3755 •
■ns/G' Aus Belgien. 'Svsv'
Lernet, Ihr seid gemahnt!
Hobelspähnr.
Voll Unruh' ist die ganze Wels
Weil Keinem mehr das Heut' gefällt
Mit seinen Leiden und seinen Sorgen,
Man sehnt sich gar nach einem besseren Morgen.
Philister, schäuint nur nicht gleich über,
Geht's irgendwo mal drunter und drüber.
Begreift nur die historische Szene:
Wo Holz gehackt wird, da fallen Spähne!
Die Engländer haben jetzt einen Getreidezoll
eingeführt, um die Kosten des südafrikanischen
Raubzuges decken zu können. Das ist der grau-
same Humor des Krieges, daß er zuletzt die
eigenen armen Landeskinder ausplündert.
Im russischen Reich, da hat man stets
Den Schrecke» von Oben probat gefunden -
Nun ja, so wie man's treibt, so geht's,
Jetzt kommt dort wieder der Schrecken von Unten.
Die Kruppschen Geschütze wirken auf unglaubliche Entfernungen. So
sind sie gewöhnlich schon angefertigt, wenn zu ihrer Bewilligung durch
den Reichstag noch ein sehr weiter Weg ist.
Mit 'ner Spitze endigt oben
Alles hohe, einerlei
Ob's ein Berg nun, ob's ein Kirchthurm,
Oder ob's ein Schutzmann sei.
Die Zolltarifkommission hat die Holzzölle wesentlich erhöht, ohne daß
Oertel dagegen Widerspruch erhoben hätte. Sollte nach seiner Anschauung
Deutschland seinen Bedarf an Knüppelholz für Volkserziehungszweckc schon
allein decken können? Ihr getreuer Säge, Schreiner.
ln der Uorstadt.
üad) dem Englischen des Srancis A. £. Adams von R. £.
ln finstrer Nacht, durch kotberfiillfe Lassen,
In dem Kanalgewirr und unter Bäumen
Der dumpfe Caktscbritt ungesebner Massen,
Gin stöhnend Atbmen wie aus wüsten träumen!
gespenstisch Alles! nur ein Eichtlein wacht —
Das ist der Vormarsch der Armee der Nacht!
Die Munden all, die durch die Nacht Uertbierten,
Die da in Höhlen und in gruben wohnen,
Die Jrau’n, die tbränenlos ins Dunkel stierten,
Sie ziehen Alle mit uns wie Dämonen.
Schliesst eure Reibn! Welch blanker Schimmer lacht?
Die Bajonette der Armee der Nacht!
Mann, Weib und Kind, so kommen wir gezogen,
ln erzner Säule, schweigend und gewaltsam.
6s drängen sich die Reibn wie Meereswogen,
Düster und feierlich und unaufhaltsam.
Der Dämm’rung zu, die leis im Ost entfacht,
Wälzt sich die drohende Armee der Nacht!
Nus der Instruktionsstunde in Belgien.
Sergeant: Was wirst Du thun, wenn Dir
befohlen wird, bei einem Aufstand auf das Volk
zu schießen?
Rekrut: Dann haue ich dem Kommandanten
Eine herunter, daß ihm Hören und Sehen ver-
geht. Denn es ist empörend, so etwas von mir
zu verlangen. »
_ Sergeant: Welches ist das erhabenste Lied
eines braven Patrioten?
Rekrut: Die Marseillaise.
Sergeant: Wer steht über dem General?
t Rekrut: Van der Velde; denn der kann sogar
einen Generalstreik anordnen.
Sergeant: Was versteht man unter dem
inner» Feind? -
Rekrut: Pfaffen, Bourgeois und Aristokraten.
M. E.
Das deutsche Vorbild.
Vor den Wahlen in Frankreich wurden von
reaktionärer Seite Bilderbogen verbreitet, welche
die zukünftigen Schandthaten deutscher Soldaten
in einem wehrlosen (das heißt nicht reaktionär
regierten) Frankreich darstellen. Diese franzö-
sischen Patrioten haben ziveifellos die elenden
Hetzbilder als Vorlage benützt, mit welchen anno
1887 von unseren gesinnungstüchtigen Parteien
die Septennatswahlen gemacht wurden.
Die Biersteuer-Erhöhung ist ein gemeingefähr-
liches Experiment, schon weil sie der bewunderungs-
würdigen geistigen Entwicklung der studirenden
Jugend von heute erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Lieber Jacob!
Wat sin det bloß fier plötzliche un uffrejende
Zeiten, in die wir leben! Zberall, wo man hin-
kiekt, Mord un Dotschlag un soziale Revoluzjon.
In Brissel hatten se sich schonst Barrikaden uff-
jebaut, un in Petersburg schießen se de Minister
dot. Unser Amtsrath, der konservative Abjeornte
aus Ostpreußen, der bei meine Schwester in't
Vorderhaus zwee meeblirte Zimmer hat, sagte
neilich, det et bei uns nu ooch bald losjinge, det
wäre vor insichtige Pollitiker ja keene Frage nich
mehr. Der Jeist des Umsturzes, der Frechheit
un der Unbotmäßigkeit sei bereits so weit jediehen,
det et de Rummelsburjer wagen konnten, eene
janze, lange, jeflasterte Straße mit den Namen
von den berichtijten Jerharl Hauptmann zu be-
nennen, der doch det deitsche Volk in een jottver-
fluchtet Theaterstick zu Hausfriedensbruch, Brand-
stiftung, Streikpostenstehen, Keenigs- und andere
Lustmorde anjereizt haben soll. Wenn det in
Rummelsburg so iveiter jinge, sagt unser Amts-
rath, denn kenne man sich schließlich iber nischt
nich mehr wundern. Der Himmel habe den Ber-
linern bereits seine Verwarnung jeschickt, indem
det er iber ihnen eene jroße Wassersnoth un eene
alljemeene Hundesperre verhängt habe. Werst
det niedere Volk sei so verblendert, det et partuh
nischt nich insehen wolle un sick, noch immer
jegen de ajrarische Zollvorlage sträube. Er redete
noch'» janzen Fetzen weiter, weil ick aberst keene
Zeit nich mehr hatte, machte ick mir sachtekeir
dinne.
Aberst det muß ick ooch sagen, wenn det deitsche
Vaterland wegen de ausländische Revoluzjonen
wirklich in sonne jroße Jefahr schivebte, ivie de
„Post" un de „Kreizzeitung" meenen, denn be-
jreife ick nich, wie de leitende Männer von de
Rejierung uns jrade da in'n Stich lassen konnten.
Nich weniger als acht lebendige Minister jondelten
mit de Kommerzienräthe von den Handelsvertrags-
verein uff de Nordsee rum, un wir arme ver-
waiste Unterthanen mußten fast jänzlich unrejiert
zu Hause sitzen. Oder firchteten sich de Minister
vor det uffriehrerische Festland, oder wollten se
ooch'n Jeneralstreik inszeniren, oder wat mochte
sonst woll los sind? Mlleicht suchten se ooch
man bloß det Modell zu den neien Uneform-
knopp un wollten de Kommerzienräthe, die doch
so ville Kneppe besitzen, als Sachverständige ver-
nehmen.
Inzwischen haben se Janswindten injelocht.
Det war doch der jroße Erfinder von die Trampel-
motore, Wolkendroschken un andere unmeegliche
Sachen. In Scheeneberg hatte er'n janzen Stall
voll sowat, un er jenoß Verbindungen mit de
heechste Kreise. De kliegste Jrafen haben ihn Jeld
jejeben. Seine neiste Erfindung war'n Luftballon,
mit den man in fimf Minuten uff de Milchstraße
fahren konnte. Er verlangte davor von: Kriegs-
minister bloß zwanzig Millionen, aberst der wollte
ihm nich haben, un da soll'n sich nachher Bolle,
der de Konkurrenz von de Milchstraße sirchtete,
fier etwas billiger jekooft haben.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße
Dein jetreier Jojthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
wir ersuchen die rarteigenoflen, eine recht kräftige Agitation für den wahren Jacob zu entfalten. ’ C\yZ&\
VJ ^ vj ^ « « « Probenummetn werden auf vorhergehende Bestellung gratis und franko geliefert. « * « 4 w
■ns/G' Aus Belgien. 'Svsv'
Lernet, Ihr seid gemahnt!
Hobelspähnr.
Voll Unruh' ist die ganze Wels
Weil Keinem mehr das Heut' gefällt
Mit seinen Leiden und seinen Sorgen,
Man sehnt sich gar nach einem besseren Morgen.
Philister, schäuint nur nicht gleich über,
Geht's irgendwo mal drunter und drüber.
Begreift nur die historische Szene:
Wo Holz gehackt wird, da fallen Spähne!
Die Engländer haben jetzt einen Getreidezoll
eingeführt, um die Kosten des südafrikanischen
Raubzuges decken zu können. Das ist der grau-
same Humor des Krieges, daß er zuletzt die
eigenen armen Landeskinder ausplündert.
Im russischen Reich, da hat man stets
Den Schrecke» von Oben probat gefunden -
Nun ja, so wie man's treibt, so geht's,
Jetzt kommt dort wieder der Schrecken von Unten.
Die Kruppschen Geschütze wirken auf unglaubliche Entfernungen. So
sind sie gewöhnlich schon angefertigt, wenn zu ihrer Bewilligung durch
den Reichstag noch ein sehr weiter Weg ist.
Mit 'ner Spitze endigt oben
Alles hohe, einerlei
Ob's ein Berg nun, ob's ein Kirchthurm,
Oder ob's ein Schutzmann sei.
Die Zolltarifkommission hat die Holzzölle wesentlich erhöht, ohne daß
Oertel dagegen Widerspruch erhoben hätte. Sollte nach seiner Anschauung
Deutschland seinen Bedarf an Knüppelholz für Volkserziehungszweckc schon
allein decken können? Ihr getreuer Säge, Schreiner.
ln der Uorstadt.
üad) dem Englischen des Srancis A. £. Adams von R. £.
ln finstrer Nacht, durch kotberfiillfe Lassen,
In dem Kanalgewirr und unter Bäumen
Der dumpfe Caktscbritt ungesebner Massen,
Gin stöhnend Atbmen wie aus wüsten träumen!
gespenstisch Alles! nur ein Eichtlein wacht —
Das ist der Vormarsch der Armee der Nacht!
Die Munden all, die durch die Nacht Uertbierten,
Die da in Höhlen und in gruben wohnen,
Die Jrau’n, die tbränenlos ins Dunkel stierten,
Sie ziehen Alle mit uns wie Dämonen.
Schliesst eure Reibn! Welch blanker Schimmer lacht?
Die Bajonette der Armee der Nacht!
Mann, Weib und Kind, so kommen wir gezogen,
ln erzner Säule, schweigend und gewaltsam.
6s drängen sich die Reibn wie Meereswogen,
Düster und feierlich und unaufhaltsam.
Der Dämm’rung zu, die leis im Ost entfacht,
Wälzt sich die drohende Armee der Nacht!
Nus der Instruktionsstunde in Belgien.
Sergeant: Was wirst Du thun, wenn Dir
befohlen wird, bei einem Aufstand auf das Volk
zu schießen?
Rekrut: Dann haue ich dem Kommandanten
Eine herunter, daß ihm Hören und Sehen ver-
geht. Denn es ist empörend, so etwas von mir
zu verlangen. »
_ Sergeant: Welches ist das erhabenste Lied
eines braven Patrioten?
Rekrut: Die Marseillaise.
Sergeant: Wer steht über dem General?
t Rekrut: Van der Velde; denn der kann sogar
einen Generalstreik anordnen.
Sergeant: Was versteht man unter dem
inner» Feind? -
Rekrut: Pfaffen, Bourgeois und Aristokraten.
M. E.
Das deutsche Vorbild.
Vor den Wahlen in Frankreich wurden von
reaktionärer Seite Bilderbogen verbreitet, welche
die zukünftigen Schandthaten deutscher Soldaten
in einem wehrlosen (das heißt nicht reaktionär
regierten) Frankreich darstellen. Diese franzö-
sischen Patrioten haben ziveifellos die elenden
Hetzbilder als Vorlage benützt, mit welchen anno
1887 von unseren gesinnungstüchtigen Parteien
die Septennatswahlen gemacht wurden.
Die Biersteuer-Erhöhung ist ein gemeingefähr-
liches Experiment, schon weil sie der bewunderungs-
würdigen geistigen Entwicklung der studirenden
Jugend von heute erhebliche Schwierigkeiten bereitet.
Lieber Jacob!
Wat sin det bloß fier plötzliche un uffrejende
Zeiten, in die wir leben! Zberall, wo man hin-
kiekt, Mord un Dotschlag un soziale Revoluzjon.
In Brissel hatten se sich schonst Barrikaden uff-
jebaut, un in Petersburg schießen se de Minister
dot. Unser Amtsrath, der konservative Abjeornte
aus Ostpreußen, der bei meine Schwester in't
Vorderhaus zwee meeblirte Zimmer hat, sagte
neilich, det et bei uns nu ooch bald losjinge, det
wäre vor insichtige Pollitiker ja keene Frage nich
mehr. Der Jeist des Umsturzes, der Frechheit
un der Unbotmäßigkeit sei bereits so weit jediehen,
det et de Rummelsburjer wagen konnten, eene
janze, lange, jeflasterte Straße mit den Namen
von den berichtijten Jerharl Hauptmann zu be-
nennen, der doch det deitsche Volk in een jottver-
fluchtet Theaterstick zu Hausfriedensbruch, Brand-
stiftung, Streikpostenstehen, Keenigs- und andere
Lustmorde anjereizt haben soll. Wenn det in
Rummelsburg so iveiter jinge, sagt unser Amts-
rath, denn kenne man sich schließlich iber nischt
nich mehr wundern. Der Himmel habe den Ber-
linern bereits seine Verwarnung jeschickt, indem
det er iber ihnen eene jroße Wassersnoth un eene
alljemeene Hundesperre verhängt habe. Werst
det niedere Volk sei so verblendert, det et partuh
nischt nich insehen wolle un sick, noch immer
jegen de ajrarische Zollvorlage sträube. Er redete
noch'» janzen Fetzen weiter, weil ick aberst keene
Zeit nich mehr hatte, machte ick mir sachtekeir
dinne.
Aberst det muß ick ooch sagen, wenn det deitsche
Vaterland wegen de ausländische Revoluzjonen
wirklich in sonne jroße Jefahr schivebte, ivie de
„Post" un de „Kreizzeitung" meenen, denn be-
jreife ick nich, wie de leitende Männer von de
Rejierung uns jrade da in'n Stich lassen konnten.
Nich weniger als acht lebendige Minister jondelten
mit de Kommerzienräthe von den Handelsvertrags-
verein uff de Nordsee rum, un wir arme ver-
waiste Unterthanen mußten fast jänzlich unrejiert
zu Hause sitzen. Oder firchteten sich de Minister
vor det uffriehrerische Festland, oder wollten se
ooch'n Jeneralstreik inszeniren, oder wat mochte
sonst woll los sind? Mlleicht suchten se ooch
man bloß det Modell zu den neien Uneform-
knopp un wollten de Kommerzienräthe, die doch
so ville Kneppe besitzen, als Sachverständige ver-
nehmen.
Inzwischen haben se Janswindten injelocht.
Det war doch der jroße Erfinder von die Trampel-
motore, Wolkendroschken un andere unmeegliche
Sachen. In Scheeneberg hatte er'n janzen Stall
voll sowat, un er jenoß Verbindungen mit de
heechste Kreise. De kliegste Jrafen haben ihn Jeld
jejeben. Seine neiste Erfindung war'n Luftballon,
mit den man in fimf Minuten uff de Milchstraße
fahren konnte. Er verlangte davor von: Kriegs-
minister bloß zwanzig Millionen, aberst der wollte
ihm nich haben, un da soll'n sich nachher Bolle,
der de Konkurrenz von de Milchstraße sirchtete,
fier etwas billiger jekooft haben.
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße
Dein jetreier Jojthilf Rauke,
an'n Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
wir ersuchen die rarteigenoflen, eine recht kräftige Agitation für den wahren Jacob zu entfalten. ’ C\yZ&\
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