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https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0096
Dem Chinesen muß bei diesem Wettrennen nicht angenehm zu Nuthe sein.
* Weiteres aus öen Jahren 1848 unö 1849
-7^ — TiV 7\\
Der Berfaflungs - Entwurf.
Nur verkrüppelte Regierungen können eine verkrüppelte
Verfassung wünschen.
Manche Herrscher fürchten sich vor den Verfassungen wie
die Kinder vor dem Arzneiglase; aber eben dadurch kann das
Staatsübel so groß werden, daß man dem eigensinnigen
Patienten eine weit bitterere Mixtur einschütten muß.
Wenn die Weltweisen des Jahres 1900 unsern Verfassungs-
entwurf lesen, so werden sie ebenso viel Vergnügen daraus
schöpfen, als wenn sie Anfängern auf der Violine zuhören müßten.
Die Behauptung, daß in einem konstitutionellen Staate
eine erste Kammer nothwendig sei, ist ebenso logisch richtig
wie diejenige, daß in jedem Haushalt eine Katze sein müsse,
welche den Braten frißt.
Der ganze Verfassungsentwurf ist weiter nichts als eine
verlarvte Supplik, in welcher die Minister um ihren Abschied
bitten. (Die Ewige Lampe, 1648.)
Großes österreichisches Vogelschießen
im Hagre J848.
Gar meisterlich geleintet
Zusammen und geflickt.
Hat Oestreichs Adler trutzig
Hinab ins Land geblickt.
Der trotz'ge Adler wurde
Ein lustig Schützenspiel,
Es ist das Herz des Adlers
Der sichern Pfeile Ziel.
Seht! wie die Fetzen fliegen!
Da — Flügel, Krön' und Rumpf!
Bald fällt von seiner Höhe
Roch ab der letzte Stumpf.
(Kladderadatsch, 1848.)
Mn die Lovgudler des Prinzen von Preußen.
Sein Name kann nicht untergehen.
Er trotzt der Zeit; die tiefe Gruft
Im Friedrichsham es laut ja ruft:
„Seht hier in glänzenden Trophäen
Denkmäler seines Wirkens stehen!"
Much ein Revolutionär.
Auf einer Wahlversammlung in Berlin gab ein Wahlmann
sein politisches Glaubensbekenntniß dahin ab: Ich bin Alt-
Lutheraner, liebe den König, hasse den Prinzen von Preußen,
will die Revolution und verlange eine provisorische Negierung.
Worte aus der Zeit.
Wenn Negierllngen diejenigen Revolutionen nicht machen
wollen, welche die Zeit gebietet, so entstehen Revolutionen,
welche die Zeit nicht haben will.
Nur der Platzregen und Hagel auf dem Rücken kann die
spießbürgerliche Beschränktheit überzeugen, daß ein politisches
Gewitter im Anzuge ist.
Die blutigen Raufereien zwischen Bürgern und Soldaten,
welche dermalen in dem einigen deutschen Vaterlande grassiren,
zeugen wieder einmal für die Wahrheit des alten Satzes, daß
Soldaten nur gelernte Bären sind, die jedem Treiber tanzen,
der sie füttert. , *
Das Hofgesinde der vielen Residenzen in Deutschland
kommt unS wie eine große Menge Schaben vor, welche sich in
ein zusammengeflicktes altes Kamisol eingenistet haben und
denen es endlich eingefallen ist, daß ihre Herberge nächstens
ausgeklopft werden könnte.
In Revolutionszeiten sieht sich die Erbärmlichkeit am
Steuerruder immer so lange nach Hilfe alter Reputationen um,
bis sie von dem Drange der Begebenheiten erwürgt wird.
Minister müssen wie die Hühneraugen zuweilen ausgebeizt
werden, wenn die Staatsformen wirklich einen ordentlichen
Gang gehen sollen. * #
Gewisse Leute kennen ebenso wenig die Zeit, in der sie
leben, als die Esel die Geschichte der Natur, welche Disteln
für sie wachsen läßt. #
Sieben Plagen mußten über Aegypten kommen, ehe Pharao
die Juden ziehen ließ. Wie viel Plagen werden denn über
gewisse Regierungen kommen müssen, ehe sie den Völkern ihre
natürlichsten Rechte einräumend
(Die Ewige Lampe, 1848.)
Mus der preußischen Nationalversammlung.
Der früher mit sechzehn Gesellen arbeitende bedeutende
Schlächtermeister und noch unbedeutendere Deputirte Pieper:
„Meine Herren! — Ich bin nicht von der Rechten,
sondern ich bin Rechts, ich bin Rinks, ich bin Eentrum.
(Kladderadatsch, 1648.)
Zpießviirgers Lgarakteristik.
Ein Spießbürgerherz ist nichts als ein Hasenherz in
vergrößertem Maßstabe.
Der Kopf eines Spießbürgers ist gleichsam nur ein Trichter
für seinen Magen.
Spießbürger haben ebenso wenig einen Begriff von der
Politik, wie die Bären vom Schachspiel.
Ein dummer Bauer ist weit leichter zu bekehren, als ein
dummer Spießbürger.
Das Gehirn eines Spießbürgers und ein ausgewaschener
Schlafrock können unter allen Umständen niemals wieder neu
werden.
Die echten Spießbürger haben eine Art geistige Stephanien--
haut, durch welche weder Hieb noch Stich geht.
Die Spießbürger bilden sich wirklich ein, daß sich mit
ihrem Vermögen auch ihr Verstand vermehrt habe.
Die Spießbürger sind die wahren politischen Kretins,
welche das schlechte Staatsklima hervorbrachte.
Die Spießbürger leben in abgelebten Ideen, wie die
Lumpen in abgelegten Röcken.
Das Spießbürgerthum ist ein niederträchtiger, unwissender,
tauber, blinder und besoffener Richter, an welchen alle Schurken
appelliren, die schlechte Absichten gegen Recht, Wahrheit und
B-rnunst durchsetzen wollen. Ewige Lampe, 1848.)
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.
* Weiteres aus öen Jahren 1848 unö 1849
-7^ — TiV 7\\
Der Berfaflungs - Entwurf.
Nur verkrüppelte Regierungen können eine verkrüppelte
Verfassung wünschen.
Manche Herrscher fürchten sich vor den Verfassungen wie
die Kinder vor dem Arzneiglase; aber eben dadurch kann das
Staatsübel so groß werden, daß man dem eigensinnigen
Patienten eine weit bitterere Mixtur einschütten muß.
Wenn die Weltweisen des Jahres 1900 unsern Verfassungs-
entwurf lesen, so werden sie ebenso viel Vergnügen daraus
schöpfen, als wenn sie Anfängern auf der Violine zuhören müßten.
Die Behauptung, daß in einem konstitutionellen Staate
eine erste Kammer nothwendig sei, ist ebenso logisch richtig
wie diejenige, daß in jedem Haushalt eine Katze sein müsse,
welche den Braten frißt.
Der ganze Verfassungsentwurf ist weiter nichts als eine
verlarvte Supplik, in welcher die Minister um ihren Abschied
bitten. (Die Ewige Lampe, 1648.)
Großes österreichisches Vogelschießen
im Hagre J848.
Gar meisterlich geleintet
Zusammen und geflickt.
Hat Oestreichs Adler trutzig
Hinab ins Land geblickt.
Der trotz'ge Adler wurde
Ein lustig Schützenspiel,
Es ist das Herz des Adlers
Der sichern Pfeile Ziel.
Seht! wie die Fetzen fliegen!
Da — Flügel, Krön' und Rumpf!
Bald fällt von seiner Höhe
Roch ab der letzte Stumpf.
(Kladderadatsch, 1848.)
Mn die Lovgudler des Prinzen von Preußen.
Sein Name kann nicht untergehen.
Er trotzt der Zeit; die tiefe Gruft
Im Friedrichsham es laut ja ruft:
„Seht hier in glänzenden Trophäen
Denkmäler seines Wirkens stehen!"
Much ein Revolutionär.
Auf einer Wahlversammlung in Berlin gab ein Wahlmann
sein politisches Glaubensbekenntniß dahin ab: Ich bin Alt-
Lutheraner, liebe den König, hasse den Prinzen von Preußen,
will die Revolution und verlange eine provisorische Negierung.
Worte aus der Zeit.
Wenn Negierllngen diejenigen Revolutionen nicht machen
wollen, welche die Zeit gebietet, so entstehen Revolutionen,
welche die Zeit nicht haben will.
Nur der Platzregen und Hagel auf dem Rücken kann die
spießbürgerliche Beschränktheit überzeugen, daß ein politisches
Gewitter im Anzuge ist.
Die blutigen Raufereien zwischen Bürgern und Soldaten,
welche dermalen in dem einigen deutschen Vaterlande grassiren,
zeugen wieder einmal für die Wahrheit des alten Satzes, daß
Soldaten nur gelernte Bären sind, die jedem Treiber tanzen,
der sie füttert. , *
Das Hofgesinde der vielen Residenzen in Deutschland
kommt unS wie eine große Menge Schaben vor, welche sich in
ein zusammengeflicktes altes Kamisol eingenistet haben und
denen es endlich eingefallen ist, daß ihre Herberge nächstens
ausgeklopft werden könnte.
In Revolutionszeiten sieht sich die Erbärmlichkeit am
Steuerruder immer so lange nach Hilfe alter Reputationen um,
bis sie von dem Drange der Begebenheiten erwürgt wird.
Minister müssen wie die Hühneraugen zuweilen ausgebeizt
werden, wenn die Staatsformen wirklich einen ordentlichen
Gang gehen sollen. * #
Gewisse Leute kennen ebenso wenig die Zeit, in der sie
leben, als die Esel die Geschichte der Natur, welche Disteln
für sie wachsen läßt. #
Sieben Plagen mußten über Aegypten kommen, ehe Pharao
die Juden ziehen ließ. Wie viel Plagen werden denn über
gewisse Regierungen kommen müssen, ehe sie den Völkern ihre
natürlichsten Rechte einräumend
(Die Ewige Lampe, 1848.)
Mus der preußischen Nationalversammlung.
Der früher mit sechzehn Gesellen arbeitende bedeutende
Schlächtermeister und noch unbedeutendere Deputirte Pieper:
„Meine Herren! — Ich bin nicht von der Rechten,
sondern ich bin Rechts, ich bin Rinks, ich bin Eentrum.
(Kladderadatsch, 1648.)
Zpießviirgers Lgarakteristik.
Ein Spießbürgerherz ist nichts als ein Hasenherz in
vergrößertem Maßstabe.
Der Kopf eines Spießbürgers ist gleichsam nur ein Trichter
für seinen Magen.
Spießbürger haben ebenso wenig einen Begriff von der
Politik, wie die Bären vom Schachspiel.
Ein dummer Bauer ist weit leichter zu bekehren, als ein
dummer Spießbürger.
Das Gehirn eines Spießbürgers und ein ausgewaschener
Schlafrock können unter allen Umständen niemals wieder neu
werden.
Die echten Spießbürger haben eine Art geistige Stephanien--
haut, durch welche weder Hieb noch Stich geht.
Die Spießbürger bilden sich wirklich ein, daß sich mit
ihrem Vermögen auch ihr Verstand vermehrt habe.
Die Spießbürger sind die wahren politischen Kretins,
welche das schlechte Staatsklima hervorbrachte.
Die Spießbürger leben in abgelebten Ideen, wie die
Lumpen in abgelegten Röcken.
Das Spießbürgerthum ist ein niederträchtiger, unwissender,
tauber, blinder und besoffener Richter, an welchen alle Schurken
appelliren, die schlechte Absichten gegen Recht, Wahrheit und
B-rnunst durchsetzen wollen. Ewige Lampe, 1848.)
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.