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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 17.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.8185#0258
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3402

Vor nun beinahe zwei Jahrzehnten hatte
ein anderes kleines Mädchen hier gestanden,
Hampelmänner verkaufend, und dieses kleine
Mädchen, das war die heutige Frau Gräfin

die Kleine müsse „unters Theater gehen". Und
wirklich war sie „entdeckt" worden. Sie kam
in die Balletschule, studirte den Beruf, der
ihrem ganzen Naturell vortrefflich zusagte, mit

Blumen und Juwelen. Und sie zog sie am
Fädchen, als ob sie von Pappe wären.

Dann war Er gekommen, der sieggewohnte
Graf Roßner, und hatte um ihre Gunst ge-

selbst gewesen. Damals hatte sie nicht nur unermüdlichem Fleiße, überwand alle Hinder-
frieren, sondern auch hungern müssen, denn nisse, die sich dem aufstrebenden Talent

ihre kranke Mutter konnte oft nicht für das entgegenstellten, und wurde eine gefeierte

Nothwendigste sorgen. Trotzdem war das Kind Tänzerin.

von heiterem Lebensmuth beseelt gewesen und Die Hampelmänner blieben ihr übrigens
hatte sich in eigenartiger Schönheit und Grazie treu. Sie kamen jetzt in Frack und Uniform,
entwickelt. Eine alte Nachbarin hatte gemunkelt, bestürmten sie mit Huldigungen, opferten ihr

worben. Sie wies ihn ab, wie schon so manchen
Anderen. Das konnte Roßner, der tollkühn
jedes Hinderniß zu nehmen pflegte, nicht er-
tragen. Da seine Brillanten verschmäht wurden,
legte er ihr die Grafenkrone zu Füßen.

Solch ein Ding, wenn es obendrein mit
Reichthum vergoldet ist, hat seinen reellen
 
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