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Spiele Fiedler, Fiedler spiel'!
Aus dem Englischen des John Davidson. Uebersetzt von G. M.
un verglimmt der Vefen Gluth
Und des Ambos Schlag verklang.
Heimwärts ziehet düstern Sinns
Hier der Trupp den Weg entlang.
Spiels Fiedler, Fiedler spiel'.
Gb wir abgerackert sind.
Halb im Schlaf tanzt sich's noch brav.
Spiel' dein Bestes uns geschwind.
Webstuhl stellt sein Lärmen ein.
Still das ewige Gesumm,
Still die Spindeln groß und klein.
Alle Bäder stehen stumm.
Spiele Fiedler, Fiedler spiel'.
Line Weile sind wir frei.
Locke weht. Mädel dreht
Sich im Tanz, ob's müd' auch sei.
Tausendmal ist sie verbraucht
Unsre böse Arbeitslust —
Doch die Feierstunde haucht
Frischen Vdem. süßen Duft.
Ruhe Fiedler. Fiedler ruh'!-
Aun dem Mond ein Lobgesang.
!Sieb dein Allerschönstes zu.
Lonnig, wonnig sei der Alang
Niedrig sind wir von Beruf.
Doch uns hat kein Tanz gereut
Mann und Weib, wie Gott uns schuf.
Vater. Mutter. Liebesleut'.
Sachte Fiedler. Alles schweigt.
Lindernd mild die Weise klingt.
Bis die heiße Thräne steigt
Und das Herz zur Aehle dringt.
Namenlos, ein Stern der Nacht
Ferner Sphären, unerschaut.
Sind wir unerreichte Macht,
Die am Weltgefüge baut.
Nacht und Tag. Nacht und Tag
Steht die Arbeit wechselnd still.
Schlag um Schlag. Schlag um Schlag.
Wie's die Weltenordnung will.
Nun verglimmt der Vefen Kluth
Und des Ambos Schlag verklang.
Tanz' der Trupp mit frohem Muth
Heimwärts jetzt den Weg entlang.
Spiele Fiedler. Fiedler spiel'.
Frag' nicht, wer da müde sei.
Reif zum Schlaf, spiele brav.
Line Weile sind wir frei.
Der eiserne Mann.
von unserm eigenen Mark Twain.
Um einen Wahlkaiiipf in Nordainerika aus-
fechten zu helfen, nmß man von Eisen sein; des-
halb hatte ich mir bei der letzten amerikanischen
Wahl, an der ich großes Interesse nahm, mit
Beihilfe des Herrn Edison einen eisernen Agitator
konstruiren lassen, der allen billigen Anforderungen
für besagten Zweck genügte.
Mister Well, so hatte ich den eisernen Mann
getauft, besaß — abgesehen von der eisernen Stirn,
welche in der Politik häufig vorkommt — eine
Mannesbrust von gewalztem Eisenblech, an wel-
cher jede gegnerische Beschuldigung des Pferde-
diebstahls, des Raubes silberner Löffel, sowie auch
jede Revolverkugel wirkungslos abprallte. Im
Innern der Brust befand sich ein Phonograph,
welcher die jeiveilige Wahlrede enthielt und durch
ein Uhrwerk in Wirksamkeit gesetzt wurde. Mister
Well sprach dairn unbekümmert um alle Zwischen-
rufe und hätte sich selbst durch eine Herde wüthender
Büffel nicht aus dem Konzept bringen lassen.
Unter seinen Frackschößen trug der eiserne Mann
außerdenr einen Aecumulator. in ivelchem die
elektrische Kraft aufgespeichert war, deren Mister
Well zu seinen Gesten bedurfte. Er verniochte
mittels dieser Kraft ziemlich leidenschaftlich zu
werden, fuchtelte mit seinen Armen, die Kanonen-
rohren glichen, in achtunggebietender Weise und
schlug mit der Eisenfaust jedes Rednerpult in
Trümmer. Im Kopfe trug er statt des höchst
überflüssigen Gehirns einen Revolver, der durch
einen leichten Federdruck zum Schnellfeuern ge-
bracht werden konnte, wenn das Auftreten einer
Opposition in der Versammlung dies nöthig
machte.
Mit diesem eisernen Manne hatte ich im
amerikanischen Wahlkampfe große Erfolge er-
rungen. Er hatte nicht nur durch die Macht
seiner Beredtsamkeit viele Stimmen gewonnen,
sonderir auch eine stattliche Anzahl von Gegnern
erschossen oder todtgeschlagen und somit die
Stimmenzahl der Gegenpartei inerklich geschwächt.
Nun war der Wahlkampf aber zu Ende und
ich langweilte mich mit Mister Well um die
Wette, bis mir endlich ein guter Gedanke kam.
Ich las von heftigen Parteikämpfen, die in
Deutschland tobten und dachte, da könne es nicht
schaden, wenn der eiserne Mister Well ein ge-
wichtiges Wort dazu spräche.
Ich bestieg mit demselben einen Schnelldampfer
und wir landeten glücklich in Hanrburg. Dort
sollte, wie Plakate verkündigten, eine große
nationalliberale Versammlung stattfinden. Das
war mir eine willkommene Gelegenheit. Mister
Well debutiren zu lassen. Ich ölte ihn frisch ein
und gab ihni eine Rede, welche bestimmt war,
den Nationalliberalen einigermaßen ins Gewissen
zu reden wegen ihrer wankelmüthigen Haltung
in allen politischen Fragen und ihrer großen
Duldsamkeit gegenüber allen öffentlichen llebel-
ständen.
Als ich die interessante Neuigkeit von dem
Auftreten eines schneidigen Gentleman aus Amerika
in die Presse laneirt hatte, wurde ich schon ge-
wahr, daß ich nnch ini Lande der Polizisten und
Bureaukraten befand. Die Polizei wünschte, daß
Spiele Fiedler, Fiedler spiel'!
Aus dem Englischen des John Davidson. Uebersetzt von G. M.
un verglimmt der Vefen Gluth
Und des Ambos Schlag verklang.
Heimwärts ziehet düstern Sinns
Hier der Trupp den Weg entlang.
Spiels Fiedler, Fiedler spiel'.
Gb wir abgerackert sind.
Halb im Schlaf tanzt sich's noch brav.
Spiel' dein Bestes uns geschwind.
Webstuhl stellt sein Lärmen ein.
Still das ewige Gesumm,
Still die Spindeln groß und klein.
Alle Bäder stehen stumm.
Spiele Fiedler, Fiedler spiel'.
Line Weile sind wir frei.
Locke weht. Mädel dreht
Sich im Tanz, ob's müd' auch sei.
Tausendmal ist sie verbraucht
Unsre böse Arbeitslust —
Doch die Feierstunde haucht
Frischen Vdem. süßen Duft.
Ruhe Fiedler. Fiedler ruh'!-
Aun dem Mond ein Lobgesang.
!Sieb dein Allerschönstes zu.
Lonnig, wonnig sei der Alang
Niedrig sind wir von Beruf.
Doch uns hat kein Tanz gereut
Mann und Weib, wie Gott uns schuf.
Vater. Mutter. Liebesleut'.
Sachte Fiedler. Alles schweigt.
Lindernd mild die Weise klingt.
Bis die heiße Thräne steigt
Und das Herz zur Aehle dringt.
Namenlos, ein Stern der Nacht
Ferner Sphären, unerschaut.
Sind wir unerreichte Macht,
Die am Weltgefüge baut.
Nacht und Tag. Nacht und Tag
Steht die Arbeit wechselnd still.
Schlag um Schlag. Schlag um Schlag.
Wie's die Weltenordnung will.
Nun verglimmt der Vefen Kluth
Und des Ambos Schlag verklang.
Tanz' der Trupp mit frohem Muth
Heimwärts jetzt den Weg entlang.
Spiele Fiedler. Fiedler spiel'.
Frag' nicht, wer da müde sei.
Reif zum Schlaf, spiele brav.
Line Weile sind wir frei.
Der eiserne Mann.
von unserm eigenen Mark Twain.
Um einen Wahlkaiiipf in Nordainerika aus-
fechten zu helfen, nmß man von Eisen sein; des-
halb hatte ich mir bei der letzten amerikanischen
Wahl, an der ich großes Interesse nahm, mit
Beihilfe des Herrn Edison einen eisernen Agitator
konstruiren lassen, der allen billigen Anforderungen
für besagten Zweck genügte.
Mister Well, so hatte ich den eisernen Mann
getauft, besaß — abgesehen von der eisernen Stirn,
welche in der Politik häufig vorkommt — eine
Mannesbrust von gewalztem Eisenblech, an wel-
cher jede gegnerische Beschuldigung des Pferde-
diebstahls, des Raubes silberner Löffel, sowie auch
jede Revolverkugel wirkungslos abprallte. Im
Innern der Brust befand sich ein Phonograph,
welcher die jeiveilige Wahlrede enthielt und durch
ein Uhrwerk in Wirksamkeit gesetzt wurde. Mister
Well sprach dairn unbekümmert um alle Zwischen-
rufe und hätte sich selbst durch eine Herde wüthender
Büffel nicht aus dem Konzept bringen lassen.
Unter seinen Frackschößen trug der eiserne Mann
außerdenr einen Aecumulator. in ivelchem die
elektrische Kraft aufgespeichert war, deren Mister
Well zu seinen Gesten bedurfte. Er verniochte
mittels dieser Kraft ziemlich leidenschaftlich zu
werden, fuchtelte mit seinen Armen, die Kanonen-
rohren glichen, in achtunggebietender Weise und
schlug mit der Eisenfaust jedes Rednerpult in
Trümmer. Im Kopfe trug er statt des höchst
überflüssigen Gehirns einen Revolver, der durch
einen leichten Federdruck zum Schnellfeuern ge-
bracht werden konnte, wenn das Auftreten einer
Opposition in der Versammlung dies nöthig
machte.
Mit diesem eisernen Manne hatte ich im
amerikanischen Wahlkampfe große Erfolge er-
rungen. Er hatte nicht nur durch die Macht
seiner Beredtsamkeit viele Stimmen gewonnen,
sonderir auch eine stattliche Anzahl von Gegnern
erschossen oder todtgeschlagen und somit die
Stimmenzahl der Gegenpartei inerklich geschwächt.
Nun war der Wahlkampf aber zu Ende und
ich langweilte mich mit Mister Well um die
Wette, bis mir endlich ein guter Gedanke kam.
Ich las von heftigen Parteikämpfen, die in
Deutschland tobten und dachte, da könne es nicht
schaden, wenn der eiserne Mister Well ein ge-
wichtiges Wort dazu spräche.
Ich bestieg mit demselben einen Schnelldampfer
und wir landeten glücklich in Hanrburg. Dort
sollte, wie Plakate verkündigten, eine große
nationalliberale Versammlung stattfinden. Das
war mir eine willkommene Gelegenheit. Mister
Well debutiren zu lassen. Ich ölte ihn frisch ein
und gab ihni eine Rede, welche bestimmt war,
den Nationalliberalen einigermaßen ins Gewissen
zu reden wegen ihrer wankelmüthigen Haltung
in allen politischen Fragen und ihrer großen
Duldsamkeit gegenüber allen öffentlichen llebel-
ständen.
Als ich die interessante Neuigkeit von dem
Auftreten eines schneidigen Gentleman aus Amerika
in die Presse laneirt hatte, wurde ich schon ge-
wahr, daß ich nnch ini Lande der Polizisten und
Bureaukraten befand. Die Polizei wünschte, daß