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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 15.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0065
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— 2687

BlihÄrsht -Meldungen. ^MsJ9gttgam «».
Berlin. Um den Klagen bet ffilW*aot^i«8«_“ au«be^mm9“«!Bans
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nisterium gelingt, stch mit der Volksvertretung zu «P J S(6u8 Pulver werth se>, ist
Athen. Die Behauptung, dast König Georg'os kemen
durch die jüngsten Ereignisse glänzend widerlegt.

ruevertte.

Hell erklingen die Signale: Auf, Genossen, sammelt Euch! .
lüftet nun zum andernmale für den Kampf im ganzen Reich!
Tausende sind ja gewonnen seit der letzten Wählerschlacht,

Und in breiten Marschkolonnen dröhnt heran des Volkes Macht!

Mag zerschmetternd auch von oben dreigezackt der Blitz Euch droh'n,
Mag entfesselt Euch umtoben links lind rechts die Reaktion:

Folgt deir klingenden Signalen unerschrocken, sturmfluthgleich,

Zu den Wahlen! Zu den Wahlen! Auf, Genossen, wappnet Euch!^

Aus Kiautschnu.

. Ein deutscher Matrose begegnete auf einem Spaziergang in Kiautschau
einem älteren Mandarinen, der sich zu ihm gesellte und wißbegierig,
wie die Mandarinen sind, ihn über das Leben und Treiben in Deutschlan
ausfragte. Der Matrose kam unter Anderm auch auf die neuesten
Unfälle auf den preußischen Bahnen zu sprechen.

„Und welche Strafe ist dem Eisenbahnmandarin geivorden, vurcy
desseii übertriebene Sparsanlkeit lind Härte gegeir die Angestellten so
schreckliches Unheil angcrichtet wurde?" forschte der Mandarin gespannt.

„Er ist auf eine höhere Stelle versetzt worden", antwortete prompt
der Matrose.

Der Mandarin stand lange Zeit starr und sprachlos wie eine Bild-
säule. Dann aber sagte er, indem ein begeisterter Blick durch seine
Brillengläser blitzte: „Nun begreife ich Eure hohe Kulturmission in unserem
Lande. Nach chinesischem Recht wäre der Mandarin geköpft worden,
während nach deutschem Recht er eine Belohnung erhielt. Genuesen in
Euer Evangelium, wir Chinesen können es brauchen!"

-«✓ty Hobelspähnr.

Die Frommen jammern: man soll dem Volk
Die Religion nicht rauben,

Denn was ihm Schlimmes geschehen kann,
Geschieht aus Mangel an Glauben.

Wohl wahr — drum wollen wir glauben fest
An die eigene Kraft und Stärke,

Die einstens den Sieg uns verleihen wird
Im großen Befreiungsmerke.

Als Grund für die Verstaatlichung der
Privatposten wurde von Podbielsky angeführt,
daß die Briefe daselbst nicht so sicher seien,
wie auf der Staatspost. Das stimmt. Auf
der Privatpost fällt ein Brief weniger sicher
in die Hände eines Spitzels, als bei der amtlichen Beförderung.

Wer braucht die Schlachtenflotte, ! Vermögenslose Junker

Die Kreuzer und Fregatten? ! Und obdachslose Ratten.

In Bayern müssen die Gefangenen für das Annieten von Ketten
25 Pfennige bezahlen. Man kann sich nur darüber wundern, daß man
mit der Luxussteuer grade hier, bei den Allerärmsten, beginnt.

Ueber das Dreyfus-Syndikat > Mir scheint, ein schlimmeres Syndikat
Ist viel gefabelt worden, — I Ist der Jesuitenorden.

Graf Wilhelm Bismarck hielt kürzlich eine staatserhaltende Rede,
in welcher er betonte, daß die Freiheit der Bürger gegen den rohen
Haufen beschützt werden müsse. Bei Bismarcks Kenntniß der Eigen-
schaften seiner Standesgenossen konnte er mit dem „rohen Haufen" nur

die Junker gemeint haben. ^ „etrener

Zyr getreuer Zage, Schreiner.

leiten hatten wir in überreichem Maße au
auf anderen Schiffen kennen gelernt.

Die „Marie" war ein flotter Segler, der ui
bald ans dem Kanal hernusbrachte. Es w<
bei den Scillys, ein frischer Südwest schwell
die Segel und wir machte>i acht bis neun Knoll
Fahrt. Der unermeßliche Ozean lag vor un
bei dessen Anblick das Herz eines jeden Se
manns höher zu schlagen pflegt. Befindet
sich doch jetzt erst in seinem richtigen Elemer
Da ereignete sich das Merkwürdigste, was j
mals einem befahrenen Seemann passirt se
mag. Mein Freund Carsten stand am Steu
und ich befand mich mitschiffs an der Reelin
um die Blöcke zu schmieren. Plötzlich kam d
Kapitän aus der Kajüte, musterte die Seg
warf einen Blick auf deit Kompaß und tr
dann schnell auf mich zu.

„Wat maakst Du dor?" fragte er.

„Ick smeer de Block."

„Dat Du't awer good maakst!"

"aintni§-,SL003>.. bcter tnun ick't nich maaken

„Verfluchte Kierl!" schrie darauf der Kapib
und versetzte mir einen Rippenstoß, kannst 3
Dien Muul nich holln?« P " 1

Nun war meine Geduld zu Ende. Ich s
mir den Kapitän von oben bis unten an, se
Gesicht war kirschroth vor Wuth.

„Oho, Kaptain", sag' ich, „so hewt wi ni
wett!" und fix haue ich ihm eine runter.

Darauf war Warnten nicht gefaßt. <
konnte mich als Meuterer sofort in Eisen leg
lassen, aber die Lust zum Raufen reizte i
»'ehr und ehe ich es versah, hatte er mich c
Halse gepackt. Es entstand zwischen uns B
den eine böse Schlägerei. Der Steuermar
welcher Wache hatte, 'eilte auf uns zu, um d>
Kapitän beizustehe». Doch da kam mir m>

Freund Carsten zu Hilfe, welcher vom Ste>
herüber rief:

„Stürmann, laat ja de Näs davun, ick lc
U'nst dat Stüer los!"

Der Kapitän ließ einen Augenblick von n
ab und rief mit drohend geballter Faust:

„Jungs, ji sollt mi kenn' leern; weet ji ook,
mit wem ji fahrt? Ji fahrt mit'n Düvel von
Elsfleth!"

„Un ick bünn de Satan von Geest-
münn!" erwiderte ich prompt und stieß ihn
vor die Brust.

Erst stand der Kapitän sprachlos da, dann
schrie er: „Lump, ick will Di Item, Di an Dien
Kaptain to vergriepen. De ganze Mannschaft
laat ick in Kehden leggen!"

„Man tau, Düvel, versöök dat man!"

„Verflixte Hund!" gröhlte Warnken hierauf,
und damit ging die Prügelei zwischen uns
Beiden wieder los. Jetzt war ich aber wüthig
geworden, ich stürzte mich wie ein Wilder auf
den Kapitän und schlug derart auf ihn ein,
daß ihm Hören und Sehen verging. Warnken
wehrte sich tapfer, mochte aber doch merken,
daß ich einen Verzweiflungskampf kämpfte; er-
ließ von mir ab und begab sich schimpfend und
fluchend in die Kajüte.

Und nun geschah das Unerhörte.

Nach Verlauf von einer Stunde kam der
Kapitän wieder heraus, in der einen Hand eine s

Flasche Wein, in der andern ein Glas. Wir
wußten allesammt nicht, was er vorhatte und
harrten verdutzt der Dinge, die da kommen
sollten.

Der Kapitän schenkte ein: „Prost, Satan!"
sagte er zu mir.

„Nee, Düvel, dat is doch nich Dien Ernst?"
erwiderte ich.

„Jung's!" rief Warnken, „dat will ick ji
woll seggen, bedd jetzt hew ick blos Waschlappens
an Board hadd, jetzt hew ick awer Kierls, de
fick wuschen hewt. Na denn, Prost Lüüd!"

„Prost, Kaptain!"

Von der Stunde an herrschte an Bord das
beste Einvernehmen. Die Mannschaft hatte
ihren Heidenspaß, wenn sich „Satan" und
„Düvel" begegneten und einander grüßten. Die
Kost wurde aufgebessert und da wir sahen, daß
Warnken uns keine Fallen stellte, ging auch die
Arbeit schneller von statten. Der alte Seebär
hatte endlich seinen Mann gefunden und freute
sich über „seine fixen Kerle".

New Jork war erreicht. Im Hafen lagen
mehrere deutsche Schiffe, deren Mannschaften
unseren „Düvel", wenn auch nur vom Hören-
sagen, kannten. Alle wunderten sich, daß wir
nicht davonliefen. Wir, die wir durch unser
festes Zusammenstehen den Sieg errungen
hatten, fertigten die Frage ab: „Kinners, wi
bliewt an Board, wi hewt den Düvel taam
kreegen."

Jan hatte seine Erzählung beendet. Am
Stammtisch tauchte nicht der geringste Zweifel
an deren Wahrhaftigkeit auf. Die Gläser wur-
j den auf's Neue gefüllt und „Hoch der Satan"
' erscholl es kräftig in der fröhlichen Runde.

Griechisches Fürstenglück.

(Nach Goethe.)

Wenn Syinpathien einem Herrscher fehlen.
Da stellt ein Attentat zu rechter Zeit sich ein.

Nachdruck sei,amtlicher Artikel rc. verboten.
 
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