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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0020
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3162

^ Die Wirkung 6er NgrarMe ^

Lin Iboffnungsstrabl.

auf unferm ganzseitigen Bilde gleichen Namens
führt uns der Maler in die Hütte eines Forstwarts in
den Alpen. Ist schon der Dienst der Forstwärter in der
Lbene kein leichter, im Gebirge ist er geradezu gefähr-
lich. Auf den beschwerlichen Wanderungen durch die
steilansteigenden Wälder zieht ein Fehltritt oftmals den
sichern Tod nach sich, wenn der Winter herannaht und
mit ihm die Holzfäller den einsamen Hochwald bevölkern,
so hat der Forstwart ein schweres Amt zu verwalten.
Lr muß die Bäume bezeichnen, die geschlagen werden
sollen und den Transport der Stämme ins Thal über-
wachen. Gar Manchem stößt dabei ein Unglück zu, sei
es, daß er von einem fallenden Baum getroffen wird
oder daß er auf den steilen Abhängen ausgleitet und in
die Tiefe stürzt. — Lin solcher böser Fall ist bei unserm
Patienten eingetreten. Mit geschundenen Gliedmaßen
und starken Verletzungen am Ropf wurde er in seine
Hütte verbracht. Gar schlimm hat es gestanden um ihn,
aber die aufopsernde Pflege seines treuen Weibes hat
diesmal den grimmen Tod verscheucht; nach bangen
Tagen leuchtet endlich ein Hoffnungsstrahl, der Genesung
verheißt und ein stilles Glück zieht wieder ein in das
Herz der jungen Frau, die das Liebste gerettet sieht, nicht
nur für sich, sondern auch für ihren herzigen kleinen Buben,
der sorglos in der Stube umherspringt, von dem schweren
Schicksal, das drohend über der kleinen Familie schwebte,
hat das lustige Uerlchen keine Ahnung; wenn aber der
Vater erwachen wird, dann werden die fröhlichen Uinder-
augen stärker auf ihn einwirken, als es die beste Medizin
vermag und dankbar wird der Gerettete sein Weib in
die Arme schließen, daß ihm das Leben erhalten geblieben
ist für Beide, für Weib und Rind.

Der SteinKloxfer.

Sowrit der Blick das Feld umspannt,
Zieht sich die Straße in das Fand.

Dir Pappeln stehn und nicken schwer
Vom Grabenrande iiberher.--

Wie sich rin Baum im Sturme neigl,
Steht dort der Alle vvrgebeugt

Und durch die Millagsstille Klingt,

Wir Stein uni Stein am Stahl zerspringt.
Des Alken wetterhart Gesicht
Sieht ring« die Sommerschönhril nicht,
Sein Blick ist starr hinabgesenkk.

Wohin sein Arni den Hammer lenkt.

Ein weißes Wölkchen fliegt vom Rand
Der Straße langsain in das Fand,

Die Pappeln aber rauschen schwer
Jin Sommrrwinde übrrhrr.

Sv ernst und lautlos ist der Tag.

Da dröhnt die Fuft von Husesschlsg —

In der Karosse übers Feld
Spazieren fährt rin Herr der Welt.

Er schaut mit kaltem Aug' t^rn Mann
Am Straßengrabrnrande an,

Der aus des Hsnnners Schaf! gebeugt
Sich wie rin Baum im Sturme neigt —
Dann irrt sein Blick vorbei im Traum
Weit durch den lichtgelränkten Raum.

Vielleicht —: es blieb' das Her; ihm flehn,
Hätt' er des Alten Blick gesehn,

Als der den Hammer wieder schwang
Und Stein um Stein am Stahl zersprang.

Rasch fliegt der Wagen durch da« Fand,
Soweit ein Bug' das Feld umspannt,

Die Pappeln stehn und rauschen schwer
Im Abrndwinde überher. ©. Macasy.

Der Armeemarsch Nr. 789.

Line Humoreske von Oscar Linke.

Se. Kgl. Hoheit der Herzog von Gerolstein,
von den Spottblättern der Nachbarländer ge-
wöhnlich der weise Hans genannt, stand im Rufe
der Kunstsinnigkeit, der in seinen Mußestunden
sich sogar mit der Koinposition von Märschen,
Durcharbeitung von Fugen die herzogliche Lange-
weile vertreiben sollte. Die Zöpflinge hatten das
geschäftig weiter verbreitet, eine Thätigkeit, die
ihnen reichlich mit schillernden Brust- und Knopf-
lochdekorationen gelohnt wurde. Die paar Unter-
thanen glaubten es auch. Letztere ersparten sich
infolgedessen alle Unannehmlichkeiten, unfreiwillige
Sommerfrischen und Entziehungskuren in den
bekannten Gasthöfen zur „Eisernen Gardine"
ii. A., — zuni größten Aerger jugendlich streben-
der Staatsanwälte, die statt in ewigen Kleinig-
keiten, gern auch einmal ihre staatserhaltenden
Nasen in große, politische Affairen gesteckt hätten,
z. B. in eine Majestätsbeleidigung. Kann man sich
etwas Erhabeneres, Großartigeres denken für
junge reserveleutnantlich geschulte Gemüthcr, die
trotz alles angeborenen Gerolsteinschen „engeren"
Vaterlandsgefühls doch hinaus möchten, weiter,
weiter, nach Berlin, nach Leipzig etwa?

Aber diesmal? „Nee, is nich!" Der weise
Hans ist davon kein Freund: Bleibt in meinen
Landen und verzehrt euer Gehalt gemüthlich —
klingt seine Devise.

Unruhig hatte sich diesen Morgen unser ini
Purpur geborener Künstler von seinem üppigen
Lager erhoben. Schon beim Anziehen, was stets
nur 60 Minuten dauerte, merkte der treue Kammer-
diener mit dem rothen, runden Mopsgesichte, daß
wieder etwas da oben bei Sr. Kgl. Hoheit nicht
recht richtig sei, eine Schraube los sei, wie er
respcktwidrig zu denken wagte.

(Fortsetzung siehe S. 3164.)
 
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