Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0152
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2228

Lieber Jacob!

Also ick soll Dir ooch mal wat von die
jroße Ausstellung berichten? Na, ick Hab'
mir ja ooch fein jemacht, wie et sich vor eenen
Korrespondenten jeheert, un bin hinjejangen.
Wie ick nu drinnen bin, seh' ick jrade, bet
een jroßer Verein mit Damens un Alles ooch
rinkömmt. Et war der Verein von de Ber-
liner Presse. Na, denk' ick, ooch Federvieh,
denn man mal ran! Ick fang' janz heeflich
mit eene Dame an zu sprechen, eene sehr
bekannte literarische Ehehälfte, ick will den
Namen man lieber nich nennen. „Na, meine Jnädige", sag' ick, „wat
sagen Se zu den Klimbim? Kommen Se hier man'n Bisken bei mich
ran, det se Ihnen nich noch uff die zarten Hiehneroogen treten!" Da kuckt
se so schnipp'sch un dreht sich um. Ooch jnt, denk' ick, denn loof man zu!

Aber nu soll ick det beschreiben. Ja, ja, et is ville von Jottes Wort
zu sagen. Also det Neieste war ja nu die Stufenbahn. Weeßt De ooch,
Jacob, wat ne Stufenbahn is? Na, denn Heer' mal zu! Erstens, det
heeßt blos so. Tenn die Stufenbahn besteht nicht aus Stufen, sondern
aus zwee verschiedene Jeschwindigkecten, die aber beede keene Hexerei sind.
Die erste is nämlich een Brett, wo man sich ’n Oogenblick an een Je-
länder festhalten kann, aber nich zum Sitzen. Nu verstehst De doch, nich
wahr? Als ick dadruff stehn dhu, steigt der Chef von een jroßes liberales
Blatt ooch uff. „Du meine Jiete, dies is merkwirdig!" meent' er. „Na,
un ob!" sagt' ick, „sehn Se, Herr Kollege", sag' ick, „det is det mittel-
parteiliche Rutschbrett. Kucken Se nach rechts, denn jcht et schon schnell
vorwärts mit uns, kucken Se nach links, nach die Hauptjeschwindigkeet,
denn wer'n Se erst jewahr, det wir so jnt wie stillcstchn. lln dabei wird der
Mensch dus'lig in'n Kopp. Halten Se sich man fest un fallen Se nich um!"

Als et nu dunkel jewor'n war, kuckte ick noch für mein Jcld durch
det jroße himmlische Kickrohr. Da Hab' ick aber wat jesehn, wat nich an
die Tapeten zu kleistern is, den Saturn in janzc Lebensjröße, mit seine
drei Ringe, den Kohlenring, den Eisenring un den Petroliumring, det
is der hellste, mceglich, det se da ooch schon Jas zu nehmen, oder am Ende
jar elektrisch. Aber wenn det mit die Jröße stimmt, wat se da verzählten,
denn allerhand Achtung! so weit haben wir's noch nich jebracht. Se
sagen ja, wat diese himmlische Jrößen sind, det missen wir ooch noch
wer'n. Na, Jacob, denn laß Dir mau die Puste nich ausjehn.

Dein Jotthilf Naucke.

An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Parlamentsverichle.

Radfahrer-Kniff beim Wektfahren.

i.

Wie der langbeinige Jim Lieger wird.

(Iudge, New Zork.)

Der Muster-Assessor.

Laternen auszudrehen, — das
Erschien ihm als ein Heidenspaß
In seiner Studiojugendblüthc.

— Er blieb dabei. Es giebt kein Licht,
Das dieses Dunkelmännlein nicht
Schleunig zu löschen sich bemühte.

Der staatsgefälirliche Ball.

Nicht blo- im Hellen Sachsen
Den Staat man retten kann,

Auch Delle in Hannover,

Schließt sich gar würdig an.

Ls ward als hochpolitisch
Alldort ein Ball erklärt,

Ls ward den holden Krauen
Der Zutritt streng verwehrt.

Denn siaatsgefährlich wirkte
Des Walzers Ulang und Schwung,
Ls war der Takt der Polka
Die reinste Aufreizung.

Ls wirkte die Kranxaise
Ganz international,

Ls tönte im Galoppe
Zum Umsturz das Signal.

Hält' dies ein Aleib vernommen.
Das Unglück wäre groß,

Drum durften Männer tanzen
Allhier mit Männern blos.

vorüber ist gegangen
Die schreckliche Gefahr,

Und glücklich in Hannover
Der Staat gerettet war.

Kreuzotter.

Ihr kennt es, das Biest voll Gift und Tücken:
Ein Zickzackkreuz auf dem Schlangenrücken
Liegts lauernd im Heidemoder.

Hat eine Kollegin, giftzähnig den Rachen:

Die Kreuze sind beiderseits Nebensachen,

— Doch Otter bleibt Otter.

Lieutenant: Donnerwetter, Johann, wie kannst Du mir zum Frühstück
eine so ärgerliche Zeitung vorlegen! Steht lange Militär-Rede von Bebel
drinnen über Soldatenmißhandlungen.

Johanni Zu Befehl, Herr Lieutenant, lesen Sie man ruhig weiter. Auf
der zweiten Seite leugnet Exzellenz Herr Kriegsminister Alles forsch wieder weg.

ZU bedenken!

Ihr sprecht so schön vom „guten Tone",

Als einer Tugend- und Ehrenkrone.

Wißt ihr, daß er nur trefflichen Flöten
Und Geigen entfleucht und Prima-Trompeten?

Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
 
Annotationen