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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0051
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Der wandernde Ritter.

von Sesrg Brandes.

U

$o lange sieb findet ein Berg, ein See,

Und Länder, die ich noeb nicht geschaut;

So lang’ eine Maid, schön wie eine 5ee,
nicht war meines Rerzens Braut;

So lang’ einen Kämpfer das Unrecht hat,
Dem ich nicht die Macht geraubt;

So lang’ noch bei uns und in anderem Reich
Der 6hre dunkeier Eorbeerzweig
Umschlingt eines Schurken Raupt;

— So lange hat meine Seele nicht Ruh —
Der wandernde Ritter muss wandern!

Die Ewigkeit — weh mir — brauch’ ich dazu,
Doch sterblich bin ich wie die Andern!

(Deutsch von L. Brauseivetter.)

Die Kommunistin?

Von Gskar Linke.

V

Elan riß iljr vom Haupte den phrggische» putz,
Frei wallte das haar um die Stirne;

Und steinhart klang es und eher» und rauf):

Zur Mauer! Erschossen die Dirne!

Wegsührte sse schweigend ein alter Sergeant,

Ihm folgten drei lilödc Gemeine;

So schleppen die Geier zum Mahle hinweg
Die Laude, die unschuldreine.

Stumm ging he hin durch's gaffende Volk,

Stolz lächelnd inmitten der Schergein

Nicht konnte den, Aug' das zcrriff'ne Gewand
Die Sülle des Busens verbergen.

Und während he schritt an dem gaffenden Volk
voll trotzige» Muthcs vorüber,

Zog ihr manch Bild im Geiste vorbei,

So trüb, ach immer nur trüber.

Sie hatte mit ihm die Sorgen der Noth,

Die Lluale» des Hungers erduldet,

* Aus der Sammlung „Venns divina“. (Großenhain,
Baumert & Rouge, 3897.)

Sic halte zutiefst ihm nach es gefühlt,

Was andere, sagt’ er, verschuldet!

Er kämpfte so wild wie ein rasender Leu,

Mithals sie dem Leuen im Mampfe;

So standen he schier wie in Wolken gehüllt
3m schwefligen, rauchenden Danipse.

Und als sich verzog nun das Pulvergewölk,
vermihte he zitternd de» Einen:

Am Boden er lag mit zerschmetterter Brust —
Doch sie? Nicht konnte sie weinen.

Sie nahm das Gewehr und lud es sich selbst,

Und sieberisch glühten die Wangen;

Sie traf manch’ Herz mit manchem Geschah,

Da ward sie umzingelt, gefangen . . .

Nun stand sie gelehnt an die Mauer und ries:

Zrei sind wir im Lod, o Getreuer!

Ich folge dir nach! — Draus schrie der Sergeant:
Legt an! Zielt brav! Gebt Zcuer!

Die Nugel zerrih ihr das Herz; und das Hirn
Bluttriefend die Mauer bespritzte —

Doch himmlisch schön aus dem brechenden Aug’
Treu liebendes hoffen noch blitzte.

Beilage zum „wahren Jacob" Br. 330c, (899.
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