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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0143
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2220 —-

^ Internationale Revue, -s-s—

Der Herr Präsident Faure bei der Arbeit.

Ich denke, daß meine Arbeit eine sehr solide
und dauerhafte sein wird.

Theorie — Praxis.

Voll Inbrunst predigt seinen Schäfchen
Der Würde-Pastor Gottlicb Bäffchen:

„Die Liebe höret nimmer ans!"

DaS Wort hat ihn fürwahr durchdrungen:
Seht, hier stehn seine sieben Jungen
Und fünf der Mädels obendrauf!

Das Ministerium Möline spielt Kasperles-Theater
und Herr Faure fiedelt dazu.

(Le Monde Nouveau, Paris.)

Gute Beute."

(Ziehe unsere Kunstbeilage.)

,,§ieh', Mütterlein, heut' sind wir reich!"
So sprach der brave Musikante,
Enthüllend ihrem Blick sogleich
Den Schatz, den er sein eigen nannte.

So unter Brüdern heute ließ
Mit Freuden meine Kunst ich walten,

Lin schallendes Signal ich blies
Zum einigen Zusammenhalten.

Und als Lrlös des Tages kann
Ick) reiche Beute heim Dir bringen —

Nicht kargt mit Brot der arme Mann,

Der selber um sein Brot muß ringen."

Er ging zur Nuh.... im Schlummer noch.
Da däucht' ihm, daß beim Fest er säße.

Und leise durch sein Träumen zog

Der Siegesklang der Marseillaise. m. K.

Briefkasten.

(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)

L). H. in R. „Was, meinen Hund schoß man mir tobt?"

— Nein, edler Herr, es war ein Treiber. — Da sprach der
Edle frohen Muths: „So, so, ein Treiber nur, was thut's!"

— Und weiter:

„Gott machte die Fürsten und Soldaten,

Auch schuf er Flinten, Kanonen und Pfaffen —

Doch die verdammten Sozialdemokraten
Hat sicherlich der Teufel geschaffen."

Mit dieser Probe aus Ihren Poesien müssen Sie sich begnügen.

M. p. Ihre Einsendung würde dem Redakteur zirka 6
bis 9 Monate einbringen, deshalb versenken wir sie in die
„Mappe der Gefährlichen".

B. in B. Für Ihre Freundlichkeit herzlichen Dank. Wir
können dem „ehrenwerthen" Simon Blad leider keinen Denk-
stein setzen, da Reflektanten aus anderen Kreisen noch reichlich
vorhanden sind. Auch würden wir etwas post ksstum. kommen.

N>. Z—i in Langenbielau. Sie wollen das Abonne-
ment des „W. I." aufgeben, wenn wir Ihr Gedicht nicht ab-
drucken. Da müssen wir wohl oder übel einige Verse von
Ihnen bringen., Sie singen:

O, Schleswig-Holstein, stammverwandt.

Du liegst am Seeen Strande,

Ich habe meine Braut so lieb
Und bleib' im Vaterlande.

Auflösung des Deutschen Reiches.

Aus Posemuckel ist fofgenbe polizeiliche Ver-
fügung nach Berlin gelangt:

In Erwägung, daß jedes Staatswesen eine
Vereinigung darstellt, worin öffentliche Angelegen-
heiten behandelt und politische Zwecke verfolgt
werden,

in weiterer Erwägung, daß das preußische
Vereinsgesetz ausdrücklich das Jnverbindungtreten
politischer Vereine verbietet,

in endlicher Erwägung, daß trotz dieses Ver-
botes verschiedene Staatswesen sich zu einem
Verbände zusammengefnnden haben, welcher den
Namen „Deutsches Reich" führt und seinen Sitz
in Berlin hat,

wird dieses „Deutsche Reich" hiermit
polizeilich aufgelöst und seine Ordner
und Leiter, Hohenlohe, Miquel und Ge-
nossen, wegen Vergehen gegen das preußische
Vereinsgesetz vor das Amtsgericht zu Pose-
muckel verwiesen.

Damian Schneidig, Polizeidirektor.

Ls war ein Sümmchen, rund und nett,
Wie selten er es trug nach Haufe,
Wenn er von einem Feste spät
Zurückgekehrt in seine Klause.

„Heut spielte ich bei protzen nicht".

So sprach er, Wärme in den Blicken,
„Die uns nach treu geübter Pflicht
Mit kargem Lohn nach Haufe schicken;

Die oft mit „Liebe zur Musik"

In ihren Kreisen mächtig prahlen.

And doch aus uns mit stolzem Blick
Herabsehn und uns schlecht bezahlen.

Heut war's ein Volksfest, wo wir hoch
Auf rothgefchmückter Bühne faßen.

Heut könnt' ich einmal wieder doch
So recht von Herzen freudig blasen.

Ls waren Leute, arm wie wir.

Die sich zum Fest zusammenfanden.

And die gewiß — o glaube mir!

Den Zauber der Musik verstanden.

Dieser Entschluß ist entschieden viel besser, als der finstere
Plan, das Abonnement des „W. I." aufzugeben.

Nicht verwendbar: w. Z. in D., w. Sch. in D..

H. p. in rr., w. in m.

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F. H. W. Dich' Verlag in Skulkgark.

Rebus.

Auflösung des Rebus in Nr. 257;
Die Naketenkiste.

Spruch.

Daß doch jedwede Form
Auch ihren Inhalt hätte!
Dann wäre Ethik nicht
Zumeist blos Etikette.

Auf der Berliner Ausstellung

wird auch ein Kriminalistisches Museum,
mnfassend alte und neue Folterwerkzeuge und
aildere Kuriositäten, zu sehen sein, als z. B.:
„Der spanische Stiefel", „Die eiserne Jungfrau",
„Der äoius eventualis", „Der Zeugnißzwang",
„Der Grobe Unfug-Paragraph", „Schmerzlose
Ohrfeigen", „Von selber losgegangene Polizei-
säbel" n. s. w. Das Museum verspricht eine
Zugkraft ersten Ranges zu werden.

Lin Freudenschimmer, licht und hell.

Hat manches Angesicht umflossen.

Wenn aus der Töne reichem T.uell
Die Melodien sich ergossen.

And als die Marseillaise gar
Lrscholl — den Jubel sollt'st Du schauen!
Laut stimmte ein der Männer Schaar,
Begeistert stimmten ein die Frauen.

Das war ein echter Volksgesang,

Dazu das Wehen rother Fahnen —

Die Seele mächtig mir durchdrang
Lin hoffnungsfrohes Zukunftsahnen.

* Mit dem dieser Nummer beiliegenden Blatt „Gute
Beute" beginnen wir, unfern Abonnenten eine Serie von
Kunstbeilagen darzubieten und bitten um freundliche Aufnahme.

Der Verlag des „Wahren Jacob", j

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
 
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