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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0180
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Vellage zum „Wahren Asirokl" Lr. 263.

tat.

*Der Verjüngungs-^?ro;eh. '

Der Versüngungs-Prozeß.

Von StnictfticGct, ©cnunltnn'foi'.

Licht vor bcm gestrengen Lhes vom Lo>
Exzellenz von Schloltern-Sewer.

Lind dieser spricht: „Sie müssen ruhn
And was für Htzrc Gesundheit thun,

Sic leiden bestimmt an der Lever!"

* » *

Mus dem Weg zur Fabrik im Iriitzrothsch
Da murmelt ängstlich in sich hinein
Der betagte Krisch«» Möller:

„Wo lang' mien Ilnglück „u wol noch slöx
Kicrrgott, wonehr mi dat Schicksal wol drö>
tzek war je doch ook jümmers öller."*

Kaum tritt nun durchs Thor der alte S!o
Da redet der Kcrr Inspektor ihn an: -
Die runzligen Wangen erblasien — sschw
„Nein, Möller. Dir wird hier die Arbeit
Das Quälen duld' ich nicht länger mehr
Du bist zum Ersten entlassen!"

Der Kapitalismus mit Kcrrschcrgcwalt
Schiebt Alles zur Seite, was stumpf „nd alt,
Wie lang' es ihm treu auch diene.

Den weist er aus ein verfaultes Brett
And den auf ein seidenes Ruhebett,

Doch immer mit lächelnder Miene.

Es kommt an ihn selbst jetzt nach ui
Wie ist er schon alt. gebrechlich und
Mag weit sein Gebot auch noch gcl

irr* !Qn9e mein Unglück wohl noch schläft; wann wird
Ntch fdcn alten Mann) das Schicksal (d. h. die Entlassung) cnd-
"ch treffen ?

Die Zeit hat ihm merklich zugesetzt;

And kommt an die Reihe er selbst zuletzt,
So wird man auch ihn dann nicht schelten.

Der Kapitalismus als alter Mann
Schleicht hüstelnd an sein Bureau heran
Mm lachenden Irühlingsmorgen.

Längst freut ihn die schöne Welt nicht mehr.
Das Alter lastet auf ihm zu schwer,

Ihn drücken zu Bode» die Sorgen.

Lin blühender tzüngling steht vor dem Thor,
Die rothe Mütze keck auf dem Ohr,

Der klopft auf die Schulter ihm heiter:

„So, alter Kerr, nun gehn Sic nach Kaus
And ruhn sich für alle Zeiten ans!

Wir kommen jetzt ohne Sic weiter."

Lertr. d. 33.

Die Geschichte vom treuen Hühnchen.

Eine brave Henne mit rundem Bäuchlein
Und seelenvollen Mutteräuglein
Thut einmal — o Wunder und Schrecken! —
Unter ihren Kindern ein Entchen entdecken.

Dem war der Schnabel anders gewachsen,

Ging eigne Wege auf eigenen Haxen.

Alan ivarntc, man strafte, nun schwamm cs gemach
Den Bach hinnnter zum See unb sprach:

(Man denke, die Frechheit der Sitten!) „Es können
Meinsgleichen gar nicht verstehn die Hennen!"
Da kaincn die Hühnchen unb sagten: „Maina,
Wie weh thut uns, ivas dir geschah.

O tröste dich! Wir bleiben sittig
Und voll Vertraun unter deinem Fittig.

Du bist die beste unter den Müttern,

Dil wirst uns auch künftig schützen und füttern."

Warnung.

Die Theologie und Jurisprudentia sind die
Spinnen, die über die Erde ein dichtes Gcivebc
gewoben haben. Hin und wieder gelingt cs, das
Netz zu durchbrechen, aber sofort wird es von den
Spinnen wieder geschlossen.

Scheerenschleifrr.

Allzuscharf macht schartig und beim Wetzen
Kann man sich auch einmal selbst verletzen.

Ans einen vureaustralischen Parvenü.

i.

„Wein Gott ein Amt gicbt, gicbt er auch Verstand."
O Lügenwort, das Ohnmacht sich erfand!

Dem Flachkopf, der durch Gunst ein Anit erklommen,
Hat Dünkel bald den Rest von Hirn ocnommcit.

ii.

Seitdem er stieg, trägt er ein froinmes Kleid.
Ich schätz' ihn wegen dieser Dankbarkeit.

Er fühlt's: So dumm sein und so hoch es bringen,
Das geht nur zu mit überird'schen Dingen.

Druckfehler.

Die bekanirte Reise des Dr. Lieber nach Kiel
und Wilhelmshaven in Begleitung des Marinc-
Staatssekretärs läßt vermuthen, daß im Zentrum
schon jetzt in Sachen der drohenden Marincfor-
derungen umfallende Schritte geschehen.

Das Vorhandensein großer ökonomischer
Schmierigkeiten bei vielen agrarischen Führern
läßt sich nicht in Abrede stellen.
 
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