Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0187
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3331

klrei reawwu; in £bina.

Hokelfxähnr. 'D>s>-

Ein Herr von Thiclmann ist Schatzsekretär,
Berechnet die Zölle pro Fnder;

Ach, wenn dieser Herr von Thiclmann nicht war'
Am Ruder!

Ein anderer Thielmann ist Bnndler und

Behandelt den Staat unterm Luder--

Sah Jemand auf weitem Erdenrund
So 'n Bruder?

Gneiseuau hatte keinen Koch mit 10000 Mark
Gehalt, Scharnhorst kein Asbest-Zelt und Blücher
mußte die Schlachten erst gewinnen, bevor er
Siegesfestc gab-

Graf Waldersec klüglich bedachte.

Das; Vorsicht den Feldherrn frommt.

Er genoß den Triumph bei der Abfahrt,
Man weiß nicht, was späterhin kommt.

Für die Sünden der Großen müssen nicht ihre Kinder und Kindcs-
kinder büßen, sondern die Kinder der Armen.

Es werden in Mainz die Vertreter
Der Arbeit und Weltkultur
Den Rückschritt und Zopf bekämpfen, -
Doch nicht den chinesischen nur.

In China pflegt man schlechte Minister damit zu bestrafen, daß man
sie _ zweitheilt. Welch ein Glück, daß Deutschland nicht in China
liegt, — wir hätten ihrer bald doppelt so viele, als wir schon haben.

„Soll ich oder soll ich nicht" — also zählte Hohenlohe die Knöpfe
seiner Weste; bei dem letzten Knopf angelangt, sagte er erfreut: „Ich soll
nicht" — da unterließ er die Einberufung des Reichstags.

Ihr getreuer Säge, Schreiner.

Mahnung.

Ans Vaterland, ans theure, schließ' dich an.
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen!
Das sorgt für dich, wenn du ein müder Mann,
Alle nur die Krau, die dich gebar mit Schmerzen.
Das giebt dir zweiundvierzig Mark Pension,
Aommst du von Dhina mit zerschost'nen Gliedern,
Als Invalid im Dienste der Nation, —

Drum preise es und feier es in Liedern!

Ls giebt dir außerdem, wenn einen Kuß,

Die Hand, ein Aug', die Sprache du verloren,
Gleich achtzehn Mark pro Monat zum Genuß.
Nun östne, so du hast, weit beide Vhren:
Wirst du gebettet schließlich doch im Sarg,
So tröste dich mit Deutschlands gutem willen.
Das Vaterland spendirt noch zwanzig Mark,
Um deiner Mutter Thronen rasch zu stillen!

Drum segne diese Liebe, — dann und wann
Entstamm' auf ihrem Altar tausend Nerzen,
Ans Vaterland, ans theure, schließ' dich an.
Das halte fest mit deinem ganzen Herzen!

Khaki-Lieder.

(Nach bekannter Melodie.)

Und das schwarz-khaki Bier, das trink' ich so gern,
Und die schwarz-khaki Mädeln, die küss' ich so gern.

(Aus dem „Freischütz".)

wir winden dir den Iungsernkranz
Aus khaki-brauner Seide.

(Nach Mirza-Schaffy.)

Ein graues Auge — ein schlaues Auge,

^on schelmischen Launen — zeugen die braunen,
ie schwarzen sind häßlich — aber unvergeßlich,
Uoch eines Ahaki-Aus's Gefunkel
stets wie Gottes Wege dunkel.

Im Sonnengolde wogen die Garben,
Dazwischen flimmert der Mohn so roth,
Mein Denken aber ist khaki-farben
Bis in den Tod!

(Nach Goethe.)

Grau. Freund, ist alle Theorie,

Doch khaki ist des Lebens grüner Baum.

Der Rrrrachezug.

Mein Leibschncider, bei dem ich unlängst für
unseren vierjährigen Buben eine Khaki-Hose an-
messen ließ (nieine Frau behauptet, daß dieser
mit Recht so beliebte Stoff ain geeignetsten sei,
geivissc jugendliche Unarten schonend zu verbergen),
mein Leibschncider also ist ein alter Sedan-In-
valide und ich durfte ihn daher als militärische
Autorität sehr wohl um seine Ansicht über die
nächsten kriegerischen Aufgaben Deutschlands in
Chiita befragen.

„Glauben Sie ja nicht", • begann der alte
Knabe, „daß Deutschlands Rrrrachezug zwecklos
geworden sei. In erster Linie wird eine strenge
Untersuchung darüber geführt werden müssen, wer
die Ermordung der übrigen Gesandten boshaft
verhindert und hierdurch Deutschlands kriegerische
Laufbahn zu vereiteln gewagt hat. Rrrücksichts-
lose Rrrrache wird an diesem genommen werden!

„Der zweite Rrrrachezug hat natürlich die
Eroberung des „Vorwärts" zum Ziele. Durch
den Tod ihres greisen Führers hat diese Festung
ohnehin ihren bedeutendsten Strategen verloren
und wird deni einigen Ansturm der Verbündeten
nicht standhalten können. Wir werden unser
Schwert so führen, daß noch nach tausend Jahr-
gängen der „Vorwärts" es nicht wagen ivird,
eine scheele Zeile über Deutschlands Wellpolitik
zu schreiben. Nach Plötzcnsee kommt Keiner,
Pardon wird nicht gegeben! Wir werden nicht
eher ruhen, als bis sämmtliche Redaktionsmit-
glieder zu Boden geschmettert auf den Kniecu
um Gnade flehen und die' deutschen Fahnen auf
den Rotationsmaschinen und dein Pulte des Leit-
artiklers in der Benthstraße aufgepflanzt flattern!"

Die lebenden Ueberrcste meines Schneiders
— soweit solche aus dem siebziger Jahre noch
vorhanden waren — hatten Schere und Maß-
stab init so kriegerischer Miene emporgezückt, daß
ich es für gerathen hielt, meinem Jungen das
Zeichen zmn Rückzug zu geben, ivas ich, da ich
nicht Graf Waldersee bin, ohne Benachtheiligung
meiner Reputation thun durfte.

Boxer-Bekehrung.

Was will er noch, so fragt man sich.

Der Dberkommandanterich?

Die Pachtungen noch pächtiger?

Die Weltmacht noch wellmächtiger?

Missionen missionärrischer?

Traktätchenplärrer plärrischer?

Die heiligen Güter heiliger?

Den Dwietrachtskeil noch keiliger?

Den üiinzug noch einzüglicher?

Depeschentrug noch triiglicher?

Entsetzung noch entsehlicher?

Die Etzel-Siege eh'ligcr?

Das Alles will der Mann! Doch nur

Du Muh und Frommen der Kultur —

Daß jeder 3802er lauten Schalles

Singt „Deutschland, Deutschland über Alles"!

A. : „Warum meinst Du denn, daß in China
kein Pardon gegeben werden soll?"

B. : „Na, wenn alle Chinesen umgebracht sind,
hat man mit der Einführung des Christenthunis
doch leichtes Spiel."

Erlauschtes vom Kasernenhof.

„. . . ich will Euch nun mal was sagen, Ihr
Schweinehunde, wenn sich nicht sofort jeder dritte
Mann von Euch freiwillig nach China meldet,
dann sperr' ich Euch ins „Tsungli-Aamen" und
laß Euch tobte Schnecken fressen, daß Ihr die
deutsche Kultur von der chinesischen nicht mehr
auseinanderkennen sollt! Ich werd' Euch bock-
beinige Kanälen schon lehren, das Christenthum
nicht verbreiten zu wollen! Also Feldwebel —,
abzählen die Freiwilligen.

Ein Grmüthsmrnsch.

Arbeiter: „Entschuldigen Sie, Herr Kom-
merzienrath, wenn ich um einen kleinen Vorschuß
bitte, meine Frau ist gestern gestorben, da habe ich
so mancherlei zu bezahlen."

, Chef: „So, Ihre Frau ist gestorben? Konnte
die damit nicht bis zum nächsten Lohntag ivartcn?"
 
Annotationen