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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0006
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— 3148

4# Hm neuen

beschlossen hat der Runöesraltz,

Daß des Jahrhunderts Wende
Sich regelrecht vollzogen hat
WL1 dieses Jahres Ende.

And da öer Wunöesrath öer Kerr
Ist über Welt und Zeiten,

Kann über dies Problem nicht mehr
Der „Wahre Jacob" streiten

Drum immer ?u! Verein mit dir,

Du Madigstes Jahrhundert!

And siehst du überrascht uns schier,
Sei darob nicht verwundert.

Wir haben lang von dir geträumt,
Run kommst du uns so plötzlich!

Wir haben noch nicht aufgeräumt,
Der Wirrwar ist entsetzlich.

Es liegt des Wittelalters Wust
Kerum noch in den Ecken,

Hör Rfaffen und vor Junkern mußt
Du deshalb nicht erschrecken.

Der Waffenlärm verstummte nicht
Der Kriegs- und Fürstenknechte,

Und doch, wir stritten auck fürs -Licht
And für öer Menschheit Rechte.

Die Arbeit und die Wissenschaft
Kat Großes uns gegeben,

Der Hölker ewig junge Kraft
Ringt, Größ'res zu erstreben.

Die Frucht, die Zeit und Fortschritt trug,
Ist herrlich rings zu schauen -
Kier senk' ins Erdreich deinen Rffug,
Kier mußt du weiterbauen.

* * * * 1900 * * * *

Mit dieser Nummer treten wir in das zwanzigste
Jahrhundert. Alle Jacobiner der weit rüsten sich
zu einem entscheidenden Schlage; die Arsenale sind
gefüllt, die Kadres organisirt, der tDobWisirungs-
plan ist bis ins einzelne festgestellt. Aber nicht
alle 3acobiner sind Abonnenten des CUahrcnIacob
und in folge dessen auch nicht genau unterrichtet.
Das muss im zwanzigsten Jahrhundert anders
werden! Wir lassen vorerst hunderttausend exem-
plare mehr drucken, um den anstürmenden neuen
Abonnenten zu genügen. Weitere hunderttausend
Exemplare können leicht beschafft werden.

Mit den ausschweifendsten Hoffnungen für die
Jakobinische gute Sache und deren endlichen
Sieg im zwanzigsten Jahrhundert grüsst alle alten
Jakobiner und solche, die es letzt werden wollen
Der Wahre Jacob.

Das Eicd vom Recht.

Barmherzigkeit! Mr ein, Jahr aus
Die alten armseligen Sprüche!

3$t denn die CUelt ein Siechenhaus
Und eine flrmenküche?

Zum Denker euer Dudelsack
Mit dem Lied von der Bettelsuppe! —
Mir sind kein fechtend Lumpenpack
Und keine Zigeunertruppe.

UJir lesen nicht die Brocken auf
Mit den Bunden im Wettbewerbe!
Wir schlagen an des Schwertes Knauf
Und fordern unser Erbe! 1anotlls.

Vom Tage.

Wer schleicht dort um die Ecke
Und schaut so bang sich um?
Das ist, was gilt die Wette,
Gau? sicher König Stumm.

Wer drückt sich so verlegen
Die Häusrrrrih'n entlang?

Cs ist Herr Posadowskg,

Man kennt ihn schon am Gang.

Und wer bleibt ganz ;u Harrse
Des Daseins nimmer sroh,

Das ist der alte, gute
Großpapa Vohrnloh'!

Was tönt dort schneidig Helle,
Daß e« die Lust durchgellt?

Es pfeift Johannes Mignrl:
„Wir herrlich ist die Well!"

Die Uebervölkerung.

91. (bei seinem Freunde eintretend): Aber um Him-
inelswillen, ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben
Kinder in einer Stube!

B. (seufzend): Ja, ich lebe freilich kümmerlich,
aber was soll ich thun?

A. : Lass' mit Dir reden! Dir kann geholfen
werden. Weißt Du, woran Du hauptsächlich
leidest?

B. : An Vielem! An knappem Gehalt, an...

A. : Nein, an der Uebervölkerung in Deiner
Stube! Würdest Du Dich nicht gleich freier
fühlen, wenn z. B. eines Deiner Kinder in Hong-
kong, ein anderes ain Pamirplateau, das dritte
bei den Suahelis, das vierte in Kiautschau, das
fünfte auf Samoa, das sechste in Kamerun und
das siebente in Angra Pequena wohnen könnte?

B. : Ganz richtig, ich verstehe, — ich muß
meine Familie auf einen größeren Raum ver-
theilen!

A. : Recht so. Aber nun spende auch einen
Beitrag zu Gunsten des Allgemeinen deutschen
Flottenvereins.

B. (begeiftevt): Hurrah! Hier hast Du meine
letzten fünfzig Pfennig. (Drückt ihm warm die Hand.)
Ich danke Dir, mein Freund!

Aus drm Goldenen Buche.

Unwürdig der Mann, der unr Fürstengunst
buhlt und die Bühne zum Tummelplatz seiner
byzantischen Gesinnung macht! Vor der Gegen-
wart lächerlich, wird ihn die Nachwelt verachten.

. Josef Laufs.

Politische Gegner mag mau unentwegt be-
kämpfen, meinetwegen bis aufs Messer, aber
Stirn gegen Stirn und nicht mit den ehrlosen
vergifteten Waffen der Verleumdung.

Johannes von Miguel.

Ich muß immer an den Satz des unsterb-
lichen Fichte denken: Wer die in seine Gewalt
Gegebenen unterdrückt und den Tyraitnen spielt,
ist sicher zugleich der größte Feigling; denn vor
dein ersten Stärkeren, der über ihn komint, wird
er ganz erbärmlich kuschen. Diese Worte sollte
inan in goldenen Buchstaben auf Marmor schrei-
ben und sie allen Machthabern vor Augen halten.

v. Podbielski.

Um der drohenden Uebervölkerung vor-
zubeugen, braucht man Schiffe und Kolonien,
sagen sie. Lächerlich! Wer mich unter vier 9lugen
fragt, dem sage ich ganz andere Schutzmittel.

Lona Barrison.

Bei allem Eifer für die Entwicklung unserer
Kolonien vergessen wir nicht, daß unser Zen-
trum in Europa liegt. Besser wär's freilich,
wenn unser Zentrum in China läge!

Stöcker.
 
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