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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0023
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Zltustvirte


-es wahren Jacob

Die Hiehsperre an der dänischen Grenze. ^2-

Meister: tzal mi de Koller! Nu grappst mi de verdammte Aap dat schöne Ztück dän'sches Zpeck vun'n Cöller!

Die Militürvorlage.

Wir leben in Faschingstagen,

Das ist eine lustige Zeit.

Selbst Nilitärvorlagen
Erwecken nur wenig Streit.

A)o sonst mit wuchtigen Schlägen
Gestritten die Opposition,

Kommt Lieber dem Goßler entgegen
Auf halbem Wege schon.

Das ist ein Drang zum Versöhnen,
Lin froher Lntsagungsmuth,

Ls plätschert in sanften Tönen
Des Schwarzen Rcdefluth.

Die Nationalliberalen,

Die einstens gekämpft für Kultur,
Sie seh'n im Klerikalen
Den Bundesgenossen nur.

Vergnügliche Gesichter
Erblickt man rings im Raum,

Zu stören wagt der Richter
Die Faschingslauue kaum.

Zum Sparen nur ermahnet
Sein müder Redefluß,

Beilage zum „Wahren Jacob" Ur. 327», t8W.

weil mehr schon, als er ahnet.

Der Bürger bluten muß.

Nur auf der linken Seite
Ertönt es zornig: „Nein!"

Geschlossen steh'n im Streite
Der Rothen feste Reih'n.

Ihr deutschen Wähler sehet
Run deutlich und erkennt,
wie seinen Fasching begehet
Des Reiches Parlament.

Ihr müßt die Rechnung zahlen,

Das ist der Dinge Lauf —

Doch spielet bei künftigen Wahlen
Zum flotten Kehraus auf! m. u.

Girr Veremsxrojekt.

Seltsam muthet uns das Wort der Berg-
predigt an: „Liebet eure Feinde, segnet die euch
fluchen, thut wohl denen die euch hassen". That-
kräftige, aufs Praktische gerichtete Naturen lassen
sich in weihevollen Stunden gerne zu frommen
Entschlüssen befruchten und so ist es auch mir
ergangen. Das gegenwärtig beliebte Schlagmort
„Hebung des Ostens" wies meinem Denken die
rechte Richtung. Besser können wir das Wort der

Bergpredigt nicht bethätigen, als indem wir die
Hebung des ostelbischen Junkerthums
eifrig betreiben. Heben, herausheben wollen wir
es aus der Gesinnungsrohheit und poli-
tischen Barbarei, in der es ach noch so tief
versunken ist, emporheben zur Zivilisation.
Ist cs nicht ohnehin beschämend und unverant-
wortlich, daß wir nach Afrika und Asien ziehen,
um die Schwarzen und Gelben mit den Seg-
nungen der Zivilisation zu beglücken, aber unsere
deutschen Brüder Ostelbiens in ihrer geistigen und
moralischen Rückständigkeit verkommen lassen? —■-
Vielleicht wendet man ein, die Kameruner und
Chinesen seien zivilisationsfähiger als die ost-
elbischen Junker, an denen Hopfen und Malz
verloren ist. Daran mag etwas Wahres sein.
Ich denke auch gar nicht an die Alten, sondern
an die jüngere Generation. Haben wir nicht
kürzlich in den Blättern von einem jungen Eis-
bären gelesen, der ans einem deutschen Schiffe
vollständig gezähmt und der Liebling der ge-
sammten Mannschaft wurde? Weissagt nicht
der Prophet Jesaja eine Zeit, wo die Wölfe und
Bären mit den Kühen auf die Weide gehen und
Löwen Stroh fressen wie die Ochsen? Warum
sollten also die jungen Wölfe und Eisbären Ost-
elbiens nicht ebenfalls zähm-, dressir- und zivilistr-
bar sein? Jedenfalls dürste der Versuch gemacht
werden. Wohlan, lieben wir unsere Feinde, thnn
wir wohl denen, die uns hassen, gründen wir
einen „Verein zur Zivilisation der ostelbischcn
Junker". Dr. Satiticus.
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