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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0238
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Bl 36

*|s> ÖDt c ilj u a ii j t o Ui ü u |'d ] c. <rc»

^ine gute Seele bin leb
MW leb wünsche stets das Veste
Allen Menschen» ganz besonders
Thu' ich das zum Meihnachtskeste.

Allen Ikindern wünsch' ich heute
Linen Tisch voll Meihnachtsgahen»
Goldne Oüsse» Vackwerk» Spielzeug
Tlnd woran sie Freude haben.

Ikranken wünsch' ich Trost und Dcilung»
Armen wünsch' ich bessre Tage»

Denen» die da sind bekümmert»

Münsch' ich Lind'rung ihrer Plage.

Allen denen» die geriethen
Für die Freiheit in Vedrüngniss» -
IKuhin und Preis den taptern Dclden»
Dut ab» Leute, vorm Gelängniss!

Allen» die da ehrlich schatten»

Münsch' ich» dass ihr Fleiss sich lohne;
Allen, die nach Ldlem ringen»

Münsch' ich ihres Strebens Ikrone.

Mahrheitsliebe wünsch' ich allen
Gttiziösen, welche flunkern»

Duldsamkeit wünsch' ich den Platten
Tlnd Bescheidenheit den Zunkcrn.

Tlnserm deutschen vaterlandc
Münsch' ich» dass ihm sei beschieden
Mährer Fortschritt» Freiheit» Mohlstand»
Znnen Frieden» aussen Frieden.

Za» die ganze Melt umtass' ich
So mit Münschen voller Liebe!

Doch - dass ich cs nicht vergesse -
England wünsch' ich teste Diebe!

Der wahre Jacob.

Inhalt der Unterhaltung»-Beilage.

Ein edler Mensch. Illustration. — Advent. Von Karl
Düker. — Wer ausharret, wird gekrönt! Von M. Eitelberg.
(Jllustrirt.) — Ein kitzliches Vorhaben. — Heimkehr vom
Weihnachtsmarkt. Illustration. — Die Geheimräthe. Von
unseren eigenen Mark Twain. — „Liebet Euch untereinander!"
Illustration mit Text. — Holländisches Rindvieh. Illustration
mit Text. — Etwas vom Michel. — Epigramme. — Man
muß sich nur zu helfen wissen. — Das patriotische Schwein. —
Moderne Fabeln. — Aphorismen.

Blihdraht-Meldungen.

Berlin. König Stumm beabsichtigt ein Buch übet den
konservativen Zukunftsstaat zu schreiben. Sein Leiborgan
„Die Post" ersucht um Einsendung aller Gefängnis!-. Zucht-
haus- und Fabrikordnungen und der Reglements für Hin-
richtungen.

— Die Haltung des Reichstags in der Flottenfrage ist
immer noch ein Räthsek. — Auslösung folgt.

— Dem Arbeiter Kümmerten wurde kürzlich das Allge-
nieine Ehrenzeichen verliehen dafür, daß er achtundvierzig
Jahre lang treu und redlich einer Firma diente. Kaum im
Besitz des Ehrenzeichens warf Kllmmerlen die Beine in die
Lust und begann einen Hopser zu tanzen. Sodann versuchte
er mit den Zähnen einen Floh zu sangen. Der Arzt kon-
statirte eine Gehirnstörung. Der Arme war vor Ehre blöd-
sinnig geworden!

— In den Volksschulen ist ein geographisches Riithsel
aufgegeben worden. Die Frage lautet: Liegt Berlin an der
Spree oder am Mirbach? Die glücklichen Löser erhalten
je eine Stange Lakritzen.

— Unter den Wanderrednern und dem Federvieh des
Flottenvereins ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. —
Auch die Mauldiarrhöe in den Kreisen des Alldeutschen Ver-
bandes nimmt einen epidemischen'Charakter an.

Dresden. Heute wurde hier kein Sozialdemokrat ein-
gebracht.

Augsburg. Der LandfriedenSbruch-Prozeß ist noch
glimpflich abgelaufen für die — Schutzleute nämlich, deren
Thaten straflos geblieben sind.

London. Die Königin empfing anläßlich des englischen
Raubzugs nach Transvaal aus Räubsrkreisen zahlreiche Huldi-
gungen. Die Diebesbande „zum blutigen Knochen" im öst-
lichen London ernannt» die Königin Viktoria zu ihrer aller-
höchsten Proteitorin.

Samoa. Als dieKunde anlangte, daß Samoa deutsch
geworden, herrschte ungeheurer Jubel. Die Samoaner hatten
iiämlich befürchtet, daß sie preußisch werden müßten.

Aaxstadt. In englischen Kreise» hat eine tiefe Nieder-
geschlagenheit platzgegrissen. Der Krieg ist so gut wie ver-
loren. — Brüsewitz ist in Pretoria angekomme».

Der Panzer-Knecht Ruprecht.

Morgen kommt drr Weihnachtsmann,
Kommt mit feinen Gaben.

Trommel, Pfeifen und Gemrhr,

Fahn' und Säbel und noch mehr,

Ja, rin große« Krirgrsherr —

Rlles wir schon haben!

Darum, lieber Weihnachtsmann,

Laß er dieses, laß er!

Bring' er dreißig Panzer nl>d
Von den kleinen hundert, rund, —
Weil man sonst nicht leben kunnt'
Künftig auf drin Wasser.

So, nun weiß er unfern Wunsch!

Wird uns doch nichts malen?

Eins noch zu bemerken ist:

Daß er nicht rtiva vergißt

In der Eil' und kurzen Frist

Rite« auch -zu zahlen! T. v. T.

Gemüthsmenfchen.

Einige Mirbachcmten beabsichtigen, in Roin
eine Luthcrtirche zu erbauen.

Die Klerikalen samineln bereits für ein vor
dem Portal der Schloßkirche zil Wittenberg zu
errichtendes Denkmal für Papst Leo X.

Die Buren regen in der Londoner City eine
Ehrengabe für den Präsidenten Krüger an.

Die Berliner Stadtverordneten sprechen in
einer Eingabe an das Oberhosmarschallamt den
Wünsch aus. daß alljährlich an einem bcslimmten
Märztage zur Erinnerung an 1848 im Weißen
Saale eine Defilir-Cour stattfinde.

Fsmilien-Idyll.

Graf Bülow sin Windsor): Was weinst Du
denn, mein lieber Junge?

Der Sohn des Prinzen von Wales:
Ach .. die Großmama hat schon wieder Schläge
gekriegt.. von dem bösen Ohm Krüger!

Vas Cied vom braven Mann.

(Professor Wagner wendet sich in
der „Woche" heftig gegen die Skeuer-
scheu des deutschen Volkes.)

Herr Ulagner kennt nur ein Vergnügen:
Ulenn er so recht in vollen Zügen
Jfn all den vielen Wochentagen
Sein Seid zum Steueramt darf tragen,

Und süsser als der schönste Psalter
Klingt ihm sein Geld — am Steuerschalter!

Ginst schreibt der Staat auf seinen Stein:
„er war ein Mann — so soll er sein!“

Fabelhafter Erfolg.

Der Aufruf des „Mannes aus dem Volke",
de» die „Nord. Allg. Ztg." zu Gunsten der Flotte
veröffentlichte, hat über alles Erwarten mächtig
eingeschlagen. Aus allen Bevölkcrungsschichten
strömten die Spenden dem hilfesuchenden Vater-
lande zu, wie die nachfolgende Gabenliste u. A.
ausweist:

Uommerzienrath Levysohn: Lechs Dutzend fast neuer
Unterhosen, zur Herstellung von Segeln.

Aktuarswilwe Aaktus: vier Aaffeesäcke zum gleichen
Zweck.

Seheimräthin Lchnenzwurst: Zwei Schachteln Anöpfe
für Matrosenjacken.

Tummifabrikant Leo Lhrenfest: Lin altes Schaukel-
pferd zum Unheizen der Maschinen.

Uolonialwaarenhändler Lchluckebier: Line Aohlen-
schausel.

Drei „flotte Jungen«": Lin Fahrrad Marke Nordpol,
einen Schlittschuh und drei Schraubenschlüssel.

Hebamme Hurtig: Line Spritze.

Nähfräulein Dünnfleisch: Achtzig durchlöcherte Finger-
hüte, aber noch ganz gut.

Studiosus Nlafferkopf: Linen Uompaß, direkt von
der Uhr.

Zigarrenfabrikant Stinkadores: 5 Uilo Rautabak.

Gberrechnungsrathsköchin Mettwurst: Lin Nezepl
gegen Seekrankheit und einen großen Schöpflöffel.

Amtsdiener Biermops: Lin Vfenrohr und einen
Cheekeffel.

Metzger Freßkalb: Lin Vierteldutzend Ronserven-
büchsen mit gepöckelten Schweinshaxen.
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