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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 13.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8183#0274
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Unser Stern.

2« Nacht ertrunken war das kchte Blau,

-tfs oß es nie uns wieder grüßen werbe.

Des Himmels Zelt lag düster, fahl und gra»

Auf der entmuthigten, verzagten Erde,

And lauschtest du, die Brust öekleuimt, empor,
So ging ein duiupses heulen durch die Lüste,

Als singe droßen ein gefpenft'scher Chor
Der Sterßenden das Nlagested der Erliste.

Da glomm es schüchtern wie ein Funke auf
Im Schooß der weite», neßelschweren Ferne
Und wuchs sich aus in raschem Siegeslauf
Im gold'nen Glanz zum strahlendste» der Sterne,
versöhnend, tröstend und verheißend stand
Er üßer uns und sprach: „Uerzweiselt »immer!"
Und ausgegossen üßer Meer und Land
Var seines Lichtes seenhaster Schimmer.

Da ßnumte sich die Finfteruiß empor,

Aufs Tödtsichste gereizt, in wildem Grimme,

Und die Vrkane, das Gewölk ßelchwor
Aus ihren höhlen ihre herrscherstimme;

Und die Geschwader wälzten pfeilgeschwind
Sich dichtgeßasst heraus, den Sturm zu wagen;
Mit seiner Geißel peitschte sie der wind
Und hetzte sie zu immer foff’rem Jagen.

Und wie die Wolken aus dem weg zum Ziel
Sich immer dichter, immer schwärzer häufen,
Scheint es beut Grimm der Finsterniß ein Spiel,
I» Nacht den Ster» auf ewig zu ersäufen,

Ihn zu vermauern in der Wolkenschicht,

Der lastenden, die im Zenilh erst endet,

A»d auszutilgen das verhaßte Licht,

Das er der Welt, der trauernden, gespendet.

Doch ward die alte Wahrheit nur erprobt:

Der wostien Heer zerrann zu suhlen Schatten.

Hub als die wuth des Sturms sich ausgetoßt,
Sank er zurück in lödtsichem Ermatten.

Ein heil'ges Licht entströmt dem Feuerkeru
lind eitel Narrheit war's, init ihm zu hadern:

Nur Heller trat, nur strahlender der Stern
Aus des Gewölks zertrümmerten Geschwadern.

_ _ L.

Die Tvdten schweigen.

von Bertr. de Born.

Auf Posten steht ein junger Grenadier
In stiller Nacht, er flüstert voll Entsetzen:

„Laß' ich mich weiter schinden wie ein Thier?
Heut schwur er mir im Haß, mich todt zu hetzen.
Mein Mütterchen, Du siehst mich nimmermehr.
Vergieb, vergieb! Ich kaun's nicht länger tragen!"
Er setzt sich auf die Brust das Dienstgewehr, —
Ein Knall, ein Schrei. — Geendet seine Plagen.

Im nächsten Regimentsbefehl, da steht:

„Ein schlechter Krieger, der vom Posten geht.
Wir strichen von der Liste diesen Feigen."

--Und die Tobten schweigen.

Im tiefen Schiffsbauch steht gebückt ein Mann
Nah vor der Höllengluth und schürt die Flammen.
Wild in den Schläfen hämmert ihm das Blut,
Im Ohre saust's, er schwankt und bricht zusammen.
Ihn weckt ein eisig kalter Wasserstrahl,

Ein roher Fußtritt läßt empor ihn schnellen.
Hinaus aus's Deck jagt ihn die Todesqual,

Und ganz von Sinnen springt er in die Wellen.

Voll Weisheit kurz darauf das Seeamt spricht:
„Nicht schwerer Dienst, auch die Behandlung nicht
Hat Anlaß ihm zu dem Entschluß geboten."

■-Es schweigen die Tobten.

Gukrr Rath.

U^enn man euch schurigelt, so werdet nicht laut,
Beuget den Rücken, wenn man euch haut,
Dienert hübsch artig, wenn man euch schmält,

So paßt ihr für die heutige Welt.

Pfeift man euch gnädig, so seid auch schon da,
Wird es verlangt, so rufet Hurrah!

Wählt justament, wie's dem Herrn gefällt,

So paßt ihr für die heutige Welt.

Geht fleißig zur Kirche und singet dort,

Lauscht mit Zerknirschung des Pfaffen Wort,
Handelt nach dem, was er euch erzählt,

So paßt ihr für die heutige Welt.

Arbeitet, schindet euch Tag und Nacht,

Geht mit Vergnügen in die Schlacht,

Jeder juble noch, wenn er fällt:

So paßt ihr für die heutige Welt. w.

Neue Sprichwörter.

— Einen rechten Kerl lehrt die Noth nicht
beten, sondern handeln.

— Hinter jedem Gedanken eines Sozialdemo-
kraten lauert ein Strafparagraph.

Protest.

Geknebelt sei bei uns das Wort? Seid still!

Die Phrase laß' ich nimmermehr euch gelten.

Darf ich nicht -x- den allergrößten Lumpen schelten
Und unter -x- mir denken, wen ich will?

Scherrfragr.

Wie viel braucht ein Arbeiter zum Lebeu?
l,unqaza as §>v ahsW u.rocuruM


zum „wahren Jacob" Nr. 272.
 
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