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https://doi.org/10.11588/diglit.6609#0254
—» 3658
wenn er urieüerHäme!
Zeichnung von A. Siaehle.
Mißt ihr es noch, wie er die veißei flocht,
wie er die Wechsler zürnend ausgetrieben,
Und wie zu wirken solche Cftat vermocht,
Mo wirkungslos ein sanftes Morl geblieben)
Ls gingen viel Jahrhunderte ins band,
Doch wenn der Meise heule wieder käme,
Ob er nicht wieder zürnend in die ftand
Die selbftgeflochtne scharse veißei nähme)
Lr fände hier, die immer nur gehetzt
Und die sich doch nach seinem Namen nennen,
er fände fle, die er zu allerletzt
7Us seine Jünger würde anerkennen.
er, der getränkt die Menschheit ans dem vorn Mer könnte zweifeln, daß in heil'gem Zorn
ver Völkereintracht und der vrnderliebe, ven ganzen Schwall er ans dem vempel triebe!
Plöhenseer Bilderbuch.
Von einem schweren Jungen.
IV.
Seelenheilkur.
Dieweil des Sträflings Leib kasteit, geknickt.
Auf daß die sünd'ge Lust in ihm erstickt.
Wird seine Seele hochgehoben
Durch gottesdienstlich starke Proben,
Wie denn der religiöse Trost
Dort ist die meist gereichte Kost,
Und nichts ist solch ein Pflichtenzwang
Wie regelmäß'ger Kirchengang.
Man nimmt ihn in des Himmels Schutz,
Ist er auf Erden auch nichts nutz.
Dem Pfarrer fehlen nie Beweise,
Daß man die Plötzenseer Reise
Zum reichen Heile kann verwenden,
Die „innre Freiheit" sich zu spende»,
Und namentlich die großen Feste
Lassen sich feiern dort aufs Beste
Durch Einkehr, stilles Sichversenken
Und innerliches Reu-Gedenken.
Doch jede Konfession für sich
Beglückt sich also innerlich:
Die Evangel'schen, dann zu zweit
Die Katholiken, „jüd'sche Leut"
— Aus diesen Ruf kommen gezogen
Sie allerseits zur Synagogen,
Die man bescheiden „Tempel" nennt! —
Sie bilden 's dritte Element.
Die beiden ersten brüderlich
Sammeln in gleicher Kirche sich.
Doch ist das nur ein räumlich Band,
Sie beten stets nur nacheinand!
Der Aufseher die Seinen führt,
Dann wird zum Beten kommandirt.
Beim Marsche Jeder halt' den Mund,
Sonst setzt es 'nen „verfluchten Hund",
wenn er urieüerHäme!
Zeichnung von A. Siaehle.
Mißt ihr es noch, wie er die veißei flocht,
wie er die Wechsler zürnend ausgetrieben,
Und wie zu wirken solche Cftat vermocht,
Mo wirkungslos ein sanftes Morl geblieben)
Ls gingen viel Jahrhunderte ins band,
Doch wenn der Meise heule wieder käme,
Ob er nicht wieder zürnend in die ftand
Die selbftgeflochtne scharse veißei nähme)
Lr fände hier, die immer nur gehetzt
Und die sich doch nach seinem Namen nennen,
er fände fle, die er zu allerletzt
7Us seine Jünger würde anerkennen.
er, der getränkt die Menschheit ans dem vorn Mer könnte zweifeln, daß in heil'gem Zorn
ver Völkereintracht und der vrnderliebe, ven ganzen Schwall er ans dem vempel triebe!
Plöhenseer Bilderbuch.
Von einem schweren Jungen.
IV.
Seelenheilkur.
Dieweil des Sträflings Leib kasteit, geknickt.
Auf daß die sünd'ge Lust in ihm erstickt.
Wird seine Seele hochgehoben
Durch gottesdienstlich starke Proben,
Wie denn der religiöse Trost
Dort ist die meist gereichte Kost,
Und nichts ist solch ein Pflichtenzwang
Wie regelmäß'ger Kirchengang.
Man nimmt ihn in des Himmels Schutz,
Ist er auf Erden auch nichts nutz.
Dem Pfarrer fehlen nie Beweise,
Daß man die Plötzenseer Reise
Zum reichen Heile kann verwenden,
Die „innre Freiheit" sich zu spende»,
Und namentlich die großen Feste
Lassen sich feiern dort aufs Beste
Durch Einkehr, stilles Sichversenken
Und innerliches Reu-Gedenken.
Doch jede Konfession für sich
Beglückt sich also innerlich:
Die Evangel'schen, dann zu zweit
Die Katholiken, „jüd'sche Leut"
— Aus diesen Ruf kommen gezogen
Sie allerseits zur Synagogen,
Die man bescheiden „Tempel" nennt! —
Sie bilden 's dritte Element.
Die beiden ersten brüderlich
Sammeln in gleicher Kirche sich.
Doch ist das nur ein räumlich Band,
Sie beten stets nur nacheinand!
Der Aufseher die Seinen führt,
Dann wird zum Beten kommandirt.
Beim Marsche Jeder halt' den Mund,
Sonst setzt es 'nen „verfluchten Hund",