Illustvirte
A KtcrBalfHi;Ci9 ~3?<ü£a<je
des wahren Jacob
Gruß zum
etzt aukgescbaut! Lin neues Aabr
Stellt polternd vor der Dbüre,
Ls glänzt Ihm Liskrystall im Dnar,
Mie Gold und iperlensednüre.
Ls strnblt verbeissungsvoll sein
Ls lachen seine /Dienen, [JBltcfe,
-Us vvär's mit langersehntem Glück
Vor eurer Tbnr erschienen.
Do lasst es fröhlich nur herein
^Nd ötknet ihm die Derzen,
Der „Mahre Zacob" tiibrt es ein
^it Lust und Lied und Scherzen.
Düd Kommt die Melt euch düster vor
3u der lUeujahrsnacht Dunkel,
^^leuchten soll sie der Dumor
^lt hellem Sterngetunkel.
^Atr wissen >vohl, der Sorgen bar
3st nie das /Denschenleben,
Drum wird uns auch das neue Zabr
Genug der Kämpfe geben.
neuen Mßre.
Doch Nampt hringt Lieg! drum krisch heran
Lu frohem SLegeswerben,
Ls wird kein Dkatk und kein Dvrann
Ae uns den Spass verderben.
Ls batten schon zu Motans Leit
Die Deutschen viele Plage,
An Krieg und iUotb, in Lank und Streit
verlebten sie die Tage.
Doch wenn, gefüllt mit /Detb, das Dorn
Lrbob die nerv'ge Kecbte,
Dann schwand dahin der wilde Lorn,
Ls kam der Scherz zum Kecbte.
So möge auch im neuen Aabr
Sieb der Dumor bewahren,
Der Aacob bringt ibn immerdar
An Mort und Wild zu Lbren;
Als eine scharte Matte weiss
Lr tapfer ihn zu schwingen,
Menn um der Freiheit Güter heiss
Mir mit dem Feinde ringen. w-r «->brc s^b.
Bedichte von Ärno Koh.
^ An die „Gbern Sebntausend".
N'iedcr rollt nun sterbend ein Jahrhundert
em ®U>0VUng( ^ j,rjn une Kie Zeit verschlingt,
seid immer noch nicht abgeplundert,
^"cht hinten die Kulissen abgehinkt?
?o!Ü euch nicht langer freventlich vermessen,
■g6111* eilc>: Lebensnerv iss abgestumpft,
Z,cnn ^"re Kronen sind von Ross zerfressen
^ " eure Stainmbauinwalder sind versumpft!
neu Geschlecht, schon weht es seine Schwerter,
»chon webt die Sonne ihm den Glorienschein,
Uno glaubt: Ts wird kein veilchenblauer Werther.
wird ein blutiger Messias sein!
Cbanson.
Roch iinmer baumelt der alte Zopf
Der alten Welt ins Genick,
Roch immer schmort ihr kein Huhn im Topf,
Drum: Vive la Republique!
Drum: Vive la Republique, blique, blique,
Das Herz schlägt uns im iKauch,
Das Knutenthum haben wir dick, dick, dick,
And Kartoffel und Häring auch!
pideant consules. . . !
,,Die Seit der Jude», Römer und der Kelten
Kam, Gott sei dank, schon längst aus der 28alance!
Wie unsre Welt die beste aller Welten,
Ist unsre Zeit, die Zeit pur excellenee!“
Wohl hör ich's, doch mit jedem meiner Lieder
Heb ich den düstern Kehrreim auf den Thron:
Die Zeilen der Ääfaren kehren wieder
And ihre Weile schärft die Reaktion!
Die Zilvestersem der Ztaatsretter.
Das Jahr 1897 neigte sich seinem Ende zu.
Da besann sich der König Stumm plötzlich, daß
die soziale Frage noch immer ungelöst sei, und
er lud die Erleuchteten des Reiches zur Silvester-
feier auf sein Regenlenschloß, nur mit ihnen das
Versäumte nachzuholen.
Der König rief, und Alle, Alle kamen. Von
Herrn v. Kardorff bis zu Herrn v. Tausch.
Die Festräume waren entsprechend dekorirt;
Inschriften mit: „Ausbeuter aller Länder, ver-
einigt Euch!", „Mehr Liebesgaben!", „Bereichert
Euch!" zierten die Wände. Die Bildnisse von
Iwan dem Schrecklichen, Rothschild, Louis Philipp,
Napoleon u. A. waren bekränzt, das Menu war
auf Aktien der Panamagesellschaft gedruckt.
Das Souper begann mit einer Krebssuppe.
Der Koch wollte den Anwesenden damit eine
sinnige Aufmerksamkeit erweisen.
Im weiteren Verlauf des Essens erwarteten
die anwesenden illustren Sozialistenfresser, daß
ihnen ein geschinorter Sozialdemokrat servirt werde.
Ein solcher war aber nicht zu beschaffen gewesen
und die Festversammlung mußte sich mit einem
nationalen Ochsen begnügen, bei dessen Erscheinen
der König Stumm die Versammlung für voll-
zählig erklärte und ihr eine Begrüßung widmete.
„Geehrte Vasallen", sagte er unter Anderem,
„ich erlaube Euch, an dem großen Werke mitzu-
arbeiten und Vorschläge zu machen, mie wir ain
schnellsten und gründlichsten mit den Rothen auf-
räumen."
„Ich meine", sagte Köller, „ein kleines Um-
sturzgesetzchcn könnte nicht schaden."
Aber er fand damit keinen Anklang. Ebenso-
wenig der Herr von Pnttkamer, der wieder ein-
mal mit einem kleinen Belagerungszustand ope-
riren wollte. Beide fielen bei den Versammelten
ab, dagegen fand Professor Neinhold schon mehr
Ohr mit seinem Vorschlag, die Sozialdemokraten
in Deutschland todtznreden.
„Ich glaube doch", bemerkte Kardorff, „die
Sucht nach dem Gold ist es, die das Volk ver-
dirbt. Nehmen mir ihm also das Gold und
führen wir die Silberwährung ein."
Miguel nickte. „Nehnien wir ihm das Gold
— ganz recht; aber nehmen wir ihm auch das
Silber, dann kommt es auf keine bösen Gedanken."
„Jedenfalls ist das die beste Methode, um dem
Volk die Religiosität beiznbringen", bemerkte Herr
v. Tausch, „denn zu der Erkenntniß, daß wir das
Volk glücklich machen wollen, gehört ein starker
Glaube."
Stöcker stimmte dem zu und empfahl die Ein-
führung der Prügelstrafe fiir Atheisten.
Dem Vertreter Bismarck's ging dies aber nicht
weit genug, er theilte mit, sein Auftraggeber sei
nach wie vor dafür, daß die Sozialdemokratie
von Oben herab todtgeschlagen werden müsse.
Da tönten langsam und feierlich zwölf Glocken-
schläge. Das Jahr 1897 war verendet.
„Jetzt haben wir die Frage doch nicht, gelöst",
jammerte v. Stumm.
„Dann wollen wir wenigstens die Reihen der
Kämpfer für Sitte, Ordnung und Religion ver-
stärken", schlug Or. Peters vor, und beantragte,
ein dringendes Gesuch um sofortige Begnadigung
des Freiherrn v. Hammerstein an die Regierung
zu richten.
Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen,
und so ist die Versanunlung der Staatsretter
doch nicht ganz resultatlos verlaufen, wenn sie
auch die soziale Frage nicht gelöst hat.
Beilage zum „wahren Jacob" Br. 299«, 1898.
A KtcrBalfHi;Ci9 ~3?<ü£a<je
des wahren Jacob
Gruß zum
etzt aukgescbaut! Lin neues Aabr
Stellt polternd vor der Dbüre,
Ls glänzt Ihm Liskrystall im Dnar,
Mie Gold und iperlensednüre.
Ls strnblt verbeissungsvoll sein
Ls lachen seine /Dienen, [JBltcfe,
-Us vvär's mit langersehntem Glück
Vor eurer Tbnr erschienen.
Do lasst es fröhlich nur herein
^Nd ötknet ihm die Derzen,
Der „Mahre Zacob" tiibrt es ein
^it Lust und Lied und Scherzen.
Düd Kommt die Melt euch düster vor
3u der lUeujahrsnacht Dunkel,
^^leuchten soll sie der Dumor
^lt hellem Sterngetunkel.
^Atr wissen >vohl, der Sorgen bar
3st nie das /Denschenleben,
Drum wird uns auch das neue Zabr
Genug der Kämpfe geben.
neuen Mßre.
Doch Nampt hringt Lieg! drum krisch heran
Lu frohem SLegeswerben,
Ls wird kein Dkatk und kein Dvrann
Ae uns den Spass verderben.
Ls batten schon zu Motans Leit
Die Deutschen viele Plage,
An Krieg und iUotb, in Lank und Streit
verlebten sie die Tage.
Doch wenn, gefüllt mit /Detb, das Dorn
Lrbob die nerv'ge Kecbte,
Dann schwand dahin der wilde Lorn,
Ls kam der Scherz zum Kecbte.
So möge auch im neuen Aabr
Sieb der Dumor bewahren,
Der Aacob bringt ibn immerdar
An Mort und Wild zu Lbren;
Als eine scharte Matte weiss
Lr tapfer ihn zu schwingen,
Menn um der Freiheit Güter heiss
Mir mit dem Feinde ringen. w-r «->brc s^b.
Bedichte von Ärno Koh.
^ An die „Gbern Sebntausend".
N'iedcr rollt nun sterbend ein Jahrhundert
em ®U>0VUng( ^ j,rjn une Kie Zeit verschlingt,
seid immer noch nicht abgeplundert,
^"cht hinten die Kulissen abgehinkt?
?o!Ü euch nicht langer freventlich vermessen,
■g6111* eilc>: Lebensnerv iss abgestumpft,
Z,cnn ^"re Kronen sind von Ross zerfressen
^ " eure Stainmbauinwalder sind versumpft!
neu Geschlecht, schon weht es seine Schwerter,
»chon webt die Sonne ihm den Glorienschein,
Uno glaubt: Ts wird kein veilchenblauer Werther.
wird ein blutiger Messias sein!
Cbanson.
Roch iinmer baumelt der alte Zopf
Der alten Welt ins Genick,
Roch immer schmort ihr kein Huhn im Topf,
Drum: Vive la Republique!
Drum: Vive la Republique, blique, blique,
Das Herz schlägt uns im iKauch,
Das Knutenthum haben wir dick, dick, dick,
And Kartoffel und Häring auch!
pideant consules. . . !
,,Die Seit der Jude», Römer und der Kelten
Kam, Gott sei dank, schon längst aus der 28alance!
Wie unsre Welt die beste aller Welten,
Ist unsre Zeit, die Zeit pur excellenee!“
Wohl hör ich's, doch mit jedem meiner Lieder
Heb ich den düstern Kehrreim auf den Thron:
Die Zeilen der Ääfaren kehren wieder
And ihre Weile schärft die Reaktion!
Die Zilvestersem der Ztaatsretter.
Das Jahr 1897 neigte sich seinem Ende zu.
Da besann sich der König Stumm plötzlich, daß
die soziale Frage noch immer ungelöst sei, und
er lud die Erleuchteten des Reiches zur Silvester-
feier auf sein Regenlenschloß, nur mit ihnen das
Versäumte nachzuholen.
Der König rief, und Alle, Alle kamen. Von
Herrn v. Kardorff bis zu Herrn v. Tausch.
Die Festräume waren entsprechend dekorirt;
Inschriften mit: „Ausbeuter aller Länder, ver-
einigt Euch!", „Mehr Liebesgaben!", „Bereichert
Euch!" zierten die Wände. Die Bildnisse von
Iwan dem Schrecklichen, Rothschild, Louis Philipp,
Napoleon u. A. waren bekränzt, das Menu war
auf Aktien der Panamagesellschaft gedruckt.
Das Souper begann mit einer Krebssuppe.
Der Koch wollte den Anwesenden damit eine
sinnige Aufmerksamkeit erweisen.
Im weiteren Verlauf des Essens erwarteten
die anwesenden illustren Sozialistenfresser, daß
ihnen ein geschinorter Sozialdemokrat servirt werde.
Ein solcher war aber nicht zu beschaffen gewesen
und die Festversammlung mußte sich mit einem
nationalen Ochsen begnügen, bei dessen Erscheinen
der König Stumm die Versammlung für voll-
zählig erklärte und ihr eine Begrüßung widmete.
„Geehrte Vasallen", sagte er unter Anderem,
„ich erlaube Euch, an dem großen Werke mitzu-
arbeiten und Vorschläge zu machen, mie wir ain
schnellsten und gründlichsten mit den Rothen auf-
räumen."
„Ich meine", sagte Köller, „ein kleines Um-
sturzgesetzchcn könnte nicht schaden."
Aber er fand damit keinen Anklang. Ebenso-
wenig der Herr von Pnttkamer, der wieder ein-
mal mit einem kleinen Belagerungszustand ope-
riren wollte. Beide fielen bei den Versammelten
ab, dagegen fand Professor Neinhold schon mehr
Ohr mit seinem Vorschlag, die Sozialdemokraten
in Deutschland todtznreden.
„Ich glaube doch", bemerkte Kardorff, „die
Sucht nach dem Gold ist es, die das Volk ver-
dirbt. Nehmen mir ihm also das Gold und
führen wir die Silberwährung ein."
Miguel nickte. „Nehnien wir ihm das Gold
— ganz recht; aber nehmen wir ihm auch das
Silber, dann kommt es auf keine bösen Gedanken."
„Jedenfalls ist das die beste Methode, um dem
Volk die Religiosität beiznbringen", bemerkte Herr
v. Tausch, „denn zu der Erkenntniß, daß wir das
Volk glücklich machen wollen, gehört ein starker
Glaube."
Stöcker stimmte dem zu und empfahl die Ein-
führung der Prügelstrafe fiir Atheisten.
Dem Vertreter Bismarck's ging dies aber nicht
weit genug, er theilte mit, sein Auftraggeber sei
nach wie vor dafür, daß die Sozialdemokratie
von Oben herab todtgeschlagen werden müsse.
Da tönten langsam und feierlich zwölf Glocken-
schläge. Das Jahr 1897 war verendet.
„Jetzt haben wir die Frage doch nicht, gelöst",
jammerte v. Stumm.
„Dann wollen wir wenigstens die Reihen der
Kämpfer für Sitte, Ordnung und Religion ver-
stärken", schlug Or. Peters vor, und beantragte,
ein dringendes Gesuch um sofortige Begnadigung
des Freiherrn v. Hammerstein an die Regierung
zu richten.
Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen,
und so ist die Versanunlung der Staatsretter
doch nicht ganz resultatlos verlaufen, wenn sie
auch die soziale Frage nicht gelöst hat.
Beilage zum „wahren Jacob" Br. 299«, 1898.