Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 19.1902

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0195
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

3852

MW für sorge. rTLK

Ls schliefen auf dem Zentrumstag
Der schwarzen Scbäfletn fromme Scbaaren, —
Da musste wie ein Metterseblag
Lin maort aus ipbrasenwolfcen fahren.

© Scbäöler, nur der Ibimmel kann
Dich würdig für den Satz belohnen:

„Der Staat hat für den Arbeitsmann
Our Sfeuerzeffel und Ikanonen."

Des /Leisters Ikeöe setz'ich fort:

„Ahr /Dünner, Frauen und Ikaplüne,

Vernehmt an diesem beü'geit ©rt
Des Zentrums grosse Zukunftspläne:

Mir wollen, dass der Ikaiser borgt
Für Ibeer und Flotte sich /Dillionen;

Denn für das Volk ist schon gesorgt
Durch Steuerzettel und Ikanonen.

„Dm Arbeit jammern und nach Brot
Viel tausend hungerkranke Thoren:

Vor Allem lindern wir die Ooth
Der Grundbesitzer hochgeboren.

Der /Dund, der gegen Zölle schreit,

Mird satt gemacht mit blauen Lohnen,
Mir richten Lueh ein /Dahl bereit
Von Steuerzetteln und Ikanonen.

„Dnd sehnt sich aus des Alltags Dunst
Das Derz nach sonnigbellen Dingen,

Oacb freiem Volk, von freier Ikunst
Getragen aut der Scbönbeit Schwingen,
Für solchen Tlnsinn sind wir nicht,

Mir müssen unsere Ikasse schonen:

Mir bringen Luch das Dimmelslicht
Der Steuerzettel und Ikanonen."

Geduld! Der Zukunft starkes Ibeer
Mird seine Sturmestrommel rühren,

Aus Iknechtschaft durch ein rotbes /Ibeer
Zu neuen Dtern uns zu führen:

Lin frohes Volk, in Arbeit gleieb,

Befreit vom alten Aoeb der Drohnen:

Ls nabt das Ln de für das iRetcb
Der Steuerzettel und Ikanonen.

Inhalt der Unterhaltung»-Beilage.

Unangenehme Situation. Illustration. — Die Fürsten
und die Presse. Von Jgnotus. — Aegirspiele (illustrirt). —
Dazu langt's immer. Illustration. — Der Mißtrauische.
Illustration. — Malthus redivivus. Von Uno. — Des
Feldwebels Klage. Illustration. — Oberdepphuber. Von Fritz.

Inhalt der zweiten Beilage. 'Der frierende Gens-
darm. Illustration. — Der „kleine Pod" in der Westentasche.
— Das ersehnte Ziel. Illustration.

An Auslands Iugenö.

Zur Ausweisung Aalajews.

Nun bület euch; ihr seid gewarnt!
Das stohe „Land der Denker",
(Lrniedrigl hat's nun: Schergen jetzt
Sich eurem russ'schen Lenker.

Ob's blasse Nurcht, ob's Knechtesstnn,
— Der liegt uns ja im Blute —
Gleichviel, wir beugen willig und
Gehorsam uns der Knute. d.k.

Zu Düsseldorf.

ZU Düsseldorf, zu Düsseldorf,

Der Stadt, so schinuck wie keine, —

Im schönen Erntemonat war'sch,

Da schwammen im Parademarsch
Viel Schwimmer, groß' und kleine,

Zu Düsseldorf, zu Düsseldorf,

Im Rheine.

Zu Düsseldorf, zu Düsseldorf
That Jedermann das Seine.

Wie hob sich beim Parademarsch
So stolz der treue deutsche — Busen
Im goldnen Sonnenscheine,

Zu Düsseldorf, zu Düsseldorf,

Im Rheine.

Zu Düsseldorf, zu Düsseldorf
flogen da die Beine!

Die Wellen rauschten dumpf heran
Rnd — brachen sich am Ufer dann.

War das nicht höchst gemeine
Zu Düsseldorf, zu Düsseldorf

Vom Rheine? Uno.

v. Below -Pleitenburg

an v. Arnim-Schnodderheim.

Mein Allerwerthster! Habe in letzter Zeit vielen
Aerger gehabt. Esel von Schulinspektor ennuyirt
mich wegen Unterrichtsräunie in Patronatsschule.
Bude soll zu niedrig sein, ist dabei gute zwei
Meter hoch. Meine doch, daß das für Kinder
genügend, und wenn Schulmeister Nase nicht so
hoch tragen möchte, würde auch nicht oben an-
stoßen. Mag Kerl krumnien Buckel machen, wenn
Wissenschaft verzapft! Habe blödsinnige Zu-
muthung von Inspektor natürlich ignorirt. Neu-
lich großer Skandal: Schulstube während des
Religionsunterrichts eingestürzt. Frage: wieviel
Leichen; Antwort: keine, blos paar Löcher in
lausige Kinderkäpfe. Natürlich! Glück für Schädel,
daß Fallhöhe nicht größer gewesen! Wäre Ballast
vier Meter runtergekommen, sicher paar Dutzend
von Bande todt auf Strecke geblieben. Sofort
an Aufsichtsbehörde geschrieben und Antrag ge-
stellt, daß Unterricht jetzt unter freien: Hinnnel
stattzufinden habe, da Schulzimmer auf Land
nachweislich stets mit Lebensgefahr verbunden.

Ueberhaupt Behörden! Kommen neulich Steuer-
kerls auf Hof und wollen wir meinen Sekt ver-
ekeln. Was über dreißig Flaschen im Keller soll
versteuert werden. Ich schlagfertig, machte es
tote Kameraden im Stettiner Kasino: allen Sekt
an Leute auf Gut vertheilt. Inspektor dreißig
Flaschen, Kutscher dreißig Flaschen, Schweinehirt
dreißig u. s. w. Gute Idee; neugierig, ob Be-
hörde drauf reinfallen wird.

Las übrigens mit Vergnügen in Blätter, daß
Reichsregierung im letzten Jahr 63h'- Millionen
Defizit gemacht hat. Endlich kommt ritterlicher
Geist in die Verwaltung! Habe auch, seit Gut
von Vater geerbt, regelinäßig mit Minus gewirth-
schastet. Grade wie bei Reichsregierung: Alles für
Militär geopfert. Erstens Schulden aus Lentnants-
zeit berappt, dann zwei Jungens bei Gardekaval-
lerie. Denken, was kostet! Beides natürlich Jeu-
Fritzen comme il faut — „erblich klaftert". Guter
Witz, was? Hoffe alles von Zollvorlage, sonst
werde Sozialdemokrat.

Inzwischen ^ Below.

Lied eines Gberbüraerureisters.

Mein Aug' ist hell und stolz mein Gang,
Reich', Mutter, mir den Frack,

Und bürst' mir meine Stiefel blank
Und meinen Chapeau claque.

Lueanus pfiff, da spitzte ich
Das dienstbefliff'ne Vhr,

Zum Mnigseinzug rief er mich
Vor's Brandenburger Thor.

Die Menge drängt, die Lonne sticht,

Lin Schutzmann schnauzt mich an.

Ich aber kenne meine Pflicht
Als tapf'rer Freisinnsmann.

Ls fließt die Rede spielend leicht.

Ich übt' sie manchen Tag;

Lntblößten Haupt's, den Rumpf gebeugt.
Steh' ich am Magenschlag.

Italiens Stolz, des Friedens Hort
Preis' ich, wie sich's gebührt.

Die Majestät versteht kein Wort,

Doch scheint sie sehr gerührt.

Dann trete schweigend ich zurück
Und harre still gespannt.

Jetzt kommt der große Augenblick,

Jetzt reicht er mir die Hand.

Vorüber ist es und vorbei.

Und heimwärts geht mein Schritt.
Aachmittags kommt ein Hoflakai,

Der bringt mir etwas mit.

Die Lippe bebt, die Pulse glühn.

Mir hüpft das Herz voll Lust,

Den sechsten Vrden Heft' ich kühn
An meine Mannesbrust.

Mein Gang ist stolz und hell mein Blick,
Häng', Mutter, weg den Frack,

Du aber, Gott im Himmel, schick'

Bald wieder solch 'nen Tag. j. s.
 
Annotationen