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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0024
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2924

iinwMtgMö.

Die Wahrheit, -sn®-

Line Fabel von I. r<n.

Än einem Winter-Sonntagnachlnittag
(biug ich gedankenvoll dahin im Lag,

Der von der (hrofzstadt westlich stch erstreckt,

Die weite Nlur war dicht mit Schnee bedeckt.
Vom Limmel fiel der bleiche Sonnenschein
Durch Nebelschleier in den stillen Lain.

Scharf strich der Winterwind um Baum und Strauch,
Sein kalter Ddem war wie Todeshauch.

-Laut kreischend flog ein Nabe aus der Löh'

And stehle Nahrung suchend über'n Schnee.

§ln einer Lsche hämmerte der Specht;

Äichkähchen putzte stch zum Schmaus zurecht.

Bald hier, bald dort war für die Nogelwelt
Von Menschenhand ein Areilisch aufgestellt.

Und für die rauhe, kalte Winterzeit

Lieh ihnen die Natur ein warmes Kleid.-

Müd' lenkt ich endlich heimwärts meinen Schritt
Und nahm den Winter-Waldeszauber mit.

Nings lag vor mir das Läusermeer der Stadt,
Die hundert Kirchen und Kapellen hat,

Und tausendfaches (Zlend in stch birgt;

In deren Mauern Tod und Lunger würgt;

In deren Mauern stch der Neichthum bläht
Und zahllos Volk vor Ärmuth betteln geht.

Moritz Wähler.

Vor vielen, vielen Jahr-
hunderten lebte im fernen Orient
ein mächtiger Sultan, der über
ein ungeheures Reich gebot. Glück-
lich in seinen Kriegszügen, von
sieghafter Tapferkeit, hatte er sein
Gebiet vermehrt, und der Ruhm
seines Namens drang bis in die
fernsten Lande. Aber die Tapfer-
keit war seine einzige Tugend, denn
er war ein grausamer Despot, er-
barmungslos und gewaltthätig, so
daß unter seiner Willkür das Land

schwer krank. Langsam siechte er dahin; schon
höhlte der Tod seine blassen Wangen. Nicht
gelang es den Leibärzten dein schleichenden Uebel
Einhalt zu thun; umsonst versuchten sie ihre
Kunst, weder Mixturen, noch Bäder, noch hei-
lige Wasser, noch Gebete übten eine heilende
Wirkung aus.

Gar entsetzlich litt der arme Königssohn.

Da hörte der König von einem weisen
Manne, der an der äußersten Grenze seines

seufzte und duldete. Doch so schwer
es auch litt, Niemand wagte es-
dem Monarchen Vorstellungen zn
machen.

Die Hofschranzen priesen ihn
und verherrlichten seine Thaten,
ohne seiner Fehler zu gedenken .. -
wie das immer so ist.

Eines Tages wurde sein Lieb-
linassobn, der Erbe des Thrones
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