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https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0135
3792
Die Abrüstung. ^
Zu Jean Iaurös Rede in der französischen Kammer.
„Die deutschen Arbeiter stehen ihren
französischen Brüdern näher, als die
französischen Reaktionäre." (Hervö.)
Der warme Sommer Kam, in Blüthe steht
Ringsum das Land und goldne Früchte reifen
Dem Landmann, der die schwere Pflugschar lenkt'
Und in die tiefen Furchen Samen streut,
von Regen nicht geschreckt noch Sonnengluth,
Zu lohnen für den Schweiß, den er vergossen.
Es ernten Andre mit, die nicht gepflügt
Und nicht gesät; doch einstmals muß sich's fügen,
Daß nur genießen wird der Arbeit Frucht,
wer Arbeit selber leistet für das Ganze.
Doch kann die Welt sich nimmer neu gestalten,
Roch kann die Arbeit nehmen sich ihr Recht,
So lang in Waffen dies Europa starrt,
Zum Uamps gerüstet stets bis an die Zähne
Und stets bedroht vom großen Völkermord.
Ein Moloch saugt sie aus, der Länder Säfte,
Und lähmt des Menschengeistes hohen Flug.
Germania und Gallia! welch ein paar!
Die Welt beherrschtet ihr, wenn ihr als Schwestern
In trauter Freundschaft euch verbunden wäret
Und nicht durch des Barbaren arge List
In Hader euch und Feindschaft stürzen ließet!
Hab' Dank, o Jauräs, für das Friedenswort,
Das mächtig in der Feinde Reihen schlug,
2lls Du verlangtest, daß das blanke Schwert
Run endlich sei im Tempel ausgehängt.
Den Friedensfreunden rechts und links vom Rhein
Ging auf das Herz, von Hoffnung hoch geschwellt,
Daß dies Wort auch sich einst erfüllen wird
Und Gallia und Germania Arm in Arm
Roch in die Schranken das Jahrhundert fordere.
Statt zu befehden sich in heißem haß,
Soll'n Brot und Freiheit sie dem Volke schaffen,
Daß wenn der Landmann seine Furche zieht,
Cr- auch der eignen Ernte sicher ist.
wer es vermag, solch gutes Wort zu sprechen,
wird Bahn für Frieden und für Freiheit brechen.
Inhalt der Anterlzaltnngs-Beilage.
Wie der Wind weht, so marschiren wir. (Illustration.) —
Königskinder. — Der kraftvolle Herrscher. (Illustration.) —
Die Macht der Gewohnheit. (Illustration.) — Englische
Helden. — Standesgemäß. — Druckfehler. — Auguste Eich-
horn. (Mit Porträt.)
Inhalt der zweiten Beilage: Zwei Hirten. (Illu-
stration.) — Flitterwochen auf dem Lande. (Illustration.)
Der Erbe.
Es liegt fobfßranR Herr QÜlenrnmiit,
was man nun mal nicht andern kan».
Besitzer vieler großer Werke,
war er ein Mann von Irrast und Starke.
Er siinterläsit nckst einem Sohn,
Ein Sklavenheer ans Sklauenlohn.
Die Arbeiter aber sind gute Leute,
Ergeben ihren Herrn von heute.
Sie lesen gerne die Berichte
von ihrem Meister, dem großen Wichte,
worin da steht, wie er gedöst
Und wie sein Stuhlgang sich gelöst.
vom Schwein hat er etwas Schinken genossen,
Einige Glaser Portwein wurden ihn, angegossen,
Er rauchte auch ein Bischen Tabak
Und in allen Kreisen die Meinung inan hat:
„(L> daß doch viele Zigarre» noch
Ergötzten Herrn Eisennianns Nasenloch!"
Der Sohn aber nicht dieser Ansicht lebt,
Gbschon er dem Kranken am nächsten steht.
Er dreht sich den blonden Habg-Bart
Und mit recht schneidiger Herrenart
Nnst er: „Als ob ich mich genirte!
wenn nur der Alle bald krepirte!" v. w.
Neue Kongresse.
Mit dem Herannahen der warmen Jahreszeit
beginnt in Berlin alter Gewohnheit gemäß die
Saison der Kongresse und Verbandstage. Wie
wir hören, werden in der kommenden Saison auch
einige neue, bisher nicht vertretene Jnteressen-
verbande in Berlin tagen.
Der Kongreß staatserhaltender Milch-
pantsch er tritt in den Räumen des „Vereins
der Wasserfrennde" zusammen. Die Verhand-
lungen werden mit der Absendung einer Hnl-
digungsdepesche an den preußischen Landwirth-
schaftsminister, Exzellenz von Podbielsky, stim-
nmngsvoll cingeleitet. Zum Schluß findet großes
Preispantschen statt. Zu Gunsten derjenigen Mit-
glieder, die wegen ihrer hohen sozialen Stellung (vom
Rittergntspächtcr aufwärts) bei gelegentlichen Kon-
flikten mit den Gerichten nicht mit Gefängniß-, son-
dern nur mit Geldstrafen belegt werden können,
soll ein Unterstützungsfonds gegründet werden.
Die Jahresversammlung des Verbandes
unentdecktcr Raubmörder findet im Fest-
saale des Berliner Polizeipräsidiums statt. Der
Ehrenvorsitz ist Herrn von Windheim übertragen
worden, unter dessen gesegneter Amtsführung die
Mitgliederzahl des blühenden Vereins zu einer
bisher ungekannten Höhe angewachsen ist.
Der Verbandstag der deutschen Lockspitzel
wird demnächst unter dem Präsidium seines
Ehrenniitgliedes, des Rentiers Normann-Schu-
mann, zusammentreten. Da die Zahl der durch
die sozialdemokratische Arbeiterschaft entlarvten
Spitzel in letzter Zeit einen bedenklichen Umfang
angenommen hat, so wird der Verbandstag dar-
über berathen, wie den Gefahren im Lockspitzel-
gewerbe durch eine gediegene polizeitechnische Aus-
bildung vorzubeugen und den durch Entlarvung
brotlos gewordenen Kollegen durch eine Pensions-
kasse zu helfen ist.
Ein Kongreß von Hofbankdirektoren tagt
gegenwärtig in Moabit. In dieser Versanimlung
ist jedoch nur eine kleine, exklusive Gruppe der
Berufsgenossen vertreten, die sich vor den übrigen
in erster Linie durch christliche Strenggläubigkeit
anszcichnet. Der bekannte Kirchenstister Sanken,
Ritter re., giebt in den Verhandlungen den
Ton an. j. s.
Aus dem Kommrrzienrathsleben.
(Frei nach gerichtlichen Ermittelungen.)
Wenn des Abends, müd' vom Stehlen,
Heimkehrt der Kommerxienrath,
Spirit er mit dem Slaalsanwalle
Zur Erholung einen Skal.
Gehl er dann am andern Morgen
Nicht sogleich aufs Stehlen ans, —
Inl'resstrt hat ihn rin neues
Projrktirtrs Gotleshaus.
Und er zeichnet für die Kirche
Linen größeren Betrag,
Diesen stiehlt er ohne Mühe
Doch am selben Dachmitlag.
Wenn ihm Jemand sein Vermögen
Trautzur Aufbewahrung an,
Nimmt er gütig es enlgrgr»,
Unterschlägt r» ihm sodann.
Doch bei größeren Vbjrklen
Geht er mit mehr Vorsicht um,
Gründet eine Dirbsgemrindr,
Nennt sie ein Konsortium.
Und bei opulrnlrni Schmaußr
Feiert er die Gründungsthat,
Sehl, des Lebens reichste Gaben
Schlückert rin Kommersirnrath.
Moderner Tod.
„Ist Ihr Mann eines gewöhnlichen Todes
gestorben?"
„O ja, er wurde von der Elektrischen über-
fahren!"
Die Abrüstung. ^
Zu Jean Iaurös Rede in der französischen Kammer.
„Die deutschen Arbeiter stehen ihren
französischen Brüdern näher, als die
französischen Reaktionäre." (Hervö.)
Der warme Sommer Kam, in Blüthe steht
Ringsum das Land und goldne Früchte reifen
Dem Landmann, der die schwere Pflugschar lenkt'
Und in die tiefen Furchen Samen streut,
von Regen nicht geschreckt noch Sonnengluth,
Zu lohnen für den Schweiß, den er vergossen.
Es ernten Andre mit, die nicht gepflügt
Und nicht gesät; doch einstmals muß sich's fügen,
Daß nur genießen wird der Arbeit Frucht,
wer Arbeit selber leistet für das Ganze.
Doch kann die Welt sich nimmer neu gestalten,
Roch kann die Arbeit nehmen sich ihr Recht,
So lang in Waffen dies Europa starrt,
Zum Uamps gerüstet stets bis an die Zähne
Und stets bedroht vom großen Völkermord.
Ein Moloch saugt sie aus, der Länder Säfte,
Und lähmt des Menschengeistes hohen Flug.
Germania und Gallia! welch ein paar!
Die Welt beherrschtet ihr, wenn ihr als Schwestern
In trauter Freundschaft euch verbunden wäret
Und nicht durch des Barbaren arge List
In Hader euch und Feindschaft stürzen ließet!
Hab' Dank, o Jauräs, für das Friedenswort,
Das mächtig in der Feinde Reihen schlug,
2lls Du verlangtest, daß das blanke Schwert
Run endlich sei im Tempel ausgehängt.
Den Friedensfreunden rechts und links vom Rhein
Ging auf das Herz, von Hoffnung hoch geschwellt,
Daß dies Wort auch sich einst erfüllen wird
Und Gallia und Germania Arm in Arm
Roch in die Schranken das Jahrhundert fordere.
Statt zu befehden sich in heißem haß,
Soll'n Brot und Freiheit sie dem Volke schaffen,
Daß wenn der Landmann seine Furche zieht,
Cr- auch der eignen Ernte sicher ist.
wer es vermag, solch gutes Wort zu sprechen,
wird Bahn für Frieden und für Freiheit brechen.
Inhalt der Anterlzaltnngs-Beilage.
Wie der Wind weht, so marschiren wir. (Illustration.) —
Königskinder. — Der kraftvolle Herrscher. (Illustration.) —
Die Macht der Gewohnheit. (Illustration.) — Englische
Helden. — Standesgemäß. — Druckfehler. — Auguste Eich-
horn. (Mit Porträt.)
Inhalt der zweiten Beilage: Zwei Hirten. (Illu-
stration.) — Flitterwochen auf dem Lande. (Illustration.)
Der Erbe.
Es liegt fobfßranR Herr QÜlenrnmiit,
was man nun mal nicht andern kan».
Besitzer vieler großer Werke,
war er ein Mann von Irrast und Starke.
Er siinterläsit nckst einem Sohn,
Ein Sklavenheer ans Sklauenlohn.
Die Arbeiter aber sind gute Leute,
Ergeben ihren Herrn von heute.
Sie lesen gerne die Berichte
von ihrem Meister, dem großen Wichte,
worin da steht, wie er gedöst
Und wie sein Stuhlgang sich gelöst.
vom Schwein hat er etwas Schinken genossen,
Einige Glaser Portwein wurden ihn, angegossen,
Er rauchte auch ein Bischen Tabak
Und in allen Kreisen die Meinung inan hat:
„(L> daß doch viele Zigarre» noch
Ergötzten Herrn Eisennianns Nasenloch!"
Der Sohn aber nicht dieser Ansicht lebt,
Gbschon er dem Kranken am nächsten steht.
Er dreht sich den blonden Habg-Bart
Und mit recht schneidiger Herrenart
Nnst er: „Als ob ich mich genirte!
wenn nur der Alle bald krepirte!" v. w.
Neue Kongresse.
Mit dem Herannahen der warmen Jahreszeit
beginnt in Berlin alter Gewohnheit gemäß die
Saison der Kongresse und Verbandstage. Wie
wir hören, werden in der kommenden Saison auch
einige neue, bisher nicht vertretene Jnteressen-
verbande in Berlin tagen.
Der Kongreß staatserhaltender Milch-
pantsch er tritt in den Räumen des „Vereins
der Wasserfrennde" zusammen. Die Verhand-
lungen werden mit der Absendung einer Hnl-
digungsdepesche an den preußischen Landwirth-
schaftsminister, Exzellenz von Podbielsky, stim-
nmngsvoll cingeleitet. Zum Schluß findet großes
Preispantschen statt. Zu Gunsten derjenigen Mit-
glieder, die wegen ihrer hohen sozialen Stellung (vom
Rittergntspächtcr aufwärts) bei gelegentlichen Kon-
flikten mit den Gerichten nicht mit Gefängniß-, son-
dern nur mit Geldstrafen belegt werden können,
soll ein Unterstützungsfonds gegründet werden.
Die Jahresversammlung des Verbandes
unentdecktcr Raubmörder findet im Fest-
saale des Berliner Polizeipräsidiums statt. Der
Ehrenvorsitz ist Herrn von Windheim übertragen
worden, unter dessen gesegneter Amtsführung die
Mitgliederzahl des blühenden Vereins zu einer
bisher ungekannten Höhe angewachsen ist.
Der Verbandstag der deutschen Lockspitzel
wird demnächst unter dem Präsidium seines
Ehrenniitgliedes, des Rentiers Normann-Schu-
mann, zusammentreten. Da die Zahl der durch
die sozialdemokratische Arbeiterschaft entlarvten
Spitzel in letzter Zeit einen bedenklichen Umfang
angenommen hat, so wird der Verbandstag dar-
über berathen, wie den Gefahren im Lockspitzel-
gewerbe durch eine gediegene polizeitechnische Aus-
bildung vorzubeugen und den durch Entlarvung
brotlos gewordenen Kollegen durch eine Pensions-
kasse zu helfen ist.
Ein Kongreß von Hofbankdirektoren tagt
gegenwärtig in Moabit. In dieser Versanimlung
ist jedoch nur eine kleine, exklusive Gruppe der
Berufsgenossen vertreten, die sich vor den übrigen
in erster Linie durch christliche Strenggläubigkeit
anszcichnet. Der bekannte Kirchenstister Sanken,
Ritter re., giebt in den Verhandlungen den
Ton an. j. s.
Aus dem Kommrrzienrathsleben.
(Frei nach gerichtlichen Ermittelungen.)
Wenn des Abends, müd' vom Stehlen,
Heimkehrt der Kommerxienrath,
Spirit er mit dem Slaalsanwalle
Zur Erholung einen Skal.
Gehl er dann am andern Morgen
Nicht sogleich aufs Stehlen ans, —
Inl'resstrt hat ihn rin neues
Projrktirtrs Gotleshaus.
Und er zeichnet für die Kirche
Linen größeren Betrag,
Diesen stiehlt er ohne Mühe
Doch am selben Dachmitlag.
Wenn ihm Jemand sein Vermögen
Trautzur Aufbewahrung an,
Nimmt er gütig es enlgrgr»,
Unterschlägt r» ihm sodann.
Doch bei größeren Vbjrklen
Geht er mit mehr Vorsicht um,
Gründet eine Dirbsgemrindr,
Nennt sie ein Konsortium.
Und bei opulrnlrni Schmaußr
Feiert er die Gründungsthat,
Sehl, des Lebens reichste Gaben
Schlückert rin Kommersirnrath.
Moderner Tod.
„Ist Ihr Mann eines gewöhnlichen Todes
gestorben?"
„O ja, er wurde von der Elektrischen über-
fahren!"