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da sie die Motten und der Rost fressen und da
die Diebe nachgrabcn und stehlen. Denn wo
euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Ihr
könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.'
„Dies alles, meine Herren, ist die Summe
und der Inbegriff der neuen Lehre. Mit dem
eigentlichen, konzessionirten Christenthum
hat sie nichts gemein, da sie ist die Lehre
Jesu von Nazareth." m . ...,.
Schmerz und Zorn, die der Redner biu hier-
her immer wieder gewaltsam zurückgedämmt
hatte, brachen jetzt grollend und bebend hervor
und drohten aus seinen Worten mit unheim-
licher Gewalt:
»Dieser Jesus von Nazareth, welchen ihr
Kreuzigt habt, ist wieder auferstanden und
."sch geworden und liebt die Menschen und
'veitz, daß seine Lehre ihnen zu herb, seine Ge-
vre ihnen zu schwer sind.
»Aber ein Schacherer ist er nicht; nicht
m er mit sich feilschen und markten.
»Es sind Schlauköpfe aufgestanden, die
denken: Wir wollen von seinen Geboten halten,
was sich n^t Geschäft und Gemüthlich-
kelt verträgt. Er wird mit sich handeln
wssen. ,Eins ist noth-, heißt seine Lehre. Wir
wollen eine kleine Aenderung vornehmen und
sagen: .Einmal eins ist noth-.
»Er aber spricht: ,Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Uebelthäter.
Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde
und ehret mich mit seinen Lippen; aber ihr Herz
i ferne von mir. Aber vergeblich dienen sie
s.'r' h^weil sie lehren solche Lehren, die nichts
d-"n Menschengebote sind.'
3. und ungesehen wandelte er in diesen
bo!?I" Paläste und Kirchen, Gerichts-
nickt"d""^ Rathsversammlungen; aber er hat
sind 'ei,? Haupt hinlege. Seine Worte
6 nSä)al g-worden.
Kütten h«Uor ungesehen wandelte er durch die
wo neue und die Hohlen des Elends,
hren verkündet werden von endlichem
Line Parlamentsverhandlung.
Glück und endlicher Befreiung. Er sah die
gingen der Darbenden flammen und ihre Fäuste
sich ballen; denn sie haben einen Stern gesehen.
Und gedenkend eurer Kirchen und Paläste, eurer
Gerichlshallen und Parlamente, sprach er voll
hoffenden Erstaunens: .Wahrlich, solchen
Glauben habe ich in Israel nicht ge-
funden!'
„Und von nun an, wenn jene kommen
werden, die sich mit seinem Namen die Stirn
panzern, und wenn sie mit erbaulicher Frechheit
in seinem Namen Gesetze schmieden werden, die
bestimmt sind, redliche Gemüther zu peinigen,
wird er sprechen: .Ihr bindet schwere und
unerträgliche Bürden und legt sie den Menschen
auf den Hals; aber ihr wollt dieselbigen nicht
mit einem Finger regen. Darum sage ich euch:
Das Reich Gottes wird von euch genommen
und den Heiden gegeben werden, die seine
Früchte bringen.-" —
Der Redner hatte geendet. Mit unbeschreib-
licher Erregung hatte die Versammlung seinen
Worten zugehört; am Schluffe seiner Rede aber
erhob sich ein wahrhaft infernalischer Lärm.
Der Redner hatte die Tribüne verlassen und
stand gerade neben dem „Tisch des Hauses", als
er sich gänzlich umringt sah von schreienden,
schnaubenden Abgeordneten, von drohend ge-
schüttelten Fäusten. Ein immer wachsendes
Geschrei erhob sich über ihn. „Ins Gefängniß
mit ihm!" „Nein, gleich ins Zuchthaus!"
„Wo ist die Polizei!" „Wir entkleiden ihn
seiner Immunität!"
„Das ist der Antichrist!" pfauchte mit
weit vorgeschobenen Lippen ein zornbebender
Geistlicher.
Schweigend griff der also Bedrängte nach
einer Flußpferdpeitsche, die aus Anlaß einer
voraufgegangenen Kolonialdebatte auf den Tisch
des Hauses gelegt worden war.
Und da er den Arm mit der furchtbaren
Geißel erhob — da erkannten sie in ihm ihren
Herrn und Meister.
Als er durch die Thür verschwand, sah ich
plötzlich, daß er ein Gewand trug wie bläulich
schimmernder Schnee. Geblendet schloß ich die
Augen, und als ich sie wieder öffnete — war
ich erwacht, und die Sonne lag breit auf meinen
Kissen. E-
Der Teufel am Bau.
In vielen Sagen ist es zu lesen,
Die auf uns gekommen aus früherer Zeit,
Wie Satan mit bösem Schabernackwesen
Den Menschen bereitet hat Schaden und Leid.
Wo irgend ein Bau, lag er auf der Lauer
Und wenn die Rüstung zusammenfiel.
Oder dumpfkrachend einstürzte die Mauer,
So hatte er sicher die Hände im Spiel;
Er rückte die Balken und löste die Pflöcke,
Den Kalk verdarb er, — das fördernde Seil
Zermürbte, daß die gewaltigen Blöcke
Hernieder sausten in tödtlicher Eil'.
Bei all' den infamen teuflischen Streichen
Bezahlten die Werkleute schweren Tribut,
Es wurden Viele zu Krüppeln und Leichen,
Benetzend den Mörtel mit ihrem Blut.
Doch wenn der Meister kecklich verschrieben
Die eigene Seel' für des Satans Gunst,
So ist von Unheil verschont geblieben
Der Bau, er gedieh durch teuflische Kunst.
Heut' spottet nian solcher grausiger Sagen,
Der mythische Teufel wird lustig verlacht, —
Doch übt noch mitunter in unfern Tagen
Ein anderer Teufet am Bau seine Macht.
Es schaffen voll Eifer viel fleißige Hände,
Die rastlos sich mühen ums tägliche Brot,
Hier wachsen empor die geivaltigen Wände,
Der massige Thurm dort, der riesige Schlot, —
Da wirkt er, um blinkendes Gold zu erwerben,
Der Kunst und der Menschlichkeit schnöde zum Hohn,
Wie früher sein Ahnherr, so streut er Verderben,
Der Teufel Profitsucht, der schlimme Patron.
0. F.
da sie die Motten und der Rost fressen und da
die Diebe nachgrabcn und stehlen. Denn wo
euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Ihr
könnet nicht Gott dienen und dem Mammon.'
„Dies alles, meine Herren, ist die Summe
und der Inbegriff der neuen Lehre. Mit dem
eigentlichen, konzessionirten Christenthum
hat sie nichts gemein, da sie ist die Lehre
Jesu von Nazareth." m . ...,.
Schmerz und Zorn, die der Redner biu hier-
her immer wieder gewaltsam zurückgedämmt
hatte, brachen jetzt grollend und bebend hervor
und drohten aus seinen Worten mit unheim-
licher Gewalt:
»Dieser Jesus von Nazareth, welchen ihr
Kreuzigt habt, ist wieder auferstanden und
."sch geworden und liebt die Menschen und
'veitz, daß seine Lehre ihnen zu herb, seine Ge-
vre ihnen zu schwer sind.
»Aber ein Schacherer ist er nicht; nicht
m er mit sich feilschen und markten.
»Es sind Schlauköpfe aufgestanden, die
denken: Wir wollen von seinen Geboten halten,
was sich n^t Geschäft und Gemüthlich-
kelt verträgt. Er wird mit sich handeln
wssen. ,Eins ist noth-, heißt seine Lehre. Wir
wollen eine kleine Aenderung vornehmen und
sagen: .Einmal eins ist noth-.
»Er aber spricht: ,Jch habe euch noch nie
erkannt, weichet alle von mir, ihr Uebelthäter.
Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde
und ehret mich mit seinen Lippen; aber ihr Herz
i ferne von mir. Aber vergeblich dienen sie
s.'r' h^weil sie lehren solche Lehren, die nichts
d-"n Menschengebote sind.'
3. und ungesehen wandelte er in diesen
bo!?I" Paläste und Kirchen, Gerichts-
nickt"d""^ Rathsversammlungen; aber er hat
sind 'ei,? Haupt hinlege. Seine Worte
6 nSä)al g-worden.
Kütten h«Uor ungesehen wandelte er durch die
wo neue und die Hohlen des Elends,
hren verkündet werden von endlichem
Line Parlamentsverhandlung.
Glück und endlicher Befreiung. Er sah die
gingen der Darbenden flammen und ihre Fäuste
sich ballen; denn sie haben einen Stern gesehen.
Und gedenkend eurer Kirchen und Paläste, eurer
Gerichlshallen und Parlamente, sprach er voll
hoffenden Erstaunens: .Wahrlich, solchen
Glauben habe ich in Israel nicht ge-
funden!'
„Und von nun an, wenn jene kommen
werden, die sich mit seinem Namen die Stirn
panzern, und wenn sie mit erbaulicher Frechheit
in seinem Namen Gesetze schmieden werden, die
bestimmt sind, redliche Gemüther zu peinigen,
wird er sprechen: .Ihr bindet schwere und
unerträgliche Bürden und legt sie den Menschen
auf den Hals; aber ihr wollt dieselbigen nicht
mit einem Finger regen. Darum sage ich euch:
Das Reich Gottes wird von euch genommen
und den Heiden gegeben werden, die seine
Früchte bringen.-" —
Der Redner hatte geendet. Mit unbeschreib-
licher Erregung hatte die Versammlung seinen
Worten zugehört; am Schluffe seiner Rede aber
erhob sich ein wahrhaft infernalischer Lärm.
Der Redner hatte die Tribüne verlassen und
stand gerade neben dem „Tisch des Hauses", als
er sich gänzlich umringt sah von schreienden,
schnaubenden Abgeordneten, von drohend ge-
schüttelten Fäusten. Ein immer wachsendes
Geschrei erhob sich über ihn. „Ins Gefängniß
mit ihm!" „Nein, gleich ins Zuchthaus!"
„Wo ist die Polizei!" „Wir entkleiden ihn
seiner Immunität!"
„Das ist der Antichrist!" pfauchte mit
weit vorgeschobenen Lippen ein zornbebender
Geistlicher.
Schweigend griff der also Bedrängte nach
einer Flußpferdpeitsche, die aus Anlaß einer
voraufgegangenen Kolonialdebatte auf den Tisch
des Hauses gelegt worden war.
Und da er den Arm mit der furchtbaren
Geißel erhob — da erkannten sie in ihm ihren
Herrn und Meister.
Als er durch die Thür verschwand, sah ich
plötzlich, daß er ein Gewand trug wie bläulich
schimmernder Schnee. Geblendet schloß ich die
Augen, und als ich sie wieder öffnete — war
ich erwacht, und die Sonne lag breit auf meinen
Kissen. E-
Der Teufel am Bau.
In vielen Sagen ist es zu lesen,
Die auf uns gekommen aus früherer Zeit,
Wie Satan mit bösem Schabernackwesen
Den Menschen bereitet hat Schaden und Leid.
Wo irgend ein Bau, lag er auf der Lauer
Und wenn die Rüstung zusammenfiel.
Oder dumpfkrachend einstürzte die Mauer,
So hatte er sicher die Hände im Spiel;
Er rückte die Balken und löste die Pflöcke,
Den Kalk verdarb er, — das fördernde Seil
Zermürbte, daß die gewaltigen Blöcke
Hernieder sausten in tödtlicher Eil'.
Bei all' den infamen teuflischen Streichen
Bezahlten die Werkleute schweren Tribut,
Es wurden Viele zu Krüppeln und Leichen,
Benetzend den Mörtel mit ihrem Blut.
Doch wenn der Meister kecklich verschrieben
Die eigene Seel' für des Satans Gunst,
So ist von Unheil verschont geblieben
Der Bau, er gedieh durch teuflische Kunst.
Heut' spottet nian solcher grausiger Sagen,
Der mythische Teufel wird lustig verlacht, —
Doch übt noch mitunter in unfern Tagen
Ein anderer Teufet am Bau seine Macht.
Es schaffen voll Eifer viel fleißige Hände,
Die rastlos sich mühen ums tägliche Brot,
Hier wachsen empor die geivaltigen Wände,
Der massige Thurm dort, der riesige Schlot, —
Da wirkt er, um blinkendes Gold zu erwerben,
Der Kunst und der Menschlichkeit schnöde zum Hohn,
Wie früher sein Ahnherr, so streut er Verderben,
Der Teufel Profitsucht, der schlimme Patron.
0. F.