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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0043

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- 2390

Der Ausgang des KamSurger Ztreiks.

Aind das geschlagene Truppen,
Die hier zurückgehn
Durch Schnee und Gis
Sm fahlen Morgenlicht?
Ist das eine Flucht
vor dem siegreichen,
Höhnisch triumphirenden Feinde?
Sie ziehen vorbei
Sn unabsehbaren Schaaren,
Eine ganze Armee
Baumstarker Arbeiter.
Fest geschlossen, ohne Lücken
Marschiren die Glieder.
Anter dem wuchtigen Tritt
Der Tausende erdröhnt
Die hartgefrorene Erde.
Reine Verzagtheit
Zeigen die Mienen,
Nur Trauer und Anwillen
And unendlichen Trotz.

Shr Nacken blieb steif,
Stolz erhoben ihr Haupt,
Shr Gang elastisch und wogend.
Nicht zogen sie aus,
Das blinde Glück
Der Schlacht zu versuchen,
Aber sie lernen
Aus Sieg und Besiegtsein.
Muthig blickt ihr Auge
Sn die dämmernde Ferne,
wo neue und ernstere
Rümpfe winken.
Sei stolz, Hammonia,
Nicht auf die prunkenden,
prahlenden Sieger,
Sei stolz auf deine
Geschlagenen Söhne!
wir grüßen euch,
Ihr markigen Rämpfer,
Shr kühnen Segler!

Das Wasser ist eure Heimath.
Shr habt euer Schiff
Hinausgesteuert
vor der Hochfluth der Noth
And im Sturm der Entrüstung.
Leck ist nun das Fahrzeug,
Es kehrt heim mit zersplitterten
Stengen und Raaen,
Segelfetzen
And zerrissenes Tauwerk
peitschen die Masten.
Aber ihr erbebt nicht,
wie schwer ihr auch gelitten,
Entbehrt und gerungen.
Thatenfroh beginnt ihr,
Ein stärkeres Schiff
Rüstig zu bauen,
And schon jauchzt euer Herz
Dem kommenden, größeren
Sturme entgegen. L,


Nhedrr Laeis;-Hamburg.
„Es steht mir völlig frei, die Forderungen der Arbeiter für
mein Theil ganz oder theilmeise zu bewilligen. Das fällt mir
aber gar nicht ein. Damit thue ich in den Augen mancher
Leute Unrecht, ich bin jedoch eben anderer Meinung."
An den deutschen Michel.
Guter Michel, sei gescheidt,
Zchwimme mit dem Ztrom der Zeit!
Eignes Denken nützt dir nicht.
Ist ein läst'ges Bleigewicht.
Hattest du einst Ideale,
Lchwärmtest für das Liberale,
Warst wohl gar ein Kommunist:
Wirf den Plunder aus den Mist!
Erst mußt du vor allen Dingen
Manches gute Buch verschlingen

Nit monarchischer Tendenz,
Lin paar hundert wenigstens.
Bo viel kannst du schon vertragen.
Hast ja einen guten Magen.
Wenn du alles das gelesen,
Bist vom Irrthum du genesen.
Mußt nun stets nach oben blicken.
Dich vor jedem Windstoß bücken.
Bchrei'n dis Junker, schreist du auch,
Wie es will des Landes Brauch.
Dann sollst du die Bparkunst treiben,
fleißig lange Zahlen schreiben.
Rechne hundert Millionen
Kür verbesserte Kanonen,
Dito neue Panzerschiffe.
Dafür mußt mit seinem Kniffe
Bei Volksschule und dergleichen
Du die letzten Aullen streichen.
Zo bringst du es weit auf Erden,
Kannst noch gar von Michel werden.

Auf den Redaktionstisch des „Wahren Jacob"
sind die nachstehend abgedrnckten Briefe geweht.
Mein lieber Laeisz!
Ich kann, aber ich mag nicht! Das war ein
feiner Einfall, der mich an meine beste Kanzler-
zeit in: Jahre 1878 erinnert. Auch ich habe da-
mals die rothe Schweinebande kuranzt, daß es
eine Lust war. Und was hat mir das Sozialisten-
gesetz alles für Nebeneinkünste eingetragen! Als
Landwirth haben mich die schönen Zölle manches
Sümmchen auf die hohe Kante legen lassen und
außerdem wurde ich die unentbehrlichste Person
im Deutschen Reiche. Kaum hatte ich den Arnim
— das war ein ganz unverschämter Kerl, der

Reichskanzler werden wollte! — bei Seite ge-
schafft, so traten neue Konkurrenten auf, — jetzt
waren sie mit einem Male auf die Seite gefegt
und ich saß fester als jemals vorher im Sattel,
hatte meinen Welfenfonds, meinen Puttkamer
und konnte Jeden einstecken lassen, der mir in,
Wege war! Schließlich hat mir die rothe Bande
doch noch den Hals gebrochen und deshalb hasse
ich sie und freue mich allemal, wenn ein forscher
Kerl wie Sie der Bande an den Hals fährt!
Schaden werden Sie keinen gehabt haben, denn
bei dieser Geschichte haben doch verschiedene kleine
und große Konkurrenten von Ihnen einen ge-
hörigen Klapps gekriegt, und das ist immer eine
angenehme Begleiterscheinung, die einem das
ungestörte Einsacken erleichtert. Ich drücke Ihnen
im Geiste die Hand!
v. Bismarck.
?. 8. Ihre letzte Austernsendung war groß-
artig.
An Se. Durchlaucht den Fürsten von Bismarck.
Hochverehrter Gönner!
Ihr Brief hat mir eine herzerhebende Freude
bereitet. Wir Hamburger Rheder haben was
profitirt von der staatsmännischen Klugheit Em.
Durchlaucht, die Alles sieht und auch das Kleinste
nicht unberücksichtigt läßt. Der verfluchte Tage-
löhner, der Ihnen damals mit der Miethe durch-
brannte und auch noch die Tributgans mitnahm,
hat einen heißen Durst nach Wiedervergeltung an
dieser Schwefelbande in mir hervorgerufen. Sie
sind gerächt, Durchlaucht, und das Jammergeheul
der Strcikbrüder mit Kind und Kegel war mir
lieber, als die Regimentsmusik der Sechsund-
siebziger. Ich konnte es ja ändern, aber es fiel
mir gar nicht ein! Hat der Tagelöhner von da-
mals etwa Mitleid mit Ihnen gehabt? Es fiel
 
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