomat fragt stets mehr, als zehn! aus, der Teufel bat mich, seinen Bevollmächtigten,

Im Wartezimmer begegnete ich einer Depii- Teufel beantworten können", zankte er, „>vas beit ®e?v!I nnmWicn^'nuiie? imb fcLtc^iüt
t°ti°n von hervorragenden Teufels-Veteranen,! will man also wissen?" . i den Palast des gewaltigen Mannes und kehrte mit

Ich griff rasch eine die staatserhaltcndcn Kreise dem letzten Pferdebahn-Anschluß auf dicOber-
^chgrm rasch eine oietiaaiser-^.. j)ueIt unb und) Berlin zurück. Ich verabschiede

„Ein Diploniat fragt stets mehr, als zehn
.... ..., ...... ^..ufel beantworten köi

"" -°- Teufels-Veteranen, j ivill man also wissen?"

wcidjc — ivie man erfuhr — um die Erlaubniß! tvjf- —!rr r> 1 L
^bete» hatten, dem Assessor Wehlan zu Ehren!.

«ne Fei« zu veranstalten, um dessen höllische ! ... ... .. w.. .,., ......

^wten in Kamerun zu verherrlichen. Die Ge-! beu Herrn von Hammerstcin nicht geholt haben? mit dem Wunsche, daß alle Diplomaten cben-
'°h>n>gung hierzu wurde aber versagt, weil eine Der ist tms höchst lästig". r~,,i= .

.'-•“U <v>vV Dvlll r-uie. viv.

mt zu Ehren Berlins stark intercssirendc Frage heraus.

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iii.i iiaii mreveiiucuui’ tyiuye yu,uux>» I ^ yuuriu/iwr

Zunächst fragt man, warum Sie eigentlich mich von den verehrten Lesern und Leserinnen

VSpWtt ttittt OSmiimarf+pin ittrflf npflilTt llltt beill iMsllllffflP. hdfj ntfi’

i falls zum Teufel gehen mögen.
 
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