2193
Blihdrahk -Meldungen.
Berlin. Die preußischen Minister haben einen Verein gegründet,
durch welchen sie die Unsicherheit ihrer Lage mildern und besonders gegen
die bisherige übliche Entlassung ohne Kündigung protestiren wollen.
— In der Berliner Gewerbeausstellung wird auch der Hund gezeigt,
auf den das Handwerk gekommen ist.
Asien. Einige preußische Spitzel befinden sich auf dem Wege nach
Teheran. Sie wollen dem Attentäter des Schah sozialdemokratische Schriften
in die Tasche stecken. .__
Erfolgloses Attentat.
Achah Lddin, der König der Könige ist
von Mörderhänden gefallen —
So hörten die blutige Kunde wir
von Asien herüber schallen.
Mit langen Aasen drum schnüffelten sie.
Sie lauschten mit langen Hhren
Bis weit hinüber ins persische Reich,
Doch war ihre Mühe verloren.
Und alle Spitzel im Deutschen Reich
Sind hoch erfreut gewesen,
Ls ist ein Attentat für sie
Lin Greffen ganz auserlesen.
Sie dachten der reichen Ausbeute noch.
Die tzodel und Robiling gaben.
Sie dachten, wie sie selbst Darnots Tod
In Deutschland verwerthet haben.
Ls ist in der Rahe von Teheran
Kein einziger Rother gewesen,
Ls wurde in Persien nicht einmal
Der „wahre Jacob" gelesen!
versagen muß hier unsrer Spitzel Kunst,
Drum ist ihre Freude verdorben.
Sie seufzen: „Ach Lddin, du armer Schah,
Du bist umsonst gestorben."
Hobelfpähnr.
„Wir brauchen neue Kanonen",
Die Tageszeitung spricht —
O nein, du irrst dich, mein Blättchen,
Ich brauche Kanonen nicht.
Ich brauch eine neue Hose,
Ich brauche ein Stiefelpaar,
Und kann sie inir leider nicht kaufen,
Weil jetzt das Geld so rar.
Drum: ehe ihr für die Kanonen
Des Landes Geld legt an.
So sorgt, daß ich Stiefel und Hose
Mir endlich kaufen kann.
Daß der Kriegsminister Bronsart durch die Verabschiedung des
Generals Spitz zu Rücktrittsgedankeu verleitet wird, kann ich begreifen.
Wie soll dieser Minister in Zukunft seine burschikosen Parlamcntsrcden
halten, wenn er keinen Spitz mehr hat?
Ich glaube gern, daß es dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien in
Berlin gefallen hat. In einer solchen Weltstadt ist man an große
Dimensionen gewöhnt; die Nase Ferdinands fiel deshalb dort gar
nicht besonders auf. * t «
Probates Mittel.
am TOircfanifSt'untS&S1* man E die Konsumvereine
fumh-cn.'ta 9lCnftionäl': Ganz einfach: man verbiete das Kon-
Trost.
Keine^Scb lall!^"^erlich sehr,
Nm, Äd)tfe te ölebt es zu feiern mehr!
Da l,i! rCUd)' cfK verflossen ein Jahr,
Dan ' Gedenktage dar,
Dann wendet nach Afrika euren Blick
_ ""b stiert die Siege des Menelik.
Das Pfingstfest ist ein Frühlingsfest,
Es ist ein Fest der Wonne,
Man singt und jubelt, scherzt und lacht
Im Glanz der Maieusonne.
Bis ins Gefängniß dringt hinein
Des frohen Festes Kunde:
Es macht in Galauniform
Der Wärter seine Runde.
* . *
„Die Minister welken wie Blumen auf dem Felde", sagte Di-. Schön-
lank irrt Reichstage. Glücklicherweise brauchen wir aber den Blumen auf
dem Felde wenigstens keine Pension zu zahlen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
und Rassenhasses die Nächstenliebe setzen un
damit allen Kriegen und Verfolgungen der
Menschen durch Menschen ein Ende bereiten sötte.
Zur Beseitigung der sozialen Unterschiede wur e
der Kommunismus empfohlen und es wurde die
Gründung von Gemeinden angebahnt, in denen
völlige Gütergemeinschaft herrschte. ,
Im Sinne dieser Referate wurden tn auei
Versammlungen Resolutionen einstimmig am
genommen, sodann marschirten die VersammlungS-
thcilnehmer unter Führung der Agitatoren Petrus,
Johannes u. A. durch die Stadt, indem s>e,
Proletarierlieder singend, für den Kommunismus
und die Völkerverbrüderung manifestirten.
Polizei und Kricgskncchte wagten keine Störung
der Feier, denn ein „heiliger Geist", der Geist
der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, war
über die Massen gekommen und vor diesem
Geiste zitterten die Schergen der Gewalt. Von
dem Lockspitzel Judas Jscharioth aber erging die
erfreuliche Kunde, daß er sich erhängt habe.
Das war die erste Mai- und Psingstseicr zu
Jerusalem am Anfang unserer Zeitrechnung.
Kühne Schlußfolgerung.
Dresdener Gendarm: Nu härnse, mei
guder Meier, was denken Sc denn ecgendlich?
Ihre Schdeiern sein Se schrlld'g geblieben, de
>Lchdraße duhn Se nich mehr kähr'n, wenn Se
an der Reihe sein, rm ihren milledärflichdgen
Sohn Ham Se verdusden lassen I Was is denn
das mid Sie?
Meier: Sie sein ooch uss'n Gobb gefallen,
daß Se so eefäldig fragen. Wissen Sc denn
nich, daß ich in der dridden Wählcrglasse
bin, die beganndlich nischd gild? Na sahn Se,
da gehd mich doch ooch die ganse Geschichde nischd
mehr ahn!
Trost in Kümmerniß.
Warum so bleich, so finster nur, mein Bester?
Die Menschenkunde läßt mich hier im Stich.
Du lächelst nicht? Es pressen fest und fester
Nur aufeinander deine Lippen sich?
Ist es nicht schön, ja, wunderschön auf Erden?
Der Flieder duftet in der Frühlingsnacht,
Und dann — die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Was murrst du da? Von finstern Ungeheuern,
Mit denen nie der Fluchen Herr geprahlt?
Wie, hör' ich recht? Du sprichst sogar von Steuern?
Hast du nicht stets mit Wollust sie bezahlt?
Unfaßbar sind mir deine Gramgeberden
Inmitten all der Herrlichkeit und Pracht.
Bedenk': die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Was hast du nur? Ich kann es nimmer fassen,
Was dir am Herzen wie ein Geier frißt.
Doch weiß ich auch, du wirst dich trösten lassen,
Wenn du ein Deutscher ohne Makel bist.
Hörst du Getrappel nicht von muntern Pferden?
Die Fahne flattert, bis das Herz dir lacht.
Ja wohl: die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Gewiß, es wird ein Lächeln dir entschlüpfen
Und aus der Seele flüchtet sich der Gram;
Gewiß, es wird in rascher Wonne hüpfen
Das Herz, das diese Neuigkeit vernahm.
Wie loser Dunst zerfließen die Beschwerden,
Eh' du es ganz zu Ende noch gedacht,
Ja, Freund: die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Der Unzufriedene.
A. : Der alte Bismarck hat eine Rede gegen
die Zufriedenheit gehalten, lieber was ist
denn der Nörgler schon wieder anfsässig?
B. : Er ist unzufrieden darüber, daß die
Partei der Unzufriedenen Ursache hat, mit
ihren Erfolgen zufrieden zu sein.
Aeichsländifche Variante.
Ein echter deutscherMaun mag keinenFranzcn leiden,
Doch seine alten Preßgesetze hat er gern.
Lieb Vaterland, magst ruhig fein.
Im Kampf der wilden Uinsturzmächte
Mit Vaterland und Religion,
Da schaaren sich des Volkes Beste
Begeistert um Altar und Thron.
Schau hin, o Volk, mit hohem Stolze
Auf dieser Edelsten Verein,
Die Wehlan, Peters, Schräder, Kotze,
Die Ahlwardt, Stöcker, Hammerstein.
Fürwahr, wenn sich auf solche Stützen
Der Staat verlassen kann im Streit,
Wenn solche Helden ihn beschützen.
Dann steht er fest in Ewigkeit!
Der Hammer.
A. : Was soll der Hammer bedeuten, welcher
auf den Ankündigungen der Berliner Gewerbe-
Ausstellung prangt?
B. : Er soll den Kleingewerbetreibenden ver-
künden, daß das Handwerk demnächst unter den
Hammer kommt.
Nationalliberal.
„Abwechslung muß sein!" sagte Bennig-
sen, da ging er mit seinem ganzen Kricgsvolk
unter die Brotvertheurer.
Blihdrahk -Meldungen.
Berlin. Die preußischen Minister haben einen Verein gegründet,
durch welchen sie die Unsicherheit ihrer Lage mildern und besonders gegen
die bisherige übliche Entlassung ohne Kündigung protestiren wollen.
— In der Berliner Gewerbeausstellung wird auch der Hund gezeigt,
auf den das Handwerk gekommen ist.
Asien. Einige preußische Spitzel befinden sich auf dem Wege nach
Teheran. Sie wollen dem Attentäter des Schah sozialdemokratische Schriften
in die Tasche stecken. .__
Erfolgloses Attentat.
Achah Lddin, der König der Könige ist
von Mörderhänden gefallen —
So hörten die blutige Kunde wir
von Asien herüber schallen.
Mit langen Aasen drum schnüffelten sie.
Sie lauschten mit langen Hhren
Bis weit hinüber ins persische Reich,
Doch war ihre Mühe verloren.
Und alle Spitzel im Deutschen Reich
Sind hoch erfreut gewesen,
Ls ist ein Attentat für sie
Lin Greffen ganz auserlesen.
Sie dachten der reichen Ausbeute noch.
Die tzodel und Robiling gaben.
Sie dachten, wie sie selbst Darnots Tod
In Deutschland verwerthet haben.
Ls ist in der Rahe von Teheran
Kein einziger Rother gewesen,
Ls wurde in Persien nicht einmal
Der „wahre Jacob" gelesen!
versagen muß hier unsrer Spitzel Kunst,
Drum ist ihre Freude verdorben.
Sie seufzen: „Ach Lddin, du armer Schah,
Du bist umsonst gestorben."
Hobelfpähnr.
„Wir brauchen neue Kanonen",
Die Tageszeitung spricht —
O nein, du irrst dich, mein Blättchen,
Ich brauche Kanonen nicht.
Ich brauch eine neue Hose,
Ich brauche ein Stiefelpaar,
Und kann sie inir leider nicht kaufen,
Weil jetzt das Geld so rar.
Drum: ehe ihr für die Kanonen
Des Landes Geld legt an.
So sorgt, daß ich Stiefel und Hose
Mir endlich kaufen kann.
Daß der Kriegsminister Bronsart durch die Verabschiedung des
Generals Spitz zu Rücktrittsgedankeu verleitet wird, kann ich begreifen.
Wie soll dieser Minister in Zukunft seine burschikosen Parlamcntsrcden
halten, wenn er keinen Spitz mehr hat?
Ich glaube gern, daß es dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien in
Berlin gefallen hat. In einer solchen Weltstadt ist man an große
Dimensionen gewöhnt; die Nase Ferdinands fiel deshalb dort gar
nicht besonders auf. * t «
Probates Mittel.
am TOircfanifSt'untS&S1* man E die Konsumvereine
fumh-cn.'ta 9lCnftionäl': Ganz einfach: man verbiete das Kon-
Trost.
Keine^Scb lall!^"^erlich sehr,
Nm, Äd)tfe te ölebt es zu feiern mehr!
Da l,i! rCUd)' cfK verflossen ein Jahr,
Dan ' Gedenktage dar,
Dann wendet nach Afrika euren Blick
_ ""b stiert die Siege des Menelik.
Das Pfingstfest ist ein Frühlingsfest,
Es ist ein Fest der Wonne,
Man singt und jubelt, scherzt und lacht
Im Glanz der Maieusonne.
Bis ins Gefängniß dringt hinein
Des frohen Festes Kunde:
Es macht in Galauniform
Der Wärter seine Runde.
* . *
„Die Minister welken wie Blumen auf dem Felde", sagte Di-. Schön-
lank irrt Reichstage. Glücklicherweise brauchen wir aber den Blumen auf
dem Felde wenigstens keine Pension zu zahlen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
und Rassenhasses die Nächstenliebe setzen un
damit allen Kriegen und Verfolgungen der
Menschen durch Menschen ein Ende bereiten sötte.
Zur Beseitigung der sozialen Unterschiede wur e
der Kommunismus empfohlen und es wurde die
Gründung von Gemeinden angebahnt, in denen
völlige Gütergemeinschaft herrschte. ,
Im Sinne dieser Referate wurden tn auei
Versammlungen Resolutionen einstimmig am
genommen, sodann marschirten die VersammlungS-
thcilnehmer unter Führung der Agitatoren Petrus,
Johannes u. A. durch die Stadt, indem s>e,
Proletarierlieder singend, für den Kommunismus
und die Völkerverbrüderung manifestirten.
Polizei und Kricgskncchte wagten keine Störung
der Feier, denn ein „heiliger Geist", der Geist
der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, war
über die Massen gekommen und vor diesem
Geiste zitterten die Schergen der Gewalt. Von
dem Lockspitzel Judas Jscharioth aber erging die
erfreuliche Kunde, daß er sich erhängt habe.
Das war die erste Mai- und Psingstseicr zu
Jerusalem am Anfang unserer Zeitrechnung.
Kühne Schlußfolgerung.
Dresdener Gendarm: Nu härnse, mei
guder Meier, was denken Sc denn ecgendlich?
Ihre Schdeiern sein Se schrlld'g geblieben, de
>Lchdraße duhn Se nich mehr kähr'n, wenn Se
an der Reihe sein, rm ihren milledärflichdgen
Sohn Ham Se verdusden lassen I Was is denn
das mid Sie?
Meier: Sie sein ooch uss'n Gobb gefallen,
daß Se so eefäldig fragen. Wissen Sc denn
nich, daß ich in der dridden Wählcrglasse
bin, die beganndlich nischd gild? Na sahn Se,
da gehd mich doch ooch die ganse Geschichde nischd
mehr ahn!
Trost in Kümmerniß.
Warum so bleich, so finster nur, mein Bester?
Die Menschenkunde läßt mich hier im Stich.
Du lächelst nicht? Es pressen fest und fester
Nur aufeinander deine Lippen sich?
Ist es nicht schön, ja, wunderschön auf Erden?
Der Flieder duftet in der Frühlingsnacht,
Und dann — die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Was murrst du da? Von finstern Ungeheuern,
Mit denen nie der Fluchen Herr geprahlt?
Wie, hör' ich recht? Du sprichst sogar von Steuern?
Hast du nicht stets mit Wollust sie bezahlt?
Unfaßbar sind mir deine Gramgeberden
Inmitten all der Herrlichkeit und Pracht.
Bedenk': die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Was hast du nur? Ich kann es nimmer fassen,
Was dir am Herzen wie ein Geier frißt.
Doch weiß ich auch, du wirst dich trösten lassen,
Wenn du ein Deutscher ohne Makel bist.
Hörst du Getrappel nicht von muntern Pferden?
Die Fahne flattert, bis das Herz dir lacht.
Ja wohl: die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Gewiß, es wird ein Lächeln dir entschlüpfen
Und aus der Seele flüchtet sich der Gram;
Gewiß, es wird in rascher Wonne hüpfen
Das Herz, das diese Neuigkeit vernahm.
Wie loser Dunst zerfließen die Beschwerden,
Eh' du es ganz zu Ende noch gedacht,
Ja, Freund: die halben Bataillone werden
Zu ganzen Bataillonen jetzt gemacht!
Der Unzufriedene.
A. : Der alte Bismarck hat eine Rede gegen
die Zufriedenheit gehalten, lieber was ist
denn der Nörgler schon wieder anfsässig?
B. : Er ist unzufrieden darüber, daß die
Partei der Unzufriedenen Ursache hat, mit
ihren Erfolgen zufrieden zu sein.
Aeichsländifche Variante.
Ein echter deutscherMaun mag keinenFranzcn leiden,
Doch seine alten Preßgesetze hat er gern.
Lieb Vaterland, magst ruhig fein.
Im Kampf der wilden Uinsturzmächte
Mit Vaterland und Religion,
Da schaaren sich des Volkes Beste
Begeistert um Altar und Thron.
Schau hin, o Volk, mit hohem Stolze
Auf dieser Edelsten Verein,
Die Wehlan, Peters, Schräder, Kotze,
Die Ahlwardt, Stöcker, Hammerstein.
Fürwahr, wenn sich auf solche Stützen
Der Staat verlassen kann im Streit,
Wenn solche Helden ihn beschützen.
Dann steht er fest in Ewigkeit!
Der Hammer.
A. : Was soll der Hammer bedeuten, welcher
auf den Ankündigungen der Berliner Gewerbe-
Ausstellung prangt?
B. : Er soll den Kleingewerbetreibenden ver-
künden, daß das Handwerk demnächst unter den
Hammer kommt.
Nationalliberal.
„Abwechslung muß sein!" sagte Bennig-
sen, da ging er mit seinem ganzen Kricgsvolk
unter die Brotvertheurer.