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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 15.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0164
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2786

Der alte Korporal.

(Le vieux caporal von Pierre Jean de Bsranger.) Uebersetzt von Lhamisso und Tandy.

Vorwärts, Kam'raden! Marsch! Ich bin gewärtig,

Ihr habt geladen, meine TJPfcifc brennt,

Und mit dem Äbschicdnchmen find wir fertig.

Ihr zeichnet mir den Vaß. Mord Älement!

Gescheidter wärs gewesen mich zu trollen,

Da alles brach. Was Teufel hielt mich hier?

Ich Hab' euch Kinder nicht verlassen wollen -
Ihr hattet einen Vater doch an mir.

Links — rechts — links — rechts! Zieht an 's (bewehr!
Uekruten, Tritt — und weint nicht mehr.

So'n Aühnrich, aus der Schale kaum gekrochen,

Legt Kand an mich — die Kling' heraus — eins - zwei
Är kommt davon — mir wird der Stab gebrochen.

's ist in der Drdnung; was ist mehr dabei?

Der Milchbart quäkte noch in seiner Wiege,

Als ich schon Kaare auf den Zähnen wies -
And unsereins der unter Ihm* im Kriege!

Tin Kundsfott, der das auf sich sitzen ließ!

Links — rechts — links — rechts! Zieht an 's Gewehr!
Uekruten, Tritt — und weint nicht mehr.

Mein Krem, es hat auf seiner Urust gehangen
Seht ihr die Narbe da? Der Tag war heiß.

Ich Hab' aus seiner Kand sein Kreuz empfangen:

Äür euch kein solcher Tag, kein solcher Vreis!

Ko oft von unfern Schlachten, unfern Siegen,

Derweil wir zechten, meine Rede ging,

Ihr horchtet noch, als ich schon längst geschwiegen
Und nun — der Ruhm —! Äs ist ein seltsam Ding!

Links — rechts — links — rechts! Zieht an 's Gewehr!
Uekruten, Tritt — und weint nicht mehr.

Sieh dort die Gürten blühen und die Kecken —

Der Mai bei uns sieht doch noch anders aus.

Vicht wahr, Aerrand? Rist ja aus meinem F,lecken.
Mein guter Junge, geh' nach Kaus, nach Kaus!

Die Schafe hüten statt in solchen Zeiten
Soldat zu spielen, bester ist's, mein Kind -

Und siehst du unfern Kirchthurm erst von weiten-

Gott, meine Mutter! sie ist alt und blind.

Links — rechts — links — rechts! Zieht an 's Gewehr!
Uekruten, Tritt — und weint nicht mehr.

Wer ist das Weib? Was sollen ihre Klagen?

Des Tambours Witwe — da begreif' ich's schon!

Kab' ich auf dem Tornister doch getragen
Im rust'schen Neldzug ihren kleinen Sohn.

Ja, wo der Vater liegt an selb'ger Stätte
Da lägen wohl die beiden unterm Gis,

Wenn ich mich ihrer nicht erbarmet hätte.

Sie wird für meine Seele beten — fei's!

Links — rechts — links — rechts! Zieht an 's Gewehr!
Rekruten, Tritt — und weint nicht mehr.

Sieh da! — wir sind zur Stelle — hier die Linden.

Rlitz! meine Vfcife? V rennt! — Roch hat's nicht Roth.

Ich lasse mir die Äugen nicht verbinden —

Wir kennen uns schon längst, ich und der Tod.

Dank für die Müh'. Jetzt steh' ich zu Vefehte.

Zielt hoch. Das Herz sitzt mir am rechten Drt.

Schlagt an! Und zittert nicht — daß keiner fehle!

Mit Gott! Und kommt ihr los, so macht euch fort.

* B6ranger verherrlicht hier Napoleon, wie der Dichter überhaupt zur Erhaltung der Napoleonischen Legende in Frankreich sehr viel beigetragen hat.
 
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