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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0160
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^ Beilage Mil „Wahren Uacali" .Gr. 261.


Diagnose. <-£«-


Nachdem in tzalle ein Kall von Lholera Meycriann scstgestellt worden ist, hat die sozialdemokratische Desinfektions-Truppe Stadt und Vororte mit Lrfolg desinfiziri.
Der Führer der Trnpxe, Rnnert. wnrde in Anerkennung seiner Verdienste nm die öffentliche Gesundheitspflege in den Reichstag gewählt.

Reichstags -Schlust.

^ie paragraxhenxeitsche ruht,

Die Bude ist geschlossen,

Gedämmt ist die Gesetzesfluth,

Die brausend ihr erflossen.

Nach manchem heißen Wortgefecht
Nun schweigen die Debatten,

Es tritt der Sommer in sein Recht
STtit seinen grünen Matten.

Nun flieht der müde Zentrumsmann
Zu kühlen Waldesgründen,

^on manchem wucht'gen Umsall kann
Er dort Erholung finden.

Er labet sich an edlem wein
Nnd guten Leckerbissen,

so zur Ruh' zu bringen sein
kanonisches Gewissen.

Der liberale Reichsbot' flieht

Hauptstadt auch, die schlimme,
och lichten Alxenhöhen zieht
?n oine inn're Stimme,
ort kann er reden frank und frei,
ort kann er sich erbosen,
no braucht zu fürchten nicht dabei,
och Gben anzustotzen.

Junker ist es schwer ums Herz,
Eref läßt sein Haupt er sinken,

Und eilet, seinen großen Schmerz
In Schaumwein zu vertrinken.

Denn ach, wie für den Rückschritt er
Auch manchen Antrag stellte —

Des Mittelalters Wiederkehr
Liegt noch in weitem Felde.

Die kleine Schaar des Liebermann
Ist auch in Rümmers Banden,

Ls kam ihr allerbester Mann,

Der Ahlwardt ihr abhanden.

Den Sozialisten aber lacht
Dafür der Freude Sonnen,

Sie haben in der letzten Schlacht
Noch einen Mann gewonnen.

An Berlexsch's leeren Sessel stehn
Seh' ich den Hohenlohe.

Lr seufzet leis: „Sie war doch schön,
Die Ranzlerzeit, die frohe.

Beendigt meine Werke sind,

Geformt die Paragraphen,

Nun — fühl' ich — weht ein andrer wind
Und bald nun geh' ich schlafen."

Das Färbeverbot.

Nachdem es in dem vom Reichstage angenom-
menen Margarincgesetz verboten wird, die Mar-
garine zu färben, sollten auch allerlei andere
Färbereien verboten werden. Zum Beispiel sollte
es nicht mehr gestattet sein, in den Fabrikinspek-
torenberichten zu Gunsten der Fabrikanten Schön-
färberei zu treiben. Den Zeitungen sollte ver-
boten werden, die Parlamentsberichte zu Ungunsten
der Sozialdemokraten tendenziös zu färben.
Die freisinnigen Blätter dürfen nicht mehr über
Nacht ihre Farbe wechseln, um regierungs-
freundlich zu werden, und ferner ist es verboten,

unsere „Afrikaner" Leist, Wehlan, Peters weist
waschen zu wollen, kurz, Alles muß sich die
Sozialdemokratie zum Muster nehmen, die immer
Farbe hält.

Der Hasen Dank.

Es haben gestimmt für die Freiheit
Die Herrn, die im Zentrum saßen,

Doch nicht für die Freiheit des Volkes,
Nur für die Freiheit der Hasen.

Der Hase soll bei den Bauern
Vergnügt seinen Kohl verzehren,

Und Niemand soll zahlen die Zeche
Und Niemand soll es ihm wehre».

Ihr Hasen, seid dankbar den Schwarzen,
Und löset die Magenfrage,

Indem ihr auch den Kohl verzehret,
Den das Zentrum fördert zu Tage.

Wien.

Der antisemitische Wiener Stadrath fängt seine
ivelterschüttcrnde Thätigkeit damit an, daß er den
Zuschuß für Volksbildung auf ein Minimum re-
duzirt. Alle Freunde des Humors hatten sich so
recht darauf gefreut, den großen Lueger am Re-
giment zu sehen. Seine Schildknappen aber denken:

Wenn der Lueger denn soll
Hier nicht präsidircn,

Pah! Was thut's? Wir können wohl
Uns auch so blamiren!
 
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