-c^§ Nus Goethes Dichtungen. ?d-
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Sprüche Ln Neimen,
Ich habe gar Nichts gegen die Menge;
Doch kommt sie einmal ins Gedränge,
So ruft sie, um den Teufel zu bannen.
Gewiß die Schelme, die Tyrannen.
Kommt, laßt uns alles drucken
Und walten für und für;
Rur sollte Keiner mucken.
Der nicht so denkt wie wir.
*
Was euch die heilige Preßfreiheit
Für Frommen, vortheil und Früchte beut?
Davon habt ihr gewisse Erscheinung:
Tiefe Verachtung öffentlicher Meinung.
Dummes Zeug kann man viel reden.
Kann es auch schreiben;
Wird weder Leib noch Seele tödten,
Ls wird Alles beim Alten bleiben.
Dummes aber, vor's Auge gestellt.
Hat ein magisches Recht;
Weil es die Zinne gefesselt hält.
Bleibt der Geist ein Knecht.
Im Auslegen seid frisch und munter!
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter.
*
„Zagt, wie könnten wir das Wahre
(Denn es ist uns ungelegen)
Riederlegen auf die Bahre,
Daß es nie sich möchte regen?"
wer in der Weltgeschichte lebt.
Dem Augenblick sollt' er sich richten?
Wer in die Zeiten schaut und strebt,
Rur der ist werth zu sprechen und zu dichten.
„Zag' mir, worauf die Bösen sinnen?"
Andern den Tag zu verderben,
Sich den Tag zu gewinnen:
Das, meinen sie, heiße erwerben.
„Du Kräftiger sei nicht so still.
Wenn auch sich Andre scheuen."
Wer den Teufel erschrecken will,
Der muß laut schreien.
Wie ihr denkt oder denken sollt,
Geht mich Nichts an;
Was ihr Guten, ihr Besten wollt,
Hab' ich zum Theil gethan.
viel übrig bleibt zu thun;
Möge nur Keiner lässig ruhn!
Was ich sag', ist Bekenntniß,
Zu meinem und eurem verständniß.
Die Welt wird täglich breiter und größer;
Zo macht's denn auch vollkommner und besser!
Besser sollt' es heißen und vollkommner,
Zo sei denn Jeder ein Willkommner.
Diese Mühe wird nicht groß sein
Kultivirten deutschen Tcten;
Wollt ihr es auf ewig los sein,
Zo erstickt es nur mit Worten!
Das Beste in der Welt
Ist ohne Dank;
Gesunder Mensch ohne Geld
Ist halb krank.
Wohl, wer auf rechter Lpur
Zich in der Ztille siedelt!
Im Vffnen tanzt sich's nur,
Zo lang Fortuna siedelt.
Zie schelten einander Lgoisten;
Will Jeder doch nur sein Leben fristen.
Wenn Der und Der ein Lgoist,
Zo denke, daß du es selber bist.
Du willst nach deiner Art bestehn,
Mußt selbst auf deinen Nutzen sehn!
Dann werdet ihr das Geheimnis; besitzen,
Luch sämmtlich unter einander zu nützen;
Doch Den laßt nicht zu euch herein.
Der Andern schadet, um Etwas zu sein.
Nehmt nur mein Leben hin, in Bausch
And Bogen, wie ich's führe;
Andre verschlafen ihren Rausch,
Meiner steht auf dem Papiere.
ja*.
„Was ist denn deine Absicht gewesen.
Jetzt neue Feuer anzubrennen?"
Diejenigen sollen's lesen.
Die mich nicht mehr hören können.
*
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