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mang de Linden bummeln. Jberhaupt alle die, die bet Recht uff Arbeet
jar nich haben, woll aber det Recht uff Faulheet, wie Laffarken sagt.
Die Papierpreise klettern ooch immer weiter in de Höhe. Un da
macht nu det Krupp'sche Leib- und Kanonenblatt den Vorschlag, det de
Zeitungen mechtig ville Papier sparen kennten, wenn se, wenn der
Reichsdag wieder ereffnet is, von alle jehalt'nen Reden blos noch die von
Stumm, Bilo'n un'n paar andre Staatsstitzeu ausfiehrlich bringen, da-
jejen alle die von de Oppositsjon un namentlich von de beesen Sozial-
demokraten untern Disch fallen lassen wirden. Denn die lest ja so
wie so keen Mensch, heechstens de Jenossen selber, un det sind doch keene
Menschen.
Wat ick nu meene, is det, det det Rezept ja sehre scheenc is, aber
ivenn de Papierpreise dadruff wart'n wollt'n, um zu fall'n, denn wer'n
se woll so leichte nich 'runterklcttcrn. Jrade de Reichsdagsreden wer'n
in de nächste Zeit det sind, wat in de Zeitungen am meisten jelesen
wer'n wird. Un nich blos die von Stumm, Bilo'n un Onkel Glodwijen,
wenn der olle Mann iberhaupt noch wat sajen wird. Denn zu sajen
hat er ja schon längst nischt mehr.
Un ooch det, wat Bilo'n zu sajen haben wird, wird 'n bisken anders
klingen, als wenn er't vor'n Vierteljahr jesagt hätte. Denn so mit volle
Backen blasen wir lange nich mehr in de „Keen Pardong"-Posaunc, wie
duunemals, als der Weltjencral seinen jroßen Siejeszug nach den Kriegs-
schauplatz anjetreten hatte. Det Khakifieber hat sich mit de kiehler jeword'ne
Witterung ooch bei uns so ziemlich verflichtigt un ooch de vaterländ'schc
Presse, die erst alle Chinesen mit Strunk un Stiel ausjerottet wiss'n
wollte, is ziemlich kleenlaut jeworden un hat jetzt andere Sorjen. Eene
davon is die, det der Schnurrbart jetzt nich mehr ü In „Et is erreicht"
jetrajen wird. Un wat 'n wahrer Paterjot is, weeß nu nich, wie er't
machen soll; ick mach nu 'n wolljemeenten Vorschlag. De eene Bart-
spitze trajen wir noch weiter nach oben jebirstct, denn erreicht haben
wir et doch mal, un de andere birsten wir nach unten wie bei de Chinesen,
det jiebt uff jedes paterjotisches Gesicht 'n Rebus mit de Lösung: „China
is erreicht!" Denn wer'n woll alle uichswirdijen vaterlandslosen Jesellen
lachen, aber wat schadet det? Mehr als lächerlich kann man doch nich sinn!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein treier
Jotihilf Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
~©/tt? Hobrlspähnr.
Ich bin der Schreiner Säge,
Ich hoble wohlgemuth,
Die Hobelspähne fliegen,
Die Bretter sind fest und gut.
Sie finden auch Verwendung,
Es hat ja mancher Tropf,
Der groß sich als Staatsinann dünket,
Ein dickes Brett vor dem Kopf.
Es ist den europäischen Spitzeln noch immer
nicht gelungen, die eigentlich Schuldigen der
Fremdenmorde in China zu entdecken. Das
Spitzelthum, welches sonst sogar Verbrechen
ermittelt, die gar nicht geschehen sind, scheint
sich demnach int Ernstfälle sehr schlecht zu bewähren.
Es macht sich der Militarismus breit,
Doch wirkt er auch, wo ihn Nieiuand steht,
Denn es ist seine Gerichtsbarkeit
Ein Veilchen, das im Verborgenen blüht.
Die offiziösen Depeschenbureaus lügen die Chinesen in allerlei bedenkliche
Situationen hinein, aber Li-Hung-Tschang lügt sie imnier wieder heraus.
Von Kiautschau der Gouverneur
Das ist ein Herr gar schneidig,
Der packt Chinesen an dem Zopf
Und zieht und zerrt dran freudig.
Nun weiß man auch, wozu der Zopf
In China ist begründet:
Damit solch ein Herr Gouverneur
Nicht Langeweil' empfindet.
Die Agrarier wollen auf jeden Doppelzentner Getreide acht Mark
Zoll legen. Wer dann noch Schwarzbrot ißt, der läuft Gefahr, als
Verschwender entmündigt zu werden.
Dein getreuer
Säge, Schreiner.
fromme Kollegen.
6s kamen von Köln am Meine
61f Redakteure nach Rom,
Sie traten mit heiligem Schauer
UJohl in den Petersdom.
Sie küssten des Papstes Pantoffel,
Und wurden von Sünden rein, —
üerseh’n mit dem päpstlichen Segen,
Zogen die Ulackeren heim.
0 möge reichlich sich lohnen
Die fromme Pilgerfahrt,
Damit sie der päpstliche Segen
üor Pressprozessen bewahrt.
Mit 1080 Millionen Mark
wird der Achtmarkzoll auf den Doppelzentner
Getreide das deutsche Volk belasten. Da wird
das Brot so theuer werden, daß die Armen sich
keines mehr anschaffen können.
Eine französische Prinzessin rieth bei einer
großen Theuerung am Ende des 18. Jahrhunderts
dem französischen Volke: es solle Kuchen essen,
wenn es sich kein Brot verschaffen könne.
Bei dem darauf folgenden großen Kuchen-
backen — auch französische Revolution genannt —
haben die Aristokraten die Rosinen zum Kuchen
geliefert. ,
„Energisch aber höflich, namentlich auch
hilfreich gegen Frauen und Kinder", sollen nach
einer Mahnung des Herrn von Rheinbaben
künftig die Schutzleute sein.
Aber, Herr von Rhcinbaben!
Chinesisches.
Es ist in China Sitte, daß der kaiserlichen
Familie durch verschiedene Arten Gedenksteine
eine besondere Ehre erwiesen wird. Die Ver-
anlassungen zum Setzen solcher Steine sind in
der Regel ganz gewöhnliche Vorkommnisse, ivie
sie allen Sterblichen tagtäglich passiren. Das
Hofjournal Kwang-sü's berichtete über die den
letzten Gedenksteinen eingefügten Inschriften, die
wir in deutscher Uebersetzung wiedergeben:
Hier hat einmal ein Prinz gesessen
Und eine Portion Salami gegessen
Und heißen Branntwein dazu getrunken:
Wanderer, steh' in Andacht versunken!
Hier machte jüngst der Kronprinz Rast
Und entledigte sich einer Leibeslast.
Die Stelle ist dadurch geweiht
Für alle Zeit und Ewigkeit.
Hier ward befreit unser theurer Prinz
Von der Bosheit eines tückischen Winds.
Von diesem welthistorischen Ereigniß
Giebt dieser treue Gedenkstein Zeugniß.
Schönes Avancement.
Wie uns aus Peking gekabelt wird, hat Graf
Waldersee soeben seine Ernennung zum
Walderozean erhalten.
Hubertusjagd.
Der Jäger macht Jagd auf Hasen
Und Lber und Auerhahn,
Der Kensdarm auf Handwerksburschen,
Die Dame auf einen Kalan.
Der Spitzel auf Denunziationen,
Auf Umsturz die Polizei,
Der Bülow auf Aolonien,
Der Zammler auf allerlei.
Die Missionäre auf Seelen
Im Lande des Long-fu-tfe,
Die Boxer auf Missionäre,
Auf Boxer der Waldersee.
Wir machen Jagd auf Bedrücker,
voll Dummheit und Niedertracht,
Und haben, große und kleine.
Schon manche zur Strecke gebracht.
Rebus.
'Lojus?as;v3hT MZ :6unjgijni8
Nachdruck särnmtlicher Artikel verboten.
mang de Linden bummeln. Jberhaupt alle die, die bet Recht uff Arbeet
jar nich haben, woll aber det Recht uff Faulheet, wie Laffarken sagt.
Die Papierpreise klettern ooch immer weiter in de Höhe. Un da
macht nu det Krupp'sche Leib- und Kanonenblatt den Vorschlag, det de
Zeitungen mechtig ville Papier sparen kennten, wenn se, wenn der
Reichsdag wieder ereffnet is, von alle jehalt'nen Reden blos noch die von
Stumm, Bilo'n un'n paar andre Staatsstitzeu ausfiehrlich bringen, da-
jejen alle die von de Oppositsjon un namentlich von de beesen Sozial-
demokraten untern Disch fallen lassen wirden. Denn die lest ja so
wie so keen Mensch, heechstens de Jenossen selber, un det sind doch keene
Menschen.
Wat ick nu meene, is det, det det Rezept ja sehre scheenc is, aber
ivenn de Papierpreise dadruff wart'n wollt'n, um zu fall'n, denn wer'n
se woll so leichte nich 'runterklcttcrn. Jrade de Reichsdagsreden wer'n
in de nächste Zeit det sind, wat in de Zeitungen am meisten jelesen
wer'n wird. Un nich blos die von Stumm, Bilo'n un Onkel Glodwijen,
wenn der olle Mann iberhaupt noch wat sajen wird. Denn zu sajen
hat er ja schon längst nischt mehr.
Un ooch det, wat Bilo'n zu sajen haben wird, wird 'n bisken anders
klingen, als wenn er't vor'n Vierteljahr jesagt hätte. Denn so mit volle
Backen blasen wir lange nich mehr in de „Keen Pardong"-Posaunc, wie
duunemals, als der Weltjencral seinen jroßen Siejeszug nach den Kriegs-
schauplatz anjetreten hatte. Det Khakifieber hat sich mit de kiehler jeword'ne
Witterung ooch bei uns so ziemlich verflichtigt un ooch de vaterländ'schc
Presse, die erst alle Chinesen mit Strunk un Stiel ausjerottet wiss'n
wollte, is ziemlich kleenlaut jeworden un hat jetzt andere Sorjen. Eene
davon is die, det der Schnurrbart jetzt nich mehr ü In „Et is erreicht"
jetrajen wird. Un wat 'n wahrer Paterjot is, weeß nu nich, wie er't
machen soll; ick mach nu 'n wolljemeenten Vorschlag. De eene Bart-
spitze trajen wir noch weiter nach oben jebirstct, denn erreicht haben
wir et doch mal, un de andere birsten wir nach unten wie bei de Chinesen,
det jiebt uff jedes paterjotisches Gesicht 'n Rebus mit de Lösung: „China
is erreicht!" Denn wer'n woll alle uichswirdijen vaterlandslosen Jesellen
lachen, aber wat schadet det? Mehr als lächerlich kann man doch nich sinn!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein treier
Jotihilf Naucke.
An'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
~©/tt? Hobrlspähnr.
Ich bin der Schreiner Säge,
Ich hoble wohlgemuth,
Die Hobelspähne fliegen,
Die Bretter sind fest und gut.
Sie finden auch Verwendung,
Es hat ja mancher Tropf,
Der groß sich als Staatsinann dünket,
Ein dickes Brett vor dem Kopf.
Es ist den europäischen Spitzeln noch immer
nicht gelungen, die eigentlich Schuldigen der
Fremdenmorde in China zu entdecken. Das
Spitzelthum, welches sonst sogar Verbrechen
ermittelt, die gar nicht geschehen sind, scheint
sich demnach int Ernstfälle sehr schlecht zu bewähren.
Es macht sich der Militarismus breit,
Doch wirkt er auch, wo ihn Nieiuand steht,
Denn es ist seine Gerichtsbarkeit
Ein Veilchen, das im Verborgenen blüht.
Die offiziösen Depeschenbureaus lügen die Chinesen in allerlei bedenkliche
Situationen hinein, aber Li-Hung-Tschang lügt sie imnier wieder heraus.
Von Kiautschau der Gouverneur
Das ist ein Herr gar schneidig,
Der packt Chinesen an dem Zopf
Und zieht und zerrt dran freudig.
Nun weiß man auch, wozu der Zopf
In China ist begründet:
Damit solch ein Herr Gouverneur
Nicht Langeweil' empfindet.
Die Agrarier wollen auf jeden Doppelzentner Getreide acht Mark
Zoll legen. Wer dann noch Schwarzbrot ißt, der läuft Gefahr, als
Verschwender entmündigt zu werden.
Dein getreuer
Säge, Schreiner.
fromme Kollegen.
6s kamen von Köln am Meine
61f Redakteure nach Rom,
Sie traten mit heiligem Schauer
UJohl in den Petersdom.
Sie küssten des Papstes Pantoffel,
Und wurden von Sünden rein, —
üerseh’n mit dem päpstlichen Segen,
Zogen die Ulackeren heim.
0 möge reichlich sich lohnen
Die fromme Pilgerfahrt,
Damit sie der päpstliche Segen
üor Pressprozessen bewahrt.
Mit 1080 Millionen Mark
wird der Achtmarkzoll auf den Doppelzentner
Getreide das deutsche Volk belasten. Da wird
das Brot so theuer werden, daß die Armen sich
keines mehr anschaffen können.
Eine französische Prinzessin rieth bei einer
großen Theuerung am Ende des 18. Jahrhunderts
dem französischen Volke: es solle Kuchen essen,
wenn es sich kein Brot verschaffen könne.
Bei dem darauf folgenden großen Kuchen-
backen — auch französische Revolution genannt —
haben die Aristokraten die Rosinen zum Kuchen
geliefert. ,
„Energisch aber höflich, namentlich auch
hilfreich gegen Frauen und Kinder", sollen nach
einer Mahnung des Herrn von Rheinbaben
künftig die Schutzleute sein.
Aber, Herr von Rhcinbaben!
Chinesisches.
Es ist in China Sitte, daß der kaiserlichen
Familie durch verschiedene Arten Gedenksteine
eine besondere Ehre erwiesen wird. Die Ver-
anlassungen zum Setzen solcher Steine sind in
der Regel ganz gewöhnliche Vorkommnisse, ivie
sie allen Sterblichen tagtäglich passiren. Das
Hofjournal Kwang-sü's berichtete über die den
letzten Gedenksteinen eingefügten Inschriften, die
wir in deutscher Uebersetzung wiedergeben:
Hier hat einmal ein Prinz gesessen
Und eine Portion Salami gegessen
Und heißen Branntwein dazu getrunken:
Wanderer, steh' in Andacht versunken!
Hier machte jüngst der Kronprinz Rast
Und entledigte sich einer Leibeslast.
Die Stelle ist dadurch geweiht
Für alle Zeit und Ewigkeit.
Hier ward befreit unser theurer Prinz
Von der Bosheit eines tückischen Winds.
Von diesem welthistorischen Ereigniß
Giebt dieser treue Gedenkstein Zeugniß.
Schönes Avancement.
Wie uns aus Peking gekabelt wird, hat Graf
Waldersee soeben seine Ernennung zum
Walderozean erhalten.
Hubertusjagd.
Der Jäger macht Jagd auf Hasen
Und Lber und Auerhahn,
Der Kensdarm auf Handwerksburschen,
Die Dame auf einen Kalan.
Der Spitzel auf Denunziationen,
Auf Umsturz die Polizei,
Der Bülow auf Aolonien,
Der Zammler auf allerlei.
Die Missionäre auf Seelen
Im Lande des Long-fu-tfe,
Die Boxer auf Missionäre,
Auf Boxer der Waldersee.
Wir machen Jagd auf Bedrücker,
voll Dummheit und Niedertracht,
Und haben, große und kleine.
Schon manche zur Strecke gebracht.
Rebus.
'Lojus?as;v3hT MZ :6unjgijni8
Nachdruck särnmtlicher Artikel verboten.