DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0159
2781 —
Gefinnuirgsschnüffelei in Sachsen.
Ein junger Beamter will sich an einen Ort begeben, an dem man
für gewöhnlich allein ist; er wird bis an die Thür von einem Ordnungs-
spitzel verfolgt. „Ja, erlauben Sie mir, — jetzt muß ich auf Ihre werthe
Gesellschaft verzichten..." — „Schon gut, aber lassen Siemich vorher
Nachsehen, ob nicht da drin der Sitz eines verbotenen Vereins sich befindet!"
Proletarier-Sommer.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt!"
Wir schuften in den alten Gleisen,
Und frohnden um das bischen Geld.
„Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen jubeln hell vor Lust."
Kein Sonnenstrahl will zu uns dringen
Und scheucht den Alp von unsrer Brust.
„Den lieben Gott lass'ich nur walten!"
Jetzt reist der Rentner in die Welt,
Um sich Gesundheit zu erhalten, —
Und wie ist meine Sach' bestellt?! in.«.
Arngstlich.
Freiherr von Stumm hat auf seinem Rücken ein Schild anbringen
lassen mit der Aufschrift: „Nicht kratzen!" Sonst fällt nämlich die dünne
Kulturschichte ab und der Hottentotte kommt zum Vorschein.
HobelsMhnr.
Freund, willst du nicht der Ruhe pflegen
In dieser heißen Sommerzeit,
Willst du die Hände rüstig regen,
Bist freudig du zur That bereit, —
Dann reihe dich ins Heer der Rothen,
Da giebt's nicht Rast, da gicbt's nicht Rllh',
Da eilen sie, der Freiheit Boten,
Dem Ziele unaufhaltsam zu.
Der Nordpolfahrer Andrce wäre leicht
aufzufinden. Man brauchte ihn blos ivegen
Majestätsbeleidigung zu denunziren, dann hätte
die Polizei ihn bald beim Schlafittchen.
Richter sollte mit seinem Wahlkuchen man nicht so dicke thun, — er
steckt voll sozialdeniokratischer Rosinen.
„Was Kölker kann, das kann auch ich!"
Herr Posadowsky sprach's!
So gut cs geht blamiren sich
Die Leute jenes Schlags.
„Der Staat ist durch die Sozialdemokraten in dringende Gefahr ge-
bracht", sagte mein Meister, da legte er sein Geld in Staatspapieren an.
Variante.
Junger Beamter (bei der Lektüre des Podbielsky'schen UlaS): „Der llkasus
macht mich lachen!" _
Kolossaler Profit.
„Sagen Sie mir, wie ist denn der Schnitze so schnell Millionär
geworden?"
„Der hat sich auf seinen Reisen ganz der Entdeckung von Eisenbahn-
schäden gewidmet, — und immer die Prämien hiefür einkassiert!"
Schon wieder kommt die Kunde:
Wir müssen vergrößern das Heer —
Es leiden Geheiinrathstöchter
An Lieutenants Mangel sehr.
Es fehlt auch inancher Köchin
An einem Grenadier,
Drum brauchen mehr Soldaten
Jnr Deutschen Reiche ivir.
Die Junker bilden sich ein, sie hätten blaues Blut. Deshalb
wollen sie auch nicht arbeiten, sondern das ganze Jahr „blau" machen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Por-Al mit seiner Truppe dort auftreten wollte,
würde er gewiß gute Geschäfte machen.
Unsere Gäste scheinen Höhlenbewohner zu sei»,
denn seit sie hier sind, wühlen sie fortwährend im
Sande und legen Gräben, Hügel und Hohlräume
a». Wenn man sie fragt, ivas sie bamit be-
zwecken, so behaupten sie, das seien „Befestigungen",
deren sie bedurften, damit ihnen die Leiniküste,
die ihnen doch gar nicht gehört, nicht gestohlen
werde.
Man sagt unsere Gäste seien sehr fromni; sie
beten aber keine Götze», Schlangen oder Kühe an,
sondern — unglaublich aber wahr! — eine eisern-
gepanzerte Faust! Daher mag cs auch wohl
kommen, daß sie unter sich sehr grob sind und
gern dreinschlagen.
Wir, mit unserer höheren chinesischen Kultur,
bemitleiden die Fremdlinge. Der große Konfutse
wird wohl ein Einsehen haben und dahin ivirken,
daß sich die Frentdlinge aus ihrer Barbarei be-
freien und mit der Zeit wirkliche Chinesen iverden.
Ein gute Anlage haben sie zweifellos dazu.
Dein Vetter Schau-Te.
Mißgriff.
Hinz: Das mar sicher nur ein Versehen, daß
man gerade den Postbeamten verboten hat, sich
mit der Sozialdemokratie zu beschäftigen.
Kunz: Warum?
Hinz: Nun, es wäre besser gewesen, wenn im
Interesse des öffentlichen Friedens den Polizei-
beamten und Staatsanwälten die Beschäfti-
gung mit der Sozialdemokratie verboten worden
wäre. ___
Journalisten-Ferien.
Erster Redakteur: Wie lange gehen Sie
heuer in Ferien?
Zweiter Redakteur: Weiß nicht genau —
das Urtheil ist noch nicht rechtskräftig.
Podbirlslty in der Türkei.
Podbielsky reiste zunt Bosporus,
Um dorten zu studiren
Postalische Bräuche, und sie daheim
Zweckdienlich einzuführen.
Wenn künftig im Wege der Petition
Sich an den Reichstag menbet
Ein Postbeamter, dem ivird sogleich
Die „seidene Schnur" gesendet.
Und Einer, der Unzufriedenheit
Sucht bei den Kollegen zu wecken,
Den wird man anf schneidige türkische Art
Gleich in der Panke „säcken".
Ein falscher Neger.
Fremder: Wer ist denn jener rabenschwarze
Mohr?
Sachse: I nee — das is gar gee Mohr, das
is unser Schdaddrad Lämmchen.
Fremder: Kein Mohr? Und sieht doch so
schwarz aus?
Sachse: Nu freilich! der hsd sich ieber de
sozialdcmogradschcn Wahlsiege s ch w a r z g c ä r g e r t.
Erklärung.
Was ist der „Umsturz?" Ein Zerschellen —
Ein schauerliches Hochgericht?.
Ein Alles - auf - die-Köpfe - stellen ?,
O nein, mein Freund, das ist er nicht!
Denn heut' steht ja die Welt am Kopfe, —
Verkehrt ist alles, früh und spat:
Drum packt's der „Umsturz" dreist beim Zopfe
Und stellt cs auf die Beine grad! m. e.
Seine Anfichl.
„Ach, Kamerad gelesen, — bei Untergang der
„Bourgognc" nur Eine Frau von ihrem Mann
gerettet worden?" — „Aeh — ja — das muß
aber schöner Pantoffelheld jewesen sein!"
Die Kitter der Reaktion.
Vor der Wahl humpeln sie auf Krücken, —
nach der Wahl spreizen sie sich auf Stelzen.
Schnitzel.
Die Ultramontanen wollen die weltliche Macht
des Papstes wicderherstcllen, also das italienische
Königreich zertrümmern. Deshalb rühmen
sie sich so eifrig als königstreue Ordnungs-
partei. .
In Sachsen hat man solche Furcht vor den
sozialdemokratischen Stimmen, daß man
sie aus Gesangvereinen ausschließt, damit
kein sozialdemokratischer Baß oder Tenor die öffent-
liche Ordnung erschüttere.
Das kleinste „Schiffchen" des armseligsten
Handwebstuhls ist nützlicher, als das größte
Panzerschiff.
Wie weit die Umsturz-Ideen schon um
sich gegriffen haben, beweisen die Ereignisse auf
Kuba. Die Amerikaner verüben dort Umsturz
schlimmster Art, indem sie Städte bombardircn,
Schiffe verbrennen und Menschen tobten — und
ganz Europa spendet diesem Umsturz Beifall.
Die offiziöse Presse hat es sich bekanntlich zum
Ziel gesetzt, gegen das sozialistische Gift zu wirken.
Ein Gegengift soll nun immer zugleich als Brech-
mittel dienen. Thatsächlich hat man beim Lesen
der Regierungsblätter das lebhafte Gefühl, daß sie
— vorzügliche Gegengifte sind.
Freiherr v. Hammerstein wird demnächst noch
vor verbüßter Strafe aus dem Moabiter Zuchthaus
cutlassen werden. Da er aber noch einige Jahre
Ehrverlust aus dem Konto hat, muß er sofort wieder
in die Redaktion seines Junkerblattes cintreten.
Nachdruck sämmtlicher Artikel rc. verboten.
Gefinnuirgsschnüffelei in Sachsen.
Ein junger Beamter will sich an einen Ort begeben, an dem man
für gewöhnlich allein ist; er wird bis an die Thür von einem Ordnungs-
spitzel verfolgt. „Ja, erlauben Sie mir, — jetzt muß ich auf Ihre werthe
Gesellschaft verzichten..." — „Schon gut, aber lassen Siemich vorher
Nachsehen, ob nicht da drin der Sitz eines verbotenen Vereins sich befindet!"
Proletarier-Sommer.
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt!"
Wir schuften in den alten Gleisen,
Und frohnden um das bischen Geld.
„Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen jubeln hell vor Lust."
Kein Sonnenstrahl will zu uns dringen
Und scheucht den Alp von unsrer Brust.
„Den lieben Gott lass'ich nur walten!"
Jetzt reist der Rentner in die Welt,
Um sich Gesundheit zu erhalten, —
Und wie ist meine Sach' bestellt?! in.«.
Arngstlich.
Freiherr von Stumm hat auf seinem Rücken ein Schild anbringen
lassen mit der Aufschrift: „Nicht kratzen!" Sonst fällt nämlich die dünne
Kulturschichte ab und der Hottentotte kommt zum Vorschein.
HobelsMhnr.
Freund, willst du nicht der Ruhe pflegen
In dieser heißen Sommerzeit,
Willst du die Hände rüstig regen,
Bist freudig du zur That bereit, —
Dann reihe dich ins Heer der Rothen,
Da giebt's nicht Rast, da gicbt's nicht Rllh',
Da eilen sie, der Freiheit Boten,
Dem Ziele unaufhaltsam zu.
Der Nordpolfahrer Andrce wäre leicht
aufzufinden. Man brauchte ihn blos ivegen
Majestätsbeleidigung zu denunziren, dann hätte
die Polizei ihn bald beim Schlafittchen.
Richter sollte mit seinem Wahlkuchen man nicht so dicke thun, — er
steckt voll sozialdeniokratischer Rosinen.
„Was Kölker kann, das kann auch ich!"
Herr Posadowsky sprach's!
So gut cs geht blamiren sich
Die Leute jenes Schlags.
„Der Staat ist durch die Sozialdemokraten in dringende Gefahr ge-
bracht", sagte mein Meister, da legte er sein Geld in Staatspapieren an.
Variante.
Junger Beamter (bei der Lektüre des Podbielsky'schen UlaS): „Der llkasus
macht mich lachen!" _
Kolossaler Profit.
„Sagen Sie mir, wie ist denn der Schnitze so schnell Millionär
geworden?"
„Der hat sich auf seinen Reisen ganz der Entdeckung von Eisenbahn-
schäden gewidmet, — und immer die Prämien hiefür einkassiert!"
Schon wieder kommt die Kunde:
Wir müssen vergrößern das Heer —
Es leiden Geheiinrathstöchter
An Lieutenants Mangel sehr.
Es fehlt auch inancher Köchin
An einem Grenadier,
Drum brauchen mehr Soldaten
Jnr Deutschen Reiche ivir.
Die Junker bilden sich ein, sie hätten blaues Blut. Deshalb
wollen sie auch nicht arbeiten, sondern das ganze Jahr „blau" machen.
Ihr getreuer Säge, Schreiner.
Por-Al mit seiner Truppe dort auftreten wollte,
würde er gewiß gute Geschäfte machen.
Unsere Gäste scheinen Höhlenbewohner zu sei»,
denn seit sie hier sind, wühlen sie fortwährend im
Sande und legen Gräben, Hügel und Hohlräume
a». Wenn man sie fragt, ivas sie bamit be-
zwecken, so behaupten sie, das seien „Befestigungen",
deren sie bedurften, damit ihnen die Leiniküste,
die ihnen doch gar nicht gehört, nicht gestohlen
werde.
Man sagt unsere Gäste seien sehr fromni; sie
beten aber keine Götze», Schlangen oder Kühe an,
sondern — unglaublich aber wahr! — eine eisern-
gepanzerte Faust! Daher mag cs auch wohl
kommen, daß sie unter sich sehr grob sind und
gern dreinschlagen.
Wir, mit unserer höheren chinesischen Kultur,
bemitleiden die Fremdlinge. Der große Konfutse
wird wohl ein Einsehen haben und dahin ivirken,
daß sich die Frentdlinge aus ihrer Barbarei be-
freien und mit der Zeit wirkliche Chinesen iverden.
Ein gute Anlage haben sie zweifellos dazu.
Dein Vetter Schau-Te.
Mißgriff.
Hinz: Das mar sicher nur ein Versehen, daß
man gerade den Postbeamten verboten hat, sich
mit der Sozialdemokratie zu beschäftigen.
Kunz: Warum?
Hinz: Nun, es wäre besser gewesen, wenn im
Interesse des öffentlichen Friedens den Polizei-
beamten und Staatsanwälten die Beschäfti-
gung mit der Sozialdemokratie verboten worden
wäre. ___
Journalisten-Ferien.
Erster Redakteur: Wie lange gehen Sie
heuer in Ferien?
Zweiter Redakteur: Weiß nicht genau —
das Urtheil ist noch nicht rechtskräftig.
Podbirlslty in der Türkei.
Podbielsky reiste zunt Bosporus,
Um dorten zu studiren
Postalische Bräuche, und sie daheim
Zweckdienlich einzuführen.
Wenn künftig im Wege der Petition
Sich an den Reichstag menbet
Ein Postbeamter, dem ivird sogleich
Die „seidene Schnur" gesendet.
Und Einer, der Unzufriedenheit
Sucht bei den Kollegen zu wecken,
Den wird man anf schneidige türkische Art
Gleich in der Panke „säcken".
Ein falscher Neger.
Fremder: Wer ist denn jener rabenschwarze
Mohr?
Sachse: I nee — das is gar gee Mohr, das
is unser Schdaddrad Lämmchen.
Fremder: Kein Mohr? Und sieht doch so
schwarz aus?
Sachse: Nu freilich! der hsd sich ieber de
sozialdcmogradschcn Wahlsiege s ch w a r z g c ä r g e r t.
Erklärung.
Was ist der „Umsturz?" Ein Zerschellen —
Ein schauerliches Hochgericht?.
Ein Alles - auf - die-Köpfe - stellen ?,
O nein, mein Freund, das ist er nicht!
Denn heut' steht ja die Welt am Kopfe, —
Verkehrt ist alles, früh und spat:
Drum packt's der „Umsturz" dreist beim Zopfe
Und stellt cs auf die Beine grad! m. e.
Seine Anfichl.
„Ach, Kamerad gelesen, — bei Untergang der
„Bourgognc" nur Eine Frau von ihrem Mann
gerettet worden?" — „Aeh — ja — das muß
aber schöner Pantoffelheld jewesen sein!"
Die Kitter der Reaktion.
Vor der Wahl humpeln sie auf Krücken, —
nach der Wahl spreizen sie sich auf Stelzen.
Schnitzel.
Die Ultramontanen wollen die weltliche Macht
des Papstes wicderherstcllen, also das italienische
Königreich zertrümmern. Deshalb rühmen
sie sich so eifrig als königstreue Ordnungs-
partei. .
In Sachsen hat man solche Furcht vor den
sozialdemokratischen Stimmen, daß man
sie aus Gesangvereinen ausschließt, damit
kein sozialdemokratischer Baß oder Tenor die öffent-
liche Ordnung erschüttere.
Das kleinste „Schiffchen" des armseligsten
Handwebstuhls ist nützlicher, als das größte
Panzerschiff.
Wie weit die Umsturz-Ideen schon um
sich gegriffen haben, beweisen die Ereignisse auf
Kuba. Die Amerikaner verüben dort Umsturz
schlimmster Art, indem sie Städte bombardircn,
Schiffe verbrennen und Menschen tobten — und
ganz Europa spendet diesem Umsturz Beifall.
Die offiziöse Presse hat es sich bekanntlich zum
Ziel gesetzt, gegen das sozialistische Gift zu wirken.
Ein Gegengift soll nun immer zugleich als Brech-
mittel dienen. Thatsächlich hat man beim Lesen
der Regierungsblätter das lebhafte Gefühl, daß sie
— vorzügliche Gegengifte sind.
Freiherr v. Hammerstein wird demnächst noch
vor verbüßter Strafe aus dem Moabiter Zuchthaus
cutlassen werden. Da er aber noch einige Jahre
Ehrverlust aus dem Konto hat, muß er sofort wieder
in die Redaktion seines Junkerblattes cintreten.
Nachdruck sämmtlicher Artikel rc. verboten.