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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0247
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3145

Holländisches Rindvieh. ®eäeW”,et "°" *■Sml'

Etwas vom Michel.

i.

Niedrer deutfchrr Untrrthan,

Michel, Dummkopf, hör' mich an!

Sprich, machst dir rin Hirn von Pappe
Anker deiner ZipfelKaxpe?

Nergrr als es Golk erlaubk,

Sieht es aus in deinem Haupt.

Wann, o Michel stehst du rin,

Was dir helfen Kann allein?

Wann begreifst du, dast man dich
Siels geprügelt und geknechtet,

Dich betrogen jämmerlich
And dich tausendmal entrechtet?

Doch nach alter Väter Brauche
Liegst du treulich auf dem Bauche
Vor der hohen Obrigkeit —

Wichel, nie wirst du gescheidt!

V wie fühlst du dich geehrt,

Wenn man dir die Wolle schert,

Tritt man dich in eine Pfütze,

Schwenkst du hoch die Zipfelmütze,
Drischt man dich aus einer Bank,

Bist du voller Freud und Dank!

Wann einmal, datz Gott erbarm!

Hebst du deinen starken Arni?

II.

Aber Michel ruft voll Grauen:

„Himmel, sprich mir nicht vom Hauen!
Blut! Um Gotteswillen nein,
Blutvergietzen laß ich fein!

Blut! Das kann ich nur vertragen
Doch in Wurst und Schwartenmagen.
Freilich für dir Freiheit sehr
Schwärme ich von Jugend her.

Und ich brülle hin und wieder
Auch vrrbot'ne Freiheilslirdrr,

Furchtlos wir ein wahrer Ritter,
Heldenhaft, mehr kühn als weife,

Bin ich nach dem fünften Liter
Abends in dem Siammtifchkreife,

Auf den Tisch poch' ich und schrei':
Nieder mit der Polizei!

Doch gesetzlich ist mein Sinn,

Wenn ich wieder nüchtern bin."

^_ Huidam.

Holländisches Rindvieh.

Line Kabel.

In Holland sind die Weiden meist durch
Kanäle abgegrenzt, es verbindet sie nur eine
Brücke, welche, wenn eine Herde hinübergetrieben
ist, durch eine Schranke geschlossen wird. Die
Weiden gehören verschiedenen Besitzern. Jede
Herde kann daher nur auf den Weiden ihres
Herrn grasen.

Aber auch in Holland giebt es wie anderswo
magere und fette Weiden, magere und fette Herden.

Auf einer der mageren Weiden war nun einst
eine recht zahlreiche Herde dem Verhungern nahe
und sah schon lange sehnsüchtig nach der jen-
seitigen fetten Weide, auf der nur eine geringe
Zahl Rindvieh graste. Das Vieh dort war vor
Fett fast zu faul zum Fressen geworden und hier
mußte das Vieh vor Hunger umkommcn! Das
ging sogar über den Rindviehverstand. Endlich
stürmte mit einemmale die ganze Herde wie ein
Mann — pardon! — wie ein Rindvieh — über
die Brücke und Schranke hinweg auf die fette
Weide!

Daß die magere Herde wegen ihres Erfolgs
nun sehr gescheidt gewesen sei, wird ja Niemand
behaupten wollen und ist auch vom Rindvieh
gar nicht zu verlangen, daß es aber Menschen
giebt, die wegen solcher „Schranken" verhungern,
das ist doch schon mehr als fabelhaft! iu.

Epigramme.

Wer sich begeistert und sei's für ein Schlimmes,
dem drücke die Hände!

Wahre Begeisterung ist ach! ein so selten Gewächs.

Sprühenden Muthes willst du Spießbürger für
Hohes begeistern?

Lehre den Häring Gesang! Lehre die Schnecke
Galopp!

Zur Erlösung den Kelch reicht uns der liebende
Heiland,

Aber vergiftet den Wein hat uns das Pfaffen-
geschmeiß.

Man must sich nur zu strlfcn willen.

Daß die Kirchen, Synagogen, Moscheen re.
mit dem Himmel telephonisch verbunden sind, ist
eine bekannte Thatsache.

Kürzlich telcphonirtc es aus Transvaal. Die
Buren baten um Sieg.

Petrus befürwortete die Bitte. „Die Buren
sind ein frommes Volk, denen könnten wir's be-
willigen." Und also geschah es.

Nachmittags, als Petrus im Sorgenstuhl ein-
genickt war, telcphonirtc cs wiederum, und zwar
aus der Westminster-Abtei in England. Auch
dort bat man um Sieg. Der Erzengel Gabriel
übermittelte die Bitte an die höchste Stelle und
sic wurde gewährt.

Als Petrus erwachte und von dem Vorgc-
fallencn Kenntniß erhielt, lief er zum lieben Gott
und rang verzweifelt die Hände: „Ach Gott",
schrie er, „jetzt haben beide Parteien den Sieg
erhalten, — wir sind unsterblich blamirt!"

„Nur ruhig, Petrus," sagte der Herr, „die
Sache ist nicht so schlimm, wie sie aussieht. Den
Engländern habe ich blos ,Z c i t u n g s siege' ge-
geben."
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