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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0264

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2606

Ooch
Veini ?Teive des Brots und beim Blute deF Weins!
Merkt auf, ihr Herren in: Frack!
Mr hohen Herrn! denn ich pfeif' ench noch Eins,
Mach Eins auf dein Dudelsack!
Mud ok ihr auch flucht und mich niederschreit,
Mir Alles einerlei!
Die Porzellan- und Neifrarkzeit
Ist, Gatt sei Dank, vorbei!

Schallt hin, schon hat's an den Magei gehängt
Purpur und Hermelin
Nud sitzt am Studirtisch tief versenkt
M die heilige Schrift des Darwin.
Ja die biblische Spattgeburt aus Lehm
Besann sich auf ihre (traft
Nnd die Wahrheit entschleiert ihr Weltsystem
Vor der Aönigin der Wissenschaft!
Ihr aber thut, als wäre die Welt
Mach die Welt, die sie ehmals war;
Ihr bucht eure Titel und zählt euer Geld
Nnd faselt Vai: Thron und Altar!

Lins. ---
Ihr faselt im Wachen, ihr faselt im Traum
Nnd im Frühling genirt euch der Wind
Nnd keiner merkt, wie im Freiheitsüaum
Schon die Anospen gesprungen sind!
Ihr spreizt euch und bläht euch und nörgelt und
Trotz Hunger und Dynamit, chiault
Nnd seid dach an Aörper und Geist verfault,
Verfault bch üch hundertste Glied!
Ihr haßt das Licht wie die Pestilenz,
Nnd der Schuftigste brüllt: Ich riskir's!
Nnd schneuzt sich und schwört auf die Intclligellz
Der hinterpanunerfchen PeerF!
Dach ein braver Fluch ist auch ein Gebet
Nnd die Marseillaise ein Lied,
Drum wenn das noch lange so weitergcht,
Dann weiß ich, was geschieht!
Dann ruft das Volk: Vermaledeit!
He, Pulver her und Blei!
Die Porzellan- und Neifrarkzeit
Ist, Gatt sei Dank, vorbei! u-n°y°lz.

Inhalt der Unterhaltung«-Beilage.
Weihnachtsbetrachtung. Gedicht. — Sensenschleifen. Ge-
dicht. — Weihnachtsplauderei. — Erhabener Moment. —
Weihnachtsabend. (Jllustrirt.) — Römische Studien. (Illu-
stration.) — Vor der Schlacht. — Jesus als Gast. Gedicht.
(Jllustrirt.) — Auch ein Weihnachtsgeschenk. (Jllustrirt.) —
Aufwärts. Gedicht. — Der Maurerstreik. (Humoreske.)
(Jllustrirt.) — Scherze. (Jllustrirt.) — Briefkasten. —

Ballade vom impulsiven Rater.
(Ain bunter Kaier saß vor dem Loch,
Wo es gar lieblich nach Mäusen roch,
üsins aber mußt' ihm die Dreude vergällen:
lbr kraucht' sich ein Mäuslein nur vorzustellen,
Da hat's ihn gejuckt,
Keine Krallen gezuckt,
Mit gerechtem Halse hat er geschluckt,
Ihm tanzten Dunken vor Augen.
Das könnt' zum Dangen nicht taugen.
And wagte sich gar ein Mäuslein hervor,
Er die Besinnung völlig verlor.
Wär's auch im Sprunge nicht zu erreichen,
Verlegt' er sich doch nicht lange auss Schleichen.
<br sauste geschwind
Heran wie der Wind;
Nur machte ihn Wuth und Dreßgier blind,
Är flog gegen ZZalken und Wände.
Das Mäuslein entschlüpfte behende.
So saß er denn bei dem Loch in der Näh',
Strich grimmig den Schnurrbart in die Höh'
Nnd schwur mit heldenhaftem Wehagen,
Kie doch noch aus dem Loche zu jagen:
„Dur blutigen Heß'
Die Krallen ich weh'.
Ich mache ein großes Ausnahmegesetz,
Das soll aus der Höhle euch treiben.
Mir müßt ihr zur iKeute bleiben!"
Doch der Mäuse wurden nur immer mehr,
Sie tanzten schon lustig um ihn her.

„Was!" rief er, „ihr nagt hier an Sparren und
Da wird ein Nmsturzgeseh schon nützen!" sStühen?
Wild fuhr er drein
Mit Dauchen und Schrein,
Doch die Mäuse huschten ins Loch hinein.
Är stieß sich den Kopf mit Krachen
Nnd hörte sie unten lachen.
Zwei Dementis.
i.
(Szene: Das Bureau eines Ministers.)
Die Exzellenz (sitzt am Arbeitstische nnd schreibt.
Dann Plötzlich, sich erhebend, stolz): Nun sind sie fast
alle gegangen und ich bin immer noch da. (Rem
sich.) Ah, es ist doch ein angenehmes Gefühl, so
fest lin Sattel zn sitzen. (Geheimrath v. Z. tritt ein.)
Nun, mein lieber Z.?
Geheimrath v. Z>: Exzellenz haben den
neuesten Vorwärts schon gelesen?
Minister: Nein. Habe keine Zeit dazu.
Aber dementiren Sie sofort.
Geheimrath v. Z.: Es handelt sich . ..
Minister: Schon gut. Dementiren Sie nur.
Ich kann mich ja auf Sie verlassen.
Geheimrath v. Z.: Entschuldigen Exzellenz,
der Vorwärts.... will aus bester Quelle er-
fahren haben....
Minister: Dementiren Sie doch nur!
Gehcimrath v. Z.: Aber cs handelt sich um
Eure Exzellenz selbst.
Minister: Um mich?
Geheimrath v. Z.: Der Vorwärts will aus
bester Quelle erfahren haben, daß Eure Exzellenz
durch Gesundheitsrücksichten gezwungen seien ....
Minister (-rbl-i-hend): zu demissioniren?
Geheimrath v. Z.: Ganz richtig, Exzellenz.
Minister (schmerzlich beweg«): Ich bin zwar
kerngesund, mein lieber Z. Können mir's glauben,
kerngesund. Aber wenn man wünscht....
Minister (zu Herrn v. Lucanus): Sehr erfreut,
Exzellenz.

Zwei Dementis.
ir.
(Szene: Das Bureau des Eisenbahnministers v. Thielen.)
Herr v. Thielen (zum eintretenden Sekretär): Was
giebt's Neues?
Sekretär: Ein Eisenbahnunfall.
Herr v. Thielen (»rg-rnch): Immer dasselbe.
Das wird langweilig. .... Großer Material-
schaden?
Sekretär: Zwei Personenwagen.
Herr v. Thielen: Also nicht so schlimm!
Die Lokomotive ist unbeschädigt?
Sekretär: Jawohl, Exzellenz.
Herr v. Thielen: Sehr gut. Sie können
gehen. (Sekretär bleibt.) Nun? Noch etwas?
Sekretär: Zehn Menschen sind getö.
Herr v. Thielen (ungeduldig): Schon gut,
schon gut. (Sekretär will abgehen.) Einen Augenblick
noch. Haben Sie das Nöthige schon besorgt!
Sekretär: Exzellenz meinen das Dementi?
Herr v. Thielen: Na, was denn sonst?
Sekretär: Leider nein. Ich weiß nicht...
Herr v. Thielen (ihn unterbrechend): Was wissen
Sie nicht? Sie brauchen auch gar nichts zu wissen.
(Nach kurzem Nachdenken.) Sie schreiben einfach: Scha-
den unbedeutend. Ursache des Unfalls mangel-
hafte Befolgung der Verordnung vom .... na,
schlagen Sie das selber nach, es wird sich schon
etwas finden. Ich habe jetzt keine Zeit.
Sekretär (abgehend): Sehr wohl, Exzellenz.

Die Hauptsache.
Herr Ahlwardt fröhlich schmunzelnd spricht,
Sie mögen lachen oder nicht,
Wenn nur Entrse wird eingenommen.
Die Hauptfach' ist, daß Leute kommen.

Vorsichtig.
Der Eisenbahnminister hat sich ein Veloziped
gekauft, um sein kostbares Leben nicht mehr der
Eisenbahn anvertrauen zu müssen.
 
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