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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 19.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.8186#0205
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— 3862

Offene Stellen.

luflioig frank.

Dem --vorwärts- kehlte ein Mitarbeiter.

Dalli!

wohlan flenn, Ihr rotyen freiyeitsffreiter.
Dallo?

M höre, daß hch ein vewerver kanfl
Unk -Krachenden thronen- in vint nnfl vranfl.
beim Slhreiver vom fächkffchen -vaterianfl-.
Dalli nnfl Dalio!

Der Kaffer von Rußland braucht einen erben.
Dalli!

wer will sich um da§ Pöftüjen bewerben?
Dallo!

Die Kanfllüaten fmü gar nicht rar,

Ich kchicke ihm fchnell eine Ptinzeukchaar,
es ffeckt ta in ieüem ein Kleiner Zar.

Dalli und Dallo!

Zn Köln die Schwanen muffen sich quälen.

Dalli!

Sie möchten fo gern einen erzbfffl)of wählen.
Dallo!

Und wird euch das lange warten fatal,

So gebt doch den Krummffab in glücklicher Wahl
einem kchneidigen, prenßffchen Oeneral.

Dalli und Dallo!

ln Pofen will Willing nicht weiter thronen.

Dalli!

Das vörkenkpiei kcheint ihm doch beffer zu lohnen.
Dallo!

Und wer keinen Seffel will nehmen ein,

Der darf Keine feldwebelstochter frel’n,

Und muß in Bpjäti) geboren fein.

Dalli und Dallo!

Ich wußte noch viele kichere Stellen.

Dalli!

Ich denKe an schöne ZuchthansMen.

Dallo!

0 dürfte ich fperren in foiche Dut
So rund Köntaufend von blauem Blut!
wie ftünd’ es um voiK und freiheit dann gut!
Dalli und Dallo!

Inhalt der Unterhaltung»-Beilage.

Die Edelsten und Besten. Von Bb. — Die Fürsten und
die Presse. Von Jgnotus. — Das Brotmucherkartell. Illu-
stration. — Heil'ge Gnochen. — Fleischnoth. Illustration. —
Der Dalles in Portugal. Von Uno. — Vom Parteitage.
Berlin in München. Illustration. — Münchner Hofbräuhaus-
D'stanzeln. Von Ernst Kreowski (illustrirt).

Inhalt der zweiten Beilage. Michel und seine
' Feinde. Illustration. — Kinderspielzeug. Illustration.

Fleischnoth.

Tappe-tapp und brumme-brumm —

Fauchend schleicht's im Land herum.

Grinsend glotzt's aus schmieriger Fratze,

Hebt und spreizt die klobige Tatze.

lind es plinkert

And es zwinkert

Auf zu den geliebten Herren,

Tie es an der Leine zerren.

G, sie haben's fest am Bande,

Jene Herrn vom platten Lande;
Schleppen's an des Reiches Grenze:

Hier vollführe deine Tänze!

Trab und hopp
And galopp

Canzt's und läßt kein fremdes Schwein
In das Teutsche Reich herein.

Und es leckt dem Herrn die Hand,
Machend überm Vaterland.

Hunger plagt den Proletarier,

Doch es pflegt sich der Agrarier.

Nit Gebrumm
Schleicht herum

Tas Gespenst, das uns bedroht,

Das der Junker führt: die Roth!

Lrich Mühsam.

Vri Eugen, dem Unentwegten.

Anläßlich der letzten tiefsinnigen Ausführungen
der „Freisinnigen Zeitung-- über den Zukunsts-
staat, faßte ich den Entschluß, mich von dem
Befinden ihres verehrten Herausgebers persönlich
zu überzeugen. Ich traf den großen Eugen ge-
rade beiin Abendessen. Mir fiel es auf, daß er
eine gebratene Taube, wie sie auf dem Teller
lag, nahm und in den Mund steckte. Wie groß
auch sein Mund ist — das ist ja allbekannt —
so war doch die Gefahr einer Erstickung ziemlich
nahe, und wenn nicht Frau Richter ihrem Ge-
mahl heftig auf den Rücken geklopft hätte, so
märe eine bedauerliche Katastrophe eingetreteu.
Eugen nahm dann noch eine Riesengurke und
schob sie ohne Weiteres in seinen Schlund, wo-
bei sich die geschilderte Prozedur wiederholte.

Da ich meiner Verwunderung über diese sonder-
bare Essensmethode Ausdruck gab, erklärte Frau
Richter, ihr Herr Gemahl fürchte sich so schreck-
lich vor dem „Theilen--, und bcthätige seine Ab-
neigung gegen alle Theilerei sogar beim Speisen,
welches er stets „voll und ganz" vorzunehmen
pflege.

„Bei der verd.... Theilerei kommt ja doch
nichts heraus", ergriff nun Eugen, der inzwischen
eine Wassermelone hinuntergewürgt hatte, selbst
das Wort: „Die Rothen bilden sich ein, daß
eine Ente mehr wird, wenn man sie in vier
Viertel zerlegt. Das ist aber nicht wahr!"

Ich nickte zustimmend und empfahl mich, wäh-
rend Eugen mir noch ein dröhnendes „Up ewig
ungedeelt!" zur Thür hinaus nachrief. m. k.

Vom Kasernrnplah.

Unteroffizier: „Stell'Dich nicht nur ganz
wie'n Rindvieh an, Meyer, dadurch hilfste der
Fleischnoth ja doch nicht ab!"

Ostxreutzisches Lehreriied.

(In Ostpreußen ist die Prügelpädagogik durch eine amtliche
Verfügung geregelt worden.)

Das Holzen ist des Lehrers Lust,

Juchhe,

Wie Donnerwetter pfeift und saust

Der Bakel in der Lehrerfaust,

Juchhe.

Der Bakel ist das Szepter mein,

Juchhe,

Mit diesem bring' den Rnäblein bei

Ich Kottesfurcht und Rönigstreu',

Juchhe.

Lagt man die zehn lSebote auf,

Juchhe,

Lo ziehe ich voll Thatendrang

Die Rinderohren meterlang,

Juchhe.

viel' Hiebe bringt das Kirchenlied,

Juchhe.

Ich prügle ein mit Ach und Weh

Das Linmaleins und Abc,

Juchhe.

Doch halt' ich mich ans Reglement,
Juchhe,

Das Reglement verkündet laut.

Was, wann, wo, wen und wie man haut,
Juchhe.

Der Hieb aufs Haupt ist nicht erlaubt,
Juchhe —

Lin Ratzenkopf ist Barbarei,

Jedoch der Hint're steht uns frei,

Juchhe!

j. s.
 
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