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Vrrmsenstlchr von 1848-1849.
Amtmann: Sagen Sie mir offen. Gevatter,
was halten's von unfern Herren von Gottes
Gnaden?
Barbier: Es bleibt beim Alten. Unsere
Fürsten hassen Alles, was vom Volke ausgeht,
und lieben nur das, was vom Volke eingeht.
In Berlin wählen oder sollen wählen am
17. Juli zur bevorstehenden Kammer in der
ersten Klasse etwa 200, in der zweiten Klasse
7000 und in der dritten Klasse über 70000
Urwähler: Wahrhaftig eine klassische Ein-
theiluitg! Die Erfindung muß patentirt werden.
Schuldverschreibung.
Daß wir Herrn Michel Volk in Philister-
hnusen für bedeutende im März uns gemachte
Vorschüsse eine Tracht Prügel, zahlbar in
einzelnen Raten auf Ministerwechsel gegen
Sicht schulden, bekennen wir hiermit auf Ver-
langen, und hoffen noch vor Ablauf des nächsten
Jahres im Stande zu sein, alle an uns ge-
machten Forderungen tilgen zu können.
Gebrüder Fürst & Co.
Luiktung uud Dank.
Daß ich die mir gebührenden Prügel von
den Herren Fürst & Co. nunmehr voll-
ständig ausgezahlt erhalten habe und damit
durchaus zufriedengestellt bin, bescheinige ich
nüt Dank, und bin vorkommenden Falles bereit,
Ihnen ähnliche Gegendienste zu leisten oder auch
die erhaltenen Prügel mit Zinsen zurückzugeben.
Michel Volk in Philistcrhausen.
Allerlei „Volks"verkreter.
Preußen hat jetzt eine vierfache Vertretung.
Es hat 1. Soldaten, die wahren Vertreter des
^iolks, 2. den König, den geborenen Vertreter
»es Volks, 3. die Prinzen, die natürlichen
Vertreter des Volks, 4. die Kammern, die un-
wahren und unnatürlichen Vertreter des
Volks. Herz, mein Herz, was willst du mehr?
(„Deutsche Reichsbremse.")
Lichtstrahlen.
Daß in gewissen Versammlungen die rechte
Seite immer den meisten Lärm schlägt, wundert
uns gar nicht, denn in der Politik geht es wie
in der Natur: das dümmste Vieh schreit am
lautesten. „
Die Spießbürger wollen mit der Sonne der
Freiheit eigentlich doch nur ihren Bratofen
heizen.
Petron sagte schon: alle Menschen spielten
beständig Komödie miteinander, und der Bischof
de Bellai versichert, die Politik bestehe nicht
allein in der Kunst, die Menschen zu regieren,
sondern hauptsächlich in der Kunst, sie zu
betrügen. „
Unsere Minister sind den Betrunkenen ähn-
lich, welche sich über nichts mehr erzürnen, als
wenn man sie aus dem Schlafe weckt.
(„Die ewige Lampe.")
Im Salon.
Bürger: Nun, gnädige Frau, wie gefüllt
Ihnen die Verfassung?
Baronesse: Vortrefflich!
Bürger: Schade, daß sie oktroirt ist!
Baronesse: Non vion! Das ist doch ganz
egal, oktroirt oder nicht oktroirt, wenn sie nur
hübsch ist.
Bürger: Wenn Sie einen hübschen Jungen
kriegen, gnäd'ge Frau, ist es Ihnen dann auch
egal, ob Herr Baron — oder —
Baronesse: St! Während des Belage-
rungszustandes ist keine unsittliche Anspielung
gestattet! _
Frage: Was für ein Unterschied ist zwischen
der Zeit des Regierungsantritts Friedrich Wil-
helm IV. und jetzt?
Antwort: Damals waren wir guter
Hoffnung und jetzt sind wir in ander»
Umständen. (,, Kladderadatsch" 1848.) !
Dekret.
Gegen die Kinder des verstorbenen Demo-
kraten Schundt ist eine vierzehntägige Haft zu
verfügen, weil sich ihr Vater unterfangen hat,
sich ohne vorher eingeholte polizeiliche Geneh-
migung zu den Vätern zu versammeln.
Das Polizeipräsidium.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Bleibt übrig nichts — als 's Maul zu halten.
(„Kladderadatsch" 1648.)
Wie die „Mär;-Errungenschaften"
im Herbst 1648 ans sahen.
— Junge, siehste nischt?
— Nee, Meester, ick seh jar nischt!
— Sieh' man jenan, ob Du nischt von der versprochenen
Freiheit siehst.
— Nee, Meester, ick seh nischt, als lauter Dampf und
Nebel.
— Na, det wird se woll sind.
(„Eulenspiegel" 1848.)
Vrrmsenstlchr von 1848-1849.
Amtmann: Sagen Sie mir offen. Gevatter,
was halten's von unfern Herren von Gottes
Gnaden?
Barbier: Es bleibt beim Alten. Unsere
Fürsten hassen Alles, was vom Volke ausgeht,
und lieben nur das, was vom Volke eingeht.
In Berlin wählen oder sollen wählen am
17. Juli zur bevorstehenden Kammer in der
ersten Klasse etwa 200, in der zweiten Klasse
7000 und in der dritten Klasse über 70000
Urwähler: Wahrhaftig eine klassische Ein-
theiluitg! Die Erfindung muß patentirt werden.
Schuldverschreibung.
Daß wir Herrn Michel Volk in Philister-
hnusen für bedeutende im März uns gemachte
Vorschüsse eine Tracht Prügel, zahlbar in
einzelnen Raten auf Ministerwechsel gegen
Sicht schulden, bekennen wir hiermit auf Ver-
langen, und hoffen noch vor Ablauf des nächsten
Jahres im Stande zu sein, alle an uns ge-
machten Forderungen tilgen zu können.
Gebrüder Fürst & Co.
Luiktung uud Dank.
Daß ich die mir gebührenden Prügel von
den Herren Fürst & Co. nunmehr voll-
ständig ausgezahlt erhalten habe und damit
durchaus zufriedengestellt bin, bescheinige ich
nüt Dank, und bin vorkommenden Falles bereit,
Ihnen ähnliche Gegendienste zu leisten oder auch
die erhaltenen Prügel mit Zinsen zurückzugeben.
Michel Volk in Philistcrhausen.
Allerlei „Volks"verkreter.
Preußen hat jetzt eine vierfache Vertretung.
Es hat 1. Soldaten, die wahren Vertreter des
^iolks, 2. den König, den geborenen Vertreter
»es Volks, 3. die Prinzen, die natürlichen
Vertreter des Volks, 4. die Kammern, die un-
wahren und unnatürlichen Vertreter des
Volks. Herz, mein Herz, was willst du mehr?
(„Deutsche Reichsbremse.")
Lichtstrahlen.
Daß in gewissen Versammlungen die rechte
Seite immer den meisten Lärm schlägt, wundert
uns gar nicht, denn in der Politik geht es wie
in der Natur: das dümmste Vieh schreit am
lautesten. „
Die Spießbürger wollen mit der Sonne der
Freiheit eigentlich doch nur ihren Bratofen
heizen.
Petron sagte schon: alle Menschen spielten
beständig Komödie miteinander, und der Bischof
de Bellai versichert, die Politik bestehe nicht
allein in der Kunst, die Menschen zu regieren,
sondern hauptsächlich in der Kunst, sie zu
betrügen. „
Unsere Minister sind den Betrunkenen ähn-
lich, welche sich über nichts mehr erzürnen, als
wenn man sie aus dem Schlafe weckt.
(„Die ewige Lampe.")
Im Salon.
Bürger: Nun, gnädige Frau, wie gefüllt
Ihnen die Verfassung?
Baronesse: Vortrefflich!
Bürger: Schade, daß sie oktroirt ist!
Baronesse: Non vion! Das ist doch ganz
egal, oktroirt oder nicht oktroirt, wenn sie nur
hübsch ist.
Bürger: Wenn Sie einen hübschen Jungen
kriegen, gnäd'ge Frau, ist es Ihnen dann auch
egal, ob Herr Baron — oder —
Baronesse: St! Während des Belage-
rungszustandes ist keine unsittliche Anspielung
gestattet! _
Frage: Was für ein Unterschied ist zwischen
der Zeit des Regierungsantritts Friedrich Wil-
helm IV. und jetzt?
Antwort: Damals waren wir guter
Hoffnung und jetzt sind wir in ander»
Umständen. (,, Kladderadatsch" 1848.) !
Dekret.
Gegen die Kinder des verstorbenen Demo-
kraten Schundt ist eine vierzehntägige Haft zu
verfügen, weil sich ihr Vater unterfangen hat,
sich ohne vorher eingeholte polizeiliche Geneh-
migung zu den Vätern zu versammeln.
Das Polizeipräsidium.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Bleibt übrig nichts — als 's Maul zu halten.
(„Kladderadatsch" 1648.)
Wie die „Mär;-Errungenschaften"
im Herbst 1648 ans sahen.
— Junge, siehste nischt?
— Nee, Meester, ick seh jar nischt!
— Sieh' man jenan, ob Du nischt von der versprochenen
Freiheit siehst.
— Nee, Meester, ick seh nischt, als lauter Dampf und
Nebel.
— Na, det wird se woll sind.
(„Eulenspiegel" 1848.)