° 3350
Huf der Alp.
U
Senne;
Grüß ©ott, Wanderer!
Woher des Wegs?
Wanderer:
von Altdorf.
An den Ufern der Reuß
Stieg ich empor
Klopfenden Herzens.
Im Donnergebrüll
Stäubender Wasser.
Auf schlüpfrigem Pfad.
Senne:
Hinter dem Citlis
Linkt dis Lonne hinweg.
Kühl vom Lurenenpaß
Ltreicht schon der Abendwind.
Komm' in die Hütte. Wand'rer!
Wanderer;
Linen Augenblick noch
Lass' mich rasten
Hier, auf dem Ltein!
Ausathmend, erquickt
Trink' ich die reinere Lust.
Trink' ich das goldene Licht.
Und es wendet der Blick,
Kroh der erklommenen Höh'n,
Wieder der Tiefs sich zu.
Kaum erreicht er sie noch!
Berge versinken.
Hütten und Klecken und Ltädte
Lchwinden wie Punkte dahin.
Und ein freundliches Band
Lrscheint mir der Ztrom.
Der gewuchtigen Zturzes
Zwischen den Kelsen hinabschäumt.
Keinen Laut seiner Lmpörung
vernehm' ick).
Blinkend und still
verrinnt er im Nebel des Lees. —
Aber ins Läuten der Herde.
Welch' ein Tönen.
Schwellend, verfchwebend
Ueber mir?
Senne:
Der Geißbub' ist's.
Droben am Rothstock
Auf überhängendem Kels
Johlt die Zeit er hinweg.
Wanderer:
Ha. der verwegene!
Kaum erträgt ihn der Block
Ueber dem schwindelnden Abgrund.
Senne:
Wagen ziemet der Jugend;
Auf sich selber gestellt.
Den eigenen Muth und die Vorsicht.
Beist ein kräftig Geschlecht.
Wanderer:
Wahrlich. Du selber bezeugst es.
Gleich dem Stock des Gebirgs.
Breit und gewaltig.
Also erscheint mir
Deiner gedrungnen Gestalt
Aufschwellende Kraft.
Und es vereint sich
Kaum Dein friedlich Gewerb'
Solcher Stärke der Glieder.
Aber so fand ich die Männer von Uri
Und so denk' ich den Tell mir.
Senne:
Kräftiger noch.
Nein, ich wagte wohl nimmer
Nit dem Buder zu trotzen dem Kühn.
Und den Sprung aus dem Schiffe
Wagt nur ein Mann.
Der auf schwindelndem Grat
Der Gemse zu folgen gewohnt ist.
Traun. Ihr sah't nicht den Lee
Stürmend gepeitscht
Bon des Köhns rasender Wuth?
Wanderer:
Linem Kindlein gleich in der wiege.
Kriedlich und lächelnd.
Schlief er. gehegt von den Bergen,
Als ich daher kam.
Kreitag war's.
Kolgend der Auffahrt des Herrn.
Und es drängten sich
Zahllose Nachen.
Zierlich geschmückte.
Karbig bewimpelte,
Dort um die Platte,
Wo die Kapelle sich hebt.
Aber im Morgenlichte
Auf der obersten Stufe stand
Droben der Priester.
Und es scholl seine Stimme
Laut und vernehmlich
Ueber die glitzernde Kluth hin.
Senne:
Selber war ich zugegen.
Und es fehlt wohl Keiner den Tag.
Daß er das Herz sich erfrische.
Da man nach heiliger Handlung
Bedet von unsrer Befreiung.
Also ward es gestiftet vor Alters,
Daß den Thaten der Ahnen
Bleib' ein lebend Gedächtniß.
Vft schon hört' ich's.
Aber mit neuer Begier
Lausch' ich stets dem Bericht.
Wie man die Vögte vertrieb.
Wie man bei Morgarten stritt
Und bei Sempach der Winkelried
In die Sperre die Bahn brach.
Aufschwillt das Herz mir
Und es zuckt die Hand nach dem Ruder.
Gleich als ob es ein Schwert wär'.
Schau'. Wanderer!
Schau' die Berg' und die Kirnen!
Schau' die Hütten im Thal!
Da ist kein Herr gesetzt.
Denn der Allmächtige.
Gnädig hielt er den Schild
Ueber die Väter im Kampf für die Kreiheit,
Und so wird er die Lukel behüten.
Aber ich weiß es.
Daß nur dis Linheit
Stark macht.
Wanderer:
Rosen umkränzen
Glühend die Stirne des Gotthard.
Dort her strömet der Rhein.
Strömet, ein Bote der Kreiheit.
Weit durch die Lande hinaus.
Und es lauschen sehnenden Herzens
Seiner Verkündung
Ringsum die Völker.
Senn«:
Schau', mein Weib.
An dem Busen den Knaben,
winkt von der Schwelle.
Komm' und genieße.
Was wir vermögen!
Wenig ist's. doch von Herzen geboten.
Wanderer:
Kreiheit würzet das Mahl
Und sie wölbt über dem Scheitel
Stolz das Hüttendach
Auf zum Palast.
Robert Schwe!ch«I.
Huf der Alp.
U
Senne;
Grüß ©ott, Wanderer!
Woher des Wegs?
Wanderer:
von Altdorf.
An den Ufern der Reuß
Stieg ich empor
Klopfenden Herzens.
Im Donnergebrüll
Stäubender Wasser.
Auf schlüpfrigem Pfad.
Senne:
Hinter dem Citlis
Linkt dis Lonne hinweg.
Kühl vom Lurenenpaß
Ltreicht schon der Abendwind.
Komm' in die Hütte. Wand'rer!
Wanderer;
Linen Augenblick noch
Lass' mich rasten
Hier, auf dem Ltein!
Ausathmend, erquickt
Trink' ich die reinere Lust.
Trink' ich das goldene Licht.
Und es wendet der Blick,
Kroh der erklommenen Höh'n,
Wieder der Tiefs sich zu.
Kaum erreicht er sie noch!
Berge versinken.
Hütten und Klecken und Ltädte
Lchwinden wie Punkte dahin.
Und ein freundliches Band
Lrscheint mir der Ztrom.
Der gewuchtigen Zturzes
Zwischen den Kelsen hinabschäumt.
Keinen Laut seiner Lmpörung
vernehm' ick).
Blinkend und still
verrinnt er im Nebel des Lees. —
Aber ins Läuten der Herde.
Welch' ein Tönen.
Schwellend, verfchwebend
Ueber mir?
Senne:
Der Geißbub' ist's.
Droben am Rothstock
Auf überhängendem Kels
Johlt die Zeit er hinweg.
Wanderer:
Ha. der verwegene!
Kaum erträgt ihn der Block
Ueber dem schwindelnden Abgrund.
Senne:
Wagen ziemet der Jugend;
Auf sich selber gestellt.
Den eigenen Muth und die Vorsicht.
Beist ein kräftig Geschlecht.
Wanderer:
Wahrlich. Du selber bezeugst es.
Gleich dem Stock des Gebirgs.
Breit und gewaltig.
Also erscheint mir
Deiner gedrungnen Gestalt
Aufschwellende Kraft.
Und es vereint sich
Kaum Dein friedlich Gewerb'
Solcher Stärke der Glieder.
Aber so fand ich die Männer von Uri
Und so denk' ich den Tell mir.
Senne:
Kräftiger noch.
Nein, ich wagte wohl nimmer
Nit dem Buder zu trotzen dem Kühn.
Und den Sprung aus dem Schiffe
Wagt nur ein Mann.
Der auf schwindelndem Grat
Der Gemse zu folgen gewohnt ist.
Traun. Ihr sah't nicht den Lee
Stürmend gepeitscht
Bon des Köhns rasender Wuth?
Wanderer:
Linem Kindlein gleich in der wiege.
Kriedlich und lächelnd.
Schlief er. gehegt von den Bergen,
Als ich daher kam.
Kreitag war's.
Kolgend der Auffahrt des Herrn.
Und es drängten sich
Zahllose Nachen.
Zierlich geschmückte.
Karbig bewimpelte,
Dort um die Platte,
Wo die Kapelle sich hebt.
Aber im Morgenlichte
Auf der obersten Stufe stand
Droben der Priester.
Und es scholl seine Stimme
Laut und vernehmlich
Ueber die glitzernde Kluth hin.
Senne:
Selber war ich zugegen.
Und es fehlt wohl Keiner den Tag.
Daß er das Herz sich erfrische.
Da man nach heiliger Handlung
Bedet von unsrer Befreiung.
Also ward es gestiftet vor Alters,
Daß den Thaten der Ahnen
Bleib' ein lebend Gedächtniß.
Vft schon hört' ich's.
Aber mit neuer Begier
Lausch' ich stets dem Bericht.
Wie man die Vögte vertrieb.
Wie man bei Morgarten stritt
Und bei Sempach der Winkelried
In die Sperre die Bahn brach.
Aufschwillt das Herz mir
Und es zuckt die Hand nach dem Ruder.
Gleich als ob es ein Schwert wär'.
Schau'. Wanderer!
Schau' die Berg' und die Kirnen!
Schau' die Hütten im Thal!
Da ist kein Herr gesetzt.
Denn der Allmächtige.
Gnädig hielt er den Schild
Ueber die Väter im Kampf für die Kreiheit,
Und so wird er die Lukel behüten.
Aber ich weiß es.
Daß nur dis Linheit
Stark macht.
Wanderer:
Rosen umkränzen
Glühend die Stirne des Gotthard.
Dort her strömet der Rhein.
Strömet, ein Bote der Kreiheit.
Weit durch die Lande hinaus.
Und es lauschen sehnenden Herzens
Seiner Verkündung
Ringsum die Völker.
Senn«:
Schau', mein Weib.
An dem Busen den Knaben,
winkt von der Schwelle.
Komm' und genieße.
Was wir vermögen!
Wenig ist's. doch von Herzen geboten.
Wanderer:
Kreiheit würzet das Mahl
Und sie wölbt über dem Scheitel
Stolz das Hüttendach
Auf zum Palast.
Robert Schwe!ch«I.