Nus Goethes Dichtungen.
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Der Gott und die Vajudcrc.
Ist Gehorsam im Gemüthe,
Wird nicht fern die Liebe sein.
Aber.sie schärferund schärfer zu prüfen,
Wählet der Renner der Höhen und
Tiefen
Lust und Lntsetzen und grimmige
Pein.
Und er küßt die bunten Wangen
Und sie fühlt der Liebe Kual,
Und das Rädchen steht gefangen.
Und sie weint zum ersten iltal;
Linkt zu seinen Füßen nieder.
Nicht um Wollust noch Gewinnst,
Ach! und die gelenken Glieder
Lie versagen allen Dienst.
Und so zu des Lagers vergnüglicher Feier
Bereiten den dunklen behaglichen Lchleier
Die nächtlichen Stunden, das schöne Gespinnst.
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^ttahadöh, der Herr der Lrde,
Uommt herab zum sechsten Mal,
Daß er unsres Gleichen werde,
Mit zu fühlen Freud' und Gual.
Lr bequemt sich, hier zu wohnen.
Läßt sich Alles selbst geschehn.
Soll er strafen oder schonen,
Nuß er Menschen menschlich sehn.
Und er hat die Stadt sich als Wandrer betrachtet.
Die Großen belauert, auf Uleine geachtet,
verläßt er sie Abends, um weiter zu gehn.
Als er nun hinausgegangen.
Wo die letzten Häuser sind.
Lieht er, mit gemalten Wangen,
Lin verlornes schönes Uind.
„Grüß' dich, Jungfrau!" ,Dank der Lhre!
Wart'! ich komme gleich hinaus?
„Und wer bist du?" .Bajadere,
Und dies ist der Liebe Haus?
Lie rührt sich, dieLymbeln zum Tanzezu schlagen,
Lie weiß sich so lieblich im Urcise zu tragen.
Sie neigt sich und biegt sich, und reicht ihn> den
Strauß.
Schmeichelnd zieht sie ihn zur Schwelle,
Lebhaft ihn ins Haus hinein.
„Schöner Fremdling, lampenhelle
Soll sogleich die Hütte sein.
Bist du müd', ich will dich laben.
Lindern deiner Füße Schmerz,
Was du willst, das sollst du haben.
Buhe, Freuden oder Scherz."
Sie lindert geschäftig geheuchelte Leiden.
Der Göttliche lächelt; er stehet mit Freuden
Durch tiefes verderben ein menschliches Herz.
Und er fordert Lklavendienste;
Immer heitrer wird sie nur.
Und des Mädchens frühe Uünste
Werden nach und nach Natur.
Und so stellet auf die Blüthe
Bald und bald die Frucht sich ein;
Spät entschlummert unter Scherzen,
Früh erwacht nach kurzer Rast,
Findet sie an ihrem Herzen
Todt den vielgeliebten Gast.
Schreiend stürzt sie auf ihn nieder;
Aber nicht erweckt sie ihn.
Und man trägt die starren Glieder
Bald zur Flammengrube hin.
Lie höret die Priester, die Todtengesänge,
Sie raset uud rennet und theilet die Menge:
„Wer bist du? Was drängt zu der Grube dich hin ?"
Lin Druide.
Ls lacht der Mai!
Der Wald ist frei
von Lis und Reifgehänge,
Der Schnee ist fort;
Am grünen Grt
Lrsthallen Lustgesänge.
Lin reiner Schnee
Liegt auf der Höh';
Doch eilen wir nach oben.
Begehn den alten heil'gen Brauch,
Allvater dort zu loben.
Die Flamme lod're durch den Rauch!
So wird das Herz erhoben.
Die Druiden.
Die Klamme lod're durch den Rauch!
Begeht den alten heil'gen Brauch,
Allvater dort zu loben.
Hinauf! hinauf nach oben!
Einer aus dem Volke.
Uönnt ihr so verwegen handeln?
Wollt ihr denn zum Tode wandeln?
Bei der Bahre stürzt sie nieder,
Ihr Geschrei durchdringt die Luft:
„Meinen Gatten will ich wieder!
Und ich such' ihn in der Gruft.
Soll zu Asche mir zerfallen
Dieser Glieder Götterpracht?
Mein! er war es, mein vor Allen!
Ach, nur eine süße Nacht!"
Ls singen die Priester: „Wir tragen die Alten,
Nach langem Lrmatten und spätem Lrkalten,
Wir tragen die Jugend, noch eh' sie's gedacht."
„Höre deiner Priester Lehre:
Dieser war dein Gatte nicht.
Lebst du doch als Bajadere,
Und so hast du keine Pflicht.
Nur dem Uörper folgt der Schatten
In das stille Todtenreich;
Nur die Gattin folgt dem Gatten:
Das ist Pflicht und Ruhm zugleich.
Lrtöne, Drommete, zu heiliger Ulage!
V nehmet, ihr Götter! Die Zierde der Tage,
V nehmt den Jüngling in Flammen zu euch!"
So das Thor, das ohn' Lrbarmen
Mehret ihres Herzens Noth;
Und mit ausgestreckten Armen
Springt sie in den heißen Tod.
Doch der Götterjüngling hebet
Aus der Flamme sich empor.
Und in seinen Armen schwebet
Die Geliebte mit hervor.
Ls freut sich die Gottheit der reuigen Sünder;
Unsterbliche heben verlorene Uinder
Mit feurigen Armen zum Himmel empor.
Uennet ihr nicht die Gesetze
Unsrer harten Ucberwinder?
Rings gestellt sind ihre Netze
Auf die Heiden, auf die Zünder.
Ach, sie schlachten auf dem Walle
Unsre Weiber, unsre Uinder,
Und wir Alle
Nahen uns gewissem Falle.
Lhor der Weiber.
Auf des Lagers hohem Walle
Schlachten sie schon unsre Uinder.
Ach, die strengen Ueberwinder!
Und wir Alle
Nahen uns gewissem Falle.
Lin Druide.
Wer Gpfer heut
Zu bringen scheut,
verdient erst seine Bande.
Der Waid ist frei!
Das Holz herbei
Und schichtet es zum Brande!
Doch bleiben wir
Die erste Walpurgisnacht.
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