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©lieber eine schwarz-roth-goldene Fahne vor-
trng. Er sprach zn den Studenten und zur
Bürgerwehr und kündigte sich als Retter der
deutschen Freiheit und Einheit an. Ein Arbeiter,
der dazwischen rief: „Glaubt es nicht!" wurde
verhaftet und bekam sogleich den richtigen Vor-
geschmack von der geretteten Freiheit.
Die guten Bürger waren nun auf dem
Gipfel des Entzückens angelangt. Der König
an der Spitze der Revolution — das war
ihr Ideal. So war ja die Revolution in den
besten Händen und konnte ihnen nicht über den
Kopf wachsen. Die Prole-
tarier sahen finster drein.
Aber sie durften sich nicht
Muhren, denn das Bür-
Serthum war ja be-
waffnet worden, um die
"Ordnung" aufrecht zu
^halten. Das Bürger-
thum nützte den Sieg, den
°re Proletarier erfochten,
nur für sich aus.
Der König berief den
Landtag aus den 2. April
und sprach das be-
deutsame Wort aus:
Preußen müsse in
Deutschland auf-
Lehen. Zngleich ver-
engte er auch konstitu-
>vnelle Zustände in den
anderen deutschen Staa-
Alsdann wurde ein
Amhlgesetz für den Land-
tug publizirt, das Ur-
wahle,, enthielt. Die »ene
8£SÄSj£
tcn 8f ei< Prassen hat-
^erlich begraben.
^taeeftbT.reiUnbO^tii0
8e sah man in dem
gewaltigen Zuge, an dem sich eine unermeßliche j der König mit den Ministern auf dem Balkon,
Menschenmenge ans alle» Klassen betheiligte, entblößten Hauptes. — Am Begräbnißplatz im
Als der Zug am Schlosse vorüberkam, stand ! Friedrichshain sprachen der Prediger Sydow
und der demokratische Assessor Jung.
Im Ganzen hatten zweihundertdreißig Per-
sonen aus dem Volke das Leben verloren. Sie
haben mit ihrem Blute die neue Freiheit ge-
tauft, die so bald wieder unterging. Aber es
ging auch das alte Preußen unter und
das war der Siegespreis jenes gewaltigen
Kampfes. Der alte Absolutismus war todt
und alle Reaktion konnte das neue politische
Leben, das nach den
Märztagen begann, nicht
wieder ersticken.
Das Volk von Berlin
pilgert noch alljährlich
nach der Stätte, wo die
Tobten des März begra-
ben liegen, und schmückt
ihre Gräber mit Blumen
und Kränzen. Das Bür-
gerthum hat die Tobten
vergessen, die so viel zu
seiner Emanzipation bei-
getragen haben; nur eine
kleine radikale Gruppe
erinnert sich seiner Ehren-
pflicht.
Aber die Arbeiter
haben jene Tobten nicht
vergessen. Sie wissen
wohl, daß jene keine
Sozialisten in heutigem
Sinne waren, daß sie mit
anderen Mitteln und für
andere Ziele gekämpft
haben, als die heutige
Arbeiterbewegung.
Aber jene Volks-
kümpfer haben einer
neuen Zeit Bahn ge-
brochen und dafür sind
ihnen die deutschen Ar-
beiter dankbar.
Begräbnitz der Berliner Märzgefallenen im zriedrichshain am 22. März f8-f8
(Zeitbild, nach der Urwähler-Zeitung.)
W. li.
tDkrz-IKosen.
von 33. kfam-'nercr.
^Äir rufen in Gedanken
Die Helden uns zurück,
Die für die Freiheit sanken
Und für des Volkes Tlück.
2o finden roir uns ein,
Damit die Feier glänze,
Und legen Liebeskränze
Uuf ihren Leichenstein.
was habt ihr nun errungen,
Da ihr das Leben gabt?
Liegt denn der Feind bezwung
Dem ihr getrotzet habt?
Nein, noch grinst bleich die Nc
Doch blüht aus unfrem Herze:
Als Siegesmal des Märzen
Die Rose blutigroth.
Das ist des Volkes Liebe,
Die eure Rainen ehrt
Und eure Chaten grübe
2n Festen mit dem Schwert.
Um <a.age des Gerichts
Ersteht fie aus dem Moose,
Es ist die -cott)c Rose
Der Freiheit und des Lickck«
Nie wird die Saat verderben,
Die eure Hand gesät;
Rie wird der Funke sterben,
Den euer Geist geweht;
Der ewig kühn und jung
Für unsre höchsten Güter
In flammende Gemüther
Goß die Begeisterung.
Ihr tratet mnthig nieder
Den Drachen Reaktion,
wohlan! er regt sich wieder,
Er spricht der Freiheit Hohn.
Er schreitet durch die Welt,
Iertritt des Volkes Rechte,
Und stützt sich auf die Mächte:
Den Säbel und das Geld!
Doch sieh! Mit dem Tyrannen
Erstarkte auch das Recht;
Von kampfesfrohen Mannen
Erstand ein neu Geschlecht
Und rüstet Mann für Mann.
Aus Fähnlein werden Heere,
Ls wächst der Strom zun: Meere
Und schäumet himmelan.
wenn vor dem Blick der Mengen
Der schwarze Rebel reißt,
Dann wird die Uetten sprengen
Der unterdrückte Geist.
Dann kommt's heran geschwemmt
wie die Gewitterwolke,
Die Rächer aus dem Volke,
Gesell'» im Arbeitshemd.
Nicht Güter und nicht Ehren
Sie haben auf der Welt
Nichts, was sie hier verlören,
Nichts, was zurück sie hält.
Sie fürchten keinen Bann,
Sie fürchten kein verderben,
Und „Freiheit oder Sterben!"
Heißt ihre Losung dann.
Und jauchzen die Signale
Und schreckt der gelle Laut
Den Schlemmer vom Pokale,
Den Bräut'gam von der Braut,
Dann werden wir erschaffen
Nicht mehr mit blut'gein Erz,
Jedoch mit geist'geu Waffen
Den neuen Völkermärz.
Dann rufen in Gedanken
Die Helden wir zurück,
Die für die Freiheit sanken
Und für des Volkes Glück.
Sie gingen in den Tod —
Doch blüht aus ihren Särgen,
Ium Hohn der feilen Schergen,
Die Rose blutigroth.
©lieber eine schwarz-roth-goldene Fahne vor-
trng. Er sprach zn den Studenten und zur
Bürgerwehr und kündigte sich als Retter der
deutschen Freiheit und Einheit an. Ein Arbeiter,
der dazwischen rief: „Glaubt es nicht!" wurde
verhaftet und bekam sogleich den richtigen Vor-
geschmack von der geretteten Freiheit.
Die guten Bürger waren nun auf dem
Gipfel des Entzückens angelangt. Der König
an der Spitze der Revolution — das war
ihr Ideal. So war ja die Revolution in den
besten Händen und konnte ihnen nicht über den
Kopf wachsen. Die Prole-
tarier sahen finster drein.
Aber sie durften sich nicht
Muhren, denn das Bür-
Serthum war ja be-
waffnet worden, um die
"Ordnung" aufrecht zu
^halten. Das Bürger-
thum nützte den Sieg, den
°re Proletarier erfochten,
nur für sich aus.
Der König berief den
Landtag aus den 2. April
und sprach das be-
deutsame Wort aus:
Preußen müsse in
Deutschland auf-
Lehen. Zngleich ver-
engte er auch konstitu-
>vnelle Zustände in den
anderen deutschen Staa-
Alsdann wurde ein
Amhlgesetz für den Land-
tug publizirt, das Ur-
wahle,, enthielt. Die »ene
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tcn 8f ei< Prassen hat-
^erlich begraben.
^taeeftbT.reiUnbO^tii0
8e sah man in dem
gewaltigen Zuge, an dem sich eine unermeßliche j der König mit den Ministern auf dem Balkon,
Menschenmenge ans alle» Klassen betheiligte, entblößten Hauptes. — Am Begräbnißplatz im
Als der Zug am Schlosse vorüberkam, stand ! Friedrichshain sprachen der Prediger Sydow
und der demokratische Assessor Jung.
Im Ganzen hatten zweihundertdreißig Per-
sonen aus dem Volke das Leben verloren. Sie
haben mit ihrem Blute die neue Freiheit ge-
tauft, die so bald wieder unterging. Aber es
ging auch das alte Preußen unter und
das war der Siegespreis jenes gewaltigen
Kampfes. Der alte Absolutismus war todt
und alle Reaktion konnte das neue politische
Leben, das nach den
Märztagen begann, nicht
wieder ersticken.
Das Volk von Berlin
pilgert noch alljährlich
nach der Stätte, wo die
Tobten des März begra-
ben liegen, und schmückt
ihre Gräber mit Blumen
und Kränzen. Das Bür-
gerthum hat die Tobten
vergessen, die so viel zu
seiner Emanzipation bei-
getragen haben; nur eine
kleine radikale Gruppe
erinnert sich seiner Ehren-
pflicht.
Aber die Arbeiter
haben jene Tobten nicht
vergessen. Sie wissen
wohl, daß jene keine
Sozialisten in heutigem
Sinne waren, daß sie mit
anderen Mitteln und für
andere Ziele gekämpft
haben, als die heutige
Arbeiterbewegung.
Aber jene Volks-
kümpfer haben einer
neuen Zeit Bahn ge-
brochen und dafür sind
ihnen die deutschen Ar-
beiter dankbar.
Begräbnitz der Berliner Märzgefallenen im zriedrichshain am 22. März f8-f8
(Zeitbild, nach der Urwähler-Zeitung.)
W. li.
tDkrz-IKosen.
von 33. kfam-'nercr.
^Äir rufen in Gedanken
Die Helden uns zurück,
Die für die Freiheit sanken
Und für des Volkes Tlück.
2o finden roir uns ein,
Damit die Feier glänze,
Und legen Liebeskränze
Uuf ihren Leichenstein.
was habt ihr nun errungen,
Da ihr das Leben gabt?
Liegt denn der Feind bezwung
Dem ihr getrotzet habt?
Nein, noch grinst bleich die Nc
Doch blüht aus unfrem Herze:
Als Siegesmal des Märzen
Die Rose blutigroth.
Das ist des Volkes Liebe,
Die eure Rainen ehrt
Und eure Chaten grübe
2n Festen mit dem Schwert.
Um <a.age des Gerichts
Ersteht fie aus dem Moose,
Es ist die -cott)c Rose
Der Freiheit und des Lickck«
Nie wird die Saat verderben,
Die eure Hand gesät;
Rie wird der Funke sterben,
Den euer Geist geweht;
Der ewig kühn und jung
Für unsre höchsten Güter
In flammende Gemüther
Goß die Begeisterung.
Ihr tratet mnthig nieder
Den Drachen Reaktion,
wohlan! er regt sich wieder,
Er spricht der Freiheit Hohn.
Er schreitet durch die Welt,
Iertritt des Volkes Rechte,
Und stützt sich auf die Mächte:
Den Säbel und das Geld!
Doch sieh! Mit dem Tyrannen
Erstarkte auch das Recht;
Von kampfesfrohen Mannen
Erstand ein neu Geschlecht
Und rüstet Mann für Mann.
Aus Fähnlein werden Heere,
Ls wächst der Strom zun: Meere
Und schäumet himmelan.
wenn vor dem Blick der Mengen
Der schwarze Rebel reißt,
Dann wird die Uetten sprengen
Der unterdrückte Geist.
Dann kommt's heran geschwemmt
wie die Gewitterwolke,
Die Rächer aus dem Volke,
Gesell'» im Arbeitshemd.
Nicht Güter und nicht Ehren
Sie haben auf der Welt
Nichts, was sie hier verlören,
Nichts, was zurück sie hält.
Sie fürchten keinen Bann,
Sie fürchten kein verderben,
Und „Freiheit oder Sterben!"
Heißt ihre Losung dann.
Und jauchzen die Signale
Und schreckt der gelle Laut
Den Schlemmer vom Pokale,
Den Bräut'gam von der Braut,
Dann werden wir erschaffen
Nicht mehr mit blut'gein Erz,
Jedoch mit geist'geu Waffen
Den neuen Völkermärz.
Dann rufen in Gedanken
Die Helden wir zurück,
Die für die Freiheit sanken
Und für des Volkes Glück.
Sie gingen in den Tod —
Doch blüht aus ihren Särgen,
Ium Hohn der feilen Schergen,
Die Rose blutigroth.