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Des Grafen Heimkehr.
Die Morgenvöge! zwitschern im Holz,
Des Weges reitet der Graf so stolz.
Wie freudig wiehert sein schmuckes Rotz!
Ls folgt ihm jubelnd der Knappen Croß.
Die Lchilde funkeln im Zonnenfchein,
Die Degen schauen so froh darein.
So reitet der Graf hinab ins Thal,
Lr will mit den Leinen ins Dorf zur Wahl,
vergnüglich schmunzelt er in den Bart:
„Ich Hab' nicht Mühe, noch Geld gespart.
Ich Hab' geschmeichelt, ich Hab' gegrollt.
Aus der Truhe gab ich das rothe Gold.
Und ist es gelungen und werd' ich gewählt,
Zo weiß ich nicht, was mir zum Glück noch fehlt.
Hei! will ich dann reden wie nie zuvor!
Hei! will ich dann hauen den ßeind aufs Vhr!"
Die Lonne sendet den letzten Blick.
Da reitet der Graf aus dem Dorf zurück.
Ls seufzt der Graf, es stöhnt das Roß,
Ls ächzt und wimmert der Knappen Troß.
Die Degen senken betrübt das Haupt.
Denn anders kam's. als der Graf geglaubt.
Lo reitet der Graf hinauf das Thal.
Mit den Zeinen kommt er zurück von der Wahl.
Lr reitet zurück in der Väter Burg.
Die Wahl ist vorbei und der Graf — fiel durch.
Lr reitet zurück in der Väter Haus.
Die Lozis siegten, und Alles ist aus.
,, v. d. Pleiße.
Zur Aufklärung.
von Hugo Barmt v. Krachwitz.
Bei Eröffnung der Großen Berliner Kunst-
uusstelluug hat der Kiiustlerverein ein „Arbeiter-
essen" veranstaltet, das Gedeck zu 90 Pfennigen.
Und was gab's? Erbsen mit Eisbein nebst
Sauerkraut, in Champagner gekocht, dazu Frei-
bier und 1871er Nordhäuser. Lächerliche Idee!
Das soll Arbeiteressen sein? Eher Fraß für
nothleidende Agrarier! Habe neulich erst er-
fahren, daß Arbeiter sich von ganz anderen
Dingen mästen. Hatte mich nämlich mal über-
wunden und unter das Volk gemischt. Sah
auf dem Felde einen alten Bauern, der Kar-
toffeln hackte, näherte mich ihm vorsichtig und
begann leutseliges Gespräch mit ihm.
„Na, Bauer, wie geht's?" fragte ich ihn.
„Danke. Herr, recht erbärmlich!" erwiderte er.
Nachdem er noch eine Weile gehackt hatte,
holte er aus dem nächsten Bache eine Flasche
Champagner, langte dann aus seinem Schuapp-
sacke zwei kalte Rebhühner und fing an zu
frühstücken. Das Wasser lief mir im Munde
zusammen, aber um keinen Preis hätte ich eine
Einladung zum Mitfrühstücken, die übrigens
auch nicht erfolgte, von einem so tief unter
mir Stehenden angenommen. Nachdem der
Kerl gefrühstückt hatte, zündete er sich seufzend
eine feine Havanna an und ging wieder ans
Hacken.
Hieraus können Sie lernen, wie der gemeine
Manu eigentlich lebt. Und das nennt er
noch „recht erbärmlich!" In der That, da
können nur furchtbare Steuern helfe».
Bin düpirt worden, scheußlich düpirt! Der
vermeintliche Bauer war. wie ich soeben er-
fahre. der Bankier Cohn aus Berlin, .ein
Millionär, dem vom Arzte, seiner Gesund-
heit wegen, der Landaufenthalt, verbunden
mit Kartoffelhacken und Holzspalte», verord-
net ist.
Habe jetzt wirklich satt, sozialpolitische Stu-
dien zu treiben. Mit dem nächsten Zuge fahre
heim ins Mecklenburg'sche. In der Fremde
kommt nmn sich immer wie ein Einfaltspinsel
vor. Groß, geistvoll und berühmt ist man
nur zu Hause.
Wie der Redakteur Kürstentreu seine Hofberichte — und wie er den Bericht über einen Ltreik schreibt.
Des Grafen Heimkehr.
Die Morgenvöge! zwitschern im Holz,
Des Weges reitet der Graf so stolz.
Wie freudig wiehert sein schmuckes Rotz!
Ls folgt ihm jubelnd der Knappen Croß.
Die Lchilde funkeln im Zonnenfchein,
Die Degen schauen so froh darein.
So reitet der Graf hinab ins Thal,
Lr will mit den Leinen ins Dorf zur Wahl,
vergnüglich schmunzelt er in den Bart:
„Ich Hab' nicht Mühe, noch Geld gespart.
Ich Hab' geschmeichelt, ich Hab' gegrollt.
Aus der Truhe gab ich das rothe Gold.
Und ist es gelungen und werd' ich gewählt,
Zo weiß ich nicht, was mir zum Glück noch fehlt.
Hei! will ich dann reden wie nie zuvor!
Hei! will ich dann hauen den ßeind aufs Vhr!"
Die Lonne sendet den letzten Blick.
Da reitet der Graf aus dem Dorf zurück.
Ls seufzt der Graf, es stöhnt das Roß,
Ls ächzt und wimmert der Knappen Troß.
Die Degen senken betrübt das Haupt.
Denn anders kam's. als der Graf geglaubt.
Lo reitet der Graf hinauf das Thal.
Mit den Zeinen kommt er zurück von der Wahl.
Lr reitet zurück in der Väter Burg.
Die Wahl ist vorbei und der Graf — fiel durch.
Lr reitet zurück in der Väter Haus.
Die Lozis siegten, und Alles ist aus.
,, v. d. Pleiße.
Zur Aufklärung.
von Hugo Barmt v. Krachwitz.
Bei Eröffnung der Großen Berliner Kunst-
uusstelluug hat der Kiiustlerverein ein „Arbeiter-
essen" veranstaltet, das Gedeck zu 90 Pfennigen.
Und was gab's? Erbsen mit Eisbein nebst
Sauerkraut, in Champagner gekocht, dazu Frei-
bier und 1871er Nordhäuser. Lächerliche Idee!
Das soll Arbeiteressen sein? Eher Fraß für
nothleidende Agrarier! Habe neulich erst er-
fahren, daß Arbeiter sich von ganz anderen
Dingen mästen. Hatte mich nämlich mal über-
wunden und unter das Volk gemischt. Sah
auf dem Felde einen alten Bauern, der Kar-
toffeln hackte, näherte mich ihm vorsichtig und
begann leutseliges Gespräch mit ihm.
„Na, Bauer, wie geht's?" fragte ich ihn.
„Danke. Herr, recht erbärmlich!" erwiderte er.
Nachdem er noch eine Weile gehackt hatte,
holte er aus dem nächsten Bache eine Flasche
Champagner, langte dann aus seinem Schuapp-
sacke zwei kalte Rebhühner und fing an zu
frühstücken. Das Wasser lief mir im Munde
zusammen, aber um keinen Preis hätte ich eine
Einladung zum Mitfrühstücken, die übrigens
auch nicht erfolgte, von einem so tief unter
mir Stehenden angenommen. Nachdem der
Kerl gefrühstückt hatte, zündete er sich seufzend
eine feine Havanna an und ging wieder ans
Hacken.
Hieraus können Sie lernen, wie der gemeine
Manu eigentlich lebt. Und das nennt er
noch „recht erbärmlich!" In der That, da
können nur furchtbare Steuern helfe».
Bin düpirt worden, scheußlich düpirt! Der
vermeintliche Bauer war. wie ich soeben er-
fahre. der Bankier Cohn aus Berlin, .ein
Millionär, dem vom Arzte, seiner Gesund-
heit wegen, der Landaufenthalt, verbunden
mit Kartoffelhacken und Holzspalte», verord-
net ist.
Habe jetzt wirklich satt, sozialpolitische Stu-
dien zu treiben. Mit dem nächsten Zuge fahre
heim ins Mecklenburg'sche. In der Fremde
kommt nmn sich immer wie ein Einfaltspinsel
vor. Groß, geistvoll und berühmt ist man
nur zu Hause.
Wie der Redakteur Kürstentreu seine Hofberichte — und wie er den Bericht über einen Ltreik schreibt.