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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0197
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UiMchaLtrmZS

des wahren Jacob

Mein Königskind.

Der 6ine träumt von Gbr’ und Rubin,
üon Kränzen und von Kronen, -
Id) träum’ von deinem Königtbum,
Du Uolk der Millionen!
leb träum’ von deiner trotz’gen wacht
ünd deinem Siegesringen, -
Uon tausend Herzen glutbentfacbt,
Die dir Begeist’rung bringen!

Ich schau' dich an und meinen Sinn
hast du im Sturm genommen:

Du JTrbeitsvoIk, - du Königin
Der Zeiten, die da kommen!

leb lass dich nicht, ich sebleieb’ dir nach
Huf allen deinen (liegen!

Gleich dir bin ich vor Cag schon wach
Und lausch' den Hammerschlägen!

Ich bör’ der Sense erntesang,
wenn rings die Felder reifen, -
Und schau' die Räder blink und blank,
Die ineinander greifen!

Und wie das Gssenfeuer lobt
Und wie die Schlote fauchen
Im alten Cakt: Ums Brot, ums Brot,
Das wir zum Leben brauchen!

Und wie ich dich auf Schritt und Critt
Uerfolgt’ auf leisen Sohlen,

Und all’ dein Leiden mit dir litt
Ganz heimlich und verstohlen, -
Da sab ich auch, wie all’die Doch
Dir deine Glieder stählte, -
Und wie dein Huge zorndurcblobt
Gar eig’ne TDär erzählte!

Da merkt’ ich auch am Druck der Hand,
Hit mancherlei Geberde,

Dass du verstossen und verbannt
Uon aller Lust der Gide!

Glück auf! mein junges Königskind!
Ginst bat dein Leid ein Gnde!

Schon dröhnt ein Cied durch Sturm und
Gin Lied der Uölkerwende. [Glind,
Du Königskind im Bettlerkleid
Dein dreier harrt in Sehnen! [sebmeid’
Gr harrt mit Schmuck und Brautge--
Hus blanken Jreudentbränen!

Dann legt er um die Schultern dein
Den Königsmantel golden, -
Und flicht ins haar den Sonnenschein
Zur Krone seiner holden! iu**« cm«.

Das Fubilamnsgescherik.

„Sonst noch etwas?" fragte der Chef.

„Wenn ich mir erlauben darf", sagte der Werkführer zögernd,
„so hätte ich zu erwähnen, daß Schurig — unser alter Vorarbeiter
Schurig — nächste Woche sein fünfzigjähriges Jubiläum begeht als
Arbeiter in der Fabrik, und da sollte man ihm irgend eine Ehrung
seitens der Prinzipalität zu Theil werden lassen."

„Also ein Geschenk. Schön. Hat er eine Uhr?"

„Ja, ja, die hat er schon. Es käme ja weniger auf den Werth
an, als auf die Thatsache-

„Gut, gut. Werde mit ineiner Frau reden."

Der Chef machte bei Tische seiner Frau Mittheilung.

„Ein Geschenk?" Sie war Feuer und Flamme. „Freilich,
recht gern, mit Vergnügen! . . . Gott, was hat man uns alles
geschenkt in den zivanzig Jahren unserer Ehe! Daraus läßt sich
schon etwas auswählen, nicht wahr?"

„Ich überlasse das ganz Deinem Geschmack. Gieb, was Du
gern entbehrst und beauftrage einen Buchhalter mit der Besorgung
in die Fabrik." Damit verließ er den Gegenstand und wandte
seine Gedanken Dingen zu, die ihm wichtiger waren.

Fünfzig Jahre! ... Dem alten Schurig traten Thräncn in die
Augen, als seine Mitarbeiter ihm gratulirten. Tag für Tag, Jahr
um Jahr und Jahrzehnt um Jahrzehnt hatte er hier geschafft in
ewig gleichmäßigen,, fleißigem Thun. Er hatte geheirathet, hatte
Kinder großgezogen, hatte sie fortziehen sehen in die Welt hinaus,
wo sic für sich den Kaiupf ums Dasein führten, er war Witwer
geworden und stand nun hier wiederum allein, wie vor fünfzig
Jahren, als er zum ersten Male hoffnungsfroh diese Stätte betrat....

Doch auch die stille, redliche Arbeit trägt ihren Lohn in sich.
Und sic wird anerkannt! Da kommt der Buchhalter. Er gratnlirt
den, Jubilar in, Rainen des Chefs und bringt einen verhüllten
Gegenstand. Ein Geschenk, ein Andenken an den bedeutungsvollen
Tag! Vorsichtig lösen Arbeiter die Hüllen. Das Jubilämnsgeschenk
für den Veteranen der Arbeit ist — ein Champagnerkühler.

M. re.

Beilage zum „wahren Jacob" Nr. 370 20, J900.
 
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