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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0066
-. 2962
Lanöesfrirst (zum Verkehrsminister): Die Abwendung eines großen Eisenbahn- ! verkehrsminister (zum Lokomotivführer): Daß Sie mit eigener Lebensgefahr
Unglücks durch Ihr geschultes, tüchtiges Personal, veranlaßt mich. Ihnen den den Zug retteten, war eine schöne Chat, aber es war Ihre Pflicht. Also nie das
Aronenorden erster Klaffe zu verleihen; dem Personal sprechen Sie meinen landes- ! Pflichtbewußtsein vergessen, mein lieber Müller, dann wird der Dank des ßürsten
fürstlichen Dank aus. 1 auch nicht ausbleiben.
Semper idem.
Es haben die Dankees hilfsbereit,
Großmüthig die Filipinos „befreit"
Von Spanien — iin Namen der Menschlichkeit,
Um sie — der Schwache muß immer büßen —
Im Namen der Huinanität... zu „erschießen".
Teufel Sitru und Professor Schell.
„Immer hereinspaziert, meine Herrschaften!
Immer hereinspaziert! Hier findet Jeder etwas
Schönes, hier findet Jeder etwas Belehrendes!
Dreyfus und den Tod des Präsidenten Faure,
die Seeschlacht von Cavite, den berühmten Kunst-
kenner vr. Lieber, wie er den Münchner An-
streicher Stuck in Fetzen reißt, den Klub der
.Harmlosen' mit Roulette und Vexierkarten, die
Mitglieder des berühmten Dresdener Schwur-
gerichts: die Reichstagsreden Gradnauers und
Heines lesend, König Stumm int Redaktions-
bureau der .Post' Wanzen vertilgend, die Haus-
suchungen bei den sämmtlichen Lesern des .Vor-
wärts' »nt bengalischer Beleuchtung der langen
Nase der Polizei, die unentdeckten Morde in Berlin
und den immer noch nicht bestätigten Oberbürger-
meister der Reichshauptstadt, nothleidende Agrarier
beim Champagner, den frommen nationalliberalen
Professor Paasche, wie er seinen neuangestrichenen
Gottesglauben mit Zuckerprämien versüßt, vor
Allem aber die wundersame und lehrreiche Historie
vom Teufel Bitru und von: Würzburger Pro-
fessor Schell!"
Das mar mein Fall. Rasch stieg ich die paar
Stufen zum Eingang des Zeltes empor, zahlte
meine zwei Groschen und trat in das Wachs-
figurenkabinett. Ich ließ die Kriegshelden und
Verbrecher der letzten Jahre links liegen und ging
geraden Wegs in die hinterste, mit einen: schwarzen
Vorhang verhängte Nische, über der in Goldbuch-
staben das räthselhafte Wort „Bitru" prangte.
Noch einnral wurde ich von dem Clown, der
den Eingang bewachte und für den Teufel ein
Extradouceur verlangte, um zehn Pfennig leichter
gcniacht. Dann fiel der Vorhang hinter mir zu
und ich war in: Allerheiligsten. Die erste Wachs-
gruppe zeigte Miß Vaughan auf dem Ruhelager
in den Armen des Teufels Bitru, dem Herr Taxil
von hinten einen Floh ins Ohr setzt. Miß Vaughan
stöhnte, während ihr zu Füßen ein Pelikan seine
Kinder mit seinem eigenen Blute tränkte.
Das zweite Wachsbild stellte Professor Schell
dar, wie er an seinen: Schreibtisch die Nichtexistenz
des Teufels Bitru bewies, während ihm der Teufel
Bitru in: Nacken saß und die Zähne fletschte.
Als dritte Gruppe folgte eine Versammlung
von Jesuiten, Kardinälen, Bischöfen und Dorf-
pfarrern, mit allerlei Daumenschrauben, Zangen
und Zwickinstrumenten, an: Sockel Schells be-
rühmtes Buch in tausend Fetzen und darunter
das furchtbare Wort: Inäsx.
Auf dem vierten Bilde kniet Schell im härenen
Bußhemd und verspricht den: Teufel Bitru, nie-
mals mehr an dessen Existenz und an der Ewig-
keit der Höllenstrafen zweifeln zu wollen. Den
Sockel schmücken die Bilder sänrmtlicher deutschen
Professoren.
Ich muß gestehen, ich war tief erschüttert von
dem, was ich gesehen, und ein überirdisches Ge-
fühl, ein Anhauch von oben umzitterte mich, als
ich das Wachsfigurenkabinett verließ.
Draußen begegnete mir niein Nachbar, der
nationalliberale Bäckermeister Wetterwendel. „Was
sagen Sie zu dem feigen Kerl, den: Schell?" fuhr
er mich an. „Kriecht zu Kreuz vor den Jesuiten —"
„Gerade wie Herr Professor Paasche", er-
widerte ich und freute mich, im Lande der Dichter
und Denker zu leben. Tarub.
* Novitäten *
3. f). Ul. Dietz Verlag in Stuttgart.
DÜ Agrarfrage.
Eine Uebersicbt über die Cendenzen
der modernen Candwirtbscbaft
« und die Agrarpolitik «
der Sozialdemokratie
Uon
Hart Kautsky.
*
vi:i und 452 Seiten aross-Oktao.
Brosch, m. 5.—. aebd. in engl. Ewd. m. 0.5«.
Die Uoraussefzunaen
des Sozialismus « «
und die Aufgaben
der Sozialdemokratie
Uon
€d. Bernstein.
¥
XIl und iss Seiten 8ross-0kta«. Preis für die
Uolksausaabe IN i.— Tn Partien billiger.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dtetz Nachf. (G. M. b. H.) in Stuttgart.
Lanöesfrirst (zum Verkehrsminister): Die Abwendung eines großen Eisenbahn- ! verkehrsminister (zum Lokomotivführer): Daß Sie mit eigener Lebensgefahr
Unglücks durch Ihr geschultes, tüchtiges Personal, veranlaßt mich. Ihnen den den Zug retteten, war eine schöne Chat, aber es war Ihre Pflicht. Also nie das
Aronenorden erster Klaffe zu verleihen; dem Personal sprechen Sie meinen landes- ! Pflichtbewußtsein vergessen, mein lieber Müller, dann wird der Dank des ßürsten
fürstlichen Dank aus. 1 auch nicht ausbleiben.
Semper idem.
Es haben die Dankees hilfsbereit,
Großmüthig die Filipinos „befreit"
Von Spanien — iin Namen der Menschlichkeit,
Um sie — der Schwache muß immer büßen —
Im Namen der Huinanität... zu „erschießen".
Teufel Sitru und Professor Schell.
„Immer hereinspaziert, meine Herrschaften!
Immer hereinspaziert! Hier findet Jeder etwas
Schönes, hier findet Jeder etwas Belehrendes!
Dreyfus und den Tod des Präsidenten Faure,
die Seeschlacht von Cavite, den berühmten Kunst-
kenner vr. Lieber, wie er den Münchner An-
streicher Stuck in Fetzen reißt, den Klub der
.Harmlosen' mit Roulette und Vexierkarten, die
Mitglieder des berühmten Dresdener Schwur-
gerichts: die Reichstagsreden Gradnauers und
Heines lesend, König Stumm int Redaktions-
bureau der .Post' Wanzen vertilgend, die Haus-
suchungen bei den sämmtlichen Lesern des .Vor-
wärts' »nt bengalischer Beleuchtung der langen
Nase der Polizei, die unentdeckten Morde in Berlin
und den immer noch nicht bestätigten Oberbürger-
meister der Reichshauptstadt, nothleidende Agrarier
beim Champagner, den frommen nationalliberalen
Professor Paasche, wie er seinen neuangestrichenen
Gottesglauben mit Zuckerprämien versüßt, vor
Allem aber die wundersame und lehrreiche Historie
vom Teufel Bitru und von: Würzburger Pro-
fessor Schell!"
Das mar mein Fall. Rasch stieg ich die paar
Stufen zum Eingang des Zeltes empor, zahlte
meine zwei Groschen und trat in das Wachs-
figurenkabinett. Ich ließ die Kriegshelden und
Verbrecher der letzten Jahre links liegen und ging
geraden Wegs in die hinterste, mit einen: schwarzen
Vorhang verhängte Nische, über der in Goldbuch-
staben das räthselhafte Wort „Bitru" prangte.
Noch einnral wurde ich von dem Clown, der
den Eingang bewachte und für den Teufel ein
Extradouceur verlangte, um zehn Pfennig leichter
gcniacht. Dann fiel der Vorhang hinter mir zu
und ich war in: Allerheiligsten. Die erste Wachs-
gruppe zeigte Miß Vaughan auf dem Ruhelager
in den Armen des Teufels Bitru, dem Herr Taxil
von hinten einen Floh ins Ohr setzt. Miß Vaughan
stöhnte, während ihr zu Füßen ein Pelikan seine
Kinder mit seinem eigenen Blute tränkte.
Das zweite Wachsbild stellte Professor Schell
dar, wie er an seinen: Schreibtisch die Nichtexistenz
des Teufels Bitru bewies, während ihm der Teufel
Bitru in: Nacken saß und die Zähne fletschte.
Als dritte Gruppe folgte eine Versammlung
von Jesuiten, Kardinälen, Bischöfen und Dorf-
pfarrern, mit allerlei Daumenschrauben, Zangen
und Zwickinstrumenten, an: Sockel Schells be-
rühmtes Buch in tausend Fetzen und darunter
das furchtbare Wort: Inäsx.
Auf dem vierten Bilde kniet Schell im härenen
Bußhemd und verspricht den: Teufel Bitru, nie-
mals mehr an dessen Existenz und an der Ewig-
keit der Höllenstrafen zweifeln zu wollen. Den
Sockel schmücken die Bilder sänrmtlicher deutschen
Professoren.
Ich muß gestehen, ich war tief erschüttert von
dem, was ich gesehen, und ein überirdisches Ge-
fühl, ein Anhauch von oben umzitterte mich, als
ich das Wachsfigurenkabinett verließ.
Draußen begegnete mir niein Nachbar, der
nationalliberale Bäckermeister Wetterwendel. „Was
sagen Sie zu dem feigen Kerl, den: Schell?" fuhr
er mich an. „Kriecht zu Kreuz vor den Jesuiten —"
„Gerade wie Herr Professor Paasche", er-
widerte ich und freute mich, im Lande der Dichter
und Denker zu leben. Tarub.
* Novitäten *
3. f). Ul. Dietz Verlag in Stuttgart.
DÜ Agrarfrage.
Eine Uebersicbt über die Cendenzen
der modernen Candwirtbscbaft
« und die Agrarpolitik «
der Sozialdemokratie
Uon
Hart Kautsky.
*
vi:i und 452 Seiten aross-Oktao.
Brosch, m. 5.—. aebd. in engl. Ewd. m. 0.5«.
Die Uoraussefzunaen
des Sozialismus « «
und die Aufgaben
der Sozialdemokratie
Uon
€d. Bernstein.
¥
XIl und iss Seiten 8ross-0kta«. Preis für die
Uolksausaabe IN i.— Tn Partien billiger.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dtetz Nachf. (G. M. b. H.) in Stuttgart.