Der neue Dom TuiXote.
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c wissen?Ä*? mi) bn' 9iefibcn« berufen sein, Frau Martha.
Is >a, hoch man dort den Rath des Herrn Scharf von der
ber gnädige Herr ist ans und davon
nur denken soll." ^ ^ weiß gar nicht, was ich davon
Sr
Saara schätzt."
„Ach nein", wies die brave Haushälterin die Tröstung des Arztes
ab. „Er ist ganz heimlich und zit Pferde anfgebrocheir rnid dazu in
seiner Rüstung. Wissen Sie, die er sich kürzlich hat machen lassen.
Keine von Eisen; dein: die wäre dem gnädigen Herrn wohl zu schwer
gewesen. Eine von Blech, ivie die Schauspieler in den Ritterstücken
darin herumklapperir. Auch der Hans Dickwanst aus dem Dorf ist
sammt seinem Esel verschwunden. Aber daran sind blos die schreck-
tühen Zeitungen schuld, und ganz besonders die „Irrlehren" eines gewissen
Richters. Sehen Sie blos einmal in seine Stube, Herr Doktor.
Sie öffnete die Thür zu derselben und der Arzt fand -rasche, Stühle,
das Sopha und den Fußboden mit Hansen von Zeitungen bedeckt.
Wie er sich überzeugte, waren es konservative, antisemitische, ultra-
montane und nationalliberale Blätter aus dem ganzen Reiche. „Solche
tägliche Kost erfordert allerdings einen starken Magen", meinte der Arzt.
»Das hab' ich dem gnädigen Herrn auch gesagt", pflichtete chm
Frau Martha bei. „Aber er wollte nicht hören. Und wenn er so den
langen lieben Tag, ohne an Essen und Trinke» zu denken, und oft
brs tief in die Nacht in den unseligen Blättern studirt hatte, daiur griff
er nach seinem Degen und hieb und stach auf die Wände los. War
er dann müde, so sprach er, er hätte vier Dutzend Rothe erlegt."
»Also an Sozi-Kongestionen leidet er?" sprach der Arzt. „Die
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1 will zitschauen, daß wir seiner habhaft werden."
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Krankheit ist heute unter den vornehmen und rer >e> ^ Ich
verbreitet. Nun, wir stellen den Herrn —ar
Was keine Polizeiaewalt verniocht hatte, der sinnreiche ^>nn. i
Schars von der Saara wollte es allein mit der Logik seines ^chiveitc>.
vollbringen. Als ein zweiter Herkules oder, was seiner troumwn u
stnnung besser zusagte, als ein Ritter Georg, wollte er den Drachen
der Sozialdemokratie überwinden und vernichten. Nun hatte er zu
dresein heiligen Kampfe ganz gut am hellen lichten Tage ausrerten
tonnen, ohne von Jeu,and daran verhindert zu werden. Denn er gebot
auf seinen Gütern so unumschränkt wie ein König unto seine Leute er-
achtete er nicht anders als Leibeigene. Aber er befürchtete, daß die
ganze, von der Hölle ausgespieene Rotte ins Mauseloch kröche, wenn
tu hörte, daß er, der sinnreiche Junker Scharf von der Saara auf sei
zu ihrer Vernichtung. Wie ein Wetterstrahl vom heiteren Huninel
wollte er plötzlich mit seinem Grinrm sie treffen. Darum war er ini
Dritte Beilage zum „wahren Iacob" Br. 255.
Dunkel der Nacht aus seinem Schlosse entwichen und darum trug sein
Blechschild weder Wappen noch Inschrift.
Hans Dickwanst mit seinem Esel, dem er fürsorglich einen gut-
gefüllten Schnappsack aufgeladen hatte, erwartete den Junker vor dem
Dorfe. Seine kleinen Augen sperrten sich weit auf >vic Scheunenthore,
als er seinen Herrn glitzernd und blitzend mit Speer und Tartsche daher-
kvmmen sah. Ein Wunder war es, daß der sinnreiche Junker Scharf diesen
Dickschädel von einem Bauern bewogen hatte, ihn auf seiner Heldenfahrt
als Schildknappen zu begleiten. Denn Hans kümmerte sich keinen Stroh-
halni um die Rothen noch nm irgend welche Farbigen in der Welt.
WaS ihn gewann, war das Versprechen des Junkers, ihn zu seinem
Minister zu machen, sobald er die Rothen init Stumpf und Stiel
ausgerottet haben würde. Weil er unter dein Pantoffel seiner Frau
stand, wollte er auch einmal die Süßigkeit des Herrschens kosten.
Hätte er nur erst das Amt, darauf losregiercn wollte er schon, ivas
daö Zeug hält, versicherte er.
So zogen sie denn im Sternlichte fürbaß und der sinnreiche
Junker verkürzte seinem Schildknappen den Weg, indem er ihm die
grarisigen Geschichten von den Rothen erzählte, die er in seinen Zeitiingen
gelesen hatte. Hans schauderte in der Dunkelheit die Haut, so dick .sie
ivar, und er holte verstohlen seine Schnapsflasche aus dem Schnappsack
hervor und stärkte sich das Herz. „Das müssen ja ganz schauderhafte
Kerle sein", rief er, „und Sie thun wohl daran, gilädiger Herr, sie
zu vernichten. Aber", fügte er bedenklich hinzu, indem er sich den
Kopf kraute, „was ivird die Polizei dazu sagen, Ivenn Sie die Kerle
so auf Ihre eigene Faust umbringen?" Der sinnreiche Junker lachte
laut hinaus. „O Hans, wo hast Du jemals gehört und gelesen, daß
man einen Kämpen für Thron und Altar, wenn er auch noch so viele
qualifizirte Tcdtschläge begangen, vor Gericht gezogen hätte?"
Gelesen hatte es Hans Dickwanst jedenfalls nicht, denn er konnte
nicht lesen. Er beruhigte sich daher, indem er sagte: „Was geht's mich
an? Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß."
Bei Tagesanbruch kamen sie an einen Weideplatz, der durch einen
breiten Graben von der Landstraße geschieden tvar. In dein Grase
lagerte zerstreut eine Rinderheerde. Eine Kuh, wohl angelockt voir dem
blinkenden Junker, erhob sich und kam bedächtig bis an den Graben-
rand, wo sie stehen blieb. Junker Scharf hatte kaum die Heerde be-
merkt, so breitete er beide Arme gen Himmel und rief: „Die heilige
Agnes sei gepriesen! Da stoßen wir schon auf eine dieser verruchten
Rotten!" Er warf sein Pferd herum, um zuin Sprunge über den
Graben einer, Anlauf zu nehmen, legte die Lanze ein und gab seinem
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nur denken soll." ^ ^ weiß gar nicht, was ich davon
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Saara schätzt."
„Ach nein", wies die brave Haushälterin die Tröstung des Arztes
ab. „Er ist ganz heimlich und zit Pferde anfgebrocheir rnid dazu in
seiner Rüstung. Wissen Sie, die er sich kürzlich hat machen lassen.
Keine von Eisen; dein: die wäre dem gnädigen Herrn wohl zu schwer
gewesen. Eine von Blech, ivie die Schauspieler in den Ritterstücken
darin herumklapperir. Auch der Hans Dickwanst aus dem Dorf ist
sammt seinem Esel verschwunden. Aber daran sind blos die schreck-
tühen Zeitungen schuld, und ganz besonders die „Irrlehren" eines gewissen
Richters. Sehen Sie blos einmal in seine Stube, Herr Doktor.
Sie öffnete die Thür zu derselben und der Arzt fand -rasche, Stühle,
das Sopha und den Fußboden mit Hansen von Zeitungen bedeckt.
Wie er sich überzeugte, waren es konservative, antisemitische, ultra-
montane und nationalliberale Blätter aus dem ganzen Reiche. „Solche
tägliche Kost erfordert allerdings einen starken Magen", meinte der Arzt.
»Das hab' ich dem gnädigen Herrn auch gesagt", pflichtete chm
Frau Martha bei. „Aber er wollte nicht hören. Und wenn er so den
langen lieben Tag, ohne an Essen und Trinke» zu denken, und oft
brs tief in die Nacht in den unseligen Blättern studirt hatte, daiur griff
er nach seinem Degen und hieb und stach auf die Wände los. War
er dann müde, so sprach er, er hätte vier Dutzend Rothe erlegt."
»Also an Sozi-Kongestionen leidet er?" sprach der Arzt. „Die
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dresein heiligen Kampfe ganz gut am hellen lichten Tage ausrerten
tonnen, ohne von Jeu,and daran verhindert zu werden. Denn er gebot
auf seinen Gütern so unumschränkt wie ein König unto seine Leute er-
achtete er nicht anders als Leibeigene. Aber er befürchtete, daß die
ganze, von der Hölle ausgespieene Rotte ins Mauseloch kröche, wenn
tu hörte, daß er, der sinnreiche Junker Scharf von der Saara auf sei
zu ihrer Vernichtung. Wie ein Wetterstrahl vom heiteren Huninel
wollte er plötzlich mit seinem Grinrm sie treffen. Darum war er ini
Dritte Beilage zum „wahren Iacob" Br. 255.
Dunkel der Nacht aus seinem Schlosse entwichen und darum trug sein
Blechschild weder Wappen noch Inschrift.
Hans Dickwanst mit seinem Esel, dem er fürsorglich einen gut-
gefüllten Schnappsack aufgeladen hatte, erwartete den Junker vor dem
Dorfe. Seine kleinen Augen sperrten sich weit auf >vic Scheunenthore,
als er seinen Herrn glitzernd und blitzend mit Speer und Tartsche daher-
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Hätte er nur erst das Amt, darauf losregiercn wollte er schon, ivas
daö Zeug hält, versicherte er.
So zogen sie denn im Sternlichte fürbaß und der sinnreiche
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grarisigen Geschichten von den Rothen erzählte, die er in seinen Zeitiingen
gelesen hatte. Hans schauderte in der Dunkelheit die Haut, so dick .sie
ivar, und er holte verstohlen seine Schnapsflasche aus dem Schnappsack
hervor und stärkte sich das Herz. „Das müssen ja ganz schauderhafte
Kerle sein", rief er, „und Sie thun wohl daran, gilädiger Herr, sie
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Kopf kraute, „was ivird die Polizei dazu sagen, Ivenn Sie die Kerle
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laut hinaus. „O Hans, wo hast Du jemals gehört und gelesen, daß
man einen Kämpen für Thron und Altar, wenn er auch noch so viele
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Bei Tagesanbruch kamen sie an einen Weideplatz, der durch einen
breiten Graben von der Landstraße geschieden tvar. In dein Grase
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rand, wo sie stehen blieb. Junker Scharf hatte kaum die Heerde be-
merkt, so breitete er beide Arme gen Himmel und rief: „Die heilige
Agnes sei gepriesen! Da stoßen wir schon auf eine dieser verruchten
Rotten!" Er warf sein Pferd herum, um zuin Sprunge über den
Graben einer, Anlauf zu nehmen, legte die Lanze ein und gab seinem