DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8184#0168
2700
Unangenehme Diagnose.
Herr Doktor, ich fühle seit einiger Zeit hier einen unangenehmen Druck.
Doktor: Sollte das nicht vielleicht von der unbeglichenen Rechnung
vom vorigen Jahr herrühren?
bedenkliches Symptom.
Mann: Du Frau, bei mir is nimmer recht sauber.
Frau: Wo fehlt Der's denn?
Mann: Koan Durst Hab i nimnier in der letzten Zeit; bei der
zehnten Maß da muß i mi scho grad zminga.
(Held adelt Dummheit.
Sein Bauerhaus ließ er verfallen,
veröden das schöne Held.
Lr war der Dümmste von Allen,
Und immer fehlt' es an Veld.
Lr selber starrte von Schmutze. —
Da wendete sich das Blatt:
Ls kam ihm trefflich zu nutze
Die Bähe der großen Stadt.
Zwei neue Straßen legt man
Gerade über sein Land,
Mit funkelndem Golde wägt man
Auf nun den dürren Sand.
So ist aus dem Mistfink geworden
Line edle Stütze des Staats,
Bekam auch Titel und Grden
Und Schloß und Park; denn er hat's.
Und wird von Allen bewundert
Als großer und weiser Mann.
Lr verdient nämlich Acht vom hundert —
Und noch etwas mehr, wenn er kann.
Es hat neuerdings Jemand die geniale Idee gehabt, die sozialistische
Bewegung als Verkehrsstörung zu verfolgen. Dieses Reat trifft aber
viel besser auf die Reaktion zu, welche man als Verkehrsstörung bestrafen
sollte, weil sie allen Fortschritt hindert.
Groß sind die Wunder der Natur, ! Deutschland hat kein Umsturzgcsctz
Aber das größre Wunder: I Und geht nicht unter!
„Schön ist, fürs Vaterland sterben", — aber häßlich, für die Junker
hungern-
Fremder: Na, bei Euch scheint keine Noth der Landmirthschaft zu herrschen, — hier machen
ja selbst die Schweine höchst vergnügte Gesichter.
Briefkasten.
(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)
H. K. in B. u. 21.: Alles muß ein Ende haben, auch die
Veröffentlichung von Gedichten über die Wahlen. Wir legen
alle uns zugegangenen poetischen Wahlergüsse feierlich in den
Papierkorb.
3 B. in Coburg. „Da in etlichen Ortschaften unseres
Wahlkreises die Kriegervereine den sozialdemokratischen Kan-
didaten Krüger gewählt haben und in Folge dessen eine Ver-
warnung erhielten, so wurde beschlossen, sich aus Krieger-
in Krüger-Vereinen umzuwandeln."
3* H. in Lahr. Daß es ReichStagSabgeordnete giebt,
die von drei bis vier Parteien gewählt worden sind, ist nicht
zu bestreiten. Deshalb brauchen sie aber nicht die Mannig-
faltigkeit ihrer Wähler öffentlich sichtbar zu tragen, — etwa
wie die Neichskokarde neben der Bundesstaats-Kokarde. Wenn
das Mode werden sollte, so würden wir ein merkwürdiges
Farbenspiel erleben.
M. B. in A. Das „Morgenlied" ist nicht druckreif.
Warum müssen Sie z. B. in „Trotz alledem!" Folgendes
dichten:
Doch! Trotz Ordnungsbrei und alledem.
Trotz Sammlung, trotz Verbrüdern unter sich.
Trotz Verboten, Erlässen und alledem.
Unser nur, nur unser ist der Sieg!"
Das stimmt! Aber warum denn dieses schöne Bewußtsein so
herzzerreißend schildern?
L. K. XO. Ohne eine Photographie des Kruppschen Stand-
bildes können wir die Idee nicht verwerthen. Aehnliches ist
übrigens bereits früher von uns gebracht worden.
<£. Th. in Sch. „Heiteres aus dem Wahlkreise Ealbe-
AscherSleben": In vielen Wahllokalen wurden den Sozial-
demokraten, welche zur Ueberwachung des Wahlaktes erschienen
waren, die Stühle weggenommen, dafür erhielten sie jedoch
einen Sitz in den Reichstag. — Herr, sei wenigstens den
Hundsföttern nicht gnädig, bat der nationalliberale Geheim-
rath vr. Boden in einem Wahlschlachtgebet, da verlor er die
Schlacht und sein Gebet war erfüllt.
3. G. Um die Idee auszuführen, wäre es nothwendig
gewesen, die Porträts der betreffenden neuen Personen bei-
zulegen. — Die Krückengeschichte ist übrigens stark verbraucht.
p H. in G. „Wer ist der anhänglichste Abgeordnete-
Unzweifelhaft Herr Ahlwardt, denn den wird man gar nicht
mehr los!"
B. Michael in Milwaukee. Wenn Sie uns Ihre
2ldresie angeben, werden wir Ihnen gern einige Abzüge deS
Liedes gratis senden. — Können Sie oder ein anderer Partei-
genosse in Amerika uns ein gutes Porträt des verstorbenen
Genossen Grottkau senden? Kosten werden gern ersetzt.
Nicht verwendbar: F. v.XXX, H. M. in V., G. K. in
H., Fr. Z. in B., S. M. in Str.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Die- Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.
Unangenehme Diagnose.
Herr Doktor, ich fühle seit einiger Zeit hier einen unangenehmen Druck.
Doktor: Sollte das nicht vielleicht von der unbeglichenen Rechnung
vom vorigen Jahr herrühren?
bedenkliches Symptom.
Mann: Du Frau, bei mir is nimmer recht sauber.
Frau: Wo fehlt Der's denn?
Mann: Koan Durst Hab i nimnier in der letzten Zeit; bei der
zehnten Maß da muß i mi scho grad zminga.
(Held adelt Dummheit.
Sein Bauerhaus ließ er verfallen,
veröden das schöne Held.
Lr war der Dümmste von Allen,
Und immer fehlt' es an Veld.
Lr selber starrte von Schmutze. —
Da wendete sich das Blatt:
Ls kam ihm trefflich zu nutze
Die Bähe der großen Stadt.
Zwei neue Straßen legt man
Gerade über sein Land,
Mit funkelndem Golde wägt man
Auf nun den dürren Sand.
So ist aus dem Mistfink geworden
Line edle Stütze des Staats,
Bekam auch Titel und Grden
Und Schloß und Park; denn er hat's.
Und wird von Allen bewundert
Als großer und weiser Mann.
Lr verdient nämlich Acht vom hundert —
Und noch etwas mehr, wenn er kann.
Es hat neuerdings Jemand die geniale Idee gehabt, die sozialistische
Bewegung als Verkehrsstörung zu verfolgen. Dieses Reat trifft aber
viel besser auf die Reaktion zu, welche man als Verkehrsstörung bestrafen
sollte, weil sie allen Fortschritt hindert.
Groß sind die Wunder der Natur, ! Deutschland hat kein Umsturzgcsctz
Aber das größre Wunder: I Und geht nicht unter!
„Schön ist, fürs Vaterland sterben", — aber häßlich, für die Junker
hungern-
Fremder: Na, bei Euch scheint keine Noth der Landmirthschaft zu herrschen, — hier machen
ja selbst die Schweine höchst vergnügte Gesichter.
Briefkasten.
(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)
H. K. in B. u. 21.: Alles muß ein Ende haben, auch die
Veröffentlichung von Gedichten über die Wahlen. Wir legen
alle uns zugegangenen poetischen Wahlergüsse feierlich in den
Papierkorb.
3 B. in Coburg. „Da in etlichen Ortschaften unseres
Wahlkreises die Kriegervereine den sozialdemokratischen Kan-
didaten Krüger gewählt haben und in Folge dessen eine Ver-
warnung erhielten, so wurde beschlossen, sich aus Krieger-
in Krüger-Vereinen umzuwandeln."
3* H. in Lahr. Daß es ReichStagSabgeordnete giebt,
die von drei bis vier Parteien gewählt worden sind, ist nicht
zu bestreiten. Deshalb brauchen sie aber nicht die Mannig-
faltigkeit ihrer Wähler öffentlich sichtbar zu tragen, — etwa
wie die Neichskokarde neben der Bundesstaats-Kokarde. Wenn
das Mode werden sollte, so würden wir ein merkwürdiges
Farbenspiel erleben.
M. B. in A. Das „Morgenlied" ist nicht druckreif.
Warum müssen Sie z. B. in „Trotz alledem!" Folgendes
dichten:
Doch! Trotz Ordnungsbrei und alledem.
Trotz Sammlung, trotz Verbrüdern unter sich.
Trotz Verboten, Erlässen und alledem.
Unser nur, nur unser ist der Sieg!"
Das stimmt! Aber warum denn dieses schöne Bewußtsein so
herzzerreißend schildern?
L. K. XO. Ohne eine Photographie des Kruppschen Stand-
bildes können wir die Idee nicht verwerthen. Aehnliches ist
übrigens bereits früher von uns gebracht worden.
<£. Th. in Sch. „Heiteres aus dem Wahlkreise Ealbe-
AscherSleben": In vielen Wahllokalen wurden den Sozial-
demokraten, welche zur Ueberwachung des Wahlaktes erschienen
waren, die Stühle weggenommen, dafür erhielten sie jedoch
einen Sitz in den Reichstag. — Herr, sei wenigstens den
Hundsföttern nicht gnädig, bat der nationalliberale Geheim-
rath vr. Boden in einem Wahlschlachtgebet, da verlor er die
Schlacht und sein Gebet war erfüllt.
3. G. Um die Idee auszuführen, wäre es nothwendig
gewesen, die Porträts der betreffenden neuen Personen bei-
zulegen. — Die Krückengeschichte ist übrigens stark verbraucht.
p H. in G. „Wer ist der anhänglichste Abgeordnete-
Unzweifelhaft Herr Ahlwardt, denn den wird man gar nicht
mehr los!"
B. Michael in Milwaukee. Wenn Sie uns Ihre
2ldresie angeben, werden wir Ihnen gern einige Abzüge deS
Liedes gratis senden. — Können Sie oder ein anderer Partei-
genosse in Amerika uns ein gutes Porträt des verstorbenen
Genossen Grottkau senden? Kosten werden gern ersetzt.
Nicht verwendbar: F. v.XXX, H. M. in V., G. K. in
H., Fr. Z. in B., S. M. in Str.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Die- Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.