drei nach einem Motiv von Maller Lranc.)
Per Siegeslaufes Sozialismus.
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ITALIEN
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W/h i.vo v
BK.I
^ Jyj}
Mn Sterben.
Von Paul Bröcker.
Das war ein ausnahmsweise herber Winter
gewesen. Bis weit in den März hinein hatte
er gehaust. Erst allmälig gewann die Sonne
ein wenig Macht. Ein rechter Frühlingstag
hatte sich bis heute noch nicht eingestellt.
Aber nun war er da! Milde schien die
Sonne auf die große Handelsstadt an der Elbe
herab und überzog Alles in ihr mit einem
lachenden Schimmer. Bis in die engsten Gänge
und Höfe hinein sandte Mutter Sonne ihre
belebenden Strahlen und erfüllte die Herzen
der hier hausenden Menschen mit einem weh-
müthigen Glücksgefühl. Sie alle merkten, daß
etwas anders geworden sei auf der Erde. Ein
lichter Hoffnungsschein zeigte sich in ihrem
von Sorgen abgestumpften Hirn und machte
ihnen das Athmen so frei und so leicht. Gestern
noch war es in der Wohnung kalt und öde
wie im Grabe, — und hellte, heute mit einem
Male war die Stube von schimmernden
Strahlen durchzogen. Der Himmel war blau;
schneeweiße kleine Wolken hoben sich ab.
Und das mußte wohl so sein! Wie könnte
es auch wohl am ersten Mai, dem Tage, an
dem das arbeitende Volk mit hoffnungsvollen
Blicken in die Zukunst schaut, so kalt sein wie
sonst und regnen und stürmen!
Der erste Mai hatte den Frühling gebracht.
Und der erste Mai sandte seine lebenspen-
denden Strahlen auch in ein Stübchen, aus
dem selbst der siegreiche Frühling das Unglück
nicht vertreiben konnte.
In der von Arbeitern dicht bewohnten
Steinstraße war es ebenfalls Frühling ge-
worden! Ueberall, in den engen Höfen, in den
meist altersgrauen Vorderhäusern hatte man
die Fenster geöffnet.
Sieh nur, wie an dem schwarzen Gemäuer
dieses alten niedrigen Hauses sich die Strahlen
brechen! Im Parterre wohnt ein Goldwaaren-
händler. Wie die Kostbarkeiten im Schau-
fenster in der Sonne flimmern! Aber im
Hintergrund des Hauseingangs, wo die zer-
brechliche, ausgetretene Treppe nach oben führt,
^^-stockfinster. Auf der ersten Etage befindet
sich ein Pfand- und Leihgeschäft, das die Räume
beider Wohnungen einnimmt. Und dann kommt
re Dachwohnung. Hier ist es schon etwas
heller aber die Decke ist so niedrig, daß der
Ewerführer Klaus Bargmann sich stets in Acht
nehmen mußte, wollte er nicht mit dem Kopfe
gegen die Balken stoßen.
Er wohnt hier nun schon seit dreißig Jahren
mit seiner Doris. Seine beiden Jungen hatte
er glücklich groß, aber trotzdem war für ihn
noch kein Feierabend! Noch im Alter mußte
er wacker schaffen. Die Söhne hatte» ihre
eigene Familie gegründet und genug für sich
zu sorgen. Mit dem Ausruhen im Sorgen-
stuhl war es nichts geworden. Als alter Mann
mußte er mit den Jungen um die Wette ar-
beiten und sein gefahrvolles Gewerbe weiter
betreiben.
Nicht umsonst hatte Klaus Bargmann oft-
mals im Scherze gesagt, daß er seine Bude
wohl nicht lebendig verlassen würde. Er sollte
Recht behalten.
Klaus Bargmanns sonst so wetterharter
Körper war znsammengebrvchen unter der
schweren Krankheit, die ihn nun schon seit
Wochen heimsuchte. Und das war so gekommen.
An einem kalten Morgen — es war An-
fang März, bei Frostwetter und Schneefall —
hatte Klaus Bargmann eine mit schweren
Ballen beladene Schute vom Baumwall an
einen der großen überseeischen Dampfer zu
bringen. Es war eine mühselige, gefährliche
Arbeit und er mußte mit äußerster Vorsicht
den schweren Haken handhaben. Aber trotz
aller Behutsamkeit glitt sein Fuß auf dem
glatten Schutenrande ans und Klaus fiel ins
Per Siegeslaufes Sozialismus.
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Mn Sterben.
Von Paul Bröcker.
Das war ein ausnahmsweise herber Winter
gewesen. Bis weit in den März hinein hatte
er gehaust. Erst allmälig gewann die Sonne
ein wenig Macht. Ein rechter Frühlingstag
hatte sich bis heute noch nicht eingestellt.
Aber nun war er da! Milde schien die
Sonne auf die große Handelsstadt an der Elbe
herab und überzog Alles in ihr mit einem
lachenden Schimmer. Bis in die engsten Gänge
und Höfe hinein sandte Mutter Sonne ihre
belebenden Strahlen und erfüllte die Herzen
der hier hausenden Menschen mit einem weh-
müthigen Glücksgefühl. Sie alle merkten, daß
etwas anders geworden sei auf der Erde. Ein
lichter Hoffnungsschein zeigte sich in ihrem
von Sorgen abgestumpften Hirn und machte
ihnen das Athmen so frei und so leicht. Gestern
noch war es in der Wohnung kalt und öde
wie im Grabe, — und hellte, heute mit einem
Male war die Stube von schimmernden
Strahlen durchzogen. Der Himmel war blau;
schneeweiße kleine Wolken hoben sich ab.
Und das mußte wohl so sein! Wie könnte
es auch wohl am ersten Mai, dem Tage, an
dem das arbeitende Volk mit hoffnungsvollen
Blicken in die Zukunst schaut, so kalt sein wie
sonst und regnen und stürmen!
Der erste Mai hatte den Frühling gebracht.
Und der erste Mai sandte seine lebenspen-
denden Strahlen auch in ein Stübchen, aus
dem selbst der siegreiche Frühling das Unglück
nicht vertreiben konnte.
In der von Arbeitern dicht bewohnten
Steinstraße war es ebenfalls Frühling ge-
worden! Ueberall, in den engen Höfen, in den
meist altersgrauen Vorderhäusern hatte man
die Fenster geöffnet.
Sieh nur, wie an dem schwarzen Gemäuer
dieses alten niedrigen Hauses sich die Strahlen
brechen! Im Parterre wohnt ein Goldwaaren-
händler. Wie die Kostbarkeiten im Schau-
fenster in der Sonne flimmern! Aber im
Hintergrund des Hauseingangs, wo die zer-
brechliche, ausgetretene Treppe nach oben führt,
^^-stockfinster. Auf der ersten Etage befindet
sich ein Pfand- und Leihgeschäft, das die Räume
beider Wohnungen einnimmt. Und dann kommt
re Dachwohnung. Hier ist es schon etwas
heller aber die Decke ist so niedrig, daß der
Ewerführer Klaus Bargmann sich stets in Acht
nehmen mußte, wollte er nicht mit dem Kopfe
gegen die Balken stoßen.
Er wohnt hier nun schon seit dreißig Jahren
mit seiner Doris. Seine beiden Jungen hatte
er glücklich groß, aber trotzdem war für ihn
noch kein Feierabend! Noch im Alter mußte
er wacker schaffen. Die Söhne hatte» ihre
eigene Familie gegründet und genug für sich
zu sorgen. Mit dem Ausruhen im Sorgen-
stuhl war es nichts geworden. Als alter Mann
mußte er mit den Jungen um die Wette ar-
beiten und sein gefahrvolles Gewerbe weiter
betreiben.
Nicht umsonst hatte Klaus Bargmann oft-
mals im Scherze gesagt, daß er seine Bude
wohl nicht lebendig verlassen würde. Er sollte
Recht behalten.
Klaus Bargmanns sonst so wetterharter
Körper war znsammengebrvchen unter der
schweren Krankheit, die ihn nun schon seit
Wochen heimsuchte. Und das war so gekommen.
An einem kalten Morgen — es war An-
fang März, bei Frostwetter und Schneefall —
hatte Klaus Bargmann eine mit schweren
Ballen beladene Schute vom Baumwall an
einen der großen überseeischen Dampfer zu
bringen. Es war eine mühselige, gefährliche
Arbeit und er mußte mit äußerster Vorsicht
den schweren Haken handhaben. Aber trotz
aller Behutsamkeit glitt sein Fuß auf dem
glatten Schutenrande ans und Klaus fiel ins