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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0163
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3307 -

Deputation der Aasgeier bei Krupp.

-<sas' Hovelspähne. '©v®~

Graf Zeppelin wollte der Menschheit gern
Eine neue Erfindung schenken,

Allein sein Luftschiff kam aus dem Kurs,

Es ließ sich nicht ordentlich lenken.

Fürst Hohenlohe lacht und spricht:

Das Hebel ist nicht zu heben,

Ich muß mit dcni Rcichsschiff Tag für Tag
Dasselbe Schauspiel erleben.

Der Bund der Landwirthc ist von dem China-
Rummel gar nicht entzückt. Aber er tröstet
sich damit, daß Menschenfleisch-Ausfuhr
immerhin noch besser ist als Rindfleisch-
Einfuhr. . .

Gern stellten die Hamburger Protzen
Chinesische Kulis ein,

Sie fürchten allein noch, es könnten
Wohl Boxer darunter sein.

Bei der Hundstagshitze ist den Fabrikanten jede Bewegung un-
angenehm, besonders aber eine Lohnbewegung auf Hamburger Schiffs-
werften. . t .

Nicht mehr will Serbiens Krieger
Anführen der König Milan,

Er führt hinfort ausschließlich
Nur seine Gläubiger an.

„Die Knlturaufgaben leiden nicht", das ist nur zu wahr;
bei der heutigen Weltpolitik haben sie bereits ausgelitten.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Lhina-Freiwillige.

Ls ruft des Vaterlandes Stimme
Zum Rachekrieg, zum blut'gen Streit,
Denn der Chinese hat. der schlimme,

Nit uns verwegen sich entzwei't.

Und wer nun mit dem Nuth des Helden
Sich zeigen will als Patriot,

Der muß freiwillig schnell sich melden
Zum deutschen China-Aufgebot.

So eilt herbei, ihr tzurrahschreier!

Wer sich in Lärm hervorgethan,

Zur Chat nun auch berufen sei er —

Der Lchweinburg schreite kühn voran.
Der Lauser wird als Kampfgenosse
Dem Leipziger zur Leite steh'n.

Und muthig wird auch Rudolf Nosse
Kür's Vaterland nach China geh'n.

Den Rachefeldzug werden meiden

Auf keinen Kall die Rrupp und Stumm,

Und müßten sie den Tod erleiden,

Sie wüßten wenigstens warum.

Ls würde nur ihr Kall beweisen.

Wie sehr es ihre Kirmen ehrt.

Wenn deutscher Stahl und deutsches Lisen
In Keindeshänden sich bewährt.

Auch Gröber, Rallestrem und Lieber,
Die für die Weltmacht viel gethan.

Rach China fahren sie hinüber
Und schließen sich dem Keldzug an.

Dort werden sich der Boxer Schaarcn
vor ihnen beugen zweifellos.

Schon weil zu ihren Nisfionaren
Die Lieb' im Lande gar so groß.

Wohlauf, nach China geht die Reise,

Die Klaggen flattern hoch am Nast, —
'Germania sieht auf diese Weise
Erleichtert ihrer Sorgen Last.

Sie spricht: Ich wünsch' Luch Ruhm und Lhren,
Ich wünsch' Luch ungetrübtes Glück,

Doch wollt Ihr Kreude mir bescheeren.

So kehret nicht so bald zurück. m. k.

Wie Achilles bis auf seine Ferse, Jung-Sieg-
fricd bis auf seine Lindenblattstelle, so ist auch
der moderne Kapitalist am ganzen Leibe unver-
wundbar — bis ans seinen Geldbeutel.

Wenn sich das die Missionäre nur gesagt sein
ließen: „Ein jeder bekehre vor seiner eigenen
Thüre!"

Die Deutschen mögen noch soviel Weltpolitik
treiben, — was hat das mit den Chinesen zu
schaffen? — Die haben doch eine ganz andere
Welt!

Statt im „Namen der Zivilisation" sollte man
eigentlich sagen: im „Namendes Militarismus".

„Der Herr im Haus!" Wie hart das klingt!

Der Berg gebiert doch nur ein Mäuschen:

„Der Herr im Haus!" Wie leicht doch bringt

Ein Arbeiter ihn aus dem Häuschen!

„Viele Köche verderben den Brei", sagt
das Sprichwort. Das ist auch so eine Anspielung
auf die glorreiche Thätigkeit der Mächte in China.

„Rache is sieße", sagte der sächsische China-
Freiwillige, da wurde er auf dem Bahnhof mit
Kaffee und Kuchen traktirt.

A. : Ich sag' Ihnen, meine Frau ist der reinste
Drachen!"

B. : Na, fahren Sie mal mit der gepanzerten
Faust drein!

Wie man bekehrt die gelben Horden?

Man läßt sie bluten, bis sie weiß geworden!

Wer seinem Nächsten die Faust in den Nacken
setzt, erhält oft mit dem Fuß in den Bauch die
Quittung.

Die schlitzäugigen Chinesen sollen uns nicht
scheel angucken dürfen; wie sollen die armen
Schlitzaugen es denn anders machen?

Die Hände scheu erheben
Gen Himmel fromme Wesen;

Sie brauchen nicht zu beben,

Es ist nur so zu lesen:

„Pardon wird nicht gegeben
..... von den Chinesen!"

»er Manüarin spricht:

(»ad) einer italienischen liotiz.)

Zuerst kommt das schwarze Gewand
Zu uns ins Cand;

Mit Psaltern, Beten und frommen Mienen
Unser» Gott zu höhnen, dem seinen zu dienen.

Dann kommt das weisse Gewand
Zu uns ins Cand;

Mit Crödelkram, Blendwerk und Mordgewehren,
Uns „Güter“ zu bringen, die wir nicht begehren.

Zuletzt kommt das bunte Gewand
Zu uns ins Cand;

Und dieses lässt es sich nicht verdriessen

Kultur und ßbristentbum in den Eeib uns zu

sebiessen..

Nachdruck sämmtlicher Artikel verboten.
 
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