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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 18.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6609#0256
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3660

„Brost Bruderherz, es feßc unsere menschliche Kriegführung."

High-lifr.

(Stimmungsbild aus dem „Deutschen Adelsblatt".)

Unser braver,flotterKamerad, Adjutant v.Dum-
merwitz auf Blödhausen, ist nicht mehr. Gestern
früh um 7 Uhr ist er als Opfer eines Ehrenhandels
mit bewunderungswürdiger Haltung gefallen.

Noch als die tödtliche Kugel ihn ins Herz ge-
troffen, war seine einzige Sorge, korrekt, wie er
gelebt hatte, zu sterben. Unter Beihilfe der Kame-
raden, die ihm treulich zur Seite standen, klemmte
er das Monokle in das brechende Auge und strich
eine unvorschriftsmäßige Mantelfalte glatt.

So verschied er als ein echter Soldat und den
besten Eindruck bei seinen Vorgesetzten hinterlassend.

Seine letzten Worte waren: „Grüß' mir
Mntzi. ..!" — Mntzi ist gegenwärtig Prima-
ballerina am königlichen Hoftheater. Der Ver-
waisten hat sich Herr Oberleutnant v. Krachwitz
als eines kostbaren Vermächtnisses in ritterlicher
Weise angenommen. Ihre Zukunft ist für die
nächsten Monate gesichert.

An der Bahre des Verblichenen trauert ein
gramgebeugtes Ehepaar, ein unmündiger Bruder,
eine blühende verzweifelte Braut, eine Büffetdanie
aus den Amorsälen, ferner zwei Schneider und je
ein Juwelen- und Blnmcnlicferant. Die schlichten
Leute waren außer sich. Ihre Hoffnungen sind
für immer vernichtet.

Es erübrigt uns nur noch, an dieser Stelle
auf die Ursache des Duells näher einzugehen.

Kamerad v. Dummerwitz hatte sich von einem
Trinkgelage für zwei Minuten auf den Anstands-
ort begeben. Dicht hinter ihm folgte Adjutant
v. Krackwitz in derselben Absicht. Da der zu
Gebote stehende Raum sehr knapp ist, wurde die
helle Hose v. Krachwitzens unglücklicherweise ein
Bischen besprengt.

Am nächsten Morgen schickte er, wie es seine
Pflicht war, seine Sekundanten zu Dummerwitz.
Der Ehrenrath, der sich zuerst mit der Affäre
beschäftigte, entschied dahin, daß das Duell un-
bedingt ausgetragen werden müsse. Der Fleck
auf der Hose könne nicht mit Benzin, sondern
nur mit Blut abgewaschcn werden.

Man vereinbarte dreimaligen Kugelwechsel mit
Avance, auf zehn Schritte Entfernung, mit ge-
zogenen Pistolen. Als der Geforderte hatte Dum-
merwitz den ersten Schuß. Er zielte genau auf
seinen Gegner, weshalb die Kugel zwei Meter
weit rechts von ihni vorbeisauste. Krachwitz hin-
gegen zielte daneben und traf auch richtig seinen
Gegner ins Herz...

Angesichts seiner Leiche wurde das Proto-
koll aufgenomnien, welches konstatirte, daß der
ganze Vorgang vollkommen ordnungsgemäß ver-
laufen sei.

Wir werden unserem Kameraden ein treues
Andenken bewahren! m. e.

Zwiegespräch.

„gast du die Lunde vernommen.

Die Zchreckenskunde schon?

Die deutschen Professoren
Machen nun Revolution!

„Zchon üben sie unter Mommsen,

Dem Alten, der Lungen Araft;

Lie haben entrollt das Banner
Der freien Wissenschaft."

„Wahrhaftig? — Also sind sie
Doch endlich aufgewacht?

Hat doch noch der „Kall Arons"

Der Herren Zorn entfacht?"

„Was denn? — Der Leo Arons?

Der ist doch abgethan.

Rein, Lpähne wollen sie machen
Rur aus dem kleinen Lpahn.

„Was ging sie auch an der Arons?
Der war doch Sozialist.

Ja Bauer, nach alter Erfahrung
Das ganz was andres ist." d. r.

Sächsisches.

Nach einem Erlaß der Oberpostdirektion Dresden
kann es im Interesse des guten Rufes der Tele-
gravhengehilfinnen und des Ansehens der Verkehrs-
anstalten nicht gebilligt werden, daß erstere sich nach
dem Dienste von männlichen Personen unmittelbar
vor dem Amtsgebäude abholen lassen.

Irr» mir Sachsen» nick; nur Helle,

Eitzrrsrhk sittlich sein mir auch;

Ordnung schaff' mer aus der Stelle
Zeigt sich wo ä fauler Brauch.

Oder is es etwa scheene,

Wenn de Delegrafenfeen

Nich» wie Gretchens hibsch alleene

Abends genn'nach Hause gehn?

Nee, nee, so was, das is beinlich
Fier ä gailerliches Amt,

Und so hat ä Uh gaff schleinigst
Auch die Unmoral verdammt.

Andre liehen's Unkraut wachsen,

Mir fein Männer noch der Daht.

Ordnung härrscht bei uns. — Na, Sachsen
Is ja auch der rrschte Staat. D. R.

Bekanntmachung.

Das p. p. Publikum wird gebeten, auf offene
Postkarten keine nackten Thatsachen zu schreiben,
damit die Sittlichkeit der Briefträger nicht ge-
fährdet wird. Obcrpostdirektion Dresden.

Spitzel-Glück.

Hinz: Warum hat die Staatsgewalt den aus
Deutschland ausgemiesenen Spitzel und Majestäts-
beleidiger N o r m a n n - S ch u m a n n nicht ergriffen,
als er sich in Berlin aushielt?

Kunz: Sie mußten, um sich die Finger nicht
an ihm zu beschmutzen, erst Handschuhe an-
ziehen, und unterdessen hat er Zeit gefunden,
zu entwischen. m. k.

„Es geht leichter ein Kameel durch ein Nadel-
öhr, ehe ein Reicher in den Himmel kommt",
lehrten die französischen Missionare in China, da
stahlen sie den Chinesen die Silberbarren, um
ihnen die Himmelfahrt zu erleichtern.

Wir empfehlen:

Linßanddekken für den Wagren Hacoß «

für die Jahrgänge 1894, 1895, 1896, 1897, 1898,
1899, 1900 und 1901. « Preis der Decke M. \.—
Die Decke ist in Ganzleinen in vier Farben mit eleganter
Titelpressung und Golddruck hergestellt; sie hat sich in
Folge ihrer geschmackvollen Ausführung viele Freunde
erworben.

LeömdeneIagrgängedeMagrenZacoö

Ls ließen vor die 2-chrg. 1894, 1895, 1896, 1897,
1898, 1899,1900,1901. . Preis pro Land M. 4.—

Die Welt der Kleinen am Weihnachtsfeste.

Verantwortlich für die Redaktion B. Heymann in Stuttgart. — Verlag und Druck von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b.H.) in Stuttgart, Furthbachstraße 12.
 
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