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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 16.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.8255#0248
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Monnementsöedingnngen des Wahren Zacoß.

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& Das patriotische Schwein.

JTus Ciderstädt in Schleswig-Holstein wird gemeldet, dass
dort Schweine, denen man amerikanische 6erste als ?utter
vorstellte, durch kein Mittel zu bewegen waren, davon zu
fressen. Die Schweine mussten, da sie keine 5resslu$t zeigten,
geschlachtet werden. (Zeitungsnachricht.)

„Das deutsche Schwein, Exzellenz, stirbt lieber, aber ausländisches Kutter frißt es nicht."

Moderne Fadeln.

i.

Zwei Kaulquappen spazierten jüngst auf einer
Wiese. Da begegnete ihnen eine Grille, die sich
mit Kreuz- und Quersprüngen vergnügte. „Seht
das dumme Thier", sagten die Kaulquappen, „es
kann weiter nichts als springen! Da sind wir
doch weit edler, denn wir können auch schwimmen,
— unsere Zukunft liegt eben auf dem Wasser!"

Ein Storch trat hinzu. Im Handumdrehen
hatte er die beiden Kaulquappen mitsammt ihrer
Zukunft verschluckt; die Grille rettete sich mit
geivaltigem Satz ins Kornfeld und zirpte den
edlen Kaulquappen einen Trauermarsch.

11.

„Na, endlich mache ich Karriere", sagte die
Eiche, als sie gefällt ward. Die Zurückgebliebenen
ivaren neugierig, was aus der Schwester geworden
war und faabten einige Mücken und Fliegen aus,
um Kundschaft einzuziehen.

Endlich kehrten die Boten zurück.

„Sie steht als Stuhl in einem Bauernhaus",
ineldete eine Fliege. „Und ich habe den Stock
gesehen, der aus ihrem Holze für den Herrn
Lehrer gemacht morden ist", summte die zweite
Fliege.

„Sonst nichts?" fragen die neidischen
Schwestern.

„Doch, ein Pult für den Oberanitsrichter
wurde aus ihr gemacht", berichtete die Mücke.

„Und ein Lineal für den Professor der Mathe-
matik, Herrn Kakani", setzte die andere Mücke hinzu.

„Die avancirt höher und höher", sprach eine
Rieseneiche; „die bringt's noch zu was."

„Ich habe sie bei einer Durchlaucht angetroffen",
surrte fröhlich eine neue Botin. Sie ist bei einem
leibhaftigen Fürsten!"

„Was ist sie dort?"

„Ein Spucknapf."

„Habe ich nicht recht gehabt", triumphirte die
Nieseneiche.

Aphorismen.

Von Zgnotus.

Die schnödesten Ungerechtigkeiten sind diejenigen, die
feierlich im Namen der Gerechtigkeit verübt werden.

Die größten Frevler wider die Gottheit sind die-
jenigen, die den Äamen Gottes zum Deckmantel pfäffifcher
Heuchelei und fanatischen Zelotenthums mißbrauchen. Sie
möchte Gott zum Mitschuldigen an ihren verbrechen
machen. *

Die predigt von der Lnthaltsamkeit gefällt mir sehr
gut. Lin Arzt jedoch, der denjenigen den Genuß von
Austern und Lhampagner, Rehrücken und Bordeaux ver-
bietet, die froh sind, wenn sie Brot und Aartoffeln haben,
ist zum Mindesten ein komischer Aauz.

„V, was ist es für ein Glück, daß es noch Floth und
Llend in der Welt giebt!" sagte eine alte wohlthätige
Dame, „wenn es keine Hungrigen und verschmachtenden
mehr gäbe, wem sollte ich dann Sonntags mein Aranken-
süppchen bringen!" *

Der Sinn des Menschen für das Spiel ist in seinem
tiefsten Fvesen begründet. Gieb ihm Areisel, Puppen,
Schmucksachen, Vrdenssterne, Paradesoldaten und so
weiter, und du machst ihn glücklich.

Niemand verachte die christlichen Lugenden, wo sie
rein und lauter geübt werden. Aber das geschieht nur
gar zu selten und auch dann oft noch in einer Art
frommer Willkür und mit einem Anspruch auf himm-
lische Belohnung. Lin Quentchen Recht ist mir lieber, als
ein Zentner Barmherzigkeit.

Mit Staatsanwälten und Strafparagraphen kann
man wohl Linzelnen wehe thun, aber keine Weltanschauung
bekämpfen. Diese Wahrheit wird demnächst J900 Iahre
alt, ist aber von manchen klugen Leuten immer noch nicht
begriffen worden.

Die Monarchen kommen zusammen, die Staatsmänner
begrüßen sich, die Zeitungen schwelgen in Friedensver-
sicherungen. Ls ist Alles in schönster Harmonie — darum
wird fortgerüstet.

Dem Himmel sei Dank, nun wird bald einmal das
hirnlose Geschwätz vom fin de siede aufhören müssen!
Im neuen Jahrhundert soll die blöde Phrase vom Nieder-
gang der Menschheit keinen Platz finden — seine Bahn
geht aufwärts.

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