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Die Beichte.
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„Er hat mich dann in Ruh' «'lassen, denn!
ich Hab' ihm gedroht, daß ich Alles ausschrei'.
„Meinen Schatz aber Hab' ich von der Zeit!
an noch viel lieber g'habt und tausendmal wollt'
ich ihm Alles sagen, aber ich Hab' mich g'schämt
und dann Hab' ich immer die Angst g'habt, daß
ich ihn verlier', daß er mich verachtet, obwohl
ich nix dafür könnt'. ,
„Er war so gut zu mir, er hat mich aus
den Händen getragen. Ich Hab' 'zittert vor dem
End' und hab's halt von einem Tag auf den
anderen verschoben.
„Dann hat er eine bessere Stelle gekriegt
und wir konnten heirathen.
„Wovon ich früher bei Tag und Nacht ge-
träumt Hab', jetzt Hab' ich ein wahres Entsetzen
davor g'habt und eher wär' ich ins Wasser
g'sprungen, eh' ich ihm g'sagt hält', daß ich
mmmer das sei, was erdenkt, ein unschuldigs
Mädel. Ich weiß nicht, worauf ich g'hosst
Hab, aber ich Hab' immer noch glaubt, es wär
nicht wahr, es könnt' nicht sein und d'rum Hab'
ich ihm auch nix g'sagt, bis nach der Hochzeit
wie wir allein waren."
Die Marianne hatte sich im Bette aufge-
richtet und mit voller Leidenschaftlichkeit ge-
sprochen. Hin und wieder preßte sie die magere
gelbe Hand gegen die Brust, als wollte sie einen
heftigen Schmerz unterdrücken. Ein leichtes
Hüsteln unterbrach manchmal ihren erregten
Ausbruch und sie feuchtete mit der Zunge ihre
trockenen Lippen an.
Die Augen starr auf ihre Hände gerichtet,
Nchr sie halblaut fort: „Wie ich's ihm g'sagt
Hab', weiß ich nicht. Er hat mir eben den
Schleier los g'macht aus dem Haar, meinen
lsurtel abg'nommen und hat mir was ins Ohr
8 flüstert. Da hat's mich gepackt wie Wahn-
ßnn und ich Hab' ihm Alles g'sagt. Aber er
^at uicht geglaubt, er sagte, ich war' falsch
HE' 'hn betrogen, ich wär' nicht besser wie
dre Anderen alle und wollt' mich nur schein-
wilig m die Ehe schwindeln. Er wollt' nix
mehr von mir hören und ist auf und davon j
gegangen. j
„Ich bin zurückgeblieben, wie vor den Kopf
g'schlagen, in den 's mir nicht hat eingeh'n
wollen, daß ich so büßen sollt', wo ich doch
nix gethan Hab'. Zwei Tag' Hab' ich voll Angst
auf meinen Mann g'wartet, aber er ist nicht
wieder gekommen.
„Da hat mich die Wuth gepackt. Ueberlegt
Hab' ich mir's gar nicht, mein Entschluß war
mit einem Mal g'faßt: ich wollt' mich rächen
an dem, der an meinem Unglück Schuld ivar,j
ich wollt' ihn umbringen.
„Es war noch früh Morgens, die Arbeiter |
waren noch nicht in der Fahrik. Ich schlich
mich durch einen Seiteneingang hinauf zur
Wohnung vom Chef. Wie ich ihm sagte, daß
ich's wär' und er mir die Thür aufinacht, stieß
ich ihm ein langes Küchenmesser in den Hals,
das ich daheim eing'steckt hatte. Ich hatt' ihm
das Herz ausreißen können, dem Lumpen, zu-
sehen hält' ich mögen, wie er zuckt und wie er
verblutet.
„Ich Hab' meine That nicht bereut! Der
hat seinen Lohn wenigstens von mir gekriegt,
wenn's schon keinen Gott giebt und keine Ge-
rechtigkeit und die Seelenmörder ung'straft
hermnlaufen dürfen. — Ob man mich hängt
oder nicht, war mir gleich. Erst aber wollt'
ich noch einmal meinen Mann sehen und ich
hält' ihn aufg'sucht am End' der Welt. Ich
hätt' ihm nur sagen mögen: ,Glaubst Du's jetzt,
daß ich wahr g'redt Hab'? Dazu hast Du mich
getrieben, weil Du mir keinen Glauben g'schenkt
hast? Wie ich aber zum Haus herausgetreten
bin, sind mir schon Leut' entgegengekommen.
Man hat so einen halben Schrei noch gehört
und ich muß wohl auch schrecklich ausg'sehn
haben, denn sie haben mich gleich aufg'halten
und zur Polizei gebracht. Ich hab's richtig er-
zählt, wie's war und ans mildernden Gründen
bin ich dann nur zu zwanzig Jahren Zuchthaus
verurtheilt worden.
„Meinen Karl Hab' ich nicht wiederg'sehn.
Er hat mich wohl oft besuchen wollen in der
langen Zeit, aber ich Hab' ihn immer abg'wiesen.
Ich Hab' ihm's nicht verzeihen können, daß er
mich damals für schlecht g'halten hat.
„Jetzt aber, wo's ans Sterben geht, Hab'
ich noch einmal müssen meinen ganzen Haß und
meinen Groll einem Menschen erzählen, nach-
dem ich's sechs Jahre hindurch Tag und
Nacht mir selber herg'sagt Hab', wie eine aus-
wendig g'lernte Aufgab'. Selbst im Traum
hat's mir keine Ruh' g'lassen. Sie werden's
auch meinem Mann überbringen." Nach einer
Pause fuhr siefort: „Die letzten Worte, die ich
ihm sagen laß', wird er wohl glauben.
„Und einen Willen Hab' ich noch: Er soll
mich nicht mehr sehen. Nicht lebend und nicht
todt. Dann behält er mich so in Erinnerung,
wie er mich einmal lieb g'habt hat und wie ich
jung war. Das ist die einzige Entschädigung,
die mir bleibt für mein verpfuschtes Leben."
Moralisten.
Das Wäseben Laura — obzwar ledig —
Dat bald die Debeammc nötbig.
,,]fi donc!" tief Dante Ilrunigunde
fllMt einem sebiefgezog'nen Munde;
rllnd aueb dem Dnkel Dbeodor
ilram die Lflaire kritiseb vor.
Der Wrave spraeb: „Seb kann's »iebt fassen,
Dass man von nied'rem Sinnenlüsteln"
— Die Dante tbät errötbend büsteln —
„Sieb so mag übermannen lassen!"
Auf ganz demselben Standpunkt standen
Die andern alteren Verwandten.
Za ja, die liebe gute Liebe!
— Dun, da sie Siebt und Ikbeuma kriegen
Lind waeklig auf den Weinen wanken,
Verfebme» sie den stärksten aller Drlebe,
Dem sie »lebt blos reebt viel Vergnügen,
Dem sie sogar ibr blseben — Sein verdanken!
Die Beichte.
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„Er hat mich dann in Ruh' «'lassen, denn!
ich Hab' ihm gedroht, daß ich Alles ausschrei'.
„Meinen Schatz aber Hab' ich von der Zeit!
an noch viel lieber g'habt und tausendmal wollt'
ich ihm Alles sagen, aber ich Hab' mich g'schämt
und dann Hab' ich immer die Angst g'habt, daß
ich ihn verlier', daß er mich verachtet, obwohl
ich nix dafür könnt'. ,
„Er war so gut zu mir, er hat mich aus
den Händen getragen. Ich Hab' 'zittert vor dem
End' und hab's halt von einem Tag auf den
anderen verschoben.
„Dann hat er eine bessere Stelle gekriegt
und wir konnten heirathen.
„Wovon ich früher bei Tag und Nacht ge-
träumt Hab', jetzt Hab' ich ein wahres Entsetzen
davor g'habt und eher wär' ich ins Wasser
g'sprungen, eh' ich ihm g'sagt hält', daß ich
mmmer das sei, was erdenkt, ein unschuldigs
Mädel. Ich weiß nicht, worauf ich g'hosst
Hab, aber ich Hab' immer noch glaubt, es wär
nicht wahr, es könnt' nicht sein und d'rum Hab'
ich ihm auch nix g'sagt, bis nach der Hochzeit
wie wir allein waren."
Die Marianne hatte sich im Bette aufge-
richtet und mit voller Leidenschaftlichkeit ge-
sprochen. Hin und wieder preßte sie die magere
gelbe Hand gegen die Brust, als wollte sie einen
heftigen Schmerz unterdrücken. Ein leichtes
Hüsteln unterbrach manchmal ihren erregten
Ausbruch und sie feuchtete mit der Zunge ihre
trockenen Lippen an.
Die Augen starr auf ihre Hände gerichtet,
Nchr sie halblaut fort: „Wie ich's ihm g'sagt
Hab', weiß ich nicht. Er hat mir eben den
Schleier los g'macht aus dem Haar, meinen
lsurtel abg'nommen und hat mir was ins Ohr
8 flüstert. Da hat's mich gepackt wie Wahn-
ßnn und ich Hab' ihm Alles g'sagt. Aber er
^at uicht geglaubt, er sagte, ich war' falsch
HE' 'hn betrogen, ich wär' nicht besser wie
dre Anderen alle und wollt' mich nur schein-
wilig m die Ehe schwindeln. Er wollt' nix
mehr von mir hören und ist auf und davon j
gegangen. j
„Ich bin zurückgeblieben, wie vor den Kopf
g'schlagen, in den 's mir nicht hat eingeh'n
wollen, daß ich so büßen sollt', wo ich doch
nix gethan Hab'. Zwei Tag' Hab' ich voll Angst
auf meinen Mann g'wartet, aber er ist nicht
wieder gekommen.
„Da hat mich die Wuth gepackt. Ueberlegt
Hab' ich mir's gar nicht, mein Entschluß war
mit einem Mal g'faßt: ich wollt' mich rächen
an dem, der an meinem Unglück Schuld ivar,j
ich wollt' ihn umbringen.
„Es war noch früh Morgens, die Arbeiter |
waren noch nicht in der Fahrik. Ich schlich
mich durch einen Seiteneingang hinauf zur
Wohnung vom Chef. Wie ich ihm sagte, daß
ich's wär' und er mir die Thür aufinacht, stieß
ich ihm ein langes Küchenmesser in den Hals,
das ich daheim eing'steckt hatte. Ich hatt' ihm
das Herz ausreißen können, dem Lumpen, zu-
sehen hält' ich mögen, wie er zuckt und wie er
verblutet.
„Ich Hab' meine That nicht bereut! Der
hat seinen Lohn wenigstens von mir gekriegt,
wenn's schon keinen Gott giebt und keine Ge-
rechtigkeit und die Seelenmörder ung'straft
hermnlaufen dürfen. — Ob man mich hängt
oder nicht, war mir gleich. Erst aber wollt'
ich noch einmal meinen Mann sehen und ich
hält' ihn aufg'sucht am End' der Welt. Ich
hätt' ihm nur sagen mögen: ,Glaubst Du's jetzt,
daß ich wahr g'redt Hab'? Dazu hast Du mich
getrieben, weil Du mir keinen Glauben g'schenkt
hast? Wie ich aber zum Haus herausgetreten
bin, sind mir schon Leut' entgegengekommen.
Man hat so einen halben Schrei noch gehört
und ich muß wohl auch schrecklich ausg'sehn
haben, denn sie haben mich gleich aufg'halten
und zur Polizei gebracht. Ich hab's richtig er-
zählt, wie's war und ans mildernden Gründen
bin ich dann nur zu zwanzig Jahren Zuchthaus
verurtheilt worden.
„Meinen Karl Hab' ich nicht wiederg'sehn.
Er hat mich wohl oft besuchen wollen in der
langen Zeit, aber ich Hab' ihn immer abg'wiesen.
Ich Hab' ihm's nicht verzeihen können, daß er
mich damals für schlecht g'halten hat.
„Jetzt aber, wo's ans Sterben geht, Hab'
ich noch einmal müssen meinen ganzen Haß und
meinen Groll einem Menschen erzählen, nach-
dem ich's sechs Jahre hindurch Tag und
Nacht mir selber herg'sagt Hab', wie eine aus-
wendig g'lernte Aufgab'. Selbst im Traum
hat's mir keine Ruh' g'lassen. Sie werden's
auch meinem Mann überbringen." Nach einer
Pause fuhr siefort: „Die letzten Worte, die ich
ihm sagen laß', wird er wohl glauben.
„Und einen Willen Hab' ich noch: Er soll
mich nicht mehr sehen. Nicht lebend und nicht
todt. Dann behält er mich so in Erinnerung,
wie er mich einmal lieb g'habt hat und wie ich
jung war. Das ist die einzige Entschädigung,
die mir bleibt für mein verpfuschtes Leben."
Moralisten.
Das Wäseben Laura — obzwar ledig —
Dat bald die Debeammc nötbig.
,,]fi donc!" tief Dante Ilrunigunde
fllMt einem sebiefgezog'nen Munde;
rllnd aueb dem Dnkel Dbeodor
ilram die Lflaire kritiseb vor.
Der Wrave spraeb: „Seb kann's »iebt fassen,
Dass man von nied'rem Sinnenlüsteln"
— Die Dante tbät errötbend büsteln —
„Sieb so mag übermannen lassen!"
Auf ganz demselben Standpunkt standen
Die andern alteren Verwandten.
Za ja, die liebe gute Liebe!
— Dun, da sie Siebt und Ikbeuma kriegen
Lind waeklig auf den Weinen wanken,
Verfebme» sie den stärksten aller Drlebe,
Dem sie »lebt blos reebt viel Vergnügen,
Dem sie sogar ibr blseben — Sein verdanken!