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Worgksang der Wiener Nudenten-Legion non 1S4S?

(Seschrieben am t4. Närz Abends in der Universitäts-Wachstube zu Wien.)

n helbenmüthigen Stubenteli-Legion an der Wiener Kochschule brüderlich geweiht von Äenry Likolff und Siegfried Kapper.

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^ext von Siegfried Aaxxer.


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1. Erwacht, erwacht, 0 Brü-der, ein gro - ßer Nor-gen tagt! Rein zweiter kehrt bald wie-der, her - bei in Reih und

2. Hoch schwinge uns-re Rech - te, die Was - fe blank und gut! Ganz Deutschlands^il-gem Rech - te ver-eint gilt's im 8e-

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R 8lie-der, es siegt nur wer da wagt!)

2. fech - te, der §rei-heit stol-zem Kut. /


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Stets vorwärts oh - ne A)an- ken! Schlag hoch, schlag hoch, schlag hoch, o Män-ner-Herz! Dem

(Seift nur kei - ne Schran-ken, und Deutschlands ^öl - ker dan - ken ihr tzeil, ihr tzeil, ihr tzeil den Räm-pfern im März.

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Wir wünschen, daß diese ausgezeichnete Komposition eine oft gesungene Nummer unserer Arbeiter-Gesangvereine werden möge. D. Red.

Brief aus der Unterwelt.

Orkus, im Februar.

Lieber Jacob!

Es ist eine rühmens-
werthe Thatsache, daß
alle Zeitereignisse auf
der Oberwelt von beit
Bewohnern der Unter-
welt mit lebhaftestem
J Interesse verfolgt wer-
den. Die Ursache liegt
darin, daß bei so
manchen Vorkomm-
nisten auf der Erde

der Teufel heimlich seine Hand im Spiele hat.

Auch die Feier des fünfzigjährigen Jubiläums
des Jahres 1848 fand bei uns lebhaften Wieder-
hall. Es gelang sogar, zum Andenken an jene
Ereignisse ein Denkmal zu errichten, ohne daß
Herr von Luzifer es beanstandet hätte.

Dieses Denkmal wurde heute feierlich enthüllt.
Es gilt natürlich nicht den Märzgefallenen, son-
dern den Ueberlebenden jener Ereignisse,
welche sich um das Todtschlagen der freiheitlich ge-
sinnten Bürger besonders verdient gemacht haben.

Beilage zum „wahren Jacob" Nr. 3036, t898.

Demgemäß ist das Denkmal sinnreich kom-
ponirt. ES stellt den General Wrangel dar, auf
einem Nachttopfe sitzend, in dem alle Volks-
rechte liegen.

Als Festredner bei der Enthüllungsfeier fun-
girte der alte Metternich. Der gute Mann ist
arg heruntergekommen. Er hatte geglaubt, hier
in der Kanzlei des geheimen diploniatischen Kabinets
beschäftigt zu werden, und statt dessen wird er
nur dazu verwendet, den Obertcufeln die be-
haarten Schweife zu frisiren.

Um so stolzer war Metternich, daß ihm heute
die wichtige Rolle des Festredners zuficl. Er er-
mahnte alle Feudalen der Gegenwart, treu aus-
zuharren im Streben nach Rückwärts, damit auch
ihnen einst ein so würdiges Denkmal in der
Hölle gesetzt werde. — Es ist schade, daß der
König Stumm noch nicht bei uns weilt; er
würde an dieser Rede seine Freude gehabt haben,
während er sich über die Reden, die er droben
im Reichstag hört, so häufig ärgern muß. Wäre
er nur hundert Jahre früher zur Welt gekommen,
dann säße er heute längst gut und warni bei
uns und brauchte sich droben an den Flammen
seines eigenen Herrscherdünkels nicht weiß zu
brennen. — Mit der feierlichen Absingung des Liedes
„Wenn der Hund mit der Wurst über'n Eckstein
springt" wurde der offizielle Festakt geschlossen.

Abends fand noch ein Bankett statt, zu welchem
Reaktionäre aller Länder und Zeiten geladen
waren. Man sah dort den König Saul im eif-
rigen Gespräch mit Caligula; die Kaiserin Messa-
lina ließ sich von Napoleon dem Dritten den
Hof machen, Gregor der Siebente debattirte mit
dein Grafen Talleyrand, Karl der Zwölfte von
Schweden zankte sich mit Moltke. Unter den
Anwesenden bemerkte inan ferner den Großinqui-
sitor Torquemada, Iwan den Schrecklichen, den
Geheimrath Stieber, den General Windischgrätz,
Haynau u. A.

Erzherzog Johann, der ehenialige Reichsver-
weser, der in der Hölle als Leimsieder beschäftigt
ist, brachte das offizielle Hoch auf den König der
Unterwelt aus. Begeisterte Zustimmung folgte.
Alle anwesenden Beamten wedelten mit ehrfurchts-
voll erhobenen Schweifen. Es war ein weihe-
voller Moment.

Darauf leerte Windthorst ein volles Glas
auf die im Entstehen begriffene lex Heintze!

So hat auch die Unterwelt ihre würdige März-
fcier gehabt; sie wurde in keiner Weise polizeilich
gestört, was ich auch den Märzfeierlichkeiten in
Deutschland wünsche.

Ihr

Pipifax, der Kleine.
 
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