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2939

podbielski.

Und also podbielski spricht im deutschen
Parlament:

wer nicht sofort zu kreuze kriecht und nicht
Gehorsam kennt,

Bei wem ich im Geringsten blos riech'
sozialen Duft:

Den hacke ich zu Aeppelmos und setz' ihn
an die Luft!

Ich denke stets dran, was ich war — auf
Kavalleristen Ehr'!

Ich bin der schneidige Husar, auch als
Staatssekretär!

Im Hassen bin ich einzig groß! Hah! Krieg'
ich erst den Schuft:

So hack' ich ihn zu Aeppelmos und setz'
ihn an die Luft!

Ich bin ein jovialer Herr, mich kennt Ied-
weder schon, —

Doch: schnarr' ich mal das lange Rrrr....

recht im Kasernenton,

So bricht ein Ungewitter los und kräftig
wird gepufft, —

Ich hack' Euch all' zu Aeppelmos und setz'
Luch an die Luft!

Beamter sein und Mensch zugleich? Das
war' noch schöner! was?
Der Sold, den ihm das Deutsche Reich be-
zahlt ist doch kein Spaß!
Bon Menschenrechten löst ihn los ja die
Bcamtenkluft, —

Sonst hack' ich ihn zu Aeppelmos und setz'
ihn an die Luft!

Wenn er am Hungertuche nagt, bedaure
ich das sehr.

Doch daß er sich darob beklagt, das duld'
ich nimmermehr!

wer still nicht trägt sein hartes Loos, nicht
ruhig sinkt zur Trust, —
Den hacke ich zu Aeppelmos und setz' ihn
an die Luft!

Tar höllisch wenig ficht mich an der Rothen
wild Gekläff,

Der Postmensch ist mein Unterthan, ich bin
sein schneid'ger Lhef!

Richt mucken! Sonst wie Sturmgetos, grell
mein Kommando ruft:

Ich hacke Euch zu Aeppelmos und fetz'
Luch an die Luft!

tzarrah.

Verschiedene Masken.

Wenn oberflächliche Beobachter der Meinung
Ausdruck geben, es cxistirc in Deutschland nur
in den katholischen Gegenden noch ein wirklicher
Karneval, so sind sie sehr iin Jrrthum. Es laufen
beispielsweise im protestantischen Deutschland eine
ganze Menge interessanter Masken umher, wie
ich jüngst wieder seststellen konnte.

Da begegnete mir z. B. sehr oft die Maske
„Arbeiterfreund". Wer den Arbeiterfreund spielt,

muß über ein ziemliches Redetalent verfügen, er
muß seine Rede in weichem Tonfall spielen lassen
und vor Allem Jedermann versichern, daß er ein
„warmes Herz" für die Arbeiter habe. Kommen
nun Leute an ihn heran, die seine Hilfe verlangen,
dann muß er bereitwillig versichern, daß er Nach-
denken werde, um Mittel zu suchen, durch welche
es ermöglicht würde, eine Anregung vorzubereiten
für einen eventuellen Antrag, der den Zweck ver-
folge, zu untersuchen, ob es thunlich sei, über die
Ursachen jener Kalamität eine Enquete in Vor-
schlag zu bringen. Dnrch diese ungeheuer auf-
opfernde Hilfsbereitschaft wird er natürlich in der
ganzen bürgerlichen Gesellschaft den Ruf eines
großen Humanisten erringen.

Neben dem Arbeiterfreund sieht man häufig
die Maske des Patrioten. Dieselbe war früher
ein Prachtstück, denn man vermuthete darunter
glühende Vaterlands- und Freiheitslicbe. Im
Laufe der Jahre ist die Patriotenrolle etwas
schäbig geworden, aber sie ist dafür um so leichter
zu spielen. Wer sich heutzutage als Patriot geben
will, braucht nur bei jeder Gelegenheit „Hurrah"
zu schreien, muß auch vor leeren Hofkutschen
ehrfurchtsvoll den Hut abnehmen, jede dänische
Dienstmagd für einen „äußeren Feind" und
jeden Menschen, der Kiautschau nicht für ein
Paradies und den Minister Necke nicht für einen

Staatsmann hält, für einen „inneren Feind"
erklären.

Viel Vergnügen bereitet die Maske des noth-
leidenden Landwirths. Wer diese trägt, muß
mindestens Freiherr oder doch eine stattliche Persön-
lichkeit sein — etwa wie Schrempf aus Stuttgart
— und viel Humor besitzen. An reich besetzter
Tasel muß er ein Jammergeschrei erheben können
über sein Elend, und umgeben von fürstlichem
Luxus muß er wie ein Handwerksbursche um
Liebesgaben betteln.

Sehr wirksam sind auch die Masken der
Tugendbündler vom Isx Heinze-Narren-
orden. Sie besuchen die fidelsten Bälle, natür-
lich um sich über die Sittenlosigkeit der Theil-
nehmer zu entrüsten, sie lesen schlüpfrige Romane,
natürlich, um sie dem Staatsanwalt zu denun-
ziren, sie schnüffeln überall nach saftigen Bildern,
aber lediglich, um die Konfiskation derselben herbei-
zuführen. Sie suchen in jeder Reichstagssession
Gelegenheit, ihre Erfahrungen auf den Gebieten
der Unsittlichkeit öffentlich darzulegen.

Dies einige der gebräuchlichsten Masken vom
Fasching des öffentlichen Lebens. Leider sind sic
nicht, wie es sonst Maskenbrauch ist, nüt dem
Eintritt des Aschermittwochs verschwunden.

Dr. Satiricu».
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